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Nolizen Bier und Dolkswirtschasl Vortrag Professor Dr. Kei-uschkas im Kyglene-Museum Der Jahresbericht der deutschen Sozial demokratie ist ein dickes Buch von 528 Seiten. Die Partei «mfaßt 1021777 Mitglieder <803 442 Männer und 218 335 grauen) — gegenüber dem Vorjahr ein Zuwachs von 84 410 Mitgliedern. Das Netz der politischen Gruppen der Sozialdemo kratie umspannt 33 Bezirksorganisationen in 0544 Ortsver- rincu. 628 Ortsoereine wurden im vergangenen Jahre neu ge gründet. Am meisten Ortsvereine hat Thüringen mit 501, am wenigsten Oldenburg mit 88. Wenn man die Zahl der Partei mitglieder betrachtet, steht Hamburg mit 72 585 an der Spitze, dann folgt Berlin mit 67 057: je etwas über 50 000 Mitglieder zählen die Bezirke Schleswig Holstein, Magdeburg, Dresden, Franken, je über 40 000 die Bezirke Hannover, Thüringen. Bres lau und Leipzig. Die übrigen bleiben unter 40 000 Mitgliedern Der wöchentliche Beitrag beträgt fiir Männer meist 20 Pfennig, für Frauen 10 Pfennig. Dazu kommt ein vierteljährlicher Son- derbeitrag von 15 Pfennig für internationale Zwecke. Lätzt man letzteren außer Betracht, so ergeben die regelmützigen Wochen- belträge von Männern und Frauen zusammen in den Fahren 1026: 4 542 800,84 NM.. 1027 : 5 350 708.70 NM.. 1028: 5 522 022 Reichsmark 40 Pf.. 1029: 7 261 604.55 RAI. 1020 wurden lOMill. 45 200 NM. verausgabt, davon 1 476117 NM. für Wahlen. Der Deutsche Reichstag zählt 152 Sozialdemokraten, darunter 20 Frauen, der Preußische Landtag 137 <19 Frauen), die Landtage in Bayern 33 <2 Frauen), Sachsen 33 <3 Frauen), Württemberg 21 <2 Frauen), Hamburg 61 <7 Frauen), Bremen 50 <5 Frauen). Neben diesen rein parlamentarischen Vertretern zählt die So zialdemokratie 445 Provinziallandlagsabgeordnete, 353 besoldete Stadtrüte, 047 Bürgermeister, 1100 Gemeindevorsteher, 4278 Reichstagsabgeordnete, 0057 Stadtverordnete und 37 700 sonstige Gemeindevertrcter. Diese Zahlen lassen die Stärke. Werbckraft und Werbe- srendigkeit der Sozialdemokratischen Partei erkennen. Ein Bei spiel, das im Lager der Zentrumspartei Beachtung und Nach ahmung verdient! » Der englische Ministerpräsident Macdonald hat aus seiner Reise nach Obernmmergau auch dem Bayerischen Landtag einen Besuch abgestattet. Nach der Bayerischen Bolksparlei-Korrespondenz erwies er sich dabei aber keines wegs als fremd in den parlamentarischen Verhältnissen und Ge bräuchen der Staaten des Festlandes. Sehr nett war es. als im Sitzungssaal der englische Ministerpräsident selbst auf die Red nertribüne stieg und schilderte, wie im englischen Parlament die Sitzordnung und auch die Geschäftsordnung wesentlich anders seien als das, was er hier gesehen und gehört habe. Offenbar war er auch gut über das gegenwärtig besonders aktuelle Pro blem der Budgetabgleichung in Bayern unterrichtet, und er wachte im Laufe der Unterhaltung verständliche Mitteilung über ähnliche Situationen, die er nach seiner Angabe in England ge kaut habe und daß seine Regierung zum Schlüsse doch noch eine Mehrheit für ihre Finnnzsaniernng gefunden habe. Er erkannte »achdrücklick den Grundsatz an. daß die Kraft des Staates, be sonders, wenn ein,- vi ,„i ' n,-bt. aufs stärkste abhängt von einem ' Diesen S„ nur in Bayern, sondern auch im Deutsche» :,ie.c.je uaccaü sehr genau merken. Er ent hält die Erbweisheit eines seit Jahrhunderten parlamentarisch regierten Landes, in dem man