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Sächsische Bolks.zeiiung Nummer 1» 10 Jul» irrv Luden-orss gegen Dischos Schreiber „Rom will auf dem Wege über Bischof Schreiber den enkjcheidenden Einslutz auf Deuljchianb" Ein unglaublicher Angriff ' Herr Erich Ludendorff, einst zu Deutschlands Un heil Generalquartiermeister des deutschen Heeres im Welt kriege, wird längst von keinem vernünftigen Menschen in Deutschland mehr ernst genommen. Geistig geführt von einer i» Zwangsvorstellungen lebenden Frau, die offenbar — wie das i» späten Ehen häufig ist — den 65jährigen Mann völlig be herrscht, benützt er die ihm von der Republik gezahlte Pension, uni als neuer Don Quixote gegen die eigenen Hirngespinste zu Felde zu ziehen. Juden, Jesuiten und Freimaurer, die für ihn eine Einheit bilden, sieht er als seine Gegner an. Wie ein Amok läufer fällt der General, dessen bewunderungswürdige Energie sich nun auf diesem unfruchtbaren Irrwege verzehrt, jeden an, der ihm begegnet: selbst seinen Kriegskameraden Hindenburg, selbst seine nationalsozialistischen Freunde von gestern. Da ist cs nicht verwunderlich, datz er einen Mann wie Bischof Dr. Schreiber, den er offenbar gar nicht kennt, in der wüstesten Weise angreift. Dieser Artikel Erich Ludendorffs „Der Dik tator Bischof Schreiber" ist in Ludendorffs Volkswarte, Folge 16, erschienen und wird, auch in Sachsen, als Flugblatt verbreitet. Wir führen aus dem Artikel, der 3 Spalten füllt, einige wesentliche Stellen an: „Bischof Schreiber, der als ehemaliger Zögling des Ger- I manischen Kollegs in Rom dem Iesuitengeneral, d. h. dem gött lich zu verehrenden, gleichsam gegenwärtigen Christus (!) und I Polen Ledochowski durch ein eidliches Gelübde verbunden ist, I wie nicht minder dem römischen Papst durch einen Bischofseid, ! ist der geeignete Mann, die „Katholische Aktion" in Deutschland I zur Ergreifung der Machtmittel des Staates zu leiten.. Bi- I schof Schreiber ist „Ersatz Pacelli", den ich oft als Diktator I Deutschlands bezeichnete." I . Man könnte ja fragen, was Herr Ludendorff, der aus I Kruszewnia b. Posen stammt und auch dem körperlichen Habi- j ms nach gut in jene Gegend patzt, gegen die Polen hat. Man könnte weiter fragen, warum gerade der Administrator der Diözese Berlin zum Diktator Deutschlands ausersehen sein soll, 1 wo doch die katholische Kirche in Deutschland mehrere Kardi- L näle und so viele veritable Jesuiten zur Verfügung hat. — Aber I .-mm darf von Ludendorf keine Logik verlangen. Plan höre, wie ec sich die Eroberung Deutschlands durch die römische Kirche oorstellt, und achte dabei auf die unglaublichen Beschimpfungen, die dabei für die Katholiken, insbesondere den Klerus, abfallen und auf das „musterhafte" Deutsch dieses deutschen Mannes: t „Bischof Schreiber verfügt zunächst über das fanatisierte - I und dressierte Kriegsheer des Iesuitengenerals — siehe „Das - I Geheimnis der Iesuitenmacht und ihr Ende" (von Margarete ' I Ludendorff). — Von den „Leichnamen Loyolas", den Jesuiten - 8 beginnend bis hin zu harmloseren, noch nicht voll verhetzten I und voll verblödeten Kongreganisten, den Kindern i. der unbefleckten Jungfrau Maria, und Uber den Beamtenstaat - des römischen Papstes in Deutschland mit seinen römisch-sugge- rierten Bischöfen und Priestern — auf tausend Katholiken Iiomint etwa je einer — Mönchen und Nonnen, die harmlos Brüder und Schwestern genannt werden. Sie alle arbeiten — wie die fanatisierten Kommunisten und Nationalsozialisten — sür die Erzwingung ihrer Herrschaft im Staat. Um sie voll zu I Walther von der Bogelweiüe Ein