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nicht, wie er ist, sondern so, wie sse ihn' sehen Möchten.' Nachdem Hitler unter der eigenartigen Hilfsstellung des Reichsgerichts lein großes Plädoyer von den Schranken der Zeugenbank aus gehalten hat, nachdem er die Legali tät seiner Bewegung und seiner Bestrebungen sogar noch beschwören durste, scheinen plötzlich seine und seiner An- b iger früheren Aeußerungen wie hinweggefegt. Ist schon ein Teil des deutschen Volkes infolge der wirtschaftlichen Not und infolge vieler Fehler, die gemacht worden sind, in die Wahlpsychose des Nationalsozialismus hineingeirrt, so möge zu dieser Psychose nicht noch die andere viel gefähr lichere hinzugefügt werden, die meint, jetzt sei der große Befreier wirklich da. Unser Schicksal ist viel härter. Wir leben in einer Umwelt, die wir nicht von der Land karte Europas einfach streichen können und mit der wir rechnen müssen. Wir leben in einem Staat, der auf das schwerste mit seiner geistigen und leiblichen Not ringen muß. Wir leben allerdings in einer Sehnsucht — und diese Sehnsucht ist Herrn Hitlers Agitatoren und Propagandisten zu Hilfe gekommen — nach einer wirk lichen. wahrhaftigen Volksgemeinschaft, nach den sittlichen Tugenden, die durch den Materialismus er schüttert werden, nach der Freiheit, die man uns vor enthält, nach dem Lebensraum, dessen gewaltsame Einengung uns von einer Krise in die andere führt, nach der Befreiung von dem Eindringen wesensfremder Kulturideen, die unsere uralte große christliche Tradition zerstören wollen: kurz, nach einem Staat der Gerechtig keit. Es ist wirklich nicht Herr Hitler allein, der für die Revision des äußeren und inneren Reiches kämpft. Es sind Millionen Deutscher, die das mit weniger tönenden Worten und Phrasen tun. die nicht zu ihm gehören, die nicht zu ihm gehören wollen und trotz aller Propaganda auch nicht zu ihm gehören werden, weil sie ihn und seine Mittel ablehnen. „Anbetung des Stoffes und Verkauf des Geistes, das ist das Christentum": so verhöhnte die „Deutsche Wochen schau" am 19. April das Christentum — und als Zukunfts programin wird verkündet, „daß dereinst auch das deutsche Volk für seine Eotterkenntnis, sein Eotteserlcben diejenige Form finden wird, die sein nordisches Vlutsteil verlangt: gewiß wird erst dann die Dreieinigkeit (!) des Blutes, des Glaubens und des Staates vollkommen sein." Daß der Nationalsozialismus wirtschaftlich antiagrarisch und anti kapitalistisch ist („Bei den, Kampf, den ich als National sozialist gegen das Kapital führe, lehne ich einen Unter schied zwischen dem schaffenden und raffenden Kapitalismus ab"; so der nationalsozialistische Abgeordnete Kaufmann-Elberfeld am 8. Januar 1927 in einer Ver sammlung in Burg-Stcinfurt), das sei in diesem Zu sammenhang nur nebenbei gesagt. Herr Hitler kündigt in einem Artikel der Hearst-Blätter für die nächsten Monate 80 000 Versammlungen an. Was wollen wir tun, um sein Eeistesgut auf ihn selbst und seine Mitläufer zu beschrän ken? Wir werden uns darauf einzustellen haben, daß wir ihm gegenüber unsere eigene Geisteskraft und unsere eigene Eeistesart scharf und konkret herausarbeiten, und daß wir uns zu einer Politik bekennen, in der Führung und Vor aussicht das Gesetz des Handelns ist. Man hat in Deutsch land ein Interview verbreitet, das der ehemalige österreichische Bundeskanzler D r. Seipel einem Ver treter des „Aftonbladct" über den Ausfall der deutschen Wahlen gegeben hat. Sofern dieses Interview richtig wiedergegeben ist, hat Dr. Seipel die Auffassung, nachdem die Nationalsozialisten über hundert Mandate gewonnen hätten, könnten sie nicht weiter als eine antiparlamenta rische Partei bezeichnet werden: es müsse deshalb für andere Parteien möglich sein, mit ihr zusammenzugehen, damit auch die Nationalsozialisten das