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3 (1S ri Nummer 283 — 28. Jahrgang «rschelnt «mal WSchll. mit «lliistr. Gmlisbkll-iqe,', .Heimat un» «eU' und der Ninderbeilau« .Frohmut', sowie den Lertbeiiagen .St, Benno-Blatt'. .Unterhaltung und Wissen'. »Dte WeU der g'au". .«erziiicher Ralgeber'. .DaS gute Buch' .Filmrund. ,chau'. Monaliicher «ezugSPret» 8 ^ -inschi. Bestellgeld. Wuizeluummer 10 g, Sonnabend- u, Sonnlagnummer jtv Hauplichrtstieileri Dr. G. sveSrzvk, Dresden. Sächsische Sonnlag. den 7. Dezember 1938 tverlagSorti Dre-dea Slnzelgenpreis«! Die IgesvaUene PetUzelle 80 -.Famitieit» anzeigen u.Slellengeluche ÜO Die peitNetlamezeile. 89 mn» breit, 1 Für Anzeigen auberhaib de« Verbreitungsgebiete« «0 g, die petlirellamezetle I.88X, BrlesgebttOZ. Im Fall, höherer Gewalt erlischt jede Verpllichlung aus lliesennig sowi» Erfüllung v. Anzeigeii > Austvligen ». Leistung v, Schadenersatz» Geschäsllicher Teil: Fra«» Buagar«, Dresden. oolfssenuna <t»el»äst«ftrlle, Drncku.Brrlagi «ermania, A..G. für Verlag und Dnickerei.Filiale Dresden. DreSden-A.1. Paliersirnsze 17. FernruiglolL Poliichecklonlo Dresden L79L. Bankkonio Stndtbant Dresden Vr, l'l7Ii>' Für christliche Politik und Kultur Redaktion der Lüihitlairn ivolkSzeitung DreSden-Wlsladl 1. Poliersiratzc >7. FsrnvU MN und IllllL. Der Tag -er Entscheidung Die Mehrheit für Brüning gesichert Starker Eindruck der Kanzlerrede Berlin. 6. Dezember. Der Reichstag hat heute die Entscheidung über das Schicksal der Notverordnung und damit über die Weiterarbeit des Kabinetts Brüning zu treffen. Die Abstimmung wird vermutlich erst im Laufe des Nachmittags stotfinden. da trotz der ausserordentlich langen Debatte am Freitag immer noch eine ganze Anzahl von Rednern auf der Tagesordnung stehen. Immerhin darf schon jetzt als sicher gelten, datz der Reichstag dem deutschen Volke heute keine unangenekm« Nikolaus-Ueberraschung bescheren wird. Die Mehrheit für das Kabinett Brüning darf als gesichert gelten. Die gestrige Debatte hat ergeben, datz die Versuche, den C h r i st l i ch - s o z i a I e n Vc> lksdie » st von der Front der Regierungssiarteien abzusprengen, ohne Erfolg geblieben sind. Die eindringlichen Ausführungen, die der Kanzler gestern an die Landvolk- Vertreter im Reichstag gerichtet hat, scheinen nicht ohne Erfolg'geblieben zu fein. Wie man hört, werden mehrere Landvolk-Abgeordnete gegen Aushebung der Notver ordnung stimmen. Schliesslich hat gestern die sazialdemo kratische Reichstagssraktion beschlossen, gegen die Anträge auf Aufhebung der Notnerordnung u»d gegen alle Mitztrauens- anträge zu stimmen. Für den Fall, Hatz die Debatte sich heute noch so ansdehnt, das; eine Abstimmung nicht mehr möglich ist, müsste die Abstim- ^ nuing ans Dienstag verschoben werden, da Montag (wegen D dcs katholischen Feiertages Mariä Empfängnis) sitzungssrei ist, »^Doch wird n i ch t als wahrscheinlich angenommen, das; ^«ine solche Verschiebung der Abstimmung notwendig sein wird. Internationale Kandelskammer Paris, 6, Dezember, Der Vermaltungsrat der Internationalen Han delskammer hat in seiner gestrigen Sitzung unter dem Vorsitz des Belgiers Theunis die gegenwärtige Weltwirt- ,.