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Beilage zu» Sächfischen Volkszeitung Nr. 8 Montag, den 22. Dezember 1919 Hirtenbrief Liebe Diözescmen! Eine heiß umstrittene Frage ist in unseren Tagen die Erziehung ge worden. Ein. Kampf ist entbrannt, der kein ge ringeres Ziel verfolgt, als den christlichen Eln- fluß auf die Erziehung des Kindes nach Mög lichkeit einzuschränken und die Rechte christlicher Eltern auf die religiöse Bildung ihrer Kinder auf ein Mindestmaß herabzudrücken. Und doch haben die Eltern kraft natürlichen und göttlichen Rechtes das erste und heiligste Anrecht ans ihre Kinder; denn sie sind deren größte Wohltäter und vertreten an ihnen je nach dem Grade der Hilf losigkeit zur Ehre des Allerhöchsten, znm zeit lichen und ewigen Heile der Kinder selbst und znm Segen der Mitmenschen Gottes Stelle. Der Kreis der Pflichten, der daraus hervorgcht, ist demnach sehr weit, das Maß der Verantwortung sehr groß. Christliche Eltern! Unermeßlich viel hängt von der Erziehung, die Ihr Euren Kindern zu teil werden lasset, ab. Ans der Tüchtigkeit Eurer Kinder beruht die Zukunft des Vaterlandes, das aus glänzender Höhe so tief in den Staub ge sunken ist. Mit tiefer Einsicht in die Erforder nisse der Zeit müssen sie eine unerschütterliche sittliche Kraft vereinen, die sie letzten Endes nur aus der Religion schöpfen. Daher verlangt schon die Not unserer Tage gebieterisch eine religiöse Erziehung der Kinder. Um diese zu sichern, habet Ihr allenthalben im Lande Elternräte ge gründet. Stehet alle wib ein Mann hinter ihnen, wenn es gilt, Angriffe ans die christliche Erziehung der Kinder abznwehren. Eintracht macht stark. In einem Handschreiben an den bayrischen Episkopat sagt der hl. Vater: Eine ganz beson dere Anerkennung spenden wir den Elternver einigungen, die man gegründet hat? um den Kindern so weit als möglich die religiöse Er ziehung, also die Grundmauer für die sittliche Lebensführung und die bürgerliche Ordnung zu erhalten, und wünschen sehr, daß diese Eltern vereinigungen weiterhin gedeihen. In diesen Worten des hl. Vaters erkennen wir die Stimme unseres obersten Hirten, der in den Elter «Vereinigungen und daher auch in den Elternraten einen schützenden Hort für die reli giöse Erziehung erblickt und die christlichen Eltern dringend einlädt, in sie einzutreten und für sie zu wirken. Der religiösen Erziehung drohen jetzt schwere Gefahren insbesondere durch die Entchristlichung der Schule. Darum wird cs für die katholischen Eltern eine der ernstesten Auf gaben sein, die christliche Schule zu retten und allen Hindernissen, die der religiösen Erziehung in den Weg gelegt werden, mutig zu begegnen. Elternräte und die hinter ihnen stehenden Eltern sind nun ganz besonders geeignet, An schläge gegen die christliche Schule zunichte zu machen. Wenn die Eltern gemeinschaftlich auf ihrem entschiedenen Willen beharren, ihrer hl. Pflicht gemäß ihren Kindern eine religiöse Er- Rosa- Marina Roman von Melati von Java ^ Au« dem HollärMchen WersetzI von Leo L»pe van Heemstede (10. Fortsetzung) Die Frau versicherte gutmütig, daß sie es scheu längst gesehen habe, und daß sie mit dem schmalen Kostgelde un möglich auskommen könne, weil die schwach: Miwsell zu viel zu essen "erlange: die andere sei mit der einfachen Kcst zufrieden, sie sei allerdings gesund und krustig. Aber es sei ihr doch nicht lieb, wenn jemand in ihrem Hause Hu nger leiden müsse. Nach einigem Hin- un) Herrcden schlug der Arzt vor, die Damen in das Badeh u:t zu bringen' er wolle schon dcffir sorgen, daß sie nicht n.