Mögliche vom Un möglichen unterscheiden lernten. Er empfände es als ein gutes Zeichen, daß seitens der Nationalsozialisten gesagt worden sei, sie wollten keinen Einfluß auf die Außenpoli tik auszuüben, sondern nur auf die Innenpolitik. l' Dr. Seipel müßte nach diesem Interview im „Aston- bladet" der Meinung sein — und man kann das nicht recht glauben — daß schon die Mandatszahl den Charakter einer jPartci bestimmt. Ob die Nationalsozialisten eine parla mentarische oder antiparlamentarische Partei sind, hängt «b-r nicht von der Zahl der gewonnenen Mandate ab, sondern von dem Geist, der sie beseelt und von dem Millen, den sie für die positive parlamentarische Arbeit mitbringen. Bisher haben sie sich stets als anti- sparlamentarische Partei ausgegeben. Es dürfte auch wirklich nicht unsere Sache sein, diese Frage zu entscheiden; es ist Sache der Nationalsozialisten selbst, zu sagen, was sie sind, oder bester noch: zu zeigen, was sie sind. Wir kön nen nicht annehmen, daß Dr. Seipel beispielsweise aus dem Anschwellen der kommunistischen Mandatsziffer ohne weiteres den gewagten Schluß ziehen wollte, auch diese Partei sei eine parlamentarische geworden. Daß im übrigen die Nationalsozialisten „keinen Einfluß auf die Außenpolitik" ausüben wollten (so soll Dr. Seipel sich geäußert haben), ist durch Herrn Hitler selber in seiner Leipziger Prozeßrede widerlegt. Er sagt: „Der Begriff ^Nationale Revolution" wird immer als inner poli tisch er Vorgang aufgefaßt; für die Nationalsozialisten ist er aber eine allgemeine geistige und völkische Er hebung des deutschen Volkes, eine Erhebung des geknech teten Deutschtums." Vielleicht ist Dr. Seipel zu seinem tlrteil dadurch bewogen worden, daß er Analogien zwischen «österreichischen und reichsdeutschen Verhältnissen zieht, Analogien, die wir für nicht möglich halten. , Die künftige Entwicklung des deutschen Reiches ist ein Problem der Führung. Gelingt es, unter starker Führung eine innerpolitische Stetigkeit zu erzielen, dann werden die Depressionen überwunden werden, unter denen wir gegenwärtig leiden, und dann werden auch die geistigen und materiellen Ansätze in Fortfall kommen, deren sich die Nationalsozialisten bei dieser Wahl bedienen konnten. Das Parlament steht vor einer historischen Aufgabe: Es muß entscheiden, ob es dieses Problem der Führung anerkennt und ob es der Führung den not wendigen Raum schaffen will, den sie braucht, um das Reich aus der Not der Zeit mit allen Mitteln und weitest gehenden Vollmachten herauszuführen. Die nächsten Wochen werden zu erweisen haben, ob die Parteien zu dieser Einsicht fähig sind. Dom Slurm überrascht Die Verluste an Menschenleben unter den Fischern, dir an den Küsten Frankreichs vom Sturm überrascht wurden, be laufen sich bis jetzt nach dem „Petit Parisiien" auf 1 k Lot«. Zehn Fischkutter find »och immer seit 19 Tagen überfällig. Beweisaufnahme in Leipzig Welkere Zeugenaussagen Leipzig. 29. September. Der Zeuge FUrsen sagt, er habe mit dem Angeklagten Ludin auf dessen Bitten hin in Berlin eine Unter redung gehabt. Dabei sei man auf di« traurige Lage des Vaterlandes zu sprechen gekommen. Der Geist der Straffheit sei in der Reichswehr mehr und mehr geschwunden. Es gelte, den Geist der Wehrhaftigkeit wieder zu wecken. Politisch müßten dem Soldaten diejenigen Parteien am nächsten stehen, die vaterländische Gesinnung zeigten. Von der Entgegennahme von Weisungen durch einen nationalsozialistischen Vertreter sei nicht die Rede gewesen, auch nicht von Aufforderung zum Un gehorsam, wohl aber davon, daß bei einem Einsatz der Reichs wehr durch die Regierung, die letzte nationale Bewegung in Deutschland nicht zu Grunde gehen dürfe. Aus die Erklärungen des Zeugen, er würde von seinem Standpunkt aus einen Putsch für ungeheuer staatsschädigend halten, habe Ludin gesagt, daß