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Zur Gemeindewahl 1929 Filöp-Millers neues Buch Von Fritz Günther. Wie wohk kcium eine nutzere Organisation innerhalb der katho lischen .Kirche lxit der Jesuitenorden seit seiner GrüiMmg das Inter esse aller geistig hochstehenden Menschen gesunde». Die einen jubeln ihm zu in LobcSbymnen, andere bringe» ihm die Potenz aller einem Die»scheu möglichen Verachtung entgegen. Wie keiner anderen Institution habe» ernste Wissenschaftler ihm init allen Siegel,i der Dialektik und Rhetorik schuhend zur Seite gestanden, andere laben ihn mit den giftigsten Pfeilen der Polemik in Pam phlete,, beworfen. Jeder nur «ftvas in der neueren Literatur Be- wandertc kennt Dostojewskis pl-antastischcs Kapitel a>^ seinen „Brü dern Karamasow", das auch als Einzelausgabe erschienen ist unter den, Titel „Ter Großingnisitor", das zwar geschichtlicher Treu« nicht entspricht, dafür aber mit der Kraft eines Dichters geschaffen und so jeder Polemik entrückt ist. Nicht erst seit gestern und heute ist also das „Geheimnis" Mn den Jesuitenorden wirklich aktuell. Erleben wir es doch täglich, daß gerade die Jesuiten mit alle,, irgendwie be deutungsvollen Aktionen kirchlicher und staatspolitischer Art in Zu. jammcnlxing gebracht tverden, und seit langer Zeit schon tauchst ge rade aueb der Name irgendeines Jesuiten ans. wen» eS sich »m ernst« wissenschaftliche Ding« handelt. Das ist nicht von ungesähr. Daher wich auch die Frage um das Wesen dieses Ordens nie . von der Tagcstiiiche verschwinde». Die Pilatussrage. meinen viele, auch durchaus ernstst,»eh,»ende Leute, sei immer noch nicht beantwortet. Was ist es damit? Die Werke, die einzig Aufklärung geben könnten, sind Ver öl .utlichungen kritischer Art von Ordensangehörigen. Aber man lässt sic nicht als Quellenwcrke gelten, sondern lehnt sie von vorn herein ab. Aus der andere» Seite sind Bücher von „neutralen* Autoren so voll Voreingenommenheiten, um cs zart z» bezeichnen, dag sic zu ernster Eägcnwebr heraussordern. Aber aus de», Streite der Meinungen leuchtet eines mit Evidenz hervor, daß der „Jesu- ilisnms" keineswegs ein totes historisches Problem ist. Will man «in klares Urteil gewinnen, so muh man die Tätigkeit des Ordens stu diere» zu allen Zeiten und in allen Länder». Man mns; bis zu de» Ouellcu vordrinfjcn, doch soll damit nicht gesagt sein, dag nicht auch Streitschriften, Pampblete sogar, nwrtvollc Ausschlüsse geben könnten. In guter Erinnerung ist noch, hast der geistvolle Rnßland- kcnner Filöp-Miller, sogar eine Konkordanz konstruierte in der Moral der Jesuiten und Bolschewisten Lein,lieber Färbung. Er selbst wollte das nicht als Wih ctnx, gelle» lassen, sonder» suchte sogar »ach einer Begründung. Irren wir nicht, so bat ibn wohl die Prcssekritlk dazu gebracht, sich genauer mnznscbcn. Die Frucht dieser Studien liegt seht vor in eine,,, um fang reichen Buche „Macht und Geheimnis der Jesuiten" (Verlag Grctblein Eo„ Leipzig, <>»0 Seiten, Preis in Ganzleinen mit 228 Bildern 3(1 Mg. Zn welchem Ergebnisse kommt nun Filöp-Mifler? Kann er sein« frühere Behauptung in dem Buche „Geist und Gesicht des Bol schewismus* (Aniallbea-Verlag, Wien 4) auftechterhaltc,,? Ignatius von Lohola suchet in ibm einen gerechten Biogra phen. der vor allen Dingen auch ih» psychologisch zu versieben sucht. Freilich erscheint es verwunderlich, wie ein Manu mit solcher Kou- segucuz und Zielklarheil den als richtig erkannten Wag unbeirrt