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Sächsische Volkszeitung : 11.07.1930
- Erscheinungsdatum
- 1930-07-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193007111
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19300711
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19300711
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1930
-
Monat
1930-07
- Tag 1930-07-11
-
Monat
1930-07
-
Jahr
1930
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 11.07.1930
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Sensation ans -er Vogelwiese Täglich pilgern Tausende nach der Vogelwiese, um das Volksfest mitfeiern zu helfen. Man könnte meinen, Erwerbs losigkeit und Wirtschaftskrise seien überwunden. Am Abend, wenn die Budenftadt in ein glitzerndes und gleihendes Lichter meer getaucht ist, ist der Trubel besonders groh. Melodien, La chen, Rufen, Pfeifen, Schreien, Surren, Quietschen, alle die Töne vermischen sich zu einem einzigen Getöse, in das man unter taucht. Bet Tage sicht man, daß der Vogel schon etliche Federn verloren hat, das beste Sinnbild, für das herannahende Ende des Budenzaubers. Eine der vielen Attraktionen auf der Vogelwiese ist der Rundbau der „Todeswand" des Ingenieurs Franke. Er ist der Erfinder der Opelautomobile und der Ruderregatta auf der Vogelwiese und dürfte den Dresdnern durch die führerlose Automobilfahrt mit Fernsteuerung noch in Erinnerung sein. In seinem Rundbau wird jeden Abend als Sensation die Fahrt des Kapitäns Bob Perrys. eines Kanadiers, gezeigt. Allabend lich fährt er an senkrecht«! Wand mit über 100 Kilometer Geschwindigkeit auf seiner 32-PS-Maschine entlang. Seine Frau begleitet ihn gleicherweise auf der gefährlichen Fahrt. Das Publikum, von jeher für sensationelle Attraktionen zu haben, folgt mit Interesse und kargt nicht mit Beifall. An einem der letzten Abende nun erfolgte bei der Schlußrunde ein Zusam men st o tz und der Kanadier stürzte zum großen Schweden der zahlreichen Zuschauer in die Tiefe. Die 8 Zentner schwere Maschine fiel ihm auf den Rücken. Frau und Maschine blieben im schützenden Drahtgeflecht hängen. Wie durch ein Wunder erlitten beide nur bedeutungslose Verletzungen. Die Maschinen wurden völlig zerstört. — Die Kunde von dem Vor fall verbreitete sich wie ein Lauffeuer und brachte eine so unge heure Menschenmenge vor das Zelt, daß die Sipo Absperrungs- Maßnahmen vornehmen mußte. Im Inneren aber kannte die Begeisterung des Publikums keine Grenzen. Man überschüttete den „Todesfahrer" mit Blumen und — Geld. Denn es kann schon was kosten, wenn ein nervenkitzelndes Spiel mit dem Leben wieder ausgenommen werden soll! Der Freitag bringt mit Einbruch der Dunkelheit den all jährlichen Höhepunkt der Vogelwiese, das große Feuer werk. In diesem Jahre soll es besonders reichhaltig sein und neue Ueberraschungen bringen. vr«<i«n uncl Umgebung Einigungsversahren für den Kaushattplan Dresden, 10. Juli. Der Rat beschäftigte sich in seiner letzten Sitzung mit der durch die Beschlüsse der Stadtverordnetenversammlung geschaf fenen Etatlage. Es wurde zum Ausdruck gebracht, daß die Stadtverordneten den vom Rat aufgestellten und durch einen Nachtrag ergänzten, ohne Fehlbetrag abschließenden Haushalt- plan wesentlich verschlechtert hätten. Sie hätten den Beitrag zur staatl. Ordnungspolizei, zu dessen Entrichtung die Stadt landesgesetzlich'verpflichtet sei, vbgelehnt, die