-che zu zahlen brauchten als bis her Während dessen beobrchteK er Rose-Marie, deren Ge sicht alle Eindrücke, von der tietstrn Besorgnis bis zur frohe st-« Ueberraschung, widerspisgelte Sie sprach kein Wort, rur sah sie abwechselnd den Doktor und die Hauswirtin an. Endlich vernrochte sie nicht an sich zg halten. „O wie galt Sie sind. Her: Doktor! ' rief sie. „Womit kenn ich Ihnen eine Freute machen?" „Wo denken Sie nur hm. st-w:- Fräulein? Ich handle ja nur in meinem eigenen Interesse. Ich bin sozusagen Badearzt, und es ist mir angenehm, wenn das Badehotel voll Gäste ist." Frau Kreins, die es genau wußte, lachte. Die gute Frau war froh, ihr« Gäste auf diese Weise los zu werden, sie hatte sich etwas ganz anderes darüber vorgestellt — ein fache Kinder aus dem Volke, nicht junge Damen wie diese. Frank ließ seinen Onkel handeln; nur als sie fortgingen, fragt« er Rose-Marie leise: „Habe ich es gut gemacht?" Kaum hatten die Herren sich entfernt, als Rose-Marie zu ihrer Schwester, die aufrecht im Bette saß, hinanfsprnng. „Jans! Jansl" rief sie in freudiger Erregung, „fin- ziehung zu geben, so können sie diesem den grössten Nachdruck verleihen, wem, sie durch ge- mestnmiieu Beschluß und einheitliches Handeln verlange», daß sie die Schule darin unterstütze Dielen Verlangen ist vollberechkigl; denn die Schule ist der .Kinde? Wege» da und mchr um gekehrt die Kinder wegen der Schule. Christliche Ellern! Wer gegen Eure» Willen Eure Kinder zwingen will, in eine religionslose und glaubensfeindliche Schule eiuzutreteu, begeht einen rauhen Eingriff in die Freiheit Eures Ge wissens, das Euch gebietet, Euren Kindern eine religiöse Erziehung augedeiheu zu lasseil. Hierzu hat niemand ein Recht, auch der Staat nicht, der die Gewissensfreiheit zu schirmen, aber nicht zu unterdrücken hat; denn der Staat ist nicht sich Selbstzweck, sondern der Zweck des Staates ist, das Wohl seiner Bürger zu fördern, und dazu gehört in erster Linie, die Freiheit der Gewissen zu schütze». Es ist Wahl eine der süßesten Pflichten restgiüser Eltern, das Kind in die Grnndlehren des Christentums eiuzilsühreu, natürlich nicht in gelehrten Vorträgen, sondern indem sie liebevoll ans die tausenderlei Fragen eiugehen, mit denen das wißbegierige Kind sie bestürmt. Es bringt ihren Worten ein tiefes Verständnis entgegen, wenn sie von der Majestät, Weisheit und Güte Gottes zu ihm reden. Die Erscheinungen am Himmel, in Gürten und ans Wiesen, in Flur und Wald liefern ihnen im Laufe des Jahres immer neueil Stoff zut Veranschaulichung ihrer Worte. Eine innige Freude hat es au dem lieben Kinde von Vetlehem, es verabscheut die Bösheit seiner Feinde, tief zu Herzen nimmt es sich das Leiden des Gottessohnes. Dabei empfängt es in diesen freien religiösen Unterhaltungen eine Fülle sittlicher Anregungen. Wie leicht fällt cs ihm, ein Leben nach den: Willen Gottes zu führen, den es liebt und fürchtet zu beleidigen. Die Stetigkeit der Erziehung erfordert es, daß die Schule die Elternarbeit verlieft, fortsetzt und erweitert. Eine religionslose Schule würde für die Seele des Kindes wie ein Rauhreif sein, der sich ailf lachende Frühlingsslnr senkte. Welch ein Zwiespalt müßte sich in seinem Herzen auftun, welch schwere Kämpfe müßten in ihm heranf- beschworen werden! Mit vollem Rechte nennt der hl. Vater die religiöse Erziehung die Grundmauer für die sitt liche Lebensführung und die