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Dresdens Sammlungen und die ISA Die Reichhaltigkeit und die Bedeutung der Städtischen Sammlungen für die Geschichte Dresdens, seiner Stellung im Kulturleben Sachsens, Deutschlands, ja der Welt wird wohl den meisten Dresdnern erst so recht klar geworden sein durch die im Vorjahr im Lichthofe des Neuen Rathauses veranstaltete Aus stellung „Dresden als Reise- und Wanderziel und der wan dernde Dresdner". Sie zeigte sinnfällig durch eine sorgfältige Auswahl von Büchern, zeitgenössischen Bildern, Briefen, Urkun den, den hohen Rang, den Dresden in der Schätzung der Welt einnimmt. Solche Spezialausstellungen sind naturgemäß Selten heiten. Meistens ist die Beteiligung von Sammlungen an Aus stellungen eine passive: sie leihen aus ihren Beständen, was zu bestimmten Gruppen benötigt wird. Eine solche passive Beteili gung bedeutet für die betroffene Sammlung ein ungeahntes Matz an Arbeit, die aber vor der Oesfentlichkeit durchaus ver borgen bleibt. Vor allem sind es die Bibliotheken, die im stärk sten Matz in Anspruch genommen werden. So ist für die Inter nationale Hygiene-Ausstellung neben der Landesbibliothek die Stadtbibliothek sehr benützt worden, da die mtt ihr vereinigte Bibliothek der Gehe-Stiftung besonders die Sozialwissenschasten pflegt. Aber Bücher sind in den meisten Fällen nur der Rohstoff für die Ausstellung. Und so tritt dies nicht in Erscheinung. Dagegen konnte die historische Abteilung des Deutschen Hygiene-Museums ihre Schauräume bereichern mit Objekten der Stadtbibliothek und des Stadtmuseums. Erstere bot die kartographischen Unterlagen für die Entwicklung der Stadt Dresden von 1651 bis 1930 in sechs Darstellungen, die friesartig in der Gruppe Neuzeit angebracht sind. Diese sechs Darstellungen bilden die Illustration zu der Gefahr, die das immer stärker werdende Vordringen der Stadt in das Land mit sich bringen muh für den Städter, dem es immer schwerer wird, in die freie Natur hinauszukommen. Zu dem Problem der ge sundheitlichen Schädigung des Menschen durch die Massen ansammlungen in den Städten, durch die schon im Spätmittel alter viel zu dichtgedrängte Bauweise, durch den völligen Man gel an Kanalisation und einer einigermaßen hygienischen Ab fallbeseitigung bis in die neuere Zeit gehören noch eine Anzahl Bilder, die dem Stadtmuseum entstammen. Vor allem fesselt ein Bild nach einem Aquarell von Wizani, den Plauenschen Grund um 1800 darstellend, mit herrlichen Wiesen und baum bestandenen Hängen. Den heutigen Zustand dieser Gegend zeigt ein zweites Bild: ein Fabrikgebäude drängt das andere, ein Schlot steht neben dem anderen. Rauchschwaden bedecken die Gegend. Das ganze ein erschütterndes Bild der Verwüstung einer blühenden Gegend durch die Industrialisierung unserer Zeit, ein nicht abzuschätzender Verlust an seelischen Werten, an Möglich, keiten, sich in der freien Natur erholen und ergehen zu können. — Die Gegenwehr setzte verhältnismäßig früh ein unter dem Einflüsse von Rousseaus Ruf „Zurück zur Natur". Man baute in Dresden aus den Weinbergen der Loschwitzhöhen kleine Häus chen und zog hinaus, um im Soinmer und Herbst Wochen oder Tage der Erholung zuzubringen. Ein Bild zeigt die Loschwitz- höhen um 1850. Oder man baute unmittelbar vor der Stadt in freier Lage Villen