Zustimmung zu sämtlichen neuen Steuervorlagen versagt und auch die im Nachtrage zum Haushaltplan vorgeschlagenen Ausgabensenku» gen zum allergrößten Teil verweigert. Das Ergebnis sei, daß der Haushaltplan, so weit sich schon jetzt übersehen lasse, unter Einrechnung der Kosten der Landespolizei einen Fehlbetrag von etwa 5 Millionen Mark aufweise. Ter Rat verweigere die Zu stimmung zu allen Stadtoerordnetenbeschlüssen, die von den Ratsoorlagen abwichen, und beantrage Einleitung des Einl- gungsoersahrens. Bei Vorlage des Jahresabschlusses der Sparkasse sür das Rechnungsjahr 1929 beschloß der Rat, an das Ministerium des Innern das dringende Ersuchen zu richten, nunmehr mit Be schleunigung die endgültige Auszahlungsquote sür die Aufwertung der Spareinlagen festzustellen. Erholungsfahrlen katholischer Kinder Nicht alle Kinder können in den Ferien zur Erholung ver reisen zu Onkel und Tanre aufs Land! Sie bleiben zurück in der Großstadt! Wir wollen sie hinaussühren in die Natur in gemeinsamen frohen Wanderungen. Für alle katholischen Kin der Dresdens hat das Iugenüsekretariat Wanderungen sür Knaben und Mädchen getrennt festgesetzt. Freudige Helfer und Helferinnen bei diesen Wanderungen sind uns noch herzlich willkommen. Sie mögen sich baldigst per sönlich oder schriftlich melden bei Kaplan Christian Köhler. Schloßstroße 32. 2. Viele Kinder freuen sich auf diese Ausflüge, doch gar manchen fehlen selbst die paar Groschen. Wanderbeihilfen bitten wir an obige Anschrift zu schicken. Eltern, merkt euch di« Wandertag«! Schneidet den Wan derplan aus und beivahrt ihn aus! Knaben: Donnerstag. 17. Juli:-Wanderung in die Heide Tresfpunkt 8 Uhr am Schloßplatz 20 Pf. Fahrgeld. — Donnerstag. 24. bis Freitag. 25. Juli: Zweitägige Wanderung in die Sächsische Schweiz. Wehlen — Hohnstein, Lilienstein, Königstein. Uebernachten auf Burg Hohnstein. Tresfpunkt 5.45 Uhr am Hauptbahnhof In der Kuppelhalle. Kosten: Bei zehn Jungen, sür jeden 150 RM. — Donnerstag, 31. Juli bis Freitag, 1. August: Zweitägig« Wanderung nach dem Wilisch. Uebernachten im Zelt. Treffen: 8 Uhr Postplatz. Linie 19. Kosten: 50 Pf. — Zugleich: Donnerstag. 31. Juli: Wanderung in Sie Heide. Tressen 7 Uhr. Schloßplatz. — Donnerstag. 7. August: Wanderung in den Tharandter Wald. Treffen: 645 Uhr Hauptbahnhof. Kosten: 60 Pf. — Donnerstag. 13. August: Wanderung in Sie Lausnitzer Heide sOttendorf). Treffpunkt: 8.15 Uhr Hauptbohnhof. Kosten: 70 Pf. Mädchen: 15.-16 Juli: Zweitägige Wanderung für die 1. und 2 Klasse in die Sächsische Schweiz mit Uebernachtung auf Burg Hohnstein. Treffpunkt: Dienstag. 545 Uhr Haupt bahnhof. Kuppelhalle. Wer mit will, komme zur Besprechung am Sonntag, den 13. Juli, nach dem Schulgottesdienst sgegen 9.30 Uhr) ins Jugendheim Schloßstroße 32. — Taqes-Wan- oer ungen: Freitag. 18. Juli: Wanderung in die Heid«. Treffpunkt: 8.30 Uhr an der Morügrundbriicke (Straßenbahn, linle 11). — Dienstag. 22. Juli: Wanderung zur Malter- Talsperre. Treffpunkt: 8 Uhr an der Iakobikirche am Wettiner, platz. Fahrgeld: 50 Pf. — Dienstag. 29. Juli: Wanderung durch Loschwitzcr Grund — Pillnitz. Treffpunkt: 8 Uhr Körnerplatz. Fahrgeld: 60 Pf. — Dienstag, 5 August: Wanderung in die Heide. Treffpunkt: 8 Uhr Haltestelle der Linie 11 „Saloppe". — Dienstag. 