insbesondere über das Verhält nis von Ordnung in den Staatsfinanzen und allgemeiner Kraft und Gesundheit von Staat und Volk sehr genau Bescheid weiß. Seine Erklärung liest sich als Motto für die deutschen Reichs tagswahlen. Möge das Wart des erfahrenen englischen Staats mannes — und Arbeiterführers — bei uns beherzigt werden, namentlich auch bei der Sozialdemokratie, die das Kabinett Brüning wegen des Ernstes, mit dem es den gleiclsen Grundsatz, den Macdonald in München aussprach, zu verwirklichen ent schlossen ist, in unverzeihlichen! Parteigeist bekämpft und ver lästert. Der südslawische Diktator Schifkowitsch hat vor eini gen Tagen eine Regierungserklärung erlassen, die in außer ordentlich scharfer Weise Ziel und Methoden der Diktatur proklamiert. Fortan werden ausschließlich solche Beamte ange stellt, die in ihrer amtlichen Tätigkeit und in ihrem Privatleben volle Gewähr dafür bieten, daß sie unbedingte Anhänger dc^ „integralen Südslawismus" und „der gegenwärtigen Einrichtung des Staates" sind. Die Minister werden persönlich für diese Haltung der ihnen unterstellten Organe verantwortlich gemacht. Ebenso haben sich alle kulturellen. Humanitären und wirtschaft lichen Organisationen den Unifizierungstendenzen zu fügen, wenn sie auf die „Unterstützung" des Staates rechnen, d. h. wenn sie nicht verboten werden wollen. Und schließlich wird verfügt, daß alle Schulen, „von der Volksschule bis zur Universität" die lieber dieses Thema sprach, wie berichtet, Prof. Dr. Heidnschka von der Technischen Hochschule Dresden auf Einladung des Deutschen Bauernbundes im großen Saale des Hygiene-Museums. Auf Grund eines umfangreichen statistischen Materials beleuchtete der Redner die Bedeutung des Braugewerbes für die deutsche Volkswirtschaft. Einführend schilderte er das Alter des Bieres und seine Bedeutung als Ge- nußmitlcl mit geringem Alkoholgehalt und hohem Gehalt an Exlraktivstosscn, der es über den Begriff des Gennßmittcls hinanshebe. Vor dem Kriege sei Deutschland bei weitem nicht dos am meisten pro Kopf vertilgende Land gewesen. Im Fahre 1028 sei für etwa 27 Millionen Mark Bier ins Ausland ausgesührt worden. Die größte Brauerei befinde sich keineswegs in Deutschland, sondern in England. Die größte Brauerei in Deutschland ist Schultheiß in Berlin mit mehr als 3000 Ange stellten und Arbeitern. Besonders eingehend würdigte Prof. Heiduschka die Wech selbeziehungen zwischen Braugewerbe und Lonöwirtscliast. Die Summe, die die deutsche Branindustrie Jahr sür Jahr an die Landwirtschaft zahlt, ist auf etwa eine halbe Milliarde Mark anzusctzen. Wird die Brauindustrie durch staatliche Maßnah men nicht in ihrer Produktion und der Verzehr in seinem Um satz gelammt, so ist dieser Absatz der Landwirtschaft an die Branindustrie als regelmäßig und sicher anzusehen. Das ist be sonders wichtig fiir die deutsche Landwirtschaft, da doch ihr sonstiger Absatz infolge der schweren Agrarkrise zu einem er heblichen Teile unsicher geworden ist. — Umgekehrt schasste die Branindustrie in Trebern und Mal-,keimen Futtermittel fiir die Landwirtscliaft. Der große Umsang dieser Produktion bringt schon heute eine beachtenswerte Zurückdrängung der Futter mittel Einfuhr. Neben der Ausfuhr von fertigem Bier bedeutet auch dies eine kräftige Entlastung unserer Handelsbilanz. Und die Landwirtschaft, namentlich aber die Milchviehwirlschaft, weiß oanz genau, daß diese Restbestnnde der Brauereien das