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Jubiläumsjahre standen Alfred Hillebrandt als Rektor, Willy KükentlxU als philosophischer, Herbert Meyer als juristischer, Wilhelm Uhthoff als medizinischer, Tompropst Koenig als katholisch-theologischer und Franklin Arnold als evangeliscl>-theelogischer Dekan an der Spitze der Hoch schule. Bei der am l. August erfolgten Neuwahl wurde an Stelle des Jubiläumsrektors Geh. Negierungsrat Professor Kneser gewählt. Tie Feierlichkeiten znm Universitätsjubiläiim nahmen am I August abends mit dem festlichen Empfang seitens der Stadt Breslau im Stadttheater ihren Anfang. Nach dem die Gaste in einem Prologe willkommen geheißen waren, folgte ei» von der Stadt gebotener einfacher Imbiß. Juzwiscl-eu zog der Fackelzug, an dem etwa 1200 Studenten leilnahmen, vor der Universität vorbei zum Stadttheater, wo vom Balkon und Foyer aus der Rektor mit dem Lehr körper sowie den Ehrengästen den imposanten Zug ab- nahmen. Ter Rektor empfing darauf eine Deputation der Studenten, deren Sprecher das Gelöbnis unverbrüchlicher Treue für Wahrheit und Wissenschaft erneuerte. Hierauf hielt der Rektor vom Balkon eine Ansprache, in der er den Wunsch ausdrückte, daß die Fackeln Zeichen dafür sein mögen, daß die Herzen der Studmten für Wahrheit, Frei heit. Recht, daß sie für die Größe der deutschen Nation er glühen. Ter Rest des Abends ist den Spezialkoinmersen gewidmet. Se. Kaiser!, und Königl. Hoheit der Kronprinz ist heute, den 2. August früh ki Uhr 48 Minuten hier einge- troffen und hat sich im Automobil nach dem Königl. PalaiS begebe», wo er Wohnung nahm. Bei der offiziellen Feier wird die kaiserliche Botschaft durch den Kronprinzen zur Verlesung gelangen. Politische Rundschau. Dresden, den 2. August 191t. — Der Kaiser ist mit Gefolge am l. August um 10 Uhr abends von Sminemünde nach Altengrabow abgereist. Das Publikum bereitete dem Monarchen stürmische Ovationen. Das Kaiser Wsiholm-Denkmal war köstlich illuminiert. Tic güiistigc Entwicklung der Rkichssiiiniizcn hält an. Das erste Ouartal der laufenden Reichserträge hat 38 Millionen Mark inehr eingebracht, als es »ach dem Etat abwerfen sollte, davon entfallen auf die Zölle allein 18 Millioneil Mark, ans die Börsensteuer 5, Millionen Mark »sin. Besonders auffallend ist, daß die Branntwein steuer diesmal den Poranschlag erreicht und sogar über schritten hat. Ter „Vorwärts", der dieser Tage die unge mein günstige Entwicklung der ReichSsinanzen bestritten hat, ist niiii in eine schlimme Situation gekommen: jetzt ist die „wirtschgftliche .Konzentration" allein die Ursache. So Hai er stets eine andere Ausrede. Wenn man auf das crste Vierteljahr auch nicht voll bauen kann, so heben wir doch diesen gute» Abschluß hervor, denn wenn an dem Voranschläge auch nur l Million Mark fehlen würde, dann wollte der Lärm der Gegner nicht mehr verstumme» ob des .Fiaskos der Rrichssiiiaiizen". Zweiter staate-wissenschaftlicher Kursus in M.-Glad bach. Ans dem diesjährigen Ferienlnrsus, den der Volks verein für das kaibolische Tenlschland in den Tagen vom II. bis 10. August an seiner Zentralstelle in M.-Gladbach abhält, werden an den nachgenannten Tagen jeweilig vor mittags !i Uhr und nachmittags 3 Uhr nunmehr folgende Vorträge gehalten: Montag den l l. August, vormittags: Werdegang und Wesen des neuzeitlichen Staates; nachmit tags: Tas Parteiwese». Dienstag den 15». Anglist, vormit tags: Tie Arbeitsmethode der Volksvertretung: nachmit tags: Verteilung der Stenern ans Reich, Staat und Ge meinde. Wirtschaftliche sind soziale Würdigung unseres heutigen Finanzwesens. Mittwoch den Ui. Anglist, vor mittags: Entwickelung der Handels- und Zollpolitik des Reiches' Tentschland in der Wirtschaftskonknrrenz