ein solcher Putsch in absehbarer Zeit auch gar nicht in Frage komme Nach per Mittagspause wurde in die mit besonderer Span nung erwartete Vernehmung des Oberleutnants und Adjutan ten W e st h o s f vom 1. Bataillon des I. N. in Eisenach ein- getretcn, dessen Vereidigung vom Gericht zunächst zuriickgestellt wird. Er beginnt: Als Scheringer im November v. I. zu mir nach Eisenach kam. war ich mir vollkommen unklar darüber, was er von mir wollte. Während des Frühstücks in einem Lokal haben mir über alle möglichen Dinge zwei bis drei Stun den lang gesprochen, und zwar über die außenpolitische Lage, die Situation im Heere, daß die Einstellung des Heeres immer mehr nach links hinübergerutscht sei und daß dem vor allem ein Riegel vorgeschoben werden müßte. Ich fragte Scheringer, was ich bei der ganzen Cache sollte. Darauf antwortete er, daß er mich als Vertrauensmann für Thüringen und Mittel deutschland ausersehen hätte, damit ich diese Ideen in Eisenach und anderen Garnisonen weiter verbreite. — Vorsitzender: Was sollte denn weiter verbreitet werden? — Zeuge: Die Auf fassung der jüngeren Offiziere, daß die Linkebewcgung im Heere aushören müßte und daß man den Leuten den Wehr gedanken wieder mehr vor Augen brächte. Möglicherweise könne es auch zu inneren Unruhen kommen. Vorsitzender: Wenn nun ein solcher Konflikt entstände, was sollte dann ge schehen? Zeuge: Die Reichswehr mußte willen, daß sie lick an die Rechtsparteien zu Hallen habe. Vorsitzender: Sie haben in der Voruntersuchung ausgesagt: Dann muß die Sache unbedingt durchgebogen werden. Zeuge: Das halte ich aufrecht. Ich habe Scheringer gefragt, ob die Sache durch höhere Offiziere unter, stützt würde, worauf er mir zur Antwort gab, daß auch höhere Offiziere in die Sache verwickelt seien. Vorsitzender: Haben Sie Scheringer gefragt, ob .eine poli tische Organisation hinter der Bewegung steht? Zeuge: Im Laufe der Unterhaltung ist einmal der Name v. Pfeffer gefallen. Vorsitzender: Hat er gesagt, daß in der Sache nach Möglichkeit überhaupt nicht geschrieben, sondern alles mündlich gemacht werden soll, weil sonst leicht etwas aus der Sache hcrauskäme? Sie haben im Protokoll erklärt, so etivas müsse von Mann zu Mann gehen. Zeuge: Wenn das im Protokoll steht, Ist es rich tig. Ich habe die ganzen Reden des Leutnants Scheringer im übrigen nicht ernst genommen. Es kamen mir jedoch Zweifel, ob Scheringer trotz meiner strikten Absage nicht doch jüngere Offiziere verleiten würde, die Sache mitzumachen. Ich konnte mir auch nicht recht erklären, ob er zur Reise sein eigenes Geld benutzt hat. Sodann wird Landgerichtsdirektor Braune über das Zustandekommen der Protokolle vernommen. Es handelt sich vor allem um die Erklärung, daß sich bei inneren Unruhen das Heer hinter die Rechtsverbänd« stellen sollte. Landgerichts- direktor Braune sagt hierzu aus: Nach meiner Erinnerung sind das die Erklärungen des Oberleutnants Westhoff, die er wört lich gesagt oder die mit seinem Einverständnis in das Proto koll ausgenommen worden sind. Es ist allerdings wahrfcl>ein- lieh, daß ich diesen Teil des Protokolls selbst diktiert habe. — Oberleutnant Westhoff erklärt alsdann: Ich habe Scherin. gers Ansinnen strikt abgelehnt, weil ich die Sache sozusagen als. ein totgcborenes Kind betrachte. — Ich habe dann am anderen - Tag, am 2. Dezember, meinem Kommandeur vertrauliche Mit teilung gemacht. Ich habe von ihm den Auftrag bekommen, die Sache dienstlich zu melden. Das habe ich dann auch getan. Oberstleutnant beim Stabe Schelfmann. der damalige stellver tretende Kommandeur, sah zunächst die Sache als eine reine Kinderei. Dann ist Oberst v. Fellbcrg gekommen, und man war sich damals nicht einig, was zu tun sei. Schließlich rief der Rcgimentsadsutant den Chef des Stabes des Gruppcn- kommandos. General v. Wänker. an. Durch