an Eiweiß und Protein reichste Futtermittel darstellen. Der Redner ging dann noch des näheren auf die Bedeu tung der Brauindnslrie sür die Stadtmirtschast ein und schloß init folgenden Gedankengängen: Die Branindustrie als eine große internationale Industrie, die Tausende und aber Tausende Jugend „streng im südslawisch nationalen Gedanken" zu er ziehen haben. Was diese Verordnung für die nationalen Minderheiten bedeutet, braucht nach den Erfahrungen in den ersten 18 Mo naten der Diktatur nicht erst besonders erläutert zu werden. Ein sinnfälliges Beispiel für die systematische Entnationalisierungs- Politik wird jetzt aus Pantschewo berichtet, einem kleinen deutsch serbischen Landstädlchen im Bannt unweit Belgrad. Dort sind acht Postbeamte und -beamlinnen deutscher oder ungarischer Nationalität nach Fnnerserbien versetzt worden: an ihre Stelle treten Beamte aus Altserbien. Formal steht natürlich jedem Staat das Recht zu. seine Beamten dort zu verwenden, wo er sie braucht Daß aber ein solcher sachlicher Grund hier nicht vorliegt, ist klar. Tenn die besondere Qualifizierung der Be amten im Banat, soweit sie den Minderheiten entstammen, ist ja, daß sie außer der serbo kroatischen Landessprache auch noch das Deutsche und Ungarische beherrschen, ein Borzug, der nicht ge ring zu veranschlagen ist. In Serbien aber nützen ihnen — und dem Staat — diese besonderen Kenntnisse nichts: ebenso ist es fiir den Amtsbetrieb in dem sprachlich so gemischten Banat eine Belastung, wenn dort Beamte tätig sind, die nur die Staats sprache sprechen. Daß man bei diesen Versetzungen mit der größ ten Härte vorgegangen ist, sei nur nebenbei erwähnt: die ver setzten Beamten lassen nicht nur Haus und Hof zu^ick, hochbe- tagte Verwandte, für die sie sorgten, sie müssen auch die Heimat verlassen, in der sie ihr ganzes Leben zugebracht haben, wollen sie nicht Stellung und Brot verlieren. Glaubt man in Belgrad wirklich, auf diese Weise „Liebe zum Staat" zu wecken? Beschleunigte Main-Ost-West-Verbindung. Seit Fahren wird von einer hessischen Industrie- und Handelskammer die Schaffung einer beschleunigten Main Ost-West Verbindung durch Einlegung schnell fahrender Züge erstrebt. Die Industrie- und Handelskammer Dresden ließ einen neuerlichen dahingehenden Antrag durch den sächsischen Vertreter im Ständigen Fahrplan ausschuß des Deutschen Industrie- und Handelstags nachdrück- lichst unterstützen und forderte insbesondere die ganzjährige Führung der Züge D 122123 bziv. D 22 23 nach München und Würzburg/Fronksurt a. NI. von Menschen ernährt und die breitesten Schichten der Bevöl kerung mit einem Produkt versorgt, das von diesen keineswegs immer als Luxus empfunden wird, hat Anspruch daraus, in der staatliä)en Wirtschaftspolitik nicht nach taktisch stimmungs. müßigen Gesichtspunkten, sondern nach objektiv-wirlsciiastlichen Maßslüben behandelt zu werden. Nur wenn das der Fall ist, wird jenes harmonische Zusammenspiel mit diesem wichtigen Produktionszweig herbeigesüyrl werden, das zum Wohle der Gesamtheit genau so wie zwischen Staat und Wirtschaft drin> genü notwendig ist. s. Tierseuchen in Sachsen. Nach dem Stande vom 31. Juli 1930 waren 11 sächsische Gemeinden mit 21 Gehöften von Maul- und Klauenseuche heimgesucht. Davon entfallen 5 Gemeinden mit 13 Gehöften aus den Bezirk Dresden, 5 Ge meinden mit 7 Gehüsten aus Leipzig und eine Gemeinde mit einem Gehöft auf Zwickau. Räude der Einhufer war