mit Terrassen und Balkons. Auch die Städte selbst verschlossen sich nicht diesem Zuge der Zeit und begannen Anlagen zu schaffen in den neu erschlossenen Vierteln zu dem Zwecke, dem Städter Gelegenheit zur Erholung im Freien zu geben. Ein Bild von der Bürgerwiese um 1850 zeigt dieses Be streben in sehr anschaulicher Weise. Die Eigenart der Ausstellung wie des Deutschen Hygiene- Museums brachte es mit sich, daß die städtischen Sammlungen nur unter dem Gesichtspunkte der Hygiene in Anspruch genom men werden konnten. Und hier griff eine weitere Einschränkung Platz: der geringe Raum, der der historischen Abteilung zur Verfügung stand. Es mutzte aus den Sammlungen also alles außer Betracht bleiben, was seinen Wert ln seiner künstlerischen Bedeutung besitzt. Wenn die städtischen Sammlungen dennoch so zahlreiche und wertvolle Beiträge geben konnten, so zeigt sich darin ihre Reichhaltigkeit und ihre Bedeutung, die sie für die Vergangenheit der Stadt besitzen. Die Dresdner dürften ihnen daher ein bedeutend größeres Interesse entgegenbringen als ge meiniglich geschieht. Gewiß mutz die lokale Forschung, deren Sammelbecken die städtischen Sammlungen sind, mit oielem-sich beschäftigen, vieles berücksichtigen, was kleinlich oder unbedeu tend anmutet. Aber das Leben auch der größten Männer be steht nicht nur aus Staatsaktionen. Und gerade die Geschichte der Hygiene zeigt die Bedeutung des alltäglichen Lebens in der Kulturgeschichte der Völker. Dr. H. vi^drn und Umgebung Zum Derfassungskag Am Berlassungstage, den 11. August, werden die städtischen Verwaltungsgebäude und Schulen Flagge »schmuck tragen. Einem Ersuchen des Rates entsprechend, ergeht hiermit an die Bevölkerung die Aufforderung, auch ihre Häuser zu beslaggen. Die städtischen Körperschaften und die städtischen Beamten, An gestellten und Arbeiter werden den Tag der Reichsverfassung durch die gemeinsame Berfassungsfeier sämtlicher Reichs-, Staats- und städtischen Behörden im Ausstellungspalast begehen. » Die Rcichsbahndlrektion Dresden teilt folgendes mit: Die in vielen Tageszeitungen veröffentlichte Notiz über die Ausgabe und Gültigkeit der Sonntagsrückfahrkarten am Verfassungs- tagc, den 11. August, ist geeignet, Unsicherheit und Verwirrung bei dem reisenden Publikum zu verursachen. Es wird deshalb Nachstehendes bekanntgegeben: Im Bereiche der Reichsbahn direktion Dresden und den benachbarten Direktionen ist der 11. August (Verfassungstag) kein gesetzlicher Feiertag, es werden daher auch keine Sonntagsrückfahrkarten aus- aegeben. Die am Sonnabend und Sonntag gelösten Rückfahr karten gelten in der üblichen Weise zur Rückfahrt am Sonntag, den 10. August und am Montag, den 11. August bis 9 Uhr früh. : Im Iustlzmtnsterium ist am 11. August, dem Verfassungs lag. der Dienst wie an Sonntagen geregelt und daher kein Sprechtag. : Das Zollamt — Post (Annenstratze 15) ist am 11. August (Derfassungstag) nur von 7 bis 13 Uhr geöffnet. Wanderungen für Dresdner Schulkinder Für Dresdner Schulkinder (Mädchen) finden in der legten Fericnwoche folgende Wanderungen statt: Am Dienstag, den 12. August, treffen wir uns 7.15 Uhr am Postplatz, Haltestelle Linie 6, oder 8 Uhr am Wilden Mann, um nach Moritzburg zu wandern, das Schloß anzusehen und dann auf dem Auer zu spielen. Für Fahrgeld sind 80 Pfennig mitzubringen. Auf Wunsch der Kinder haben wir noch eine zwei tägige Wanderung nach dem Erzgebirge für Don nerstag, den 14. August, und Freitag, den 15. August, angesetzt. Am Donnerstag, den 14. August, treffen wir uns früh 5.25 Uhr (das ist 5 Minuten vor 1z-6 Uhr) auf dem Hauptbahnhof, Kup pelhalle. Von Geising aus wandern wir nach dem Mückentürmchen. In Schönwald bleiben wir über Nacht, und am nächsten Tage nach dem Gottesdienst geht es über den Sattelbcrg Gottleuba zu. Freitag abend ?