lauler Zeuge für das Chrislenlum Man hat in diesem Frühjahre den 700jährigen Todestag Idcs Dichters Walther von der Vogelweide an seinem Grab in I Würzburg gefeiert. Vertreter der Wissenschaft, die höchste Lan- . Idcs- und Reichsbehörde, der sozialdemokratische Präsident des I Reichstages haben an seinem Grabe gesprochen, und in den i I Schulen ganz Deutschlands ist er gefeiert worden als der grösste I Lyriker des Mittelalters, als ein Deutscher, der sein Vaterland 1 glühend liebte, und mancherorts gar als ein Gegner des Papstes und Borläufer Luthers. Ein Walthcrtaler wird zum Andenken lfnn diese Jahrhundertfeier demnächst die staatliche Münzstätte II verlassen. Diese Begeisterung für den wohllautesten, herzlichsten, I dcntschesten und natursinnigsten unserer mittelalterlichen Dich- I tcr. die heute noch nach 700 Jahren herrscht, ist wohl zu vcr- ? slchen. In einem Zeitungsaufsatze kann sein dichterischer Ruhm i ober nicht einmal gebührend angedeutet werden. Die Lieder und ! Sprüche, derentwegen der liedersütze Walther dem deutschen Volk einfach unvergetzlich bleiben wird, müssen eben einzeln gelesen und gehört werden: ursprünglich wurden sie zur Laute I gesungen. Sie sind in zahlreichen Ausgaben und Gedichtsamm- ' lungen im mittelalterlichen Text wie in neuhochdeutscher Ueber- Iragung — so freilich mit bedeutender Einbuhe an Wohlklang und Gedankcnfrische — dem deutschen Volke zugänglich. — Das lustige tandaradei seines „Lindcnliedes" erklingt wie ein unver wüstliches Echo heute in so manchem zarten Natur- oder Lie- bcsliedchen unserer Wandervögel wieder. — Aus gar vieler Munde hören wir heute aber auch noch manche scharfen Streit wörter, mit denen er die Sache des Schwabenkaisers Philipp gegen den grohen Papst Innozenz den Dritten verteidigte, der in seiner Politik zu Philipps Gegcnkaiser Otto den Welsen stand. Aber von der Gläubigkeit und aufrichtigen Frömmigkeit dieses altdeutschen Minnesängers hört oder liest man heute kaum ein Wort. Und doch enthalten seine Lieder unzählige Be weise für seinen Christusglauben und Christensinn. Fast alle Grundlchren des christkatholischen Glaubens sind darin klar und bestimmt ausgesprochen. So ruft er wiederholt die heilige j Dreifaltigkeit an. betont ihre feste Einheit,- inständig verstehen, mutz der Deutsche die Dressur kennen, wie sie In dem obenerwähnten Buche von meiner Frau geschildert ist. Das katholische Volk sendet nun, nach sorgfältiger Aus wahl durch Rom, die zuverlässigsten dressierten und stärkst sug gerierten römisch-gläubigen zumeist Kongreganisten in die amt lichen Stellen des Reiches und der Länder als Minister, Staats sekretäre und sonstige Beamte... „In 300 Jahren gibt es keine Deutschen mehr", so sprach ein römischer fanatischer und fana- tisierter Pfäffe in Friedrichshafen a. B. „Keine Deutschen", denn viel deutsches Blut ist schon durch römische Päpste gemordet worden und in 300 Jahren lätzt sich noch ergiebig weiter morden (!) und durch die christliche Lehre vernichten und entarten. Was nach den Willen des Priesters und seiner Oberen dann noch leben soll, ist nur noch „katholisches Bol k", und das t st zwangsläufig undeutsch durch und durch." Wenn Bischof Dr. Schreiber und die Katholiken von Lu dendorff beschimpft werden, dann befinden sie sich in guter Ge sellschaft. Denn in den weiteren Abschnitten des Artikels zieht Ludendorff wieder einmal gegen Hindenburg vom Leder: „Mit der Bestellung seines Vertrauensmannes Brüning, dem Reichskanzler, wird Bischof Schreiber sein Spiel als ge wonnen angesehen haben und er hat auch viel erreicht Darüber müssen sich die Deutschen klar sein. Es sollten nun auch sämt liche Nationale für dieses Spiel eingefangen werden, und zwar unter der Flagge des „allverehrten" Reichspräsidenten Herrn Paul von Hindenburg, der als Protestant besonders hierzu ge eignet erschien. Aber da geschah etwas, was Bischof Schreiber nicht erwartet hatte. Viele Deutsche wurden durch meinen Ar tikel in Folge 13 „Herr Paul von Hindenburg" sehend gemacht und werden nun auch aus der Preisgabe des Kaisers durch ihn am 11. 