der Weltmächte: »achmiltags: Ter Jnlandsinarlt und seine Bedeutung für die Volkswirtschaft. Tonncrstag den 17. Angnst, vormittags: Tas Interesse von Gewerbe und Han del an nnserer Zoll und Handelspolitik: nachmittags: Tie Agrarzölle. Freitag den Ui. August, vormittags: Tie neue Reichsversichernngsordniing: nachmittags: Methode »nd Praris der staatsbürgerlichen Schulung. Sonnabend den Bl. Angnst, vormittags: Konstitutionelle Monarchie oder radikale TemvkraticK Gebühren für den Kursus werden nicht erhoben. Tie Teilnehmer haben nur die Anfenthalts- kosten zu bestreiten. Logis in Gasthäusern oder Privat- wohnnngen vermittelt ans Grund von VoranSbestellnngen die Zentralstelle des Volks-Vereins. Anmeldnngen, ins besondere Bestellung von Wohnungen, sind möglichst vor dem 5>. Angnst an das Volksvereinshaus in München- Gladbach zu richten. — Zur Dttss ldorfer Ersatzwahl h bcn die Polen einen eigenen Kandidaten in der Person des Schriftstellers Dr Chocewski ausgestellt. Die Liberale Vereiii-gung erk ä t. daß sU ihren A ihänger» nur stctkte Aahlentballnng empfehlen könne. Die Berl. N. Nachr. beton«n mit Recht, daß die'e Anweisung nur zum kleinen T>il befolgt werden dinsle. Die Fortschrittliche Volkkpartei, die ja auch in der Liberalen Vereinigung vntreten ist, hat bekanntlich schon die Losung für die Sozialdemokratie ansgegcben. Dr. Brcilschsid, der ReichstagSkandidat der demokratischr,, Partei, erklärte, bei der Wahl komme c« einzig darauf an, dem Zentrum den Wahlkreis zu entreißen, »nd wenn die Frage in der SEch- Wahl laute: „Zentrum oder Sozialdemokratie", dann würden die Demokraten alUs tun, um die Wähler zu den Sozial demokraten zn dirigieren. Da hat Herr E ckhoff die Antwort auf feine Mahnung. — Die mangelhafte Erledigung der Initiativanträge im Reichstage ist ein altes Klagelied. J.-tzt kommt die „Freis. Ztg " darauf zurück und gibt eine interessante Statistik. Im ganzrn sind feit Dezember 1909 nicht weniger als l Ist Initiativanträge iw Reichstage ringebracht worden. Aber nur über fünf von itmen ist verhandelt worden. Und nicht einmal diese fünf haben iämtOch eine vollständige Durchberatung erfahren, vielmehr Ist dabei noch die Erörterung über den einen abgebrochen unk ver tagt worden, während zwei andere zurückgezogen, einer ab gelehnt und nur ein einziger angenommen worden ist Im einzelnen verteilen sich die Initiativanträge auf die Fraktionen (deren Mitgliederzahl nach dem Stande der Beginn der Se>sion wir in Klammern einstigen) folgender maßen: Die Konservativen (61) stellten 11, die Freiko ser- valtven (24) 1. die Wirtschaftliche Vereinigung (18) 10, da» Zentrum (105) 9. die Polen (20) 12. die Nationulltberalen (55) 28, die Freisinnigen (48) 14, die Sozialdemokraten (43) 26. die Elsässer, deren Anträge bet ihrer geringe» Zahl von Mitgliedern anderer Frakltonen mttuntecz-tchnet we d n mußten, 3. Dazu kommen dann noch 6 Anträge, die vou Angeyöctgen verschiedener Fraktionen gemeinsam unterzeichnet wurden. Was ist nun aus diesen Znitativanträgen bisher im Laufe der Session geworden? Nach den geltenden Bestimmungen der Geschäftsordnung hat sich über die Reihenfolge der Beratung gleichzeitig — d. h. zu Beginn der Scsßon — eingebrachter Anträge der Präsident mit dem Hause zu verständigen, und diese Ver ständigung ist durch daS Herkommen in dieser Weise geregelt, daß die Reihenfolge der Fraktionen sich nach ihrer Stärke richtet, und daß jede Fraktion, sobald sie an der Reihe ist, von ihren Anträgen den ihr am wichtigsten scheinenden zur Beratung präsentiert. Demgemäß hat da» Zentrum als größte Fraktion den Bortritt, und dieses stellte einen Antrag zur Beratung, wonach der Reichskanzler ersucht wird, durch Verhandlungen mit den