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Nolize« Otto Straßcr und Major Buchrucker, die Führer der aus der Nationalsozialistischen Partei ausgetretenen „Revolu tionären Nationalsozialisten" haben in den letzten Tagen Herrn Hitler viele Freundlichkeiten gesagt. So in dem Aufruf „Die Sozialisten verlassen die NSDAP.": „Hand in Hand mit der Verbürgerlichung der Bewegung ging eine Verbonzung der Partei, die geradezu erschreckende Formen annahm. Nicht nur die höheren SA-Fiihrer, sondern auch in steigendem Matze die politischen Funktionäre der Partei entwickelten sich nach ihrer Haltung und ihrer Lebensführung in einer Weise, die ebenso mit den inneren Gesetzen einer revo lutionären Bewegung, wie mit den Forderungen eines sauberen Charakters in Widerspruch standen — Die im Laufe der Zeit fast allgemein gewordene direkte oder indirekte materielle Ab hängigkeit fast aller Funktionäre von der Partei und ihrem Führer Netz jene Atmosphäre byzantinischer Würdelosigkeit ent stehen, die die Vertretung jeder unabhängigen Meinung unmög lich machte und zu jener ideellen und materiellen Korrumpie- rung führen mutzte, die jeder einzelne Parteigenosse mit steigen der Erbitterung sah, ohne bei dem ganzen Aufbau der Partei Abhilfe schaffen zu können." In Folge 114 des „Sächsischen Beobachters" (und der an deren Kampf-Verlag-Zeitungen) wird der Vorwurf der Verbon zung mit fast den gleichen Worten wiederholt. Dann aber wen den sich Stratzer und Buchrucker mit folgenden Worten an ihre Anhänger: „Ihr alle Im Lande mützt, bevor ihr aktiv eintreten könnt, helfen. Gebt uns jeden Groschen, den ihr opfern könnt. Geleitet vom unbeugsamen Willen, gestützt auf die Treue zu den Grundsätzen des nationalen Sozialismus, zur Seite den starken Bundesgenossen, die schicksalhaft wachsende Not des deutschen Volkes — werden wir uns einsetzen für euere und unsere Le bensaufgabe: „Die deutsche Revolution." Wir stehen unter Ge wehr! — Kameraden! Kampfgenossen! Gebt Munition!" Ganz ohne Geld kann man eben noch nicht einmal Revo lution machen. Und wenn man als „revolutionärer National sozialist" ein noch so wütender Feind des-Kapitalismus ist — etwas Kapital braucht man doch, um diese Wut der Oefsentlich- keit Mitteilen zu können. « Die sozialdemokratische Dresdner Volkszeltung beschäftigt sich unter der Ueberschrift „Klassenkämpser im Erfri schungsraum" mit den Vorgängen in der Dresdner Stadt verordnetensitzung am Montag und teilt mit: „Was sich ab spielte, nachdem die kommunistische Fraktion nicht mehr der Kontrolle der von ihnen aufgeputschten Erwerbslosen ausgesetzt war, ist so erschreckend und widerlich, datz einen die Arbeiter leid tun können, die noch immer auf die Parolen dieser Dema gogen hereinfallen. Die kommunistische Fraktion hatte zwei Anträge etngebracht, die sich mit den Wohlfahrtsarbeitern be- fatzten. Die Behandlung dieser Anträge konnte überhaupt nicht erfolgen, weil bet der Unterstlltzungsfrage die kommunistischen Stadtverordneten Schrapel, Gäbe! und Neuhof nicht anwesend waren, sondern Wichtigeres zu tun hatten, als sich um das Los der langfristigen Erwerbslosen zu kümmern. Während ln mit ternächtlicher Stunde ihre aufgeputschten Anhänger vor dem Rathaus auf das Resultat der kommunistischen „Aktion" war teten, labten diese drei Helden ihre darbenden