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V«,ua»pre1»i "RLZ L «WLNA' b'-8-'tung r.geIm«b,g ,n de» erste. Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit mit Nirterchaltungrdeilage Die illustvievte Zeit , . Anzeigen, , I klnnahme von SeschSstSanzeiqen bis 10 Uhr, von Familien-1 ! anzciaen bis Uhr, I Preis für die Pelii-spaUzciie S« im ReNametcil IKür undeutlich geschriebene, sowie durch Fernsprecher aus-1 I gegebene ilnzeige» kdnnen wir die BerantwortiichkcU für I ' die Richtigkeit de« Texte» nicht übernehmen. Redaktion«-Eprechslunde: 1v bis 11 Uhr vormittag», I Für Rückgabe etngesandtcr kchristst, macht sich die Redaktion I I nicht verbindlich; Rücksendung erfolgt, wenn Mckporto bet-I I gefügt ist, Brieslichcn Anfragen isl AiuwortSporto bctzusügen. I Nr. 143 Geschäftsstelle und Redaktion Dresden.«. 1«, Holbeinstrahe 4« Freitag den 25. Juni 1915 Fernsprecher 21386 tt. Jahrg Ai MW MI W Englische Denkschrift an Amerika London, 25. Juni. Reuter. Die englische Negie rung bat an die Vereinigten Staaten eine Denkschrift ge schickt, die zwar nicht eine Antwort ans die Note der Ver einigten Staaten bezüglich der Kontrebandenfrage enthält, wohl aber ausführlich von den von England unternommenen Schritten spricht, nm den Schaden, der dem Handel der Neutralen ans der Beschränkung des Handels mit Deutsch land erwächst, so gering wie möglich zu machen. In der Denkschrift werden viel neue Zngestännisse anfgezählt. die speziell Amerika gemacht wurden. Der Auszug der Russen R i g a , 25. Juni. (W. T. B.) Russische Beamten familien sind bereits in das Innere Rußlands verschickt worden. Russische Mahnungen Pete r s b n r g . 25, Juni. (W. T. B.) Ein Erlaß des Dtabes des Höchstkommandierenden warnt vor alar mierenden Gerüchten über die Kriegslage, die von übel wollenden Leuten ausgestrent würden und die Nervosität erhöhten. Maßgebend seien nur die Berichte der russischen Heeresverwaltung, die die Kriegsereignisse jeden Tag wahr heitgemäß spiegelten. Nach dem „Nuhkoje Slowo" sind in den Gouvernements Jaroslaw und Rjäsan ähnliche vorbeugende Auf rufe erlassen worden, wie kürzlich in Petersburg unter Androhung strengster Strafen. Auch patriotische Kundgebungen bedürfen der Genehmigung der Polizei. Der türkische Bericht K onsta n tino p e l, 25. Juni. sW. T. B.) Bericht des Hauptquartiers vom 24. Juni: An der Kaukasusfront schlug am 23. d. M. morgens in der Gegend von Kaleboghaz eine unserer Abteilungen, die die Nachhut des Feindes be drohte, einen feindlichen Angriff durch Gegenangriff zu rück. Der Feind mußte sich gegen Kaleboghaz zurückziehen. An der Tardanellenfront gab es gestern bei Seddul-Bahr und bei Ari-Bnrnn schwache Artillerie- und Jnfanterig- gefcchte mit Unterbrechungen, An den anderen Fronten ist die Lage unverändert. Tie Begeisterung in Trient W icn , 25. Juni. (W. T. B.) Kriegsberichterstatter an der italienischen Front melden, daß, als die Nachricht von der Einnahme Lembergs in Trient eintraf, diese unge heuere Begeisterung auslöste. Es fand sofort ein Zapfen streich statt, wobei Tiroler Jägermusik auf deu Tankl-Platz zog, wo der Höchstkommandierende einer dichtgedrängten Menschenmenge die Siegesbotschaft mitteilte. Rührend war besonders die Freude der welschen Bevölkerung. Eine rumänische Stimme Bukarest. 