(9 Uhr sind wir wieder in Dresden. Alle Teilnehmerinnen müssen sich bis spätestens Montag, den 11. August, abends 0 Uhr, bei Herrn Kaplan Köhler, Schlotzstratze 32, anmeldcn. Für Bahnfahrt, Uebernachtung, Abendbrot und Frühstück sind 2,50 M. bei der Anmeldung ab zuliefern. Wer nicht den vollen Betrag zahlen kann, gibt so viel als möglich ab. Wegen Geldmangel soll niemand zu Hause bleiben! Freude und Begeisterung für unsere Wanderungen sind Ke) den Kindern im Laufe der Ferien trotz Regen, Wind und be- schundencn Knien gewiß nicht geschwunden, wohl aber wird sich dem Herzen mancher Eltern der Seufzer entringen: „Na„ wir wollen froh sein, wenn die Schule wieder ansängt!" Denn einige Groschen Fahrgeld werden immer gebraucht. Aus den Groschen sind aber in 4 Wochen schon einige Mark geworden, und die fallen bei den heutigen Zeiten schwer ins Gewicht! Wie schade aber wäre es, wenn nur aus Mangel an Geld dieses Mal weni ger Kinder mitkommen würden als zu unserer schönen Sächs.- Schweiz-Fahrt zu Anfang der Ferien! Deshalb sind wir nach wie vor für jede freundliche Spende von Herzen dankbar! : Christliche Gewerkschaften: Dienstag, den 12. August, 15 Uhr im Gasthof „Drei Lilien", Fischofplatz, Monatsversamm lung des Bundes der Hotel-, Restaurant- und Cafö-Angestell- ten UG. pksrrer tteumsnn'r Nellmlttel bevkbrl d«i r»KIreid>«okLiaaIU>eir«i>. / 180000 Osnkiekrelbcii. / 11s» pksrrer Ileumsnn-Ijucb (272 8., 150 ^d>l>.)erkklt jeder, der »Ick »uldie» »es laserst kerukt, völlig umsoast and portofrei ^ durck1.ud«dg11eam»nndi6o., dlvrakerg 8 10 ^ Oie pforrer Ilcninnnn-lleilrnittel erkalten 8i« in sllsn Hpotlieken bestimmt Lngel-ApvNieke, /innsnstr. 14 : Bei der Arbeit verunglückt. In der Nacht zum Donners tag stürzte auf dem Abstellbahnhof an der Kunadstraße ein Ran gierer in Ausübung seines Dienstes von einem Eisenbahnwagen. Er erlitt schwere Kopfverletzungen und mußte ins Krankenhaus gebracht werden. — Am Donnerstagmittag glitt einer auf der Leipziger Straße wohnhaften Frau ein Topf mit heißem Wasser aus der Hand. Das Wasser ergoß sich über einen in der Nähe spielenden 116 Jahre alten Knaben, der auf einer Körperseite Verbrühungen erlitt und ins Krankenhaus gebracht werden mußte. : Abschaltung von Kabeln. Arbeiten im Kabelnetz erfordern Sonntag, den 10. August, folgende Abschaltungen: Von 5 bis etwa 8 Uhr Strehlener Platz und in den letzten Grundstücken der auf den Strehlener Platz einmündenden Straßenzüge, Wundt- straße 2, Schnorrstraße 69—75 und 94, Am Veutlerpark 1, Franklinstraße 1—3 und 2—6, Gutzkowstraße 1 und 2—6, We- bcrplatz 3 und 4, Reichenbachstraße 69—79 und 68 und 70, Gei nitzstraße 1—5 und 2—6: von 4 bis etwa 8 Uhr Bodenbacher Straße zwischen Rennplatz- und Dobritzer Straße, Marienberger Straße 18 und 34 und 5—33, Sorbcnstraße 3 und 6—10, Altseid nitz, Sonniger