Leiber im Er- frischungsraum der Stadtverordneten mit Speise und Trank. Das ist der Klassenkampf der kommunistischen Strategen." Woraus man wieder ersieht, datz die Politik mit der Menschlichkeit nur schwer zu vereinbaren ist. Denn sonst hätte die Dresdner Bolkszeitung elnsehen müssen, datz die edlen Kom munistischeis Stadtväter nach den anstrengenden Brüllszcnen, mit denen sie das Stadtverordnetenkollegium mehrere Stunden lang aufgehalten hatten, dringend der Stärkung bedurften. » Unter den so viel kritisierten Steuern des Deckungspro gramms hat kaum eine so weitgehende Zustimmung erfahren wie die Ledtgen-Steuer. Dabei läßt sich gegen diese Steuer in der vorgeschlagenen Form sicher ebensoviel, wenn nicht mehr einwenden als gegen die so hart umkämpfte Reichs hilfe. Diese Gründe faßt in knapper und treffender Weise das „Westfälische Volksblatt" zusammen. Es wendet sich gegen die Behauptung, datz der Ledige im allgemeinen so viel günstiger dastche als der Verheiratete, mit folgenden Gründen: „Erstlich mutz er alles teurer bezahlen als der Verheiratete. Namentlich sein Essen, ob im Gasthof oder in der Pension, auch in der billigsten. Ebenso seine Wohnung und die Kleidung, zwar nicht die Anfertigung, aber doch die Instandhaltung. Ebenso die vielen anderen Dinge, die zu den kleinen Annehmlichkeiten des Lebens gehören oder für erforderlich gehalten werden. Zwei tens: Der Unverheiratete ist immer derjenige, der bei Arbeits mangel oder wenn aus sonstigen Gründen abgebaut oder ein geschränkt werden soll, am ersten auf die Straße fliegt. Drit tens: Nicht jeder, der als ein Hagestolz durchs Leben geht, tut Geheimnisse des amerikanischen „Go,.,a" Rocke fr Iler und Ford gehören nicht zum Hoch adel. Auch Amerika hat einen „Gothaer Almanach", nur datz dieses Buch nicht „Gotha" heißt, sondern den Titel führt: „^Viio is ^Vdo in America". Ansonsten ist es aber nach den selben Grundsätzen zusammengestellt wie sein europäisches Vor bild. Denn auch in den U. S. A. gibt es — einen Hochadel, der zwar seinen Titel von keinem Herrscher verliehen bekam, dafür aber um so mehr auf seine unbeschriebenen Privilegien achtet. Ja, der amerikanische Hochadel ist exklusiver als selbst die exklusivste europäische Aristokratie. Die obersten Vier hundert der Neuyorker Gesellschaft, die in dem amerika nischen „Gotha" natürlich gleich aus den ersten Seiten auf gezählt werden, gehören nicht alle zu den reichsten Leuten der Staaten. Es gibt unter ihnen auch einige Familien, deren Namen in Europa fast gänzlich unbekannt sind. Wer kennt zum Beispiel die Familie Stuywesamt? Die Stuywesnmts sind so zusagen arme Leute. Sie besitzen ein Vermögen von nur 1b Millionen Dollar. Dafür aber stammte Neuyorks erster Gouverneur aus dieser Familie, und das ist das Entscheidende, „obersten Vierhundert". Alle übrigen, die Schar der Millionäre und Milliardäre, mutz sich damit begnügen, zu den obersten Um in den Reihen der „obersten Vierhundert" ausgenommen zu werden, genügt nämlich nicht das Geld allein. Rocke st ll er und Ford, die reichsten Männer von Amerika, ja viel leicht der ganzen Welt, sind zum Beispiel nicht Mitglieder dieser auserlesenen Gesellschaft. Sie besitze» zwar ungezählte Millionen, aber ihre Ahnenreihe schaut recht dürftig aus,' und darum —. Nur die Nachkommen der ersten