Bundesstaaten dahin zu wirken, daß die Beschränkung der religiösen Freiheit, soweit solche besteht, auf dem Wege der Gesetzgebung befestigt wird. Der Antrag gelangte am 17. und 18. Februar 1910 zur Verhandlung und wurde abgelehnt. Nun wären als nächst starke Fraktion die Konservativen an der Reihe gewesen. Der Reichstag einigte sich aber dahin, daß die von den Freisinnigen, den Nattonalliberalen und der Wirtschaftlichen Vereinigung eingebrachten, in Form von Gesetzentwürfen gehaltenen Anträge über die Gewährung von Beihilfen an Kriegsteilnehmer erledigt würden. Hierüber wurde am 23. und 27. April 1910 beraten und die Verhandlungen endigten mit der Annahme eines Gesetzentwurfes auf der Grundlage des sreisinnigcn Antrages, während die beiden anderen zurückgezogen bezw. abgelehnt wurden. Alsdann fand am 3. Dezember 1910 eine Diskussion über den kon servativen Jnttativantrag wegen des Niederganges des Handwerkes statt. Sie wurde damals nicht beendet und ist auch bis auf den heutigen Tag nicht zu Ende geführt worden. Das ist da» Ganze. Es ist gewiß sthr unange nehm. daß der Reichstag mit seinen eigenen Wünschen dergestalt ins Hintertreffen kommt. Auf der anderen Seite ist wohl zu beachten, daß viele Jnttativanträge in EtatSresolutionen umgewandelt werdn und so ihre Er- ledigung finden, daß sie sehr oft in langen Etatsreden be handelt werden. Da sollte der Reichstag mehr Selbstzucht üben, dann hat er auch Zeit für seine Anträge. Wenn aber das freisinnige Blatt der heutigen Arbeitsmehrheit vvrwirft, sie gebe keine Schwerinstage mehr, so ist dieser Vorwurf unhaltbar. Der Liberalismus hat nie einen ent- sprechenden Antrag gestellt; solange er im Block die Ge schäfte führte, batte man noch weniger Schwerinstage jgehabt. — Der Riß im Lothringer Block ist eingetreten. Der Block hat nämlich in Metz bereits für den ersten Wahlgang ein Kompromiß mit dem Zentrum geschlossen. Darauf ist der frühere Vorsitzende und jetzige Alterspräsident Geheimer Iustizrat Ditsch aus der Partei ausgetreten. Man erwartet weitere Austritte. Durch dieses Abkommen wird der Sieg der Sozialdemokratie in Metz vereitelt. Man darf damit rechnen, daß Zentrum und ein Teil des Blocks sich auch in anderen Wahlkreisen verständigen werden. — Der frühere Reichskanzler Fürst Bülow hatte sich einen agrarischen Leichenstein gewünscht. Wir lesen im „Bund der Landwirte für Ostpreußen" <Nr. 30 vom 30. Juli) folgendes: „An eine Wiederkehr des Fürsten Bülow als Kanzler ist unter keinen Umständen mehr zu denken. Ein Mann, der es fertig gebracht hat, den Kaiser für seine — nämlich BülowS! — Verfehlung büßen zu lassen und dem Reichs tage über den wirklichen Sachverhalt der „schwarzen Novemberwoche" unreinen Wein etnzuschenken — ein solcher Mann muß erledigt sein — und wenn er ein Genie wäre. Denn ihm fehlt nicht mehr und nicht weniger als der Ernst der Lebensauffassung und daS Gefühl sür seine Pflicht. Fürst Bülow hatte damals tatsächlich die strittige Druck vorlage selbst gelesen und ihre Veröffentlichung gebilligt. Als sich aber dann der Sturm erhob, schickte er einen unschuldigen LegationSrat als Sündenbock in die Wüste, wenn auch nur zum Schein und auf kurze Zeit; ja, er unternahm es. vor den Kaiser zu treten und diesen zu bewegen, daß er einer Irreführung der entrüsteten Reichö- tagtzboten und damit des ganzen Volkes über die wirklichen Vorgänge zustimmte I Fürst Bülow hat damit etwas voll bracht, was wir nicht sachentsprechend zu kennzeichnen wissen. Wir glauben nicht, daß seit den Z iten mittel alterlicher Unterrockspolitik derartige Sachen in deutschen Kabinetten vorgekommen sind. Fürst Bülow könnte also für die Lenkung der deutschen Geschicke auch dann nicht mehr in Frage kommen, wenn er ein