sorlsetzt, wie er Anfeindungen ruhig erträgt, wie er aber auch Jün ger „nd Nachfolger begeistern kau», die ihm mit der Liebe eines fluides zum Vater ergaben sind. Troh der Ergebnisse der moder ne,, Scelenforschung sind gerade die „Ererziticn" auch heute „och ein woh!gecig»etcs, scheinbar nie veraltendes Mittel, um die Sorge eine« Menschen von der Welt ganz auf den Himmel biuzuleukeu. Imcre Zusammenhänge zur Muslik sind van den, Gründer des Segens früh erkannt und änsgencrtet worden. Das mag auch ein Grund sein für die Mitarbeit ausgezeichneter Menschen im Dienste Loyolas. Was aber hat es mit der Theologie der Jesuiten auf sich? We ein roter Fade» beweaew siel, gerade die Schriften der Gegner in diesen Bahnen. Sie belümv-cn die Meinung des Ordens über die Gnade, über die Freiheit des Willens, über die Beichtprans, und gerade der „ProbabiliSmus" ist schon im,»er ei» gern benutzter An- grinspnukt gegen die Jünger Lovolas gewe'en. wie auch ihre Moral. Tieie Fragen stehen im Kanälznämmenlmnoc zu philosophischen Problemen seil Aristoteles, der wie bei den Scholastikern, eine über ragende Rolle spielt in der wissenschaftlichen Einstellung der Jesu iten. In diesem Zusammenhang ergibt sich die Notwendigleit mit dem Waivdel der philosophischen Meinungen bis in die Neuzeit, und es ist tatsächlich der einzige freudvoll« Ausblick, daß doch immer wieder Annäherungsversuche an die „Philosophia pcrennis* gemacht werde». Glänzender kann man di« Fundierung der wissenschast- lichen Tätigkeit der Jesuiten kaum dartun. Immer »nd immer wie der muß der ernslhast« Forscher, ivenn er ehrlich sein« Meinung äußert, voll Bcnmndcrnng stehe» vor dieser durchaus der Seele des Menschen angetaßten Einstellung. Wie Kortenblätter i,n Winde stürzen aber auch alle Angriffe in dieser Beziehung in sich zusammen, weil sie ernsthafter Prüfung nicht standhalten könne» Es gibt bei den Jesuiten keine Doppelmoral, kein« Moral mit 'tincm löcherigen Boden, jeder Mensch ist vor ihnen gleich. Ti« lxinptsächlichste Tätigkeit der Jesuiten >var die Missio nierung der neue» Welt, die Wiederherstellung des alten Glau bens in bedrohte,, Gebieten. Erstaunliches haben sie dabei geleistet, sei es nun in Amerika, in China, in Japan, in Europa, lleberall sind sie Meister, reiten i» allen Sätteln. Sie suchen sich ab mit den Indern, übermitteln den kluge» Ehinesen europäische Wissenschaft und Kultur, werde,, den Indianern im llrnmld« Freunde, ringe» >„» die Gunst des Volkes und suchen Einfluß bei Fürsten und Königen. Sie errichten wundervoll« Bauwerke, malen herrliche Bil der, kenne» sich aus i» der Musik, arbeiten als Seeleiftührer und treiben Politik, schäften die Gewusen, kämpfen gegen Diktatur von oben und unten. All das beweist eine erstaunliche Anpassungs fähigkeit, die Polemiker wohl ab.zntun pflegen mit den, Worte: „Der Zweck heiligt das Mittel", die dein» gern noch die Infamie von der Erlaubthcii des Fürstenmordcs anitischen in der ihnen eigenen „wis senschaftlichen" Art. die aber damit auch am Ende mit ihren, Latein sind, weil sie mit der erzwungen päpstliche» Auflösung des Ordens nichts anzusangen wissen. Noch nie ist es ia auch den ärgsten „Iesu- ilenfressern" gelungen, de» Jesuiten ernstlich nachzuweisen, daß ei» heiliger Zweck den Gebrauch schlechter Mittel heiligen könne. Mit erstaunlicher Sicherheit und GewaudtlM macht sich gerade Filöp- Miller zum Apologeten der Richtigkeit der Meinung der Jesuiten. Unbestritten ist die