Ansiedler von Amerika zählen — ob sie viel oder wenig Geld habe» — zu den Das neue Lan-esmel-ewesen Dereinsachles Verfahren Die Landesmeldeordnung, welche im Sächsischen Gesetzblatt Nr. 16 vom 10. Juli veröffentlicht wird und am 1. Oktober in Kraft tritt, bezweckt Vereinheitlichung und Verein fachung des polizeilichen Melde Wesens und damit Ersparnis an Zeit und Geld. Sie bildet einen Teil der Klein arbeit für die Verwaltungsreform. Bereits in der Schieckschen Denkschrift zur Sächsischen Verwaltungsreform ist auf Seite 71 gesagt: „Das polizeiliche Meldewesen, das jetzt buntscheckig durch örtliche Regulative geordnet ist. ist tunlichst einfach für das Land — besser noch für das Reich — zu regeln. Einheitlichkeit der Meldevorschriften, bei denen jede unnötige Belästigung des Publikums zu vermeiden ist, der Meldefristen und der Vor drucke werden die Geschästscrledigung nicht unerheblich erleich tern und es ermöglichen, datz bei Wohnsitzwechsel die Neuan meldung auf dem alten Anmeldeschein vermerkt wird." Diese Vorschläge sucht die Meldeordnung zu verwirklichen. Dabei war es leider nicht möglich, eine einheitliche Regelung des' Meldewesens für das ganze Reich zu erreichen. Bereits im Jahre 1024 hatte Sachsen eine einheitliche Regelung für das Reich beim Reichsminister des Innern angeregt Diese Anregung fand aber nicht die Zustimmung der anderen Länder. Sie führte lediglich dazu, datz auf der Patz- und Fremdenpolizeibesprechung in Eisenach im Jahre 1028 Richtlinien aufgestellt wurden, welche die Länder bei Regelung ihres Meldewcsens berücksichtigen soll ten. Somit blieb nichts anderes übrig, als wenigstens für ga n z Sachsen eine einheitliche Regelung herbeizuführen. Dies wurde sofort in Angriff genommen, aber durch unvorhergesehene Ereignisse verzögert, zuletzt dadurch, datz Preußen, nachdem der sächsische Entwurf bereits fertig vorlag, seinerseits eine Melde ordnung aufstellte und es . angebracht erschien, den sächsischen Entwurf in verschiedener Hinsicht der Einheitlichkeit wegen der preußischen Meldeordnung anzupasseu. Die Vereinheitlichung des Meldewcsens wird für Sachsen durch die Landesmcldeord- nung voll erreicht. Für örtliche Regelung auf dem Gebiete des Meldewesens bleibt ln Zukunft kein Raum. Der Vereinfachung des Meldcwescns dient vor allem das Vorschreiben einheitlicher Vordrucke, bei denen alles weggelas sen ist, was nicht aus polizeilichen, insbesondere kriminalpolizei lichen Gründen unbedingt erforderlich ist, und die Ausgestal dieses aus eigener Entschließung. Es sind sehr viele, die eine Ehe nicht eingehen können noch dürfen, und zwar aus den an ständigsten Gründen der Welt. Blanche würden eine Mutter un glücklich machen oder eine Anzahl von Schwestern. (Es gibt immer wieder Gerichtsverhandlungen, in denen das zutage tritt. Es sind nicht die schlechtesten Söhne oder Geschwister, die aus familiärer Rücksicht sich nicht zur Heirat entschließen zu können glauben.) Viertens: Wenn die Verzehrstcuer durchkommt, dann ist das schon allein eine ausgesprochene Iunggesellenstcuer: denn wer in Gasthöfen essen muß, das ist in den allermeisten Fällen der Junggeselle. Fünftens: Unter den „Junggesellen", die keine Ehe eingehen können, befinden sich auch die katholi schen Geistlichen. Sie haben die Ehelosigkeit durch ein freiwil liges