zu ver zeichnen in je einem Gehöft in der Kreishauptmannschaft Dres den und in der Kreishauplinannschaft Leipzig. — Dagegen wurde Schweineseuche und Schweinepest in allen 5 säch sischen Kreishauptmannschaflen festgestellt, und zwar in der Kreishnuptmannschaft Bautzen in einem Gehöft, Chemnitz in einem Gehöft, Dresden in einem Gehöst, Leipzig in zwei Ge höften, die in zwei Gemeinden liegen, Zwickau in drei Gehöften, die sich auf zwei Gemeinden verteilen. Schokolade-Surrogate. In einein Bericht an das Wirt schaftsministerium stimmte die Industrie- und Handelskammer Dresden dem Entwurf einer Verordnung über Kakao und Ka kaoerzengnisse im allgemeinen zu; sie lehnte jedoch im Hinblick auf die Gewerbefreiheit das in der Verordnung vorgesehene Her- stellungs- und Verkaufsverbot für schokoladeähnliche Waren ab. Zur Begründung wies die Kammer darauf hin. daß dann eine ganze Anzahl Erzeugnisse mit einem geringen Zusatz von Kakao, die nicht als Kakao- oder Schokoladewaren ausgegeben werden, künftig nicht mehr hergestellt werden dürften. Sie bat daher das Wirtschaftsministerium. dafür einzutreten, daß schokolade ähnliche Waren weiterhin zugelassen werden, wenn sie deutlich als nicht zu Kakao und Schokolade aebn'ia gekennzeichnet sind. l-eiprig unc) Umgebung ) Von der Landesuniversität. Der planmäßige außerordent liche Professor der deutschen Sprache und Literatur an der Uni versität Leipzig Dr. Georg Wilkowski und der planmäßige außerordentliche Professor der sächsischen Geschichte daselbst Dr. Rudolf Kötzschke sind zu persönlichen ordentlichen Professoren ernannt worden. Tie Privaldozenlen in der Philosophischen Fakultät der Universität Leipzig Dr. Ipsen, Tr. Kockel und Dr. Weygand sind zu nichtplanmäßigen außerordentlichen Professo ren in dieser Fakultät ernannt worden. ) Einladung eines Leipziger Dozenten nach de,,, Ausland. Der auherordenlliäx' Professor sür Sanskrit an der Universität Leipzig, Dr. phil. Friedrich Weller, hat Einladung erhallen, während der Tauer eines Jahres Vorträge an der Universität Peking zu halten. ) Ein Internationaler Kaninchenzüchter-Kongreß wird vom 23 bis zum 27. August in Leipzig aus Anlaß der IPA. tagen. Gleichzeitig findet eine internationale Kaninchen schau <24. bis 31. August) statt, für die vom Reichsbuna der Deut schen Kaninchenzüchter, e. V., drei Geldpreise bercilgcstellt worden und. ) Wellcntausch des Leipziger Rundsunksenders. Wie die Obcrpostdircktion Leipzig mitteill, werden aus Betriebsgründcn demnächst die Wellen der Rundfunksender Gleiwitz und Leip zig gelauscht werden. Gleiwitz erhält die Welle 1157 KHz <250.ü< Meter) und Leipzig die Welle 1184 KHz <253.4 Nieter). Ter Zeitpunkt der Umstellung wird durch Rundfunk bekanntgegebcn werden. ) Für die Besucher der Leipziger Herbstmesse 1030 gewäh ren noch auf den Eisenbahnen Bulgarien 50 Prozent Er mäßigung fiir die Rückfahrt, England 25 Prozent auf Rückfahrten London—Leipzig via Ostende und Vlisnngen, Frankreich 25 Prozent für Hin- und Rückfahrt a»s allen französischen Bahne». Griechenlannd 25 Prozent für Hm- und Rückfahrt, Italien 30 Prozent für Hin- und Rückfahrt wü Polen 25 Prozent für Hin- und Rückfahrt. Zu den schon ge währten Frachtermäßigungen treten noch solche in Deutschland,.Italien, Polen und der Tschechoslowakei Von den Männer und Masken Neue biographische Weibe Was ist das sür ein seltsamer Eifer, mit der sich unsere Zeit wegwendet vom Roman zur