wissenschaftliche Tätigkeit der Jesuiten. Aus allen Gebieten menschlichen Denkens und Forschens lxiben sie Bewunderungswürdiges geleistet bis aus un'ere Tage als Gelehrte. Astronomen, Erzieher aller Stände, Bühnenregisscnrc, Bamneistcr, Naturforscher, Kritiker. Tagesschrutsteller. Wobt kann, ein Gebiet gibt es. das nicht tüchtige Mitglieder ans den, Orden auswiese. Wie so viele andere steht auch Filöp-Miller voll Staune» und Bewunderung vor der vielseitigen Tätigkeit dieses Ordens, der immer der Erde treu war, der in der Vergangenheit eine oft ausschlaggebende Stolle spielte, der auch heute und in alle Zukunft noch Wertvolles zu geben vermag. Es ist in diefti» Zusammenhang« »ich! unbedeu tend, daß ans verschiedenen modernen Gebiete» der Rechtspflege, der Staatsphilosophie nsw. sich Ansätze zeige» einer Angleicbnng an die Meinung der Jesuiten. Einiges Kopfzerbrechen allein mach! Filöp-Miller die »enzeillich« Meinung über die vl,ilosopblstl>«>> und psvebalogncheii Voraussetzungen der Sitteiilebre der Jesuiten. Wir wissen nicht, ob der Srdcn an eine Acnbcrnng denkt, aber es ist.doch dem cntgegenznhaltc,,. daß die Praris ibm schon Jahrhundert« hin durch rcclftgcgci>e» lxit. Es wäre eine Pbarisäerarbeit, wollte inan über einige Kleinigkeiten stolpern, die sich bei Filöp-Miller, trotz aller Vorsicht in der Formulierung, trotz der streng inncgebaüencn Objektivität finden. Das neue Werk des Wiener Kulturphilosophen beweist, daß noch im,»er denkende Leute genug vorhanden sind, die zu gerechten Urteile» komme» müsse», wenn sie sich an den Quellen »ähren. So gesehen, stellt die jüngste Arbeit Filöp-MlllcrS eine er staunlich« Leistung dar, die ibm alle Ehre macht, seinen, Foricber- drang und seinem Bicncnslciß ein Rn'hmesdcnkmal baut, Wir g'an- ben, daß dieses Buch, das gleichzeitig in sechs Sprachen erscheint, eine Lücke anssüllt, wir stelle» cs aber wegen der ganzen Tendenz zu den besten Onellenwerken »ns lallen es sür außerordentlich ge eignet, daß man eS zum Anfangspunkte des Studiums wählt. Besser konnte ein Katholik nicht über den viel angcseindctc» Srdcn schrei ben, nie,»and war aber auch berufener als Filöp-Miller, folgende Mahnung an das Gewissen der Welt zu richten: „Dem Katholizis mus vergangener Vorwurf ist der Intoleranz gemacht worden, weil er allein seine Vorstellnngswelt und Terminologie als die einzig wahre anerkennen wollte und sich geweigert bat, der naturwissen schaftlich«,, Betrachtung?- und Ansdrncksweise die Gleichberechtigung I Ai» nächsten Sonntag, den 17. November, finde» in Sachsen die Genieliidewahle,, statt. Ihr Ausfall ist für die religiöse» und kul turellen Belange des Landes von höchster Bedeutung. Tenn die Stadt- und Gemeindevertretungen entsck^iden nach de» bestehenden Gesetzen vielfach auch über lebenswichtige Fragen der Schule, der Wohlfahrtspflege, der Seelsorge in d«n Krankenanstalten und Sie« chenhäusern, über di« christlich« oder widrrchristlichr Gestaltung des GemeindewescnS. Darum ist es für jeden Katholiken, der auf sich und sein« Re ligion etwas hält, rinr streng« Gewissknüpflicht, au der Gemeinde» wähl sich durch Stimmabgabe zu beteiligen und »ur sollten Listen sein« Stimme zu geben, auf denen Männer und Frauen stehen, die entschlossen sind, sür alle katholischen Belange rückhaltlos einzutre- ten. Kein Katholik darf von d«r bevorstehenden Ckmeindewahl fern» bleiben, jeder Katholik muß so stimmen, wie sein katholisches Gewissen ihm vorschreibt. Gegeben