Gelübde versprochen. Eine Abweichung davon ist ihnen nicht möglich. Sie geben von ihren Einkünften schon viel mehr ab. als alle anderen, die Gehälter beziehen. Und sie sind die allerersten gewesen, die sich bereit erklärt haben, noch viel mehr abzugeben. Sie können vom Staate bei seinen Steuerfordcrun- gcn aber unmöglich auf dieselbe Stufe gestellt werden mit den jenigen Junggesellen, die sich vor der Ehe drücken, um ein mög lichst genußreiches Dasein führen zu können. Gewiß ist es nicht angebracht, gegen den Gedanken der Ledigensteuer an sich Sturm zu laufen. Die Lage des Reiches, also die Lage dos ganzen Volkes, ist so, datz auf keine einzige Steuermöglichkeit verzichtet werden kann, die noch irgenwie ergiebig und berechtigt erscheint. Aber datz gegen die Ledigen steuer in der rohen Form, wie sie vorgelegt worden ist, viele Be denken bestehen, das darf und mutz um so lauter gesagt werden." Berlin mit seinen weit mehr als vier Millionen Einwoh nern hat nur mehr zirka 40 000 Säuglinge, aber 2o0 000 Hunde, mehr Eheschließungen als Geburten. Paris ist bereits weit über holt. Neuyork, Tokio, Moskau haben noch jährlich 20 bis 80 Geburten für das Tausend, London 17. Paris noch 16, Berlin aber nicht einmal mehr 10! Wie not täte dieser neuheidnischen Stadt die Gesundung durch den wahren Glauben. tung dieser Vordrucke in der Weise, daß sie zugleich für die steuerlichen Meldungen verwendet werden können und sich somit eine doppelte Meldung erübrigt. Weitere Verein fachungen bestehen darin, datz die bisher in vielen örtlichen Meldeordnungen oorgeschriebene Meldepflicht des Wohnungs gebers in Wegfall gekommen ist und daß Rcichsange» hörige, die sich nur zu Besuch bei Verwandten oder Bekann ten aufhalten sowie die Personen, die in öffentlichen Kranken-, Enibindungs-, Heil- oder ähnlichen Anstalten untergcbracht sind, von der Fremden Meldepflicht ausgenommen werden. Der Arbeiksmarkl in Sachsen In der Zeit vom 15. bis 80. Juni 1080 erfuhr der sächsische Arbeitsmarkt eine leichte Entlastung, die allerdings den Zugang an Aibeilsuchenden in der ersten Iunihälfte noch nicht wieder aushcben konnte. Die Zahl der A>cke:tsuch«nden sank um 1581 aus 377 404. und auch bei der Zahl der Haugiunterstützungs- empsänger in der Arbeitslosenversicherung ist ein Rückgang zu verzeichnen, und zwar von 206 000 auf 108 841, also um 8.0 v. H. In der Krisenunterstützung steigt dagegen die Zahl der Haupt- untcrstühungsempsänger noch ständig, lind cs wurde in der Be. richtszcit eine Erhöhung non 67 010 au! 60 025. also um 4.3 v. H., festgcstellt. Die Gründe, die hauptsächlich einen stärkeren Abgang an Arbeitsuchenden herbeikübrten. liegen in einer Be- icbung einiger Zweige der Textilindustrie und des Nahrunas. und Genußmittelgewerbes, sowie in einer regeren Nachfrage der Landwirtschaft. Wie ungünstig die Lage aus dein sächsische» Arbensmarkte rm Vergleich zu früheren Jahren und im Vergleich zu anderen Bezirken ist. geht daraus hervor, daß am 15. Juni 1080 noch 41.8 Hauptunierslützungsempfänger in der Arbeitslosenver sicherung auf 1000 Einwohner gezählt wurden, gegenüber 10.5 am gleichen Stichtage des Vorjahres und gegenüber 26 v T. im Reichsdurchschnitt. In 15 Arbeitsämtern geht der 'Belastungs- salz auf 1000 Einwohner noch über den Landesdurchschnitt liinaus. Am ungünstigsten