diesen wurde General v. Kaiser in Kenntnis gefetzt. General v. Kaiser, bet dem ich mich zu melden hatte, hat mir erklärt, er werde mit dem Chef der .Heeresleitung sprechen. Daraufhin ist mir dann verboten worden, überhaupt über die ganze Angelegenheit zu sprechen. Enlhüllunaen Bessedowkkis Killer schwer belastet Paris, 30. September. Der ehemalige Botschaftsrat an der sowsetrussischen Bot schaft in Paris Besse dowski, dessen Enthüllungen recht verschieden bewertet worden sind, macht durch eine neue Doku- menlenvcröffentlichung von sich reden, die nach seiner Ansicht Beweise für eine Fühlungnahme zwischen sowjetrussischen Agen ten und nationalsozialistischen Kreisen, ja sogar Adolf Hitler selbst, darstellen. Die sechs Dokumente Bessedoivskis, bestehend aus zwei Quittungen, zwei Briefen, die nur den Charakter von Begleitschreiben tragen, und zwei Briefen, die vertrauliche Be richte von Sowjetfunktionüren über angebliche geheime Bespre chungen darstellen, erscheinen heute in der nationalistischen Zei tung „L'Ordre". Die Schriftstücke tragen Daten vom Mai und Juni 1930. Die Nachkriegsjahre haben gelehrt, daß es gut ist, folchen Veröffentlichungen zunächst mit einer gewissen Skepsis gegenüberzustchcn. Als Kernstück der neuen Enthüllungen Bessedomskis in dem nationalistischen Blatt „L'Ordre" betrachtet der Urheber der Veröffentlichung wohl das sechste und letzte Schriftstück, das auch das bei weitem umfangreichste ist. Sein Inhalt läßt sich kurz dahin zusammenfassen, daß in Garmisch-Partenkirchen am 16. Juli in einer Villa eine Zusammenkunft zwischen sowjetrussischen Agenten und nationalsozia listischen Bevollmächtigten stattgefunden haben soll. Die Besprechungen liefen darauf hinaus, daß die Sowjetunion der Nationalsozialistischen Partei 5 Millionen Mark für Wahl zwecke zur Verfügung stellen sollte. Die Gegenleistung der Nationalsozialisten wird skizziert in Erklärungen, die von nationalsozialistischer Seite zur Verlesung gebracht wurden Sie bewegen sich in etwa folgenden Gedankengängcn: Die National sozialistische Arbeiterpartei erkenne die Sowjetregierung als die einzige und einheitliche nationale Regierung des alten Ruß lands an, aber sie halte es aus Erwägungen taktischer Art nicht für möglich, diesen Standpunkt offen zu prokfamieren. Die Nationalfozialistische Partei bekämpfe den Kommunismus, rechne aber mit seinem erzieherischen Wert unter den Arbeiter- Massen und sei bereit, eine Arbciterregierung zu unterstützen, wenn eine solche Regierung zustande komme, unter der Bedin gung. daß sie das Programm der nationalen Wiedergeburt ver wirkliche, über dessen Grundsätze bei einer früheren Zusammen kunft in Linz diskutiert worden sei. Der russische Vertreter, Kuk hat angeblich keine Einwendungen grundsätzlicher Art vor- zubringcn gehabt, und es soll dann über die Art und Weise der Ueberweisung des Geldes gesprochen worden sein. Als national sozialistische Vertreter werden genannt Major Schneidhuber- München, Dr. Fabricius-Berlin, Hauptmann Stennes-Berlin, Rittmeister v. Detten-Dresdcn und Ingenieur Dorsch-Berlin. Das angebliche Dokument selbst ist in der Form eines Berichts des Vertreters Sowjetrußlands in dieser Sitzung an eine über geordnete sowjetrussische Slelle aufgezogen. Die nationalistische Presse Frankreichs operiert seit lan gem gerne mit dem Schreckgespenst der Zusammenarbeit zwi schen rechtsextremistischen Kreisen Deutschlands und Sowjet- ruhland. In dieser Tatsache dürfte aller Voraussicht nach wohl auch der richtige Maßstab zur Bewertung der Bessedowskischen Veröffentlichung gegeben sein. Russische Note an Kinnlan- Mosliau, 30 September. Auhcnkommissar Litwinow übergab am Sonntag dem finnländischen Vertreter in Moskau eine Antwortnote auf die vom finnländischen Außenminister am 16. September dem Sow- jctgesandten ln