bürgerliche Ordnung. Bei deil einzelnen Menschen lehnt sich da gegen die Selbstsucht ans. Liese zu zügeln ist die schwerste und dringlichste Aufgabe, die ohne die Macht der Religion nicht gelüst werden kann. Wenn die Vernunft erwacht, regt sich auch die Selbstsucht, entfaltet sich jene, erstarkt auch diese; daher muß in der ganzen Entwicklungszeit des Menschen, auch in der Schulzeit, dieser oft unheimlichen inneren Macht das volle Gewicht religiöser Erziehung gegenüberstehen. Die kitiliche Lebensführung setzt die Tngerck der Keuschheit voraus, die der Mensch in mehr utier >uiu r schweren Kämpfen von Jugend auf sin, < ,>eu muß. Viel kommt darauf an, daß, wenn in chm der Geschlechtstrieb erwacht, ihm in der re lsten Weile oie rechte Aufklärung zuteil iviro Lie dem Zufall oder lüsternen Kameraden überlaste', könme znm Verhängnis werden. Wenn ne nicht von hohem sittlichen Ernste und religiöser Weibe getragen wird, so entfacht sie mehr den Sturm der Leidenschaft, als daß sie ihm wehrt. Selbst die siärtsten irdischen Be weggründe versagen in der Stunde der Ver suchung. Verlust der Gesundheit schrecket nicht, das beweisen die Krantenhänser; über Wohlan- stündigteit und gute Sstie setzt man sich hinweg, der klangvolle Name der Familie und der gute Ruf werden in den Augenblicken der Lust ver gessen, wie es die Erfahrung nur zu häufig lehrt. Wenn sich Heranwachsende Kinder nicht bewußt bleiben, daß ihr Leib ein Tempel des hl. Geistes ist und sie das natürliche und übernatürliche Ebenbild Gotles in sich tragen, werden sie kaum das Paradies kindlicher Unschuld unversehrt be wahren. der unbefangene Blick, der wie hehres Himmelslicht ans ihrem Auge leuchtete, wird nur zu dem bald verzehrenden Feuer sinnlicher Be gierden weichen. Wird wohl der Mensch, der bereits in jungen Jahren in die Untiefen sitt lichen Schmutzes geriet, später den Tugendpfad reiner Sitten wandeln, zumal wenn er der Kraft der Religion entbehrt? Die religiöse Erziehung leitet nicht nur an, den Schatz zu hüten, den wir in gebrechlichen Gefäßen tragen, sondern pflegt auch aufs wirk samste alle Tugenden einer sittlichen Lebens führung, die jede bürgerliche Ordnung voraus setzen muß, wie den vernünftigen Gehorsam, die Achtung vor den Rechten der Mitmenschen, den Wahrheitssinn. Sie ist es auch vor allem, die ihn in das richtige Verhältnis zur Arbeit ein führt und diese lieben läßt. Das ist um so wichtiger, als man die Arbeit in weiten Kreisen nicht mehr als den segensreichen Quell innerer Zufriedenheit und beseligenden Glückes, sondern als eine drückende Last ansieht, als ein Joch, dem man sich soviel als möglich entziehen muß. Indem nun die religiöse Erziehung die Arbeit nach christlicher Weltanschauung auffassen und betätigen läßt, weiß sie der Arbeit die natürliche Bitterkeit, die ihr eigen ist, zu nehmen und durch den reichen Segen, der in ihr verborgen ist, an genehm zu machen und eine Arbeitsfreude zu wecken, die vor keiner Schwierigkeit zurückweicht. Die christliche Weltanschauung erkennt in der Arbeit nicht nur das Lebenselement des einzelnen Menschen wie des Gesamtorganismns der mensch lichen Gesellschaft und den Urgrund aller Kultur, sondern auch ein hervorragendes Mittel zur Läuterung und Heiligung der Seele, das vor Fehlern und Lastern bewahrt, begangene Süuden- schnld sühnt und unendlich reiche Verdienste für die Ewigkeit sammelt. dest du das nicht herrlich, entzückend! Wir ziehen ins Badehotel. Wie angenehm wirst du es jetzt