12. August: Wanderung nach Moritzburg. Treff punkt: 7.15 Uhr am Postplatz oder um 8 Uhr: Endstation der Linie 6 „Wilder Mann". Fahrgeld: 80 Pf. Kreuzbund Dresden. Die erste Zusammenkunft der Kreuz bundmitglieder aus ganz Dresden findet Mittwoch, den 16. Juli, im Gesellenhause statt. : Jugoslawische Mediziner in Dresden. Etwa 60 jugosla wische Mediziner sind am Dienstag unter Führung von Pro fessor Dr. Burion von der medizinischen Fakultät in Bel grad zum Besuche der Hygiene-Ausstellung und des Hygiene- Museums in Dresden eingetrosfen. Namens der Stadt hieß Stadtrat Dr. Koppen die Gäste bei dem Empfang im Neuen Rathause willkommen. : Gebühren der Pfandleiher. Der Rat zu Dresden hat vorgescklagen. die Versteigerunasgebühren der Pfandleiher für nicht eingelöste Pfänder von 15 auf 7 Prozent und die Ein- lüsungsgcbühren von 7 aus 2 Prozent hcrabzusetzen. Nach ein gehender Erörterung mit dem privaten Pfandleihergewerbe empfahl die Industrie- und Handelskammer Dresden, die Ver- steigerunoskosten vorläufig nur auf 10 Prozent und die Ein lösungsgebühr auf 3 Prozent herabzusetzen. Für eine weitere Herabsetzung sei der gegenwärtige Zeitpunkt nicht geeignet: sie würde in dem vom Rate beabsichtigten Ausmaße für die Pfand leiher eine Härie bedeuten, zumal da die Schmierigkeiten, nicht eingelöste Pfänder durch Versteigerung zu einem ausreichenden Preis abzusetzen, immer größer werden. ^ : Führungen durch die Historische Abteilung des Deutschen Hygiene-Museums. Ter bekannte Leipziger Historiker. Geheiin- rat Professor Dr. Sud ho ff . der bereits die Historische Abtei lung der Lingnerschen Ausstellung 1911 gesäzafsen hatte und auch sür die jetzige Historische Abteilung des Deutschen Hygiene- Museums die Oberleitung führte, wird persönlich am Sonn abend. den 12. Juli, vormittags 11 Uhr und nachmittags 16 Uhr, sowie am Sonntag, den 13. Juli, vormittags 10 Uhr. Führungen durch die Historische Abteilung des Deutschen Hygiene-Museums veranstalten. Zu den Führungen wird außer dem Eintrittsgeld zur Ausstellung selbst keine besondere Gebühr erhoben. Ver sammlung zu den angegebenen Zeiten in der Porhalle des Deut schen Hygiene-Museums. Feuer ln einer Dachpappenfabrik Dresden, 10. Juli. Am Mittwoch brach im Betriebe der Dresden-Koditzer Dachpappenfabrik von Hans Korschatz auf der Rankestraße ein Brand aus, der bald auf das ganze Betriebsgebäude Übergriff Das Feuer war dadurch entstanden, daß zwei große mit Teer gefüllte Kessel in Brand geraten waren. Die rasch an der Brandstelle erschienene Feuer wehr ging dem Brand mit drei Schlauchleitungen zu Leibe. Da jedoch die Teermassen nicht durch Wasser gelöscht werden konn ten, mutzte ein Schaumlöschapparat in Tätigkeit treten. Das Fabrikationsgebäude wurde durch das Feuer teilweise zer stört. Der Schaden ist durch Versicherung gedeckt. — Die Ranke straße ist schon wiederholt von Bränden heimgesucht worden. Vor etwa zwei Jahren fiel ebenfalls eine Dachpappenfabrik auf der gegenüberliegenden Seite der jetzigen Brandstelle einem Feuer zum Opfer. Schicksal eines Findelkindes Dresden, 10. Juli. Am 9. Juli ist im Garten eines Grund, stückes in Leubnitz-Neuostoa die 114 Jahre alte Barbara Win ter in einem Wasserfaß ertrunken. Die Pflegemutter hatte kurz vorher noch mit ihr gespielt und hatte den Garten nur sür kurze Zeit verlassen, um dem Kinde etwas zu essen zu holen. In der Abwesenheit hat sich das Kind an dem gefüllten und lose zugedeckien Wassersaß zu scizassen gemacht, ist hinein, gefallen und ertrunken Der Tod des Kiiches