9. 1918, durch das bekannte Imstichlassen meiner Person am 26. 10. 1918 und am 25. 8. 1926 dem Kaiser und der Repu blik gegenüber die Vorgänge bet dem Sturz Hermann Müllers klarer erkennen. Sowohl unter den „Rechten" wie unter den „Linken" gilt Herr Paul von Hindenburg nicht mehr in dem selben Matze wie bisher als „allverehrter" Reichspräsident. Das ist gut so, und notwendig. Die Reichspräsidentenkarte ist für Bischof Schreiber kein voller Trumpf mehr. Wir kennen die Rufer nach dem Artikel 18 und nach Dik tatur, wir kennen auch die Verantwortlichen. Rom kann sich nicht mehr verbergen. Ob nun mit oder ohne Artikel 18, R o m will auf dem Wege über Bischof Schreiber den entscheidenden Einfluh auf das Deutsche Reich und die übrigen Länder nusüben und sich dadurch das Volk dienstbar machen. Seit 100 Jahren ist Rom rein äuherlich nicht so weit gewesen, wie es heute ist." Alle die guten Deutschen, die in den letzten Monaten nach der Diktatur gerufen haben, können also beruhigt sein. Wir haben schon einen Diktator, und das ist Bischof Dr. Schreiberk Reichskanzler Brüning aber, den Dr. Schreiber erst in Berlin kennengelernt hat, ist „sein Vertrauensmann". Aber der wackere Erich „forcht sich nit", wie es in Uhlands Gedicht vom braven Schwaben heitzt, er kündigte dieser Diktatur den Kampf an: „Allerdings hat Rom auch nie so wachen und freien Deutschen gegeniibergcstanden, die die kapitalistisch-sozia listischen Machenschaften der überstaatlichen Mächte, die Rotte des Bischofs Schreiber, das Handeln des Herrn Paul von Hin- denburg und die Wesensart des Christentums voll durchschauen und nun überall im Volk die Wahrheit verkünden. ... Wir Tannenberger sind heule allein in der veffentlichkeit die Künder solchen Lebens." bittet er einmal: „Nun sende uns, Vater und Sohn, den rechten Geist herab, datz er mit seinem sützen Nah ein dürres Herz er labe!" Ein andermal rnst er: „Viel hochgelobter Gott, wie selten ich dich preise, Hab ich von dir doch beides, Dichterwort und -weise! Wie darf ich doch so freveln, wo hu mein Vater bist! Ich tue nicht das Rechte, Hab nicht die wahre Liebe zu meinen Mit christen noch zu dir, bin niemandem holder gesinnt als mir selbst. Herre Gott, Vater und Sohn, dein Geist berichte meine Sinne!" Gott ist ihm ohne Anfang und Ende, unermesslich an Macht und Ewigkeit, unsatzbar für des Mensche» Geist, Schöp fer und Erhalter der Welt, der „alle lebenden Wunder ernährt-', der uns aus nichts erschaffen, der kunstreiche „Vildgietzer und Maler", der dem Sänger Wort und Weise eingibt. Er ist der himmlische Kaiser, setzt Könige ein und ab: Leib und Seele gibt er dem Menschen zu Lehen. Christus ist der gerechte Richter, der zürnt, droht, einen jeden nach Verdienst lohnt, «ber auch der Schirmherr der Seinen, der sie vor der Hölle bewahrt, ihnen hilft gegen den Teufel und des Fleisches Lust. Er nimmt sich der Bedrängten an, rächt Witwen und Waisen und Arme. Er sendet die rechte Lehre, die wahre Liebe, unterstützt in der Pflicht: ihm vertraut der Mensch sein Geschick und klagt sein Leid. Seinen göttlichen Namen streut