Genie wäre. . . Man trägt in der inneren wie in der ävßeren Politik heute wahrscheinlich schwer genug an seinem Erbe." Die freisinnige Presse ist ob dieser Kennzeichnung ganz entsetzt, und doch ist d>r Inhalt vollkommen zutreffend. — An der Spitze der Säbelraßler steht General Keim, der jetzt meint: „Ich habe seit 10 Jahren eS mit für unsere oberste nationale Pflicht gehalten, den Ausbau unserer Flotte so zu beschleunigen, daß sie für England einen furchtbaren Gegner bedeute. Wenn wir heute so weit wären, wie wir erst 1918 sind, so würde wohl England ein« andere Stellung einnehmen in der Marokkosrage und wir hätten so weit sein können, denn Nordamerika und Japan haben noch weniger Zeit gebraucht, eine große Flotte zu schaffen, von England selbst ganz abgesehen. Auch bin ich der An- sicht, daß eine auSztebige Mtlttärvorlage ein sehr wirksames Argument gewesen wäre, um Frankreich» Uebergriffe in Afrika einzuschränken." Der gute Mann sagt nur nicht, wö er das Geld ge holt hätte für diese Dinge. Er meint wohl, da» ganze Volk kenne keinen anderen Wunsch, al» daß e» höhere Steuern bezahlen dürfe; darin irrt sich aber der Mann doch recht gewaltig. — Zu dem Vorfälle in der Charlottenburger Luisen kirche erfahrt man wiederum aus jüdischen Blättern, daß Pfarrer Kraatz von einem Oberkonsistorialrate vernommen worden ist. Dieselben Blätter teilen die Stelle der Predigt mit. die sich mit dem Spruche gegen den früheren Pfarrer Jatho befaßt. Wir entnehmen diesen Mitteilungen folgende Sätze der Predigt: „Während ich fern von Charlotten- burg weilte, traf mich die tief erschütternde Kunde von dein nicht genug zu beklagenden traurigen Vorfälle innerhalb unserer preußischen Landeskircl)e, der Absetzung des Kölner Pfarrers Jatho wegen angeblicher Irrlehre. Eine unge heure Erregung ist durch diese Absetzung verursacht worden, und man täusche sich nicht darüber: diese Erregung wird nicht so bald vorübcrgehen: denn sie ist keineswegs, wie manche behaupten, künstlich hervorgerufen sondern sie ist der unwillkürliche, elementare Ausdruck des in seinen Grundrechten sich verletzt fühlenden protestantischen Go- ivissens! . . . Man richtet vielleicht die Frage an mich: Was hätte nian denn nach deiner Meinung im Spruchkolle- ginin Inn sollen? Und ich antworte darauf: man hätte die Deimiiziauteu zur Ruhe weisen, abwartca und den Rat des Gnnialiel befolgen sollen. Man hätte sich sagen sollen: Ist die Tätigkeit des .Kölner Pfarrers eine rein mensch liche, fehlt ihn, der göttliche Geist, dann wird die Begeiste rung für diesen Mann sehr bald anfhören, und er wird bald allein dastehen. Ist aber Gott mit ihm, wirkt er in seinem Geiste, dann nützt es nicht, ihn abznsetzen, schadet höchstens nur der guten Sache . . . Tie katholische Kirche, die be kanntlich, wo sic nur kann, uns Protestanten tadelt, angreift und beschimpft, sie hat das Urteil des Spruchkollegiums als richtig bezeichnet und freut sich, daß nun auch bei uns an Stelle der evangelischen Freiheit mehr und mehr der katho lische Zwang herrschen soll. Ein solches Lob aus solchem Munde muß uns doch ganz bedenklich stimme» und zeigt uns, auf welch gefährlichem Wege wir uns befinden. Gott gebe, daß der Fall Jatho den Anlaß dazu bieten möge, die Einrichtung des Spruchkolleginms wieder abzuschaffen, da- mit ein solch beklagenswerter Vorfall, wie die Absetzung des Kölner Pfarrers es ist, sich nicht wiederholen könne." Tic liberale Gemeinde des Pastors Kraatz scheint eigenartig zusammengesetzt zu sein. Sie zählt etwa 100 000 Seelen. Tavon haben sich etwa 3000 in die kirch liche Wählerliste eintragen lasse». Von diesen 3000 haben etwa 1500 Wähler bei der letzten Kirchenwabl gewählt und 800 „liberale" und 700 „positive" Stimmen