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«r. L7S — LO. Jahrgan« Donner-tay den S. August IVI» »gcheinl «Sglich ua«m. mii Ausnahme der Sonn- und k?esttage. «oSaade t mit .Die «ei, ln «or, und Bild- vierleyShrlich 2, IN ^ In Dresden durch Buten 2,IN ^ In gaiu Deutschland Irei Hau« 2 82 ^1 in Oeslerrei» 4.4!» X. v»«aade « ohne lll»ilrierte Beilnqe dierteljührlich I,tM ^ In Dresden durch Buten 2,1« In «anz Deutschland lret Hau« 2 22 >n Oesterreich 4.N7 X. - Sittzei-Nr. I« Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit Inserate werden die «netlmltene PetiUeile oeer der-n Rau», w,l Ik p Reklame» mit 8tt z die Zeile berechnet, bei Wiedechuiu: „en enllvrechendrn Rabatt, Bnchdrnckerel. Redaktion n„d wrschäf,«stelle Lre«den, Pillnitzer Strafte 4!t. - geruserecher I.lstti AUrRülkgabe n»verian«t. Schristfttiise keinePerbiudlichkei« RedakliunS Sbremittuide: II dt« 12 Uhr, Wer kommt nicht nach Mainz? Zur 58. Griikralversaininlung drr Katholiken Deutschlands. tlpo. Mainz, Ken 3l. Jul> IVlI. I. Als wir vor sieben Jahren in Köln das goldene Jubiläum unserer Generalversainnilmigen begingen, wurde eines Mannes gedacht, dessen Name mit der Geschichte der .Katholikentage eng verknüpft ist. Ein Jahrhundert hatte sich vollzogen seit der Geburt Josephs Nitter v. Bus;, des Präsidenten des ersten deutschen Katholiken tage s. Es war eine kleine Schar von Männern, die in ernster Zeit 1818 unsere Generalversammlung in Mainz ans der Taufe hoben, aber eine feste Zuversicht in das Gelingen ihres Werkes, ein festes Gottvertrauen beseelte sie. Wie eine prophetische Ahnung der Wiedererstarknng katho lischen Denkens und Wirkens in Deutschland, des macht vollen Zusammenschlusses des deutschen katholischen Volkes »nd seines unentwegten Kampfes gegen Sittenverderbnis und Unglauben erscheinen uns heute die Worte, welche v, Bus; damals in Mainz sprach: „Wir sind im schönen Mainz, einer Stadt, die schön ist, wie ihre schöne, reizende Natur. Da tritt uns entgegen ein Trost: den wollen nur initnehinen i» unsere Heimat. HS ist die Stadt des hl. Bonifatins. In diesem Namen u gt uns das Symbol für unsere Zukunft. Wie Bonifatins von hier aus die Gesittung in der verwilderten Zeit gerettet, so soll auch von diesem Mainz die Wiederbelebung Deutsch lands ausgehen durch einen Aufruf an alle .Katholiken de» Reiches I" Mehr als ein halbes Jahrhundert ist verflossen, seil diese Worte in Deutschland begeisterte» Widerhall fanden. Aus der kleinen katholischen Assoziation in Mainz ist eine Organisation hervorgegangen, die das gesamte katholische Deutschland umspannt, die uns mit Begeisterung für unsere Ideale erfüllt, die dein Gegner Achtung abringt und die die Bewunderung unserer Gla»bcnSge»ossen im Aus lande hervorruft. Hatten ängstliche Gemüter 1818 von der Mainzer Katholikenversanimlung abgerate», heute strömen nicht nur aus alle» deutschen Gauen, nicht nur ans allen cnropäischen Ländern die Katholiken zn vielen Tausenden nach Mainz: alle Weltteile werden ans der 58. General Versammlung vertrete» sei». Jener erste Anfrns aus den vierziger Jahren des verflosseneil Jahrhunderts ist über den ganzen Erdlxill gegangen, und wie er durch das Kl. Jahrhundert hindnrchgeklnngen ist, so klingt er mit n» geschwächter, ja mit gesteigerter Kraft in das neue Jahr hundert hinein. Vieles hat sich in de» sechs Jahrzehnten in unserem Vaterland«? geändert: mit dein Wechsel der Zeiten vollzog sich ein Wechsel unserer Ausgabe», aber eines i st g e l b i e b e n: der Unglaube und mit ihm der Ansturm auf die christliche, die katholische Kirche, geblieben ist daher unser Kampf für unsere» Glauben und unsere Kirche, aber geblieben ist auch die Stimmung des katho lischen Volkes, der Ritter v. Bus; einmal in den Worten Ausdruck verlieh: Für der Menschheit höchstes Gut, den Glauben, Kämpfest dn mit Wort und Schrift: Wenn der freche Zeitgeist es will rauben: Deines Geistes Schwert ihn trifft! Was der Glaube, mit der Lieb' gepaaret, Schafft und wirkt in gros;er Not, Das bezeugt das Volk, das sich gescharet Um einen Mann — ihm treu bis in den Tod! Diese Worte des Herrn v. Bus; sind ein Progra in in u nserer G e n e r a l v ersa in in lnng e n. Fürwahr ein Programm, das allein schon die Garantie cines starken Besuches der diesjährigen Katholikenversanini- lnng und die Garantie eines vollen Erfolges in sich birgt. Getreu dem Grundsatz und der Tradition unserer Generalversammlungen werden diese Verhandlungen ge führt ohne Verletzung des religiösen Empfindens Anders gläubiger. Aber »och einer anderen Aufgabe »ins; gedacht werden. Als Ritter v. Bus; jene oben zitierten Worte ans der ersten Mainzer .Katholikenversammlnng sprach, befand sich unter seinen Zuhörer» ein bescheidener Landpsarrer, aber ein Sproß aus erlauchtem Geschlecht. Eniannel Freiherr v. Ketteler war es, der nachmalige Bischof von Mainz, dessen GebnrtSzentenarinm die diesjährige Kalholikenver- sainmlnng feiern wird. Alis dem Munde eines hervorragenden Mannes, den wir als überzeugten Katholiken, als namhaften (helehrten, als Parlamentarier von staatsmännischer Begabung und als eine Rednerkraft ersten Ranges in gleicher Weise achten und verehren, wird uns in einer K e t t e l e r - G e d ä ch t- nisrede ein Lebens- und Eharakterbild des gros;e» Bischofs von Mainz, des großen Sozialpolitikers des !!>. Jahrhunderts entworfen werden. Und ein anderer Parlamentarier, der mit der Geschichte unserer Sozial politik verwachsen ist, wird Revue halten, was seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts, da Bischof v. Ketteler die ersten Anregungen auf sozialgesetzlichem Gebiete in Deutschland gegeben hat, in unserem Vaterlande an positiver Arbeit ge leistet ist und welche Aufgaben die Gegenwart und nächste Zukunft an uns stellt. Wem? das Mainzer Lokalkoinitec von banger Sorge erfüllt war, ob ihre Stadt, ob die 58. Mainzer .Katholiken versammlung ihren Teilnehmern bieten tönne, was Köln, Düsseldorf, Breslau usw. geboten haben — diese Sorge war unbegründet! Die Mainzer Versammlung wird ans Grund der getroffenen Vorbereitungen und als Fente- uariumSfeier für den Bischof v. Ketteler, diesen in allen deutschen Elan-?» geliebten .Kirchenfürsten, in der Geschichte unserer Katholikenversammlnngen einzig dastehen, an Grös;e und Bedeutung ihre Vorgängerinnen überragen, Mainz znin zweiten Male zum Ausgangspunkte neuen katholischen Lebens und Wirkens machen! Hinsichtlich der Teilnahme an der bevorstehenden Tagung kann die Frage nicht gestellt werden: Wer kommt nach Mainz'?' Die Fragen llnng lautet: Wer kommt nicht nach Mainz?, nach der St« !te, wo Freiherr v. Ketteler ge wirkt hat, nach dein M- inz, dessen Gastfreundschaft tra rationell geworden ist, d "en Bürger unsere Tagung als eine Ehre betrachte», deren Behörden ihr weites Entgegen kommen bezeugt haben. nach dein schönen Mainz, „der Stadt, die schön ist, wie mre schöne, reizende Natur", nach der Stadt,, die eine gveitanseiidjährige, hochinteressantc- Vergangenheit hat, nacä der Stadt, der die Geschichte schon vor Jahrhunderten den A'> neu des goldene» Mainz gegeben hat! Wer kommt aus Awas; der bevorstehendeil Tagung von Katholiken nicht nach Mainz?! Kanin eine zweite Stadt in Dentschland hat eine so reiche, wechselvolle und interessante Geschichte, wie Main;. Wedeln Besucher bietet die Stadt Genüsse: dein Naturfreunde und dein Knnstlieb Haber, dem Gelehrte» und dem Künstler, dem Laie» und dein Kleriker. ImB not Ic-nM wird am ll. Anglist, also ini unmittelbaren Anichlus', an die diesjährige Generalver sammlung der Kaiser nach Mainz komme», nin die Parade auf dem Groszen Sand abznnehinen: Wer will uicbt nach Mainz kommen? Die Universitäts-Jubiläumsfeier in Breslau. Hundert Jahre besteht die Leopoldina-Universität zu BreSlau. Am 2. und 8. August findet die