Biographie! Ist das wirk lich die selbstbewußte Stärke des Menschen der modernen Sach lichkeit, der erhaben ist über die müßigen Träume eines Dichiers und auch im Buche nur das sucht, was er erleben will: di« Wirklichkeit, die nüchterne Wahrheit dieses Daseins? Wenn man die begeisterten Leser der erfolgreichen Biographien hört, möchte man es glauben. Wenn man aber diese Biographien liest, muß man es bezweifeln. Denn aus all diesen Werken spricht, manchmal leise, oft aber mit zwingender Stärke der Drang, die seltsame Runenschrift der menschlichen Schicksale zu deuten, nicht die Wirklichkeit, sondern hinter die Kulissen der Wirklichkeit zu sehen. „Es sind solche Dinge in unser Leben beschlossen, die manchmal ans uns reden, ohne daß wir sie ver stehen — das lockt uns, ihnen einen Sinn zu geben, mir dem wir den Sinn des sichtbaren Lebens suchen wollen." So heißt es in einer der biographischen Miniaturen, die Fran Blei ln dem Bande „Männer und Masken" zusammengesaßt hat. Es ist nicht der erste Band dieser Art. den der philosophisch wie historisch gleich bewanderte Schriftsteller erscheinen läßt. <1lnd auch dieser Band ist im Verlag Ernst Rowohlt, Berlin, erschienen: geh. 8 RM.) Die geistige Haltung, in der schon die friil>eren Sommelbände Bleis geschrieben waren, prägt sich in dem neuen Werke scharf aus: Jeder der Männer, die Blei schildert, ist wichtig nur als Form und Ausdruck eines geistigen Gehalts. So enthalten die Skizzen im Mantel der Biograrhie Philosophie des Lebens, Philosophie der Geschichte und Philo- scychie des Gefühls. Die einzelnen Menschen —u. a E. T. A. Hofimann, Stendhal, Baudelaire und Oskar Wilde — sind nur Anlaß und Sinnbild. So sehr, daß Blei zwischen diese Por. Iräts der Männer — Masken einschiebt: erdachte Figuren, die den Sinn einer Zeit oder einer geistigen Entwickelung zum Alorsten Ausdruck bringen sollen. Sehr schade, daß Blei seinem Buch einen Abschnitt über Therese von Konnersreuth eingesügt hat. der nun allerdings dem Sinn dieser außergewöhnlicl)«» Erscheinung nur sehr unvollkommen gerecht wird. Einen Mann, dessen Name zum Kennwort für eine der großen Verirrungen des menschlichen Tricbicbeiis geworden ist, such: Otto Flake, der unbestechlich gerechte und nüchterne Logiker, seines düsteren Nimbus zu entkleiden, den „Mar quis de Sadc" <S. Fischer-Verlag, Berlin: drosch. 4.50 RM.). Er sicht in dem berühmten Marguis den Typ des Literaten, der den Versuchungen dcr Phantasie hemmungslos erliegt, aber nicht den Mut und die Kraft hat, etwas von seinen Phantasien in die Wirklichkeiten umzusetzeu. Er zeigt, daß die Disposi tion zur Grausamkeit in der Zeit lag. deren Kind Sade lvar, und daß ein Harles Schicksal, das diesen Mann während der Hälfte seines Lebens in Kerkerhaft zwang, seine Lust, sich in Gedanken an anderen zu rächen, ins Ungeheure gesteigert hat. So erscheint Sade als der Prototyp einer Generation, die wohl die Lust, aber nicht die Kraft zum Bösen hat. — Und ein Ge genstück! hierzu ist „Der Leidensweg des Dichters Baudelaire", den Francois Porchd in einer kennt nisreichen, wenn auch etwas breit geratenen Studie geschildert hat sVerdeutscht von Eiara Stern im Ernst Rowohlt Verlag. Berlin erschienen: geh. 6.50 NM.). Baudelaire, der Dichter der „Blumen des Bösen", hat in erschütternder Weise die Wahrheit gelebt, daß der Sold der Sünde der Tod ist. In seinen Versen glüht die Lust, der berauschende Reiz alles Döien, sein Leben aber