abgegeben. Von den 6 ordentlichen Pastoren sind 4 „positiv" und i. „liberal". Dazu schreibt der „Neichsbote": „Daß die schönen Gotteshäuser der Gemeinde von den kirchlich Ge sinnte» besucht werden, und daß Herr Lic. Kraatz im ganzen einen recht traurigen Kirchenbesuch hat, wenn ihm nicht das „koniinandierte Militär" die Kirche füllt, ist notorisch. Ist also die Luisengemeinde wirklich ein liberale Gemeinde? Sic ist wie andere, eine Gemeinde der evangelischen Landeskirche, in der es Positive gibt, die die Kirche stillen, und „Liberale", die sich nicht gerade durch regen Kirchen- besnch auszeichnen." — Wollte nun der „Neichsbote" nicht dafür sorgen, daß es hier anders wird? Es wäre jedenfalls besser, als wenn er sich ininier nur mit katholischen Ange legenheiten befaßt. Olstepreich'N»««»r». — Die Obstruktion im ungarischen Abgeordnetenhaus dauert fort. I» der Verhandlung der Wehrreformvoilagen hat das Parlament nunmehr bereits die vierte Woche be gonnen. aber noch ist man nicht einen Schritt vorwärts gekommen. Für die Regierung hat sich die Lage immer schwieriger gestaltet, da eS außer der Auflösung des Reichs- tages kein Mittel zur Riede,werfung der Obstruktion gibt und die Regierung zur Auflösung des Hauses keinesfalls schreiten will. Tas Verbot der Nachtarbeit der Frauen trat mit l. August in Kraft. Nach diesem Gesetze dürfen bei industriellen Unternehmungen, in welchen mehr als 10 Ar beits-Personen in Verweni nng stehe», Frauen und Mäd chen ohne Unterschied des Alters zur Nachtzeit das ist in den Stunden zwischen 8 Uhr abends und 5 Uhr morgens, vorbehaltlich einiger bestimmter Ausnahmen, nicht beschäf tigt werden. Die Nachtruhe hat für alle genannten Per sonen mindestens ll anfeinnnderfolgendc Stunden zu be tragen. Wenn i» de» im ersten Absatz bezeichneten Unter nehmungen die achtstündige Schichtarbeit c:»gestihrt ist, so sann der Beginn der iiiiuiiterbrochenen llstündigen Nacht ruhe jener Arbeiterinnen, welche das 16. Lebensjahr be- icsits vollendet habe», bis auf 10 Uhr abends verlegt wer den. Als industrielle Unternehmungen im Snme des Ge setzes habe» alle Anlagen zn gelte», in welchen gewerbs mäßig die Hcrvorbringnng von VerkehrSgcgenständen oder die Bearbeitung und Verarbeitung von Stoffen erfolgt, einschließlich der Vanimternehinungcn, jedoch mit Aus nahme der Betriebe der land- und forstwirtschaftlichen Ur produktion und der Bergbaue ans vorbeh Utenc Mineralien, für welch letztere die Regelung durch ein besonderes Gesetz erfolgt. Tie Gast- und Schankgewerbe werden nicht als industrielle Unternehmungen im Sinne des Gesetzes an gesehen. Türkei. — Zur Lage in Albanien. Nach Meldungen ans Monastir hat zwilchen Staiowa ui d Goriha ein blntiges Treffen zwischen tückischen Truppen und einer aus Griechen und Albanesen bestehenden Bande stattgestmden. Viele Soldaten sollen getötet worden sein. Wie verlautet, sind in Goritza Unruhen anSgebrochen, bei denen sieben Christen getötet und mehrere verwundet worden sind. Auch einige Soldaten sollen getütet sein. Der Markt ist geschlossen und die Verbindung mU Gorltza unterbrochen Ein großer Stadtteil Konstantinoprls lirgt in Schutt und Asche; eine Großstadt kau» sehr wohl schon dieser stiiiste Teil von Staiubul genannt werden, der ein Raub der Flammen geworden. Diese Großstadt war von huiideritaiiseiid Mc'ilsctM bevölkert, van denen der eine Teil hier sei»«'», Erwerbe uachgiug und mit den Früchten seiner Arbeit noch den andere» Teil ernährte. Nim gibt cs in dieser Großstadt keinerlei Erwerbsmöglichkeit wehr und die Häuser, die meist den einzige» Besitz der „Kapitalisten" bildeten, die Waren, mit denen die Kaufleute handelten, und die sie vielfach auf Kredit erhielten, die Geräte, mittels