^ch a s 1 s k r i s e diskutiert. Es wurde eine längere Entschlie- Ctzung angenommen, die die Notwendigkeit der Zusammenarbeit Öller betont, um die Wiederbelebung der Geschäfte zu beschleu nigen, Sie appelliert an die Ländergruppen, sich trotz allem kei nem Pessimismus hinzugeben, sondern an der Anfrechterhal- tung des Friedens zu arbeiten und sich aktiv an der schnellen Wiedererrichtung des Wirtschaftsmechanismus zu beteiligen, um die Rückkehr zu normalen Verhältnissen zu beschleunige» Zu diesem Zweck beabsichtigt die Internationale Handelskam mer, eine eingehende Enquete über die Ursachen und die Wir kungen der gegenwärtigen Wirtschaftslage zu unternehmen, um sestzustellen, in welchem Umfang man ihr abhelfen und eine Wiederbelebung der Geschäfte erreichen kann. — Im Verlause der gestrigen Sitzung des Verwaltungsrats habe» der Vor sitzende und der Vizevorsitzende der deutschen Gruppe, Franz von Mendelssohn und Abraham Frowein-Elberfeid gesprochen. Der Präsident der Berliner Industrie- und Handelskam mer und Vorsitzende der deutschen Sektion der Internalionalen Handelskommer, Franz von Mendelssohn, führte ans: Die Gründe der Weltwirtschailskrise seien zweifellos in grossem Umfange für die verschiedenen Länder gemeinsam. Sie seien daher sehr wohl einer gemcinsamen Untersuchung zugänglich und vielleicht seien auch gemeinsame Abhilfsmatznahmen zu finden Deutschland habe in der ersten Zeit nach dem Kriege trotz autzerordentlicher Kapitalverluste einen starke» Anstieg in feiner Produktion und seiner Wirtschaft erlebt, begünstigt von Krediten und begünstigt durch die gute Konjnnklnr im Aus- lande. Heule sei die Produktion tief gesunken. Die Zahl der Arbeitslosen betrage doppelt so viel wie im Vorjahre und da neben steye ein Heer von 10 bis 15 Prozent der Arbeiterschaft tn Kurzarbeit. Oie Blamage der Wirtschaftspartei Mit besonderem „Ruhm" hat sich an den letzten Tagen die Wirts chaftsparlet bedeckt, die sich durch den Reichs kanzler von der Tribüne des Reichstages herab bescheinigen lassen musste, datz ihre Veröffentlichungen znm Falle Bredt unwahr seien. Aufs Höchste verstimmt durch das Vorgehen der Wirtschaftspartei hat sich auch der Reichspräsident gezeigt. Bekanntlich hat Brüning sein Kabinett auf ausdrückliche An weisung des Reichspräsidenten ohne Bindung an die Frak tionen vollzogen. Datz die Wirtschaftspartei es trotzdem für richtig hielt, „ihren Minister aus dem Kabinett zurückzuziehen, hat der Reichspräsident als persönlichen Assront cmpsinden müssen. Er hat daher von der Ucbersendung des üblichen Dank schreibens, dos sonst ausscheidenden Ministern zugeht, tm Falle Dr, Bredt abgesehen, — Ruhmesblätter für dis Geschichte der Wirtschaftsparte!, Einen starke» a u tz e n p o I! t i f ch e n Einschlag haben am Freitag die Abgeordneten Rosenberg sNatsoz.) und v, Frey- lagh Loringhoven (Du.) in die Debatte gebracht, Außen- minister Dr. Curtius hat ihnen mit einigem Temperament ge antwortet, Man nimmt nun an, das; autzenpoliiische Fragen im Plenum des Reichstages in der nächsten Woche nicht mehr erörtert werden. Wenn man die drei Tage der Reichstagsdcbaiie überblickt, dann bildete unzweifelhaft die Rede des Reichskanzlers Dr, Brüning den Höhepunkt. Die überlegene Ruhe, mit der er die von links und rechts auf ihn eiuprasselndeu Zwischenrufe absertigte, die unbeirrbare Klarheit seiner Beweisführung zeig ten aufs stärkste, wie die Partei im Reichstag steht! Sach lichkeit und V e ra n l w o r t u ii g sb e w u s; t s e i n ge gen Leidenschaft und S o n d e r i