Weg, Im Stillen Winkel, Dobritzer Straße 4 bis 66, Winterbcrgstraße 129—139 und Pferderennbahn, Schilfweg. Am Torbogen. — Auskunft: Am See, 3., Zimmer 101, Fern sprecher 25 071 und 25 661. : Auf lange Zelt unschädlich gemacht. Das Gemeinsame Schöffengericht Dresden verurteilte am Mittwoch den 28 Jahre alten Elektromonteur Bernhard Otto Rzepka aus Dres den wegen schweren Diebstahls im Rückfall in 5 Fällen, versuch ten schweren Diebstahls in einem Fall und Hehlerei zu 3 Jahren 6 Monaten, den 23 Jahre alten Fleischergehilfen Paul Alfred Ruschig aus Dresden wegen schweren Diebstahls in 12 Fällen und versuchten schweren Diebstahls in 5 Fällen zu 5 Jahren Ge fängnis. Rzepka und Ruschig hatten in den Monaten April, Mai und Juni in Dresden eine große Zahl Wohnungseinbrüche verübt, bei denen sie stets große Beute machten. 11. as erbeu teten sie 15 20 Dollar-Goldstücke, die ihnen zum Verhängnis wurden. Als Rzepka in einem Dresdner Bankinstitut die Gold stücke wechseln lassen wollte, wurde er, da er den Bankbeamten verdächtig vorkam, festgehalten und der Polizei übergeben. s. Verzinsung gerichtlich hinterlegter Geldbeträge. Das Justizministerium hat angeordnet, daß gerichtlich hinterlegte Geldbeträge vom 1. Juli 1930 an bis aus weiteres mit jährlich 2>j v. H. zu verzinsen sind. Deulsch-licherhischer PorzeNanpakk? Rcichenberg i. B., 8. August. Die seit längerer Zeit schwe benden Verhandlungen zwischen der tschechoslowakischen und der deutschen Porzellan- und Kaolinindustrie über eine Zusammen arbeit im Export scheinen in ein konkretes Stadium zu treten. Am 15. August werden Vertreter der genannten Industrien bei der Staaten in Karlsbad zu einer Konferenz zusammentreten, um den Kooperationsplan durchzuarbeiten. Es liegen Anträge vor für eine gemeinsame Regelung der Absatz- und Prcisoer- hältnissc, und zwar vornehmlich im Wege einer Produklions- einschränkung. Zu diesem Zwecke sollen weniger rentable Be triebe stillgelegt werden. Die Stillegungen würden aus einem gemeinsamen Fonds finanziert werden, der aus dem Ertrag einer Erhöhung der Kaolinpreise geschaffen würde. d. Autounglück am Bahnübergang. Am Mittwochnachmit tag 5 Uhr fuhr der von Wilischthal nach Thum fahrende Schmal- spurgüterzug Nr. 10 532 beim Staatsstraßenübergang am Halte punkt Venusberg auf einen Kraftwagen, der auf der Fahrt von Thum nach Zschopau kurz vor dem Zuge über den Uebergang fahren wollte Der langsam fahrende Zug wurde schnell zum Halten gebracht und schob den Wagen noch einige Meter vor sich her. Der Kraftwagcnführer und zwei Insassen, sämtlich aus Gelenau stammend, wurden leicht verletzt. Der Wagen wurde stark beschädigt. Der Straßenübergang ist durch Wegesignale vorschriftsgemäß gesichert Auch hatte der Zug die Pfeif- und Läutesignale ordnungsmäßig gegeben. d. Ein weißer Rehbock. Fabrikbesitzer Püschner jun. aus Stolpen als Iagdberechtigter erlegte auf Rückersdorfer Jagd revier einen bereits vor zwei Jahren dort beobachteten weißen Rehbock. Es handelt sich um einen Sechsender. Die Notverordnung hat durch ihre steuerlichen Bestim mungen die Grundlage der Berechnung der Steuerabzüge für die Betriebe vielfach verschoben. Eine übersichtliche Lohn steuertabelle. wie sie der Verlag Jakob Frank, Mün chen 50, Daiserstraße 47, soeben herausbringt, ist daher für jeden