25. Juni. (W. T. B.) Zur Eroberung Lembergs schreibt die „Jndependance Roumaine", die Ein nahme Lembergs sei die natürliche Entwickelung der großen strategischen Operation, die überlegen erdacht und mit außerordentlicher Kraft durchgeführt wurde. Mit dem Falle Lembergs verliert die russische Armee ganz Galizien. Sie räumt bereits den Tnjestr und gibt die Pruthlinie aus. Der Fall Lembergs sei ein zu großes Ereignis, als daß er nicht alle übrigen Vorgänge auf den Kriegsschauplätzen überragen würde. Zu den Moskauer Unruhen Petersburg, 25. Juni. (W. T. B.) Der „Rjetsch" gibt in einem Artikel, der fast gänzlich von der Zensur ge strichen ist, dem tiefsten Unmut und der Besorgnis über die Moskauer Unruhen Ausdruck. Er findet es besonders be unruhigend, daß die Unruhen gerade in Moskau stattge- fanden haben. „Rjetsch" enthält 7 langseitige weiße Spal- ten. Der „Petersburger Kurier" meint, daß die Unruhen nur der maßlosen Teutschenhetzc zuzuschreiben seien, sowie den brennenden Wunden, die der Krieg Rußland geschlagen. „Rjetsch" glaubt demgegenüber, daß die Unruhen einen durchaus symptomatischen Charakter hätten. Er sagt ferner, die, Entlassung Maklakows sei nur durch ein völlig kühles Entlassungsschreiben erfolgt. Ter neue Minister sei weiteren Kreisen unbekannt. Man erwartee ungeduldig seine nächsten Schritte. Dir Operation des Sultans Konstantinopcl, 25. Juni. (W. T. B.) Der Bericht des Kaiserlichen Chefarztes lautet: Heute morgen operierte Prof. Israel im Beisein der Aerzte, die an der Konsultation teilgenommen hatten, den Sultan. Zwei Steine, die sich in der Blase fanden, wurden entfernt. Der Zustand des Herrschers ist ausgezeichnet. Ternburg in Bergen Ehristiania, 25. Juni. (W. T. B.) Nach einem Telegramm aus Bergen ist Ternburg gestern abend an Bord der „Bergens-Fjord", die von den Engländern zur Unter suchung nach Kirkwall gebracht worden ist, in Bergen an gekommen. Er verweigerte den Anfragern jede Auskunft. Lin Monat Krieg mit Italien (Don unserem österreichischen Mitarbeiter) Es war am Pfingstsonntag, den 23. Mai, als der italie nische Botschafter am Wiener Hofe um f/j-4 Uhr nachmittags die Kriegserklärung Italiens unserem Außenminister über brachte. Seit diesem Tage, da der „Trenbrnch, dessengleichen die Geschichte nicht kennt", zur Gewißheit, zur Tatsache ge worden war, sind nunmehr mehr als vier Wochen, ein voller Monat, verflossen. Hatte Italien geglaubt, durch seinen Schurkenstreich die Bevölkerung der Monarchie einschüchtern zu können, sie mit Furcht und Schrecken vor der nächsten Zukunft zu erfüllen, so hatte es sich hierin aufs gründlichste getäuscht. Statt Angst und Verwirrung entfachte die italienische Kriegserklärung aufs neue die vaterländische Begeisterung der Völker der Donaumonarchie und die mäch tigen Kundgebungen, die in den folgenden Tagen in nahezu allen Städten des Reiches von Zehntausenden und Hundert- tausenden von Demonstranten veranstaltet worden waren, legten lebhaftes Zeugnis für die nimmermüde Opferwillig keit und Kriegsbegeisterung der Völker Oesterreich-Ungarns ab. Tics hatte sich Italiens eidbrüchige Negierung Wohl nicht träumen lassen, noch weniger aber, daß es das eigene Gebiet, die eigenen Städte und Orte sein würden, welche zunächst die Schrecken des Krieges zu verkosten haben. Ter glänzende und erfolgreiche Raid unserer Flotte an die Ost küste Italiens zwischen Venedig und Barletta in der Nacht vom 23. auf den 24. Mai hat den Bewohnern derselben und der italienischen Regierung aufs nachdrücklichste das Da sein der kraftvollen und tatenlustigen Flotte Oesterreich- Ungarns zum Bewußtsein gebracht. Tie lohenden Feuer des brenenden Seearsenals von Venedig, des Bahnhofes von Nimini und Sinigaglia, der Werften und Petroleum- lager von Ancona bildeten für sie die Sturmfeuer, die von unseren Kriegsschiffen entzündet, warnende Vorboten der kommenden Schrecken bildeten. Und das Volk Italiens, das nur mit Widerwillen und Unlust in den Krieg zog, nahm diese Flaminenzeichcn