der Dichter oft als blotzen Ausruf » seine Bitten, Beteuerungen und Verwünschungen ein. Den Heiland nennt er „der Magd Kind, das reine Lamm, das Kind, das demütig vor Esel und Rind in der Krippe lag. jun ger Mensch und alter Gott, der sich taufen lietz, um uns zu reinigen, der sich verkaufen Netz, um uns zu befreien, der mit seinem Blut Eons Schuld abwusch, den Teufel in der Hölle be siegte, wiederkommen wird am jüngsten Tage, der durch seinen Tod unfern Tod getötet hat". Da heilige Land ist sein Erbland, seine Wunden bluten, solange es in feindlicher Hand ist. Der Heilige Geist ist dem Dichter der gar liebliche Geist, der rechte Geist, das Minneseuer, Gottes Minne,- er lenkt den Sinn richtig, bringt wahre Reue, labt und läutert die Herzen. Neben der heiligen Dreifaltigkeit feiert Walther von der Vogelweide die heilige G o t t e s ni u t t e r in lieblichen, immer neuen Bildern, die uns bei weitem nicht so geläufig sind wie ihm, obschon ec kaum so reichlichen Religionsunterricht genossen haben dürste wie unsereins Unser Walther war ein sogenannter Minnesänger, >a der berühmteste unter ihnen. Was heitzt das? In ältester christlicher Zeit wurde die Dichtkunst in den Kulturländern nördlich der Alpen nur von den des Lesens und Schreibens kundigen Geistlichen gepflegt, allenfalls noch Hier zeigt sich wieder die sympathische Bescheidenheit, die Herrn Ludendorff schon immer ausgezeichnet l)«t. Er verlätzt sich aber nicht nur auf seilte „Tannenberger" — dos märe» doch vielleicht allzu wenige — sondern hofft auf die „abgestandenen" Katholiken:: „Gut nur, datz es auch unter den Katholiken eben« sovicle Nichlchristen gibt, wie unter den Protestanten!" Diese Tatsache ermutigt Ludendorff zu der Hoffnung, datz „die letzte Stunde der römischen Kirche" bald kommen wird. So predigt Ludendorff in seiner „Volkswarte" und aus setnen Flugblättern. Verantwortlich zeichnet aus diesen Flug, blättern ein Herr K. v. Unruh, und wer 1000 Exemplare be. ziehen will, braucht nur 10 Mark dafür zn befahlen. — Wir können uns vorstellen, datz temperamentvolle Katholiken bei der Lektüre dieser Auslassungen Ludendorifs nach dem Tiaals« anwalt rufen werden. Wir rufen nicht nach dem Staatsanwalt, sondern nach dem Arzt. Gibt es keinen Weg. diesem Manne die Wohltat einer Behandlung zu verschallen, die seinem Geistes zustand angemessen ist? Nicht Entrüstung und Prozesse wären geeignete Mittel gegen Herrn Ludendorff, wohl aber christliche Nächstenliebe und kalte Tuschen. Der neue IranMsche Kardinal (Von unserem Vertreter) L. ? Paris, p. Jmü, Die Verleihung des Kardinalhuts an den bisherigen Bi-chos von Lille, Mgr. Lienart bedeutete für das katholische Frank reich nicht nur eine Ueberraschung, sondern das Ereignis wurde auch als eine bedeutende Tat des Hl Vaters allseits anerkannt und verstanden Der neue Purpurträger ist der jüngste der französischen Bischöfe. Vor zwei Jahren noch war er Pfarrer! Setzt diese glänzende Laufbahn schon außergewöhnliche Gaben voraus, so hat sich der Bischof Lienart von Lille insbesondere durch seine soziale Wirksamkeit einen Namen gemacht. In seiner Diözese weigerten sich bekanntlich die Arbeitgeber, darunter auch katholische, mit den christlichen Gewerkschaften zu verhandeln, während sie mit den sozialistischen die Fragen der Arbeit be sprachen. Mgr. Lienart nahm gegen dieses Verhalten Stellung. Der Heilige Vater bekräftigte die Haltung des Bischofs in einem Briese dcrKongregation des Konzils. Mit viel Maß und Festigkeit prägte der Bischof daraufhin die katholischen Lehren in sozialen Fragen seiner Diözese ein. Aber die Verleihung de, Purpuks ist die deutlichste Bekundung der vollsten Billigung, die Rom dem sozialen Vorkämpfer zukommen lassen konnte. In allen sozial christlichen Kreisen wir die Erhebung Mgr. LiSnarts in den Senat der Kirche freudigst begrüßt. Denn die Notwendigkeit der sozialen Organisation wird immer klarer erkannt. Nunmehr erscheint auch die Garantie der aktivsten Unterstützung solcher Bestrebungen an höchster Stelle gegeben. Deutscher Katholikentag in der Tschechorlowaiel Jägerndorf. 