zu Bautzen, den 8 November 1929. P Christian, Bischof von Meisten. einzuräumen, nicht minder aber würde die wissenschaftliche Welt anschauung unserer Tage den Vorwurf eines tadelnswerte» Dogma- Üsnins auf sich laden, wenn sie, uneingedenk ihrer großen kritizisti- schen nutz relativistischen Erkenntnisse, cs abiclmen wollte, auch den Weg der Religion als eine vollauf berechtigte Form des menschlichen Sterbens nach Wabiluflt gelle» zu lassen." Das; Filöp-Miller es ernst ist mit diesen Worte». das beweist seine jetzt ganz andere Einschätzung des Volsck-ewismns als in dein srühcren Werke. Man mag vielleicht „niicberlci in dein Buche missen, zum Beispiel gerade in letzter Frage, über berühmte polemisch« Schriften, mag vielleicht auch wünsche», das: die schriftstellerische und wissenschaftlich« Täligkeft „och etinas an-ftübrlichcr beim,Welt worden wäre, eins lässt sich sagen: Wollte Filöp-Mftler auch nur annähernd alle Gebiete würdigen, cs wäre eine Lebensarbeft, für den einzelnen zu viel. Das. was er gegeben hat, diktierte das Herzblut, lässt dos Streben zntageirete», bmre'cbentz -,, oricnl'.eren, ehrlich und gerecht zu sein, trotz vieler entgegenstebcntzcr anderer Meinungen. Für den Katholiken aber ei» neuer Beweis, daß nichls das Tageslicht zu ftbenen bat. daß in aller Oefscntlrlcke t die Karlen auigedeck, werden könne», und das; im Kreis ernster Männer sehr wohl über die lcki- kelnen Fragen diskutiert werden kann, wenn ein Funken christlicher Liebe und allgemein menschlicher Toleranz Vorland«,, ist. Ans dem Gesagten ergibt sich, daß Filöp-Miilers Buch weit mehr ist. als eine gute Geschichte des Feinste,wldenS, daß es eine Knltnrgcschichlc der letzte» ÜB Fabre ist, die ungemein seüelnd und Wnnend cininbrt in alle Gebiete menschlichen Denkens und Tuns, gelagert »in den Zeniralisationspunkt ..echter, mesenbastcr Katholi zismus". Daher wünsche» wir. das; recht viele ihr Wissen »ähre» an diesem geistvollen Buche, wie es seit langer Zeit nicht geschrieben wurde und kan», Z„ absehbarer Zeit auch einen Nachfolger in der Literatur finden wird Ein Trinimb ans die Gciüesgrhcil unserer Tage, ein durchaus ernsthaftes Buch, über das wir Katholik«,, unsere herzliche Befriedigung empfinden dürfen. Deutsche Forschung In Aegypten. — Die deutsche Hermopolis- expedilion zur Erforschung der Ruinen des alten Ehwnuu am mittlere» Nil wird »och in diesem Monat ihre Ausreise »ach Aegypten antrctcn. Die Expedition wird ansschliestlich mit deutschen Privatmittel» unternommen, die von einem Kon sortium von Freunden der Aegyptologie unter dem Vorsitz von Staatssekretär Pros. Dr. Popitz und Exzellenz Schmitt Ott de- xeitgestctlt morden sind. Leiter der Expedition isr der Direktor des Pelizaens-Mnseums in Hildesheini. Pros. Dr. Boeder, der im Frühjahr 1929 den Konzcssionsverlrag mit der ägyptischen. Regierung abgeschlossen hat! zu seinen Mitarbeitern geyöre» der Direktor des Deutschen Archäologischen Institutes u, Frankfurt a. M. Dr. Bers» und Laiidesbanmestster Dr Roeldcke, ein be sonderer Kenner der Zicgclbauten Mesopotamiens. Das Ans- grabungsgebict von Hermopolis, der einstigen Haiiptkn.rnsftätte des ägyptischen Moudgottes Thoth, ist noch völlig »neeichloisen. Zum ersten Male ick der Nachkriegszeit ist hier deutschen For schern von Aegypten eine Konzession erteilt worden. Wellbil- und Gottesbild Martin Bnber, bekannt als Vermittler des Ebassidischen Schuft,,,,,,Z und al. Uebersetzcr des Allen