n t e r e s s e n. Wenn der Erfolg i» diesem Kampfe auf seilen der Negierung bleibt, dann wird das znm Wahle des Volksganzcn sein. Eine besondere Ursache der deutschen Krise liege in der weitgehenden Kapitale ntblöhung, die Deutschland zwinge, zu einem hohen Zinssatz kurzfristige Kredite vom Aus lande aufzunehmen, die es der deutschen Wirtschaft nicht er laube. auf Grund dieser Kreditzusliisse sich auf längere Zelt ein zurichten. Dazu kämen die hohen Bela st ungen von selten des Staates. Diese besonders in Deutschland wirksamen Faktoren träfen zusammen mit Ursachen und Wirkungen einer schweren Weltwirtschaftskrise. Neben technischen Fortschritten siebe das Streben vieler Länder, sich wirtschaftlich möglichst un abhängig zu machen, und sei es auch im Schutze hoher Zölle und Preise neue Produktionsstätte» auszuarbeiten. Zugleich sei die internationale Standortverteilung der Industrie gestört, die früher ihrem organischen Wachstum entsprochen habe, Die ses Vorgehen scheine verstärkt zu werden durch politisch be dingte Einwirkungen auf den internationalen Zah lungsausgleich, Das Hebe! sitze vor allem im Mangel des internationalen Güterauslauschs, Diesem Nebel Kanne durch übersteigerte Hem mungen dieses Austausches gewiss nicht abgeholsen werden, Bon der Anwendung dieser Erkenntnis sei man aber offenbar noch weit entfernt. Denn sonst wären die Ergebnisse der letzten Gen fer Tagung produktiver gewesen. Der stellvertretende Vorsitzende des Reichsverbandes der Deutschen Industrie, Kommerzienrat Frowein, führte aus: Ans den warcnwirlschasltichen und geldwirtschaftlichen Bezie Hungen der Weltwirtschaft laste seit Jahren, und zwar gegen wärtig ganz besonders ein anormaler Druck, der durch das „a u s; e r ö k a u o m ische F o r d e r u n g s g e s e tz" verur sacht sei. Besonders seien dahin die enormen Zahlungen zu rechnen, die aus der Kriegsverschuldung zu leisten seien. Die ses System von Zahlungen, die nicht auf ökonomischen Borgän» gen beruhten, sondern mit den durch den Krieg gegebenen Ur sachen zusammenhingen, hätten auf die Zerrüttung der Welt wirtschaft einen viel stärkeren Einslutz gehabt und hätten ihn noch mehr, als es im allgemeinen erkannt werde. Dieses System werde, solang« es bestehe, der Wictzergesundung der Weltwirt schaft sehr hemmend im Wege stehen und die Wirkung aller Mittel zur Behebung der wirtschaftlichen Depression stark ab schwächen. Gebildete Katholiken und Nationalsozialismus Von Friedrich Mucke rma n n S. I. Zahlreiche Begegnungen mit gebildeten Katholiken in allen Teilen Deutschlands haben mir den Beweis gebracht, wie tief nationalsozialistische Lockungen gerade in diese Schichten be» reits gedrungen sind. Oft genügten kurze Gespräche, irrige Mei nungen über den in Frage kommenden Tatsachenbestand richtig zustellen, Aber ehrlich gesagt hat mich oft eine gewisse Verzweif lung angewandelt, wie denn diesen Schichten von der katholischen Idee aus überhaupt noch beizukommen sei. Viele gebildet» Schichten lesen die katholische Presse nicht und stehen zu ihr überhaupt nur in einem kritischen Verhältnis, In den Versammlungen etwa des Katholischen Akademi kerverbandes ist jegliche „Politik" verpönt, und dieses so sehr, datz man fast überall die Beschäftigung mit Fragen ablehnt, dir brennenden Gcgenivartscharakter haben, Ausnahmen bestäligeii die Regel, und wenn man auch