für daS, was sie bedeuten wollten, und gab seiner» Widerwillen gegen den Krieg in heftigen Kund gebungen gegen denselben zu erkennen, an welchen Kund gebungen in hervorragender Weise die zum Kriegsdienst einrückenden Reservisten teilnahmcn. Im Gegensätze zu der Wirkung, auf die Völker der Donaumonarchie hatte die Kriegserklärung in Italien selbst eine ernüchternde Wir kung ausgeübt, stellenweise sogar zu revolutionären Kund gebungen geführt, zur Sprengung von Eisenbahnbrücken und Zerstörung von Eisenbahnlinien, ja zu offener Auf lehnung einzelner Truppenteile. Mag sein, daß diese Erscheinungen trotz der zehn- monatigen Kriegsvorbereitung auf die kriegerischen Ope rationen des Feindes lähmend eingewirkt haben, Tatsache ist, daß dieselben wider Erwarten langsam einsctzten und dann vielfach und längere Zeit hindurch ohne die von den Verbündeten erhoffte Energie und Kraftanstrcngung zur Ausführung kamen. Heute, nach einem Monat Kriegs zustand mit Italien, ist diesem neuen Gegner an keiner Stelle der über 600 Kilometer langen Front eine größere Unternehmung geglückt, er hat sich vielmehr an der eisernen Mauer unserer Verteidigung an zahlreichen Stellen wieder holt schwere Verluste geholt und seinen Kopf blutig gerannt. Werfen wir auf Grund der Berichte unseres General stabes einen kurzen Rückblick auf die bisherigen .(ta-iegs- ereignisse auf dem italienischen Kriegsschauplätze. Vor allem müssen wir uns bei Beurteilung der Lage daselbst vor Augen halten, daß unser Kampf gegen Italien vorläufig defensiv geführt wird, während die Italiener die Ungreifenden sind und daß wir dem Angreifer Teile unseres Grenzgebietes freiwillig überlassen haben, soweit dieselben für eine Ver teidigung sich als ungünstig erwiesen. Wenn also die Italiener in einzelne Täler Südtirols, oder in nicht unbe deutende Gebiete von Görz und Gradiska vorgedrnngen sind, so ist dies überall nur bis zu jener Linie geschehen, an der unsere Verteidigung cinsetzte. Unsere Verteidigungs stellung hat aber der Gegner an keinem Punkte der Front noch zu übcrrenncn vermocht und an ihr haben sich aller orts auch die heftigsten und mit überlegenen Strcitkräften durchgeführten Angriffe des Gegners gebrochen. Der Aufmarsch des italienischen Heeres war in der Hauptsache von drei Zielen bedingt: Das eine Ziel bildete und bildet Trient, dem die italienischen Streitkräfte durch das Tal der Judikarien. über Riva, durch das Etschtal, durch das Wal- Suganertal, sowie endlich durch das Tal des Avisio auf dem Wege durch das Primör zustreben. Auch die Bekämpfung unserer Befestigungen auf den Plateaus von Folgaria und Lavarone dient diesem Zwecke. In allen diesen Tälern und Gebieten gelang den Italienern die Vorrückung nur bis an jene Punkte, an denen unsere Verteidigung einsetzte. Unser Generalstab hat diese Punkte in seinen Berichten wiederholt genannt und auch der Erfolglosigkeit der Beschießung und Berennung unserer Stellungen auf den Plateaus von Fol garia und Lavarone fast in jedem seiner Berichte Erwähnung getan. Auch dem zweiten Ziele, dem Pustertale mit seiner Bahnlinie sind die Italiener nirgends näher gekommen als ihnen dies seitens unserer Landesverteidigung gestattet worden war. Diesem Ziele galten die vergeblichen Angriffe und Vorstöße gegen Peutelstein im Ampezzaner Tal, gegen Landre im Höhlensteintal und die Kämpfe am Kreuzberg - sattel und östlich hiervon. Tie Versuche über die Grenz berge von Kärnten ins Gailtal oder ins Sautal zu gelangen, wnren in den Kämpfen östlich und westlich des Plöckenpasses, sowie bei Pontafel erfolgreich abgewicsen, den Hauptkricgs- schauplatz, an dem die Italiener bisher die