Testaments, sprach am <!. November im Kunstdicnst ülar das Thema „Weltbild und Vo: lcsbild ". Fn grasten Striche» zeichnete Bnber zunächst das Bild der refte:Sftn Del«, Er betonte, das; sie als ein i» allen Zeilen gültiger Tiw Vorlauben sei. Die Möglicvkcil freilich, einen gemeinsamen, koiikre:«,, GäubcnSgclalt für die Religion «ms der Geschichte sest- znst.tzen, verneinte er. Fcsiznstellen sei jedoch eine gemeinsame ver so,nulafte Haltung der religiösen Seele. Diese besteht darin, daß sie in der gegebene» Situation, die überall und jederzeit cintretcn limne, die Anrede aus dem Jenseits ansncbmc und daraus ant- wonc, gleichgültig, ob eine Religion dies Anredcnd« Gott oder göstiicbc Person neune. Die Religion als eine Funklio», die de» ganze» Aftnshe» ergreift — sonst wäre Religio» nicht wert zu sein — besteig «Iso darin, daß wir auf die geheimnisvolle Anrede, die une wird, uns entscheide» oder nicht, daß wir die Richtung, die sie uns weist, anncbmen oder richtnngsloS verharren, daß wir Antwort geben oder uns versagen. Die mcnscbliche Seele kann Gott wollen oder ihn veriiierftn. Der religiöse» Seele ist Akosmie und Ancidie, also Gleich gültigkeit gegen das wissenscbaftlichc Bild des Kosmos und gegen t'-e>or>nlscin, nur in eine», gewisse» Sinne zu eigen, anders als der mimische,, Seele, deren Kennzeichen diese Helden Haltungen in vol lem ll,„fange sind. Die religiöse Seele strebt vielmehr danach sich ein GoNesbild und ein Weltbild zu schaffen. Das Gotlcsbii- ist das erste, was sie begreift. Es ist znxir von der wissenschaftlichen Auslassung der Zeit beeinflußt, aber nicht direkt. Die Becinflüsfting des Goltesbildcs gcschiclft erst aus den, Umweg über das Weltbild. Auch das Weltbild. daS sich die Seele formt, wird von der ivissen- iä aftlielien Zcillxrltnng nur negativ beeinflußt, indem die Wissen schaft dagegen ein Veto erheben k«M„, An der Zerstörung des mit telalterlichen Weltbildes durch die Entdeckungen und Forschungen von KopernikiH, Kepler, Clalilei und Newton zeigte Bnber, wie die Wissenschaft auf da» Weltbild der religiösen Seele Einfluß ge winnt, Seit dieser Zeit der Zerstörung des statischen, gewissermaßen endlichen Weltbildes des Mittelalters ist cs zu einer einheitlichen Schäftung eines Welihilaes in größerem Umfange nicht mehr ge kommen. In der Frichzcit der genannten wissenschaftliche» Ent deckungen zeigen das Anfcrstelmiigohild des Isciihcimer Mlares und das Schöpfungs-lnl'd in der Wölbung der Sirtinischcn Kapelle An sätze, die neue Anfsassnng ln das religiöse Weltbild zu übernehmen. Eine Fortsetzung dieser Versuche ist nicht erfolgt. Die Darstellung Gotte's und des Himmels ist seit dieser Zeit nicht mehr gelungen. Pascal lxit in seiner tiefen Religiosität versucht, aus der neue» wissenschaftliche,, Situation ei» religiöses Weltbftd für sich zu schas sen, indem er dem Schauer vor der durch die Wisscnichast geforder te», n»übersehbaren Unendlichkeit des Kosmos, die absolut« Ruhe der Seele in Gott gegenüderstcllle. Zwei andere große Versuche, die gegebene Situation zu über winden; werden gemacht. Dr Pantheismus Spinozas die ei»« groß« Verirrung unserer Zeit, glaubte, die Anrede Gottes dadurch bekämp fen zu können, daß sie eine absolut genommene Eigenschaft Gottes, sein Pcrionscin, als einzig« Eigenschaft setzte »nd bekämpfte. Man könne aber lägen: „Der kleine Finger seiner linken Hand ist Pan genannt." Gott jedoch ist nicht mir Person. Gott ist auch Natur, Gott ist noch