zeigt die bittere Wahrheit: Aksinken in Elend und Ekel, endlich Auflösung dieses begnadeten Gehirns im Toben der Paralyse. . . . Den letzten Grund des Daseins zu erkennen, aus der ver worrenen Schrift der Tatsachen den Sinn des Lebens zu deuten, das ersckeint uns als Triebfeder der modernen Vorliebe für die Biogravhie. Vergangene Geschlechter vertranten sich williger der Führung der Dichter an. Aber dieses Geschlecht will selbst sehen, selbst urteilen. Es befragt nicht den Dichter, sonder» den Psychologen, den Mediziner, den Kriminglisten. Und wenn ein Kriminalist von Rang wie Erich Wnlsfen eine Reihe besonders charakteristischer Fälle unter dem Leitwort „Irr wege des Eros" znsammenstellt. dann kann er der Anteil nähme sicher sein. lBrosch. 0 RM.. Avalnn Verlag. Hellerem ) Irrwege der weiblichen Seele werden geschildert: Grete Beier Nelly Grosavesen, Miliea Bnkobranliovic. Edith Eadivee n. a sind in dieser Schreckenskammer zu sehen. Die Folgerungen aber, die Wulfsen aus diesem Material zieht, werden vielen Lesern weniger angenehm in die Augen fallen als me Sckil- dernng der Kriminalfälle. Wulfsen stellt einen allgemeinen Verfall der weiblichen Ergebung seil und mack: die Zerstörung innerer Bindungen, die Erschütterung der geistigen Ideale ver antwortlich für die wachsende Kriminalität. Er äußert Zweifel an modernen Methoden der Erziehung, stellt vor allem sehr, sckarf die nnübcrschreitbarcn Grenzen der sexuellen Aufklärung fest. — Dieser Hinweis ans die entscheidende Bedeutung der Eindrücke, die wir in der Jugend empfangen, in einem Buche dieser Art erscheint uns ungemein wichtig. Das Blut und die Eindrücke der Kindheit sind mächtiger, schicklal-chestiminender als alles was stRiler an den reifenden und gereisten Menschen hcranlritt. Ist dafür nicht das Leben des französischen Dichters und Kaufmanns Rimbaud ein Beweis? Er scheint zuerst gan: aus der Art zu schlagen, der Sohn einer nüchternen, sparsame' Mutter, erzogen in ^strengen Begriffen von Pflicht uns Ern des Lehens, wird znm Bohämien. zum Landstreicher. . . . Ab rasch hat er sich znrückgesnnden. und enttckließt sick „ein Mw mit einer Zukunft" zu wenden. Man sieht das Weien die Lebens nicht richtig, wenn man nur den Dichter Rimbaud, d' Rimlxmd der Voaabnnden-Iahre mit Verlaine, bewunden, n. das die neue Auswahl Alfred Wolfensleins: „Rimbaud Leben. Werke. Briefe" sInternationale Vibiiolhct Berlin; kort. 6 RM.) notwendigeriveise tut Vor allem die Briefe, die hier min ersten Male in deutscher Sprache erscheinen, fOcten ein wertvolles Hilfsmittel zur Erkenntnis des »wäre» Wesens dieles Mannes. Daß Rimbaud schließlich in der Fer»- nickt nur den erhofften Reichtum, sondern auch den Top Kr«»., beweist nichts gegen ihn. Oder beweist es etums gegen Max Danth enden, daß er fern von der Heimai. auf Java, durch das granbmw G->,-tz de-- We'fkrieaes getroffen einsam ver löschen mußte? Auch er mn'-'e. ebenso wie Rimbaud, sein Schicksal erfülle»» So wie die Ingendversc Riwbands uns dov"?li remwll erscheinen „'eil sie vor dein dnn'crarnnde seines s"äl°'ren Arbeitssehens steten so erscheinen die Dichtungen Dan« ffiend"ys. d,> „,!> aller Glut der Svmche die Herrlichkeit der T' vi'cn weisen m nnn "a-bf-che"! Labt weil wir w-flen: In kves » Tromm >st der Deckten verdorrt, gestorben in Sehnsucht nach den Wälde-m ferne. Vaterlands und nach der Nähe der ge liebten Frau. Die Vrieie. die Danthendey während der ersten