steht immer noch der Arbeu-samts- bezirk Burgstädt mit 67.1 v. T. Hauplilnterstütziings- empsängern in der Arbeitslosenversicherung da. obolcich sich dort infolge Belebung der Handschuhindustrie der Belastungs satz seit 15. Mai 1080 s78,6 v. T.) wesentlich vermindert hat. An weiterer Stelle stehen Neugersdori mit 60.1 v. T., Sebnitz mit 50,8 v. T. und Auerbach mit 524 v T Calmetke wird in Sachsen nicht ae mpit! Das Landesivohlsahrls- und Jugendamt in Dresden hielt am Dienstag eme Sitzung ab. Auf Anfrage erklärten Ministerialrat Prof. Dr. Thiele und der Präsident des Lan< desgesundheitsamtes Dr. Weber, daß in Sachsen das Cal. mc t t e v e r f a h r e n n i ch t a n g e w e » d e t werde. Ebenso wurde betont, daß eine Reihe von Artikeln in der „Boden reform" über eine angeblich große Verbreitung von Geschlechts krankheiten der Kinder im Erzgebirge stark übertrieben, teil weise sogar frei erfunden seien Ferner seien die Zahlen der angeborenen Siphilis im Abnehmen. Weiter befaßte man sich mit der bekannten von der Ne- gicrung geplanten Vereinfachung in der Abrechnung der Be- zirksverbände für Wohlsahrtspflkgezwccko. Hier soll bekannt lich ein Pauschalbetrag einaesührt werden. Nach längerer Aussprache nahm man ein Gutachten an. welches fordert, daß die Pouschalsumme so gestaltet werde, daß eine Schädigung der Bezirksverbäiide auch bei künftiger Lastensteigerung ver mieden werde. Die Beweisung der Pauschalsumme innerhalb der Bezirksveibände soll diesen ^elbst überlassen bleiben, jedoch mit der Maßgabe, daß die durch Ausländer und Wanderarme sehr belasteten Gemeinden bei der Zuiveisung von Mitteln be sonders bedacht werden. * Der Nctchvkanrler an oie landwirtschaftlichen Genossen schaften. Der Neichstanzler hat an das Präsidium des Reichs- verbandes deutscher landwirtschaftlicher Genonenscbafien in Berlin folgendes Telegramm gerichtet: Die Selbsthilfe der Landwirtschaft in den landwirtschaitüchen Genossenschaiten. die nunmehr im Neichsverbande zu einer krcntpoOen Dr aanisaOan zusammengeschlosscn sind. ist di- wesentliche Voran-setzung nir den Erfolg der slaatlichcu Maßnahmen zur Linderung der Agrarnot. Deswegen begrüße ich herüch die Zusage im Tele gramm vom 4. Juli, d'c e'gcnen Kräi'ie der ^anNwirOchast restlos z» entfalten. Ich hosre mit I'-ne». j,„ Zusammen wirken von Staats- und Se'bsthil'e die schweren Zeiten über wunden werden, gez. Reichskanzler 7". Brü-'nig. „obersten Vierhundert". Alle übrigen, die Schar dcrr Millionäre und Milliardäre, mutz sich damit begangen, zu den obersten Zehntausend gerechnet zu werden. Zwischen diesen beiden Eesellschaftsschichten besteht eine ge radezu unüberbrückbare Kluft. Und dies ist leicht erklärlich. In Amerika wird ja kein Adel verliehen, also die Möglichkeit in die Reihen der „obersten Vierhundert" ausgenommen zu werden, ist gleich Null. Allerdings ist eine Möglichkeit doch vorhanden. Heiratet eine amerikanische Milliardär!» einen europäischen Hocharistokraten, also wenigstens einen Fürsten, so wird sie gnädigst unter die „Vierhundert" ausgenommen. Ihre Familie aber zählt auch weiterhin nur zu den obersten Zehntausend und kann sich während der Feste des Hochadcls höchstens als ge duldeter Zaungast betätigen. Vor vier Jahren war es sogar ein großes gesellschaftliches Ereignis, als Henry Fords