Betrieb von höchstem Wert. Aus der Tabelle sind auch die Abzüge für die Ledigensteuer zu ersehen. Die Tabelle erscheint in dreifacher Form: abgestellt auf Wochenlohn, Vierzehntage lohn und Monatslohn. Jeder der praktischen Tabellen kostet nur 80 Pfennig. Dresdner Kunst 1SZV Es ist natürlich kein Zufall, daß dieser Sommer, in dem die Internationale Hygiene-Ausstellung so viel fremde Besucher nach Dresden zieht, auch eine Gruppe von repräsentativen Kunstausstellungen sieht, die alle der Dresdner Kunst der Ge genwart gewidmet sind. Im Sächsischen Kunstverein auf der Brühlschen Terrasse zeigen alle Dresdner Künstlcr- gruppen vereint an die 180 Werke der Malerei und Plastik. Die unter Führung von Berhard Krehschmar ins Leben gerufene Gruppe „Tie Aktion" stellt in der Galerie Neue Kunst Fides aus, und Kühl zeigt eine Sonderschau neuer Werke des Dres dener Malers Johannes Beutner. So hat man einen Ueberblick über die Dresdner Kunst der Gegenwart, der gerade in dieser Zeit wichtig ist, da alle Künstler verzweifelt gegen die wirt schaftliche Not ankämpsen, die Kunst gegen die materiellen Be dingnisse der Zeit nicht weniger verzweifelt um ihre Existenz ringt. Alle drei Ausstellungen zeigen die künstlerischen Probleme der Gegenwart. In Dresdens KUnstlergencration ist es lebendig, alle Fragen des Stoffes, der Farbe, der Komposition lassen sich vor diesen Werken erörtern. Bis auf die abstrakte Kunst fehlt keine der Stilarien. Hart nebeneinander stehen die Persönlich keiten und ihee Anschauungen. Und wenn naturgemäß die jün gere Generation am lautesten redet, am impulsivsten und be denkenlosesten, so begrüßt man doch die stilleren Meister mit Ihren ruhigen und ausgeglichenen Arbeiten besonders herzlich. Unser Rundgang durch die Ausstellungen führt uns zuerst zum Sächsischen Kunstverein auf der Brühlschen Terrasse. Hier kann nicht oft genug auf einen Künstler wie Paul Wilhelm hin- gcwiesen werden, der wirklich abseits vom Marktbetrieb und Scnsationslärm zu einem innigen und tiefen Meister der Farbe geworden ist. Tie zarte und männliche Kraft in de» beiden Stadtbildern ist beglückend, aus reifer Betrachtung quillt das Bild, und ein Geschmack von hoher Kultur ordnet mühelos Raum und Valeur. Paul Wilhelm muß uns in seiner Kunst, die man viel zu selten in Dresden sieht, wie ein ruhender Pol erscheinen, um den die Unruhe und Hast, das Jage» und Suchen tobt. Aus der Generation, die ihre Kämpfe hinter sich hat, fin den wir den nicht gealterten und dennoch ehrwürdigen Lud wig von Hofmann mit drei neuen Landschaften, den nun schon seit Jahren fern von Europa lebenden Otto Hettner mit dem starken Bildnisse seines Sohnes und zwei Landschaften von Teneriffa. Nach langer Pause begegnet man wieder einmal einem großen Damenbildnisse Hans Ungers. Richard Müller hat zwei Aktbilder da, die mit aller Genauigkeit sich leicht der farbigen Sprödigkeit und mancher Bizarrheit des Stofflichen abfinden. Dagegen erfreut sein winterlicher „Blick aus dem Atelier" auf die Frauenkirche. Jedem Besucher wird das Bild des Schauspielers, der sich schminkt, auffallen: Con- stantin v. M i t s ch k e - E o l l a n d e, der im letzten Jahr eine starke Entwicklung zur Farbe und zur abstrakten Kompo sition hin erlebt hat, gibt in diesem klaren und ruhigen Bild ein Zeugnis seiner reifen