Finnland übergebene Note, welche die Antwort Finnlands auf den entschiedenen Einspruch der Sowjetunion vom 16. Juli gegen die gewaltsame Beförderung finnländischer Bürger über die Sowjetgrenze enthielt. Die Note stellt die völ lige Unzulänglichkeit der finnländischen Antwort fest und ver langt sofortige Einstellung gewaltsamer Abschiebungen über die Grenze. Die Sowjetregierung sehe einer Mitteilung über die von der finnländischen Regierung getroffenen Maßnahmen zur Verhütung derartfger Vorfälle in Zukunft sowie über die Be strafung der Personen entgegen, die der Grenzverletzung schul dig seien. Die Note schließt: „Sollte jedoch die finnländische Negierung an ihrem in der Note voni 16. September dargefeg ten Standpunkt festhalten, so würde die Sowjetregierung sich veranlaßt sehen, daraus zu schließen, daß die finnländische Re gierung an der Aufrechterhaftung gutnachbarlicher Beziehungen zur Sowjetunion kein Interesse hat." Zu^ammenlrttk -es Landtages Dresden, 30. September. Der Landlag nahm heule nach über zweimonatiger Som merpause feine Arbeit wieder auf. Die Kommunisten bean. tragten, daß ihr Auflösungsantrag sobald wie möglich beraten werden soll. Abgeordneter Kaiser gab für die Wirtschaslspartci eine Erklärung ab, daß. da keine Negierung mit einer festen Mebrheit vorhanden sei. die heutige Sitzung sofort vertagt werden soll. Nächste Woche soll eine neue Sitzung mit der Wahl des Ministerpräsidenten stattfinden. Abgeordneter Dr. Fritsch (Natfoz.) stimmte dem zu und verlangte, daß als 2. Punkt in der nächsten Landtagssitzung über die Auflösung des Landtages abgcstimmt werde. Abg. Dr. Siegert <Dnat.) sprach sich für die ErledigungM der heutigen Tagesordnung aus und stimmte aber im übrigens den wirtfchastsparteilichen und nationalsozialistischen Anträgen«^ zu. Dagegen verlangte Dr. Wallner (Volksr.), daß endlich einmal sachliche Arbeit geleistet werde. In der Abstimmung wurden die Bertagungsanträge abgelehnt und ebenso eine Ansprache des Abg Siegel gegen seine Ausweisung aus dem Landtag in der letzten Sitzung vor den Ferien. Dann begann die Beratung der verschiedenen Er- werbslosenanträge Wie wir hören, findet in dieser Woche keine weitere Landtagssitzung statt, fondern nur Ausschußsitzungen. In de» nächsten Woche soll am Dienstag eine Sikung stnttfinden: mög licherweise wird dann eine vierwöchige Pause eintreten. Schweres Grubenunglück bei Nisch Belgrad, !!8. September. Im Bergwerk von Kraljevatz in der Nähe von Nisch ereignete sich am Sonnabend ein schweres Unglück, dem acht zehn Arbeiter zum Opfer sielen. Zn hundert Meter Tiefe arbeiteten zwanzig Arbeiter, als plötzlich die Scitenwand des Stollens eingedrückt wurde. Auf dieser Seite des Stollens lief rin großer Kanal, der Erubcnwasser sammelte und zum Pumpwerk führte. Nur zwei der im Stollen befindlichen Ar < beiter konnten sich retten, die anderen achtzehn Arbeiter er tranken in dem Stollen, der in wenigen Augenblicken überflutet i ' war. Auch alle Pferde, die In dem Stollen Material beför«*"T derten, kamen um. * Autouiisall der Fürstin zu Wied. Auf der Straße von Cannstatt nach Untortürkheim stieß heute nachmittag ein Per sonenauto beim Ueberholcn eines Fuhrwerkes mit einem von dem Erbprinzen zu Wied gesteuerten Wagen zusammen. Bet dem Anprall, der sehr heftig war. wurde die Fürstin zu Wied, die Tochter des verstorbenen Königs von Württemberg, durch Glassplitter im Gesicht erheblich verletzt. Erbprinz Hermann zu Wies erlitt leichtere Verletzungen an der Stirn und eine Prel lung am linken Knie. Wetterbericht -er Dresdner Wetterwarte Witterungsaussichten: Bewölkungsabnahme, am Morgen verbreitet neblig. Temperaturverhältntsse wenig geändert. Schwache bis mäßige Winde veränderlicher Richtung. Groß wetterlage vorläufig noch nicht stabil und Abwicklung für di« nächsten Tage unsicher.