ist besonders tragisch, da es sich um ein Findelkind handelt, das demnächst adovticrt werden sollte, und dos am 24. Februar 1929 vor dem St. Joseph st ist, Wintergartcnstraße 17. in einem Poppkarton aufgesetzt worden war. Die Kindesmutter ist bis heute noch nicht ermittelt worden. : Die „Reue Terrasse" in Dresden. Der Rat hat beschlossen, die Promenadenierrasse am städtischen Speicher Neue Ter. rasse zu benennen. : Rückfahrkarten nach Adrla-Se«bäd«rn. Bei den Fahr kartenausgaben inDresden-Hauptbahnhol undDres. den-Neu stabt werden direkte Fahrkarten (Rückfahrkarten mit 60tägiger Gültigkeit, jedoch nicht über gen 30. September 1930 hinaus) nach folgenden Adria-Bädern für die Fahrt über Brenner oder Salzburg-Piedicolle ausgegeben: Abbazia. Ancona. Cattolica, Eervia, Cesenatico. Falconaro. Fono. Fiume. Lati- sana, Monsalcone. Parenzo, Pesaro. Polo, Pontile per Grado, Portorose, Riccione, Rirwni, Rovigno. S. Giorgio, S. Lucio, Senigallia, Triest, Venedig. — Die 50 Prozent Fahrpreis ermäßigung für die italienischen Strecken, die bei einem Aufent. halt von mindestens 8 Tagen gemährt wird, ist bei der Fahr- Preisberechnung berücksichtigt. Die Karten müssen am An- kunfts- und Mfahrtstage auf dem Zielbahnhos zum Abstem- peln vorgelcgt werden. Sie sind sonst sür die Rückfahrt nicht gültig. : Radfahrer gegen Krastwagen. Mittwoch nachmittag stieß am Erfurter Platz eine Radfahrerin mit voller Wucht gegen ein mit zwei Personen besetztes Kleinauto Sämtliche drei Personen erlitten erhebliche Verletzungen und mußten ins Friedrichstädter Krankenhaus gebracht werden. Auf der Vogel wiese wurde am Mittwochnachm>ttag ein Radfahrer von einem Liescrkraftwagen überfahren. Er mußte mit einem Schlüssel beinbruch ins Krankenhaus Iohannstadt gebracht werden. : Sonderbare Delikatessen. Gestern nachmsstag kurz nach 5 Uhr zerschlug in der Nähe des Palmengartens ein Mann, der anscheinend vorher etwas zu tief ins Glas gesehen hatte, die Glasscheiben einer Straßenlaterne und verschluckte mehrere Glas- splitter. Der sonderbare Feinschmecker wurde der Heil- und Pflcgeonstalt zugeführt. Der Vorfall hotte einen großen Men schenauflauf hervorgerufen. : Ein mutwilliger Zerstörungsakt. Eine große Schaufen sterscheibe des Warenhauses Böhme am Georgplatz wurde gestern nachmittag von einem Mann zertrümmert. Ter Täter erlitt Schnittwunden an Gesicht und Händen und mußte einem Kran kenhaus zugeftthrt werden. : Verurteilter Ein- und Ausbrecher. Der 23jährige schwer vorbestroste Scholar Johannes Paul Kötzsch. der unlängst einen Fluchtversuch aus dem Gefängnis Glauchau unternahm, wurde vom Schässengericht Dresden wegen schwerer Einbruchs diebstähle im Rücksoll unter Versagung mildernder Umstände z« vier Jahren Zuchthaus verurteilt. d Bedeutende Senkung des Grundwasserspiegels. Wie di« Brunnenmessungen des städtischen Wasserwerkes in Kötzschen- broda Ende Juni ergeben haben, hat sich infolge der anhal tenden Trockenheit der Grundwasserspiegel hiesiger Gegend um etwa 2)4 Meier gesenkt, so daß manche Brunnen in der Um gebung am Versiegen sind. Tie Quelibrunnen des Wasserwer kes. die in einer besonders reichen Wasserader liegen, haben dagegen einen befriedigenden Wasserstand. d. Das 100. Lebenssahc angeirrten. Frau Wiihelmin« Leun er. Hohnstein, feierte am Dienstag ihren 99. Geburts tag. Sie ist heute noch körperlich und geistig rege. „Viktoria und ihr Kusar" Leipzig