stärksten Kräfte zur Entwickelung brachten und an welchem sie sich natur gemäß auch die schwersten Vcrlmte holten, bildet die Jsonzo- front. Von Monfalcone bis Mitsch. Immer wieder stür men hier die Italiener mit starken Kräften gegen unsere Verteidungsstellungen an, immer wieder werden sie mir blutigen Köpfen heimgeschickt. Monfalcone, Ronchi, Sagrade, Gradiska, der Brückenkopf bei Görz, Plava und das Gebiet des Krn sind die Hauptschanplätze der Angriffsversuche der Italiener an dieser Front. Am blutigsten und für den Geg- ner am verlustreichsten waren die Kämpfe beim Görzer Brückenköpfe, die immer wieder sich erneuernden Angriffs bei Plava und die Kämpfe im Felsengebiete des Krn. Trotz aller Bemühungen ist es aber den Italiener nicht gelungen, auch nur an einer Stelle unsere Verteidigungsstellung zu durchbrechen. Schon murren darüber ihre Verbündeten, schon wird in Paris und Petersburg die Frage aufgeworfen, wozu die Mühen und Opfer für den Anschluß Italiens ge bracht wurden, da doch das Eingreifen des neuen Gegners den Weitererfolg des Maisieges der Zentralmächte in Gali zien nicht zu hindern vermochte und auch die Westmächte an ihrer Front keine Erleichterung zu verspüren vermögen. Hoffentlich kommt bald der Zeitpunkt, da wir in kraftvoller Offensive auch Italien beweisen, was es heißt, die beiden Zentralmächte, und überdies noch in solch perfider Weise, herauszufordern. Eine vaterländische Notwendigkeit Die Leitung der Leipziger Neichsbankhauptstelle er läßt neuerdings folgende Bitte an die Banken: „Die in den ersten Kriegsmonaten außerordentlich rege Betätigung aller Schichten der Bevölkerung, das im Umlauf befindliche Gold der Reichsbank zuzuführen, ist in den letzten Wochen zum völligen Stillstand gekommen. Es scheint dies um so auffälliger, als die im Verkehr noch vor handenen Goldbeträge auf mindestens 1 Milliarde zu schätzen sind. Die Bedeutung, welche die Goldreserve der Reichsbank besitzt, ist zu bekannt, als daß sie hier besonders hervor gehoben werden müßte: sie liegt auf finanz- und wirtschasts- politischem Gebiete. Es sei nur zusammenfassend bemerkt, daß ein großer Goldbestand der Reichsbank nicht nur einen wesentlichen Teil unserer Kriegsrüstung bildet, sondern auch von nicht zu unterschätzendem Werte für den Uebcr- gang vom Kriegs- zum F r i e d e u s z u sta n d e ist. Diesen Goldbestand zu stärken, soll eines jeden Pflicht und Ehre sein: jeder dient mit solcher Tätigkeit dem allgemeinen, dem höchsten Wollte des Vaterlandes. Mit Rücksicht auf die großen Aufgaben, welche dem Institute der Reichsbank noch bevorstehen, bitten wir Sie ganz ergebenst, uns die etwa noch bei Ihnen lagernden und später an Sie gelangenden Goldbeträge umgehend zu über mitteln und auch Ihrerseits alles zu tun, was in Ihren Kräften steht, das noch im Verkehre befindliche Gold heraus zuholen. Wir wenden uns- an Die im Vertrauen auf Ihre Hilfs bereitschaft." Wenn eine solche Aufforderung für nötig gehalten wird, dann muß die Reichsbank der Goldsammlung die allergrößte Bedeutung beilegen. Ob das Bedürfnis, unser Gold dem Zcntral-Geld-Jnstitut zur Verfügung zu stellen, vorliegt, kann wohl niemand besser beurteilen als die Leute, welche durch die Kriegsmaßnahmen im Frieden, durch die geld lichen Vorbereitungen, dem Vaterlande bereits Dienste ge tan haben, die von den wenigsten Deutschen richtig bewertet werde. Die neue Mahnung zur Hervorholung des Goldes aus den Schlupfwinkeln sollte darum den saumseligsten Bürger anfrütteln und ihn veranlassen, endlichst nachzu holen, was er bisher unterlassen hat. Nicht erhebend ist der Gedanke, daß unter den Goldverbergcrn viele wohlhabende