viel inehr. ist also durch die Bekäinpsnng einer seiner Eigenschaften nicht Z» entthronen. Dr andere große Versuch ist der Monopsychismus einer gewissen Mystik, die Gott ganz in die Seele bineinzichl und ihn letztlich als Produkt der Seele selbst setzt. Der Weg von Angelus Silesius über den deutschen Idealismus ist der zweite Irrweg unserer Zeit, Wie steift nun die Situation der Stunde? Die Wissenschaft lxit in der Erforschung des Kleinsten erkannt, daß sie nicht beiähigt ist, Letztes auszusogcn. Sie bat, >vas die großen Religionen immer wußten, ihre Grenzen erkannt und anerkannt. Sie wird vielleicht. >vaö sie bei der Erforschung des Kleinsten jetzt zugesteht, «net, bald sür die Erforschung des Grössten zugeben müssen. Die Ebenen der Wissenschaft und des wirklich Seiende» berühren sieb, die Wisse,>- .schaft deckt aber nicht die ganz« Fläche der Wirklichkeit. Und wie Einsteins Forschungen für den Weltenramn wieder eine gewisse Endlichkeit fordern, so wird di« Möglichkeit ein religiöses Weltbild allgeniaingültiger Art zu fornttii, vielleicht-dadurch erleichtert werden, daß aaS Veto der Wiftcnscixut, das dem Mcnselxm der Neuzeit in,' Wege stanv, fortfätlt. Das statische Weltbild des Mittelalters srci» lich ist unmöglich geworden. Di« Angst des Mciftchcn vor dem Lebe», der wir heute übergll in zunehmende,, Selbstmorden, in Lälmiinnsgnsbrücbe», in der Furcht auch vor den, .ftinde begegnen, könnte wieder gelöst werdon, wenn ans der neuen Situation heraus ein religiöses Gottes- und Wellbi d wieder von den Seele» Besitz ergreift. E> wird vielleicht nicht mehr so sehr das Bild eines Gottes als das einer göttlichen Offenbarung sein. Der Pantheismus jedoch wird tot sei». Panäkramenlalisinus könnte man vielleicht das nen nen, >vas km,»ne» wird. Die größte Stärke dieses Vortrages lag in der eindringlichen Art, mit ^r Bnber das Wejcnlxifte der religiösen Haltung der menschlichen Seele hcransznarbeiten wußte. Ans seine,, positiven Formulierungen und den. wen» auch vorsichtig uorgelragcnen Vor aussagen, sprach freilich ein gewisser müder Verzicht, der ivobl am besten verständlich wird, wenn man Martin Bnber als gläubigen Iläcn begreift, der den Messias jetzt, fast 21XX1 Jahrs nach der Zer störung des jüdischen Reiches, nickst mein, als Person zu erwarten vermag. Die hob« Geistigkeit und der tiefe religiöse Ernst des Vor trages. der Ix,bei von einer glänzenden Dialektik getragen wurde, konnicn sür jeden geistig inlercsiierlen Zuhörer einen bleibenden Eindruck bedeute». Dr. S. Schott, Anselm, O, S. V.. Das Meßbuch der heiligen Kirche, lateinisch uns deutsch mit liturgischen Erklärungen und kur zen Lebensbeschreibungen der Heilige». Ncubearbeitcl mit mehreren Mitbrüdern herausgegeben von Pius Biblmever O, S. B 3t. Aus lage. (Schott Nr. 2 ) Frciburq i. Br. 1929, Herder. Gebunden in Lcimvand mit Rotschnilt 6.50 Mark. — Die 31. Auslage ist eine Neubearbeitung nach dem gegenwärtiae» S c,ide der litnrgUchen Forschung, inixrltlich bedeutend erweitert und beauemerer Benutzung angepaßt, drucktechnisch durch neue Tm-en veroollkmmnnct »nd m» «inen diskret gewählten, liturgisch gelxiltenc» Anhang sür prftxne llebungen der Frömmigkeit bereichert. Die Uebersetznng ist verbeftcrt. Di« guten liturgische» und hagiographisttrc» Einnihrunacn zu alle» Feste» und die aufschlußreichen allgemeine» Belebrunge» üt-er Messe, Kirche »ja kr usw. wurden ebeniälls noch? übcrarbeftel und verbessert. Ein ideales Laiengebetduch!