wird in der nächsten Zeit im Zeicl>en eines starken Erfolges des Wiener Operetien-Festspieles stehen. Unter der zielsicheren Leitung des Direktors Micksa P reger wurde die dreiaktige Operette „Viktoria und ihr Husar", die aus dem Ungarischen des Emmerich Földes von Alfred Grünewald und Dr. Fritz Löhner-Beda ins Deutsche über tragen wurde, im Neuen Theater zur reichsdeutschen Urauf führung gebracht. Die Musik schrieb Paul Abraham, der auch der Uraufführung beiwohnte und vom ausverkallften Haus stark umjubelt wurde. Ter Beifall beruhigt« sich erst nach Wiederholungen der einzelnen Schlager. Unzählig« Hervor rufe Stürmisch« Zustimmung bei Uederreichung des mächtigen Loibecrkranzes an den Komponisten. Ein unbestrittener äußerer Erfolg Er wird während der Spielzeit todsicher ein immer volles Haus sichern. Dazu eine Schouspielertruppe erlesenster Art. Nur Wiener Blut ist imstande, leicht beschwingte Schau spiel- und Schlagerkunst dieser Art zu einer vollen, zündenden Wirkung zu br ngen. Mitunter wurden geradezu Bariet-ckünste — und nicht die leichtesten — geboten. . . . Und doch! Das Stück als Ganzes — «in psychologi scher Fehlgriff des Textverfasiers. Eine schöne, rassige Ungarin erführt den amtlich beglaubigten Tod ihres in den Weltkrieg gezogenen Husaren-Offiziers. Sie heiratet den amerikanischen Gesandten. In rührender Aufopferung und zarter Pflege hatte er die Schioererkrankte dem Leben wieder gegeben. Ein Edelmann von der ersten bis zur letzten Falte seines treuen Herzens. (Uebrigens meisterhaft gespielt von Louis Treumenn .) Der todgeglaubte Hauplmann aber kommt wieder. Der Dichter hat sich außerordentlich bemüht, glaubhaft zu machen, daß Viktoria recht handelt, daß sie. sich an ihr früher gegebenes Wort erinnernd, den jetzigen treuen Lebe »ska me roden trotz aller schiveren Bedenken verläßt und sich im entscheidenden Augenblick nur ihrem ungarischen Blut iilieriäßt und willenlos ihrem ersten ungarischen Liebhaber in die Arme sinkt. Der andere kann gehen. . . . Ter Perlasser läiische sich nicht: der Amerikaner hat glänzend gesiegt auf de, ganze» Linie. Wenn unga»iscl>e Treue nicht anders ans- slihr. dann wäre es nicht ratsam sich ihr anzuvertrauen. Der Vcriasär will zeigen die Stärke des ungarischen Blu'es. Die Natiirgcwalt der ungarischen Rasseempsindung. Dieses Bild des Verrates am Heiligsten — an der Treue — stößt ab. Stößt stark ab. — Und noch eines. Der werbende Hauptmaiin kennt die Schwäche seiner Angebeteten. Statt sie daraufhin mit Rück sicht zu behandeln, spekuliert er auf diese ihre wunde Steile. So nur bringt er sie zum Treubruch. Ein elender Ichmensch. Und Las Publikum stimmt dem unbeirrt zu . . . Die Musik ist reichlich weichlich, sehr oft sentimental bis zum Langiveiligwerden. Hier klafft ein großer Abstand zwischen ungarischem und deutschem Musikempfinden. Zuzuqeben ist in des. daß heute weite Kreise deutscher Besucher diese Cchmalzig- keit lieben wie nichts anderes. Das aber kann an unserm Urteil in nichts ändern. — Gespielt wurde beispiel los. Ohne jede Ausnahme. Gerade die große Tanteiiungs- kunst der Trägerin der Titelrolle <A n n y A h l e r s> ließ den seelischen Ritz doppelt scharf erkennen, der durch die psycho logische Zeichnung dieser Frau geht. Ganz reizend gab Lizzy Waldmüller (als Frau Ferry) das Schüchterne der Japa nerin wieder. Ihrem feurigen Mann lOskar Tonest gelang dos Seltene, das