grosse Festfeier statt. Tie Anfänge zur Bildung der Universität reichen, bis znin Jahre 1702 zurück. Mit Privileg vom 21. Oktober erhob Kaiser Leopold I ans das Ansuchen des Breslauer Fürstbischofs Franz Ludwig, drr zugleich Großmeister des Deutsche» Ritterordens und Psalzgras bei Rhein war, die? in der alten Kaiserburg schon lange bestehende Jesuiten schule zur Universität. Sie besaß eine philosophische und theologische Fakultät und Vorlesungen über das kanonischc: Recht. Da sie mit dem Proinotionsrecht anSgestattet war erreichte die Universität oft eine Hörerzahl von IEEE Sw war der Mittelpunkt eines lebhaften literarischen Lebens. Reiche Stiftungen waren vorhanden. Mit der Aufhebung deS Jesuitenordens durch Papst .Klemens XI V. am E. Ang. 1778 traf die Hochschule ein schwerer Schlag. Die reichen Stiftungen sielcui an die preußische Verwaltung. Trotzdem behielt Friedrich der Große die Jesnitenprosessoren an der Anstalt und vereinigte sie z» einem „.Königlichen lite rarischen Institut". So blieb denn die Universität als eine Art Schnlgenossenschast erhalten, aber der Besuch ging ininieriiiehr zurück, so daß sie 1811 nur noch 121 Hörer aut- znweisen hatte. Mit diesem toten Reste wurde >811 die Hochschule von Frankfurt a. O. vereinigt, welche unter der Konkurrenz der neuen Berliner Hochschule iiuniermehr zurückgegangeu war. (hegen ihre Aufhebung aber sprach der alte Rubin dieser ersten, von einem Hohenzellern I5E(i gestifteten Hochschule, der alte» Hochburg des Luthertums, und so schuf König Friedrich Wilhelm III. aus der Ver bindung der protestantischen und katholischen Universität! ciue Hochschule, die mit dem überliefer'en Grundsatz" tonsejsioneller Einheit brach. Tie beiden theologischen und philosophischen Fakultäten bestehe» noch heute nebeu- cinander: sie lind stets mit einem katholischen und einem protestantischer Professor besetzt. Auch eine katholische Professur für (beschichte besteht. Jin ersten Universitätsjahre zählte man bereits 2E8 Studierende, die von 85 ord., 1 außerord. Professoren und 1 Privatdvzenten unterrichtet wurde». Es wurden damals 77 katholische, E7 evangelische Theologen, 72 Ju- listen, 1<> Mediziner und nur 82 Philosophen gezählt. Jin Jahre 18l8 zog eine begeisterte Schar der Mnsensöhnc? gegen Napoleons Fivingherrschast: gar manche starben den Heldentod an> den Schlachtfeldern. Die F'eguenz der Hochschule schwankte lehr unregelmäßig. Während sw 1828 bereits 1117 zählte, war sie 188E wieder auf E88 ge sunken. Erst 1875 erreichte sie wieder die Fahl IEEE IEEE gab es IEEE, jetzt sind es 2585 Studierende. Die Universität zählt 5 Fakultäten, 12 Hochseminarie», IE naturwissenschaft liche und medizinische Institute, E Kliniken und ein land wirtschaftliches Institut. Eine lange Reihe von bekannten Gelehrten haben liier gewirkt. Von den eigentiichen Bres lauer Professoren stehe» unter den Medizinern der Physio loge Heidenhai», Piirkynje, Wermcle, Förster, Mikulicz, Frerichs. dann in de» Naturwissenschaften Karl Elm», Ferdinand Eohn. unter den Philologen und Historikern Harald Steuzel, Waitenbach, unter den Juristen Eck voran. Männer wie Ludwig Traube und Paul Ehrlich haben in ihrer Heiniatnniversität ihre Ausbildung erhalten. Jin Theosophische Ungezogenheiten über den Anlimodernisteneid wirken in diesen heiße» Somniertagen wahrhaft erguickend wie jeder Blödsinn größeren Stils. .Kommt uns da ei» Heftchen zn Gesicht mit dem Titel „Nene Lotosblüten", hernnsgegeben von Dr. Franz Hartmann, für die Monate Juli und August. Darin kan» man im Briefkasten Seite 25E lesen: „Unter Antimodernismns versteht man, daß ein Mensch darauf besteht, sich jeder besseren Einsicht zn verschließe». Der Antimodernisteneid besteht darin, das; man schwört, man wolle sein Lebenlang stets mir dasjenige für wahr halten, was die Großmutter geglaubt hat und sich durch nichts bewegen lassen, seine Meinung zn