Sohn in ide Gesellschaft der oberen Zehntausend eingcsiihrt wurde. Selbstverständlich besitzt ein jeder Staat seinen eigenen Hoch, adel, nur datz es eben einen vornehmen und mindcrvornehmen gibt. Boston ist zum Beispiel der Mittelpunkt der sogenannten Neu-England-Aristokratic. Diese nennt sich die Aristokratie des Geistes, wird also von der Reuyorker Aristokratie mit einer gewissen Geringschätzung behandelt. Ihre Familien sind die Nachkommen englischer Geistlicher und Lehrer, die im 16. und 17. Jahrhundert cingewandert sind. Der Hochadcl Tier Vier- Millionen-Stadt Lhikago ist am schlechtesten dran. Chikago hat ja nur eine Vergangenheit von 60 bis 70 Jahren. Seine vor nehmsten Familien, zu denen die P a l m e r s, die M i l ch e l l s und der Grotzschlüchtcr Armour gehören, sind also sozusagen Parvenüs. k. Rablndranath Tagore spricht in Dresden. Am Donners- iag, den 17. Juli, spricht Rabindranath Tagore i>» Humboldl- klub zu Dresden über „Principial os Avis". Der berühmie indische Dichter wird auf seiner Reise durch Deutschland nur in Berlin, München und Dresden sprechen Staatliches Kuplerstichliabinett. Führung Freiing. ger 11. Juli 1080, findet nachii'itiags von 5.80 6.8« Uhr die nächste amtliche und unentgeltliche Führung durch die Ausstellung ..De, Zwinger, seine Entstehung und Geschichte" statt. Aegyptens Auslandsvertreter sind Jcsuitcnichüler. Seit längerer Zeit hat Aegypten — wenigstens äußerlich — seine Selbständigkeit erlangt. In den verschiedensten Staateil, so in London. Paris und Rom ist es durch Gesandte diplomatisch ver treten. Interessant ist es nun zu erfahren, daß alle drei Vertre ter in den oben genannten Ländern (Sesostris Sidaris Bey, Mo hammed Fabhry Pascha, Sadek Wahba Pascha) Iesuitenschüler sind. Diese Tatsache erfuhr man auf einem Bankett der alten Iesuitenschüler in Kairo, an dem 800 Personen tcilnahmen Auch der Oberzcremonienmeister des Königs ist ehemaliger Ieniiten- schüler. In seiner Festrede betonte der ägyptische Gesandte in Paris, er habe bei seinem Besuch in Spanien aus Dankbarkeit Schloh Loyala besucht. Auch dem Iesuitengeneral in Rain habe er einen Dankbesuch abgestattet. 8. Marirnburg-Woch« 198«. — Bei idealstem Festspiel- weiter ging nach dem verheißungsvollen Auftakt der General probe die erste Frcilichtauniihrnug von Goethes „E g in o n t" mit der Beethovenmusik (unter Kapellmeister Lessing- Danzig), Regie H c r m. Merz. Gäste Prof. Carl Ebert- Darmstadt und Gustl P ü » k ö s d y - Burgtheater Men — als großer Erfolg über die Bühne. Der Platzverkaus — 7000 Zuschauer — war zufriedenstellend. Stürmischer Beifall wurde gezollt. Nahezu alle Leistungen standen ans guter Höhe Das Bestreben Marienburgs. die deutschen Klassiker auf der Freilicht bühne wieder zu beleben, ist bemerkenswert und verdient jede Förderung. — In einer bochstehende» Goethefeicr im neuen Rathaussaal, bei der der Goctheforscher Geheimrat Dr. Volk» mann-Danzig sprach, kam der Komponist Kurt Adami ». a. mit einer riraussührung sKammcrmusik) zu Gehör, ein be merkenswertes Bestreben, neben der Pflege der Vergangenheit schassende Künstler des Ostens zu fördern. — Die jährliche Fort- setzunn der Festspiele ist beschlossen. Wahrscheinlich wird für 1081 Goethes ..Faust" mit Her in a » n Bi crz als künstlerische» Leiter aviaeführl werden.