Kunst. Von E. R. Dietze wird man das Bildnis des Bildhauers Arthur Lange besonders bemerken, ein inniges und starkes Denkmal der Freundschaft mit dem Verstorbenen. Die Reihe der Künstler, deren malerischer Charakter sich schon längst gefestigt hat und die mit ihren neuen Werken immer wieder ihre lebendige Arbeit bestätigen, ist groß: Paul Röß ler zeigt Werkzeichnungen für religiöse Glasmalerei, Fritz Winkler seine großzügigen kräftig akzentuierten Tier- und Landschaftsstücke. Cur t. Rothe einen Terrier. Otto Schu bert ein neues inniges Kinderbildnis. Von Georg Siebert erfreut ein Feldblumenbild, von Bernhard Müller ist der schöne Luganer See da und ein lesendes Mädchen, Herbert Lehmann erweist seine minutiöse Beobachtung aufs neue in den „Bauern beim Kartenspiel" und der „Frau am Strand". Hanns Hanner bringt.einen Müdchenakt am Strand. Karl Hahn gelingt die rhythmische Bewegtheit eines Fuh- ballkampses, Joses Hegenbarths Meisterschaft des Glit zernden erweisen die zwei Zirkusbilder, Wilhelm Heckrott hat zwei starke Tierbilder, Hans Grundig ein besonders starkes „Kind in der Vorstadt". Drei kleinere Bilder von Fer dinand Dorsch, ein Frauenbildnis von Feldbauer, Fritz H o fm a n n - I u an s exotische Impression .Frauen im Boot", Otto Meisters „Böhmische Landstraße", Nad lers „Spargebirge" sind alles Werke der mittleren Linie, die sich raich und bestimmt durchsetzen. Eine Welt für sich stellt noch Otto Lange hin. In sei nen fast abstrakten, aber sinnlich stark erfüllten Landschaften, Böckstiegel hat noch immer das große Format und die dar auf gesteigerte Leuchtkraft der Farben. Mit Spannung verfolgt man den Aufstieg Willy Kriegels, dessen „Sächsische Landschaft" Grün in Grün von erstaunlicher Differenzierung und strömender Kraft der Farbe spricht. Ebenso interessant ist Pol Cassels Werk, das unbedenklich, kühn und glücklich sich fort setzt in Hymnen auf Blüte, Tier und Stein. Johannes Beutners „Sitzendes Mädchen" freut man sich hier zu sehen. Und wer aus dem einen Bild die starke künst lerische Persönlichkeit, das Können und den Kampf um die letzte Klarheit der Komposition fühlt, wird gern die Sonderaus stellung bet Kühl besuchen. Hier, in dieser Gruppe von Aktbilder», Bildnissen, Landschaften und Blumen wirkt sich Beutners originale und starke Kunst ganz aus Mögen viele Be schauer sich eine Verwandtschaft mit Carl Hofer zurechtlegen. Beutner ist so entschieden auf eigenen Wegen, daß seine Kunst unabhängig daiteht. In der Galerie Neue Kunst Fides werden diese beiden Dresdner Ausstellungen durch eine dritte ergänzt. Dieser Gruppe, die sich „Aktion" nennt, wird man das Recht zusprechen müssen, sich abzusondern. Es ist auch in der Ehrlichkeit und dem Ernste, mit dem Eugen Hoff mann und Otto Griebel, Wilhelm Lachnit und Wilh. Rudolph, Fraas, Go - denschweg und Tröger arbeiten, eine Gemeinschaft er kennbar. Der Stärkste unter ihnen bleibt allerdings Bern hard Kretzschmar, der mit seinem Gemälde „Bahnhof In Döbeln" eine seiner reifsten und bedeutendsten Werke geschaf fen hat. So schließen sich die drei Ausstellungen dieses Sommer» wohlgeordnet zusammen und werden alle Beschauer überzeugen, daß dle Kunst in Dresden lebendig geblieben ist, trotz den furcht baren wirtschaftlichen Nöten und trotz den schweren innere« Krisen der Zeit. M » A.