8. Juli. Auf dem fünften deutschen Landeskathol'kentag in Jägern dorf, zu dein Festgüste aus Deutschland, Oester.eich und dem entfernteren Ausland erschienen waren, sprach der gewesene österreichische Bundeskanzler Dr. Seipel über die kultu relle Senoung der Katholiken im Volksganzcn. Die Tagung stand unter der Devise „Rettet die Familie". Scnalor Dr. Pant-Polen appellierte an die katholische Solidarität, die cs nicht zulasscn dürfe, daß katholische Völler anders sprachige Völker unterdrücken. von heimatlosen Sängern und Harfnern, die es verfehlt halten, in den geistlichen Stand zu gelangen. Als mit Beginn derKreuz- züge das junge Rittertum sich in die Führung des Volkes mit der Geistlichkeit teilte, übernahm es auch zu seinem äußeren und inneren Schmucke den Betrieb der Dichtkunst. Fürsten, Kai ser und Könige vcrschmählten nicht, sich zu den dichtenden und singenden Rittern zn gesellen. War die frühere geistliche Dich tung mehr eine erzählende, so galten die Lieder des ritterlichen Standes meist den Idealen ihres Standes: der Gottesminne, dem Herrendiensle (- Lehenstrene) und der Frauenminne Die letztere bildete den bei weitem überwiegenden Stofs in ihren Liedern: sie galt aber mehr der Verehrung der ritterlichen Frau im allgemeinen als einer bestimmten einzelnen Dame. Meilt waren die Besungenen verheiratete Ritlersranen. Wie rein diese ritterlichen Sänger des deutschen Mittelalters — wir ken nen heute noch deren 160 — ihre Sailen zum Preise des Frauen- geschlechtes gestimmt hatten, bezeugt schon der Umstand, datz die heilige Elisabeth an der Seite ihres Gemahls zu Eisenach unter den Klängen dieses Minnesangs zu göttlicher Bünne emporgehoben wurde und schwerlich einen störenden, unreinen Ton geduldet hätte. Was Wunder war cs also, wenn der Minnesänger zu Ehren der höchsten und lieblichsten aller Frauen, der lieben Gottesmutter, seine Leier mit Vorliebe stimmte? Sehen wir uns daraufhin Walthers Lieder an! Sie ist ihm „die Königin ob allen Fronen, die Gott sich zur Blatter erkoren hat, deren Wille im Himmel gilt, der ihr Sohn nichts versagt", u. a. m. Einen meisterlichen, zusammenbängenden Hymnus ans die Gottesmutter hat Walther uns hinlerlassen tu dem sogenannten Marienleich, einer Dichtung von 192 Versen Ein „Leich" hieß eine freiere, strophenlose Dichtung, die sich wie die latei nische Seguenz aus der Iubilatw des Graduate entwickelt hat. vielleicht für Prozessionszwecke: denn Leich heitzt eigentlich „Tanzlied" Es sei der Gedankenaang dieses unsterblichen Wal- therschen Liedes in Kürze vorgeführi: Der Dichter beginnt mit einer Umschreibung der Doxologie, des Ehre sei dem Vater...: dann wendet er sich an Maria, von der Gottes Sohn „uns ward betaget" l— zum Leben geboren). Um sie seiner Bitte geneigt zu macken, beginnt er eine» Lobgesang, in dem er unerschöps- lich erst-heinl in seinen Bildern zu»' Preise Mariens: „Du blü hende Gerte Arons, ousgeliendes Morgenrot, Ezechiels Pforte, die nie ward nusgelnn. durch die der König ward herrlich aus- und eingelassen... Wie die Sonne scheint durch ganz reines