ändern. Wie nur hören, beabsichtigt man, demnächst auch eine Bulle gegen die elektriscktz? Beleuchtung zu erlasse», weil dies auch eine ino- derue Einrichtung und folglich znin Modernismus gehört!" Man sieht daraus: der Herr Dr. Franz Hartmann hat in der Kenntnis des Modernismus den Vogel abgeschossen. Der Mann gibt als Zweck seines Zeitschriftchens an „Ver breitung einer höheren Weltanschauung". Hoffentlich sind die Anhänger dieser neuen höheren Weltanschauung so klug, in ihre Moralvorschriftcn das Gebot einznsetzen: „Schreibe über nichts, wovon du nichts verstehst." Dann muß aller dings der Herr Dr. Franz Hartman» von der Redaktion zurücktreten, denn er hat in seiner Auslassung über den Antimodernisteneid verraten, daß er wirklich über Dinge schreibt, von denen er weniger als nichts versteht. So Wolken Nur denn ihm und jenen, die wie er den gleiche» Unsinn verbreiten, einmal verrate», das; Modernis mus und Modernität nichts miteinander zu tun habe», das; vielmelw der Moderuisnius ei» theologisches System ist, das zn dessen Beurteil»»,; man die moderne» philosophische» Systeme in ihrer Anwendnng ans den OssenbarungSbegriss kennen muß. Also die moderne Technik scheidet ans. Bitt-> die Enzyklika Paszendi und den neuen Syllabns gründlich zu studieren. Wem diese Kenntnis abgeht, wie unserem Herrn Dr Franz Hartmann oder den vielen sozialdemo kratischen, freisinnige» und liberalen Redakteuren, selbst Reichstagsredner», der serviert dann seinen Lesern einen solche» Unsinn, wie wir ihn oben von Herrn Dr. Franz Hartman» gehört haben. Doch wolle» wir dem Herrn Dr. Franz Hartman» mit dernde Umstände nicht verweigern: er verrät nämlich in sei nem der „Verbreitung einer höheren Weltanschauung" ge widmeten Zeitschriftchen, daß ihm eine Belenchtnng für seine Denkcrstube dringend not tut, denn da sieht es scheu aus. Wir lesen znin Beispiel gleich in demselben Heftchen Seite 211 Am». 1: „Es ist eine bekannte Tatsache, daß es gewisse Spuk- oder Gespenstererscheinungen gibt, die einen abscheulichen pestilenzialischcn Gestank verbreiten. Auch treten bei manchen spiritistischen Sitzungen mitnnter mate rialisierte sichtbare und greifbare Monstrositäten mit halb menschlichen, halb tierischen Formen, sfuni Beispiel Niesen- skorpione mit menschlichen Armen auf. Sie sind Produkte tierischer Leidenschaften, die in einem Menscl>en zu dessen anderem Ich geworden sind." Ob nicht am Ende ein sol cher Riesenskorpion dein Herrn Dr. Franz Hartmann als Gespenst erschien und ihn gar gebissen batte, als er über den Antiinodericisteneid fabulierte? Oder noch eine andere Probe! immer aus deiuselbeu Heitchen! Seite 211: „Gleichwie der Astralß rpec des Men sche» oder Tieres nicht nur innerhalb des plmsischen KörPeiS ist, sondern sich seine Sphäre auch noch ans eine gewisse Entfernung außerhalb desselben erstreckt, so ist auch der Astralkörper unseres Planeten nick» nur in dein Inner» der sichtbaren Erde, sondern erstreckt sich bis dorihin. wo sie die Astralsphäre des Mo »des berührt." Als Fenne wird der Görlitzer Schuster Jakob Böhme ziterl. Nun, dann wün schen wir dein Herrn Dr. Franz Hartman», daß er in Zu- knnst seine» Astralleib nicht mehr ans Reisen gehe» oder sich außerhalb seines leiblicheil Körpers hermiitreibe» läßt, wenn er seine» Redaktionsgeschästen nachgehen soll, damit nicht am Ende ein Geist der Finsternis, der Lüge und der Unwissenheit von ihm Besitz ergreisl und ihm die Feder führt. Und diese Leute, von denen man in ihrer Redeweise sagen könnte, daß sie sich verschworen haben, Dinge, die schon die Urgroßmutter als Dummheit erkannt hat, fest und unerschütterlich zn glauben, diese Leutchen, die ganz außerhalb aller Wissenschaft sitzen, wollen über Fragen ur teilen, zu deren Kenntnis gründlicl-e theologisck'e, philoso phische »nd historische Kenntnisse gehören. Da müssen wir ihnen schon ei» ganz energisches „Hände weg!" -»rufen.