ganze H<ms zum Miklacl>en und zum M'.tspielen zu bringen. Franz Felix (als der Husaien-Lksizier Stefan Koltay) macht« den bezwingenden Eindruck beinahe unheimlich glaubhaft. Sein Bursche Iancsy (Fritz Steiner) würde in jedem Variete eine Glanznummer bilden. Unübertrefflich. Lilly Welly als Kammerkätzchen war doch wohl ein wenig „iiberzogen". — Unangenehm und die Einheitlichkeit und sonstige künstlerische Höhe fühlbar ungünstig beeinflussend war die unnötige Betzzabe sexueller S«!)erz«. Ihre Streichung würde nicht im mindesten die groß« Zugkraft der Darstellung beein- slusscn. Die geistüze Haltung gerade dieser mitunter stark an den Ernst der Oper gemahnenden Operette kann nicht hoch genug sein. Die rein sexuelle Einschätzung einer Kultur Ehe stößt auch in diesem Stück das feinere Empfinden ab. Im Interesse der Autoren, aber auch der Darsteller. Ihre Leistungen ragen im übrigen weit über das gewohnte Maß des Operettenhaften hinaus. Das treffliche Orchester eingeschlossen. Borqesehen sind Aufführungen in Berlin, Wien, Hamburg und Dresden. - Tr. Hugo Löbmann. Leipzig. Georg Trexler ha: eine Kammermusik für sieben Blasinstrumente geschrieben, die vom Mitieldeulsä>«n Rundfunk zur Uraufführung angenommen wurde. Georg Trexler ist seit 1. April 1930 Regens chori und Organist an der katholischen Propstei- und Stadtpfarrkirche zu St. Trinitatis. Ein Leitfaden sür die Theatersragen der Gegenwart. — Wie bei der Hauptversammlung der Vereinigung künstlerischer Bühnenvorstände Dr. HeinzLiopmann.der Redakteur der „«cene". mitteilte soll das Organ der Vereinigung im kom menden Jahrgang möglichst alle Probleme systematisch be sprechen. die sür die Gegenwart und Zukunft des deutschen Theaters von Wichtigkeit sind. Mit Hilfe liierarischen und statisti schen Materials will man den Theater-Etat, den Dar stellungsstil. die dramatische Produktion, das Repertoire und die Grenzgebiete des Theaters in fünf Heften behandeln, die in ihrer Gesamtheit ein historisches Werk bilden sollen, das für den Theoretiker wie den Praktiker de» Theaters gleich aufschlußreich ist. Äumor Di« schlaue Hausfrau. Köchin: „Wenn die Eier frisch bleiben sollen, müssen sie an einen Kühlen Ort gelegt werben." — Frau: „Wie bringen wir das aber den Hühnern bei«" Gerettet. Feuerwehrkommondant: „Welch eine Kopflosig keit! Es ist -och noch wertvolles Mobiliar im Hanse: warum bringen Sie zuerst dos Faß Bier?" — Feuerwehrmann: „Ich habe gedacht, daß es nicht warm wird, Herr Kommandant!" Das Gebet. „Mutti, die Tante Trude hat mir ein Lolterie- los geschenkt." — „Das ist j? sehr nett. Nun mußt du aber rech» fleißig beten, daß das Los gewinnt." — Und abends findet die Mutter die Kleine im Bett mit ausgeschlagenem Gebetbuch beim Kapitel: „Gebet sür Kinderlose". Unfaßbar. Aus der Autostraße Glasgow—Edinburgh halt ein Pockard. Gerade an jener Biegung, wo man von der Höh« aus den Firth os Forth im Sonnenlicht glänzen sieht. Ein Rolis Royce kommt und hält ebenfalls, um dem Packard seine Hilfe anzupietcn: „Rei'ent'anne?" — „Nein!" ..Motorstörung?" — „Nein. Alles in Ordnung." — „Kein Benzin mehr?" — „Genügend!" — „Weshalb, zum Teusel. halten Sie dann hier?" — „Wegen der A issicht." — Zehn Minuten später waren sämt- liche Polizcistationen der Gegend informiert, ein offenbar Wahnsinniger in einem PackarS deiinde sich bei Meilenstein 43.
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