das soziale Problem oder da pädagogische oder das juristische einmal vornimmt, wie es be kanntlich auf grotzen Tagungen geschehen ist, so bleibt alles doch so „akademisch", das; politische Entscheidungen des einzelnen da durch nicht hervorgerufen werden. Nun hat zweifellos die ungeheure Nioeausenkung der politischen Kämpfe in neuerer Zeit dazu beigetra- gen, jeder feineren Natur die Lust an politischen Auseinander setzungen gründlich zu verleiden. Zahlreiche Gebildete leben dazu überhaupt in einer Welt, in der man noch mit den Formulier»»« gen vergangener Jahrzehnte Wirkungen zu erzielen glaubt. Ge bildete aber ohne Besitz und ohne Smoking rechnen bei un» schon vielfach nicht mehr zu den „Gebildeten", was wieder etu Problem für sich ist, Frage: Was sollen wir tun, um so viele Gebildete davon zu überzeugen, datz Katholizismus und Nationalsozialismus un vereinbare Gegensätze sind? An dieser Stelle ist nichts anderes möglich, als auf das zu verweisen, was darüber bereits ge arbeitet ist. Alles in allem braucht nian nur eine katholische Zei tung zu Hallen, u.n dauernd über das Wesentliche unterrichtet zu werden. Vielleicht könnte der Görresring seine Kurse erweitern oder wenigstens die Ergebnisse ausgiebiger milteilen, Sa war die Tagung in Helsterbach mit den Darlegungen von Dr, Brau bach, von Dr, Deinpf, von Dr, Berning und Dr, Kühr ausser ordentlich aufschlussreich. Alle die zum Teil missenschafllich sehr gut begründeten Studien beweisen schlagend, datz Kalbalizismus und National sozialismus wesen- und kernhaft gegeneinanderstehen, Sie neh men zunächst einmal den Nimbus von dem Ganzen, als bandele es sich um eine neue, wenigstens in der Fassung origineür poli tische Idee, In Wirklichkeit findet man bei Hitler und seinen Leuten nicht einen einzigen Gedankengang, den nicht schon Chamberlain, de Lagarde, Fichte, Nietzsche und andere entwickelt hätten. Besonders dürfte de Lagarde, den man als edlen Menschen verehren kann, der aber gegen jedes positive Chri stentum ist und einfach eine deutsche Religion verlangt, der eigentliche Ouellgrund nationalsozialistischer Auffassungen sein. Wer nur ein wenig jene Schriftsteller kennt, der wird immer wieder erstaunt und empört sein übe« eine Nachahmung und ein Nachschreiben, das unter Demagogie und Bvmbastik jede Genialität, wie je dach jenen eigen war, vermissen läßt. Ferner ist über jeden Zweifel klar, das; im grotzen und gan zen die nationalsozialistische Bewegung auf den bekannten, hundertmal vom Christentume zurückgewiesenen völkischen Religio nsbegriffen steht, Es wird nicht verlangt ein Christentum, das in seiner sprachlichen Formung und in seiner symbolischen Gestaltung dem germanischen Borslellungskreis» mehr Raum gewährte, sondern eines, das die Substanz des über- weltlichen Gottes und seiner Offenbarung durch Christus einfach zu ersetzen sucht durch de» innerweltlichen Gott der Rasse und des Blutes, Einige äußerliche Bekenntnisse zum „positiven" Chri stentum, die offenbar manche Anhänger des Nationalsozialismus getäuscht habe», ändern nichts an der Tatsache, datz der Natio nalsozialismus in seinen wesenhaftesten Kundgebungen weder Keule: Aus der Lausitz Heimat und Welt (Zll. Wochenbeilage) Unterhaltung und Wissen Die Welt der Hrau Turnen. Sport und Spiel Gründe -er Wirtschaftskrise Oie Reparationen hemmen die wirtschaftliche Gesundung