haben! Ter liebe Gott hat für uns gesorgt." „Schön! Schön! Aber ich weiß schon, was die Herren wollen. Du bist ein dummes Hähnchen, Rose, ich weiß es besser. Non all den Faxen glaube ich kern Wort. Das junge Herrchen hat seinen Onkel veranlaßt, die'e Komödie zu spie, len, tveil er in dich verliebt ist!" . „In mich verliebt? Wrs fällt dir ein. . . . Wenn . . . dem so ist, dann will nb nichts davon wissen, dann bleiben wir, wo wir sind!" '„Auf keinen Fall! Wenn ich es bester haben kann, jo danke ich herzlich dafür, mich zr bchelffn. Er muß wissen, was er tut; findet er dich io nckt, daß er wegen deines hübschen Gesichtes auch das Lvgks deiner krummen Schwe ster bezahlen will, so ist das ielne Sachs, mir kommt cs jedenfalls zustatten. , Für Rose-Marie hatte die Sache nun gar keinen Reiz mehr; mit trübseligem Gesichtchen begab sie sich wieder in das Wohn-, Speise- und Prunkgemach der Frau Kreins, nur sich nach dem Doktor und seinem Neffen zu erkundigen. Don letzterem wußte niemand etwas, aber der Doktor war wegen seiner Güte allgemein bekannt. Er war gerade der Mann danach, so versicherte Frau Kreins, ehre Pension in dem teuren Hotel selbst zu bezahlen. Aber von dem ganzen Seebadschwindel wollte er nichts wissen, das wisse jeder. Die Uebersiedlung der Mädchen war leicht bewerkstelligt. Sie erhielten ein gutes Zimmer und wurden wie Prinzes sinnen bedient. Während Jans mehr die Bequemlich keit ihrer neuen Wohnung zu würdigen wußte und sich die gute Kost vortrefflich munden ließ, freute sich Note- Marie der Hannonischen Schönheit, die sie umgab, des fei- nen Bettzeugs, der schönen Möbel und Vorhänge, oer glcin- zenden Spiegel. Wie glücklich wäre ich, wenn ich mein Loben lang in einem solchen Zimmer wohnen dürfte, dachte sie im Innern ihres Herzens. Sie lachte, als sie ibr eigenes Bild in dem großen Spiegelschrank sah. „Werde nur nicht zu eitel!" ließ sich die scharfe Stimme der Schwester hören. „Wir wissen schon I.wge. daß du eine schöne Figur hast; wenn du so eine Here störest wie ich,, wurdest du alle Spiegel zum Kuckuck wünschen!" Rose-Marie war ob der Herkunft der in ihrer äußeren Lage eingetretenen Besserung nock nicht ganz beruhigt, aber um ihrer Schwester willen ließ sie sich d-e Wohlrat gefallen;' sie galt ja nur der armen Kranken. Das andere «rar ihr zu dumm, viel zu dumm! Man mußte so argwöhnisch und frühreif sein wie Jans, um gleich an io etwas zu denken« „Sag mal, Jans," meinte Rose-Marie, ihre Gedanken! Wetter spinnend, „müssen wir es ihm nicht 'ckneiben?" „Bist du nicht recht gescheit? Das wird ihm wohl ganz egal sein. Er hätte am liebsten, wenn ich gar nicht wieder* käme. Dich kann er nicht entbehren, mich Hbe er aber lie ber heute als morgen abmarschieren." „Aber, Jans, du wohnst jetzt in einem so netten Hause; solche Worte, wie du immer sprichst, gehören nicht hierher! Schäme dich." „Ich weiß selbst am besten, was ich zu sagen oder nicht zu sagen habe." ,, Der Doktor fand sich bald ein, um seine Schützlinge zü> besuchen; seinen Neffen hatte er ersucht, nicht ohne ihn rm! Hotel vorznsprcchen. - Rose-Marie kam ihm mit freudestrahlendein Antlitz' entgegen. i Frank hatte recht, dachte Adrichem, das Kind hat ein Gesichtchen, bei dessen Anblick ein Eisklumpen schmelzen muß. Er wußte in seiner gemntt'chen Weile die beiden inS Sprechen zu bringen, und in kurzer Zeit lvar er ganz auf der Höhe ihrer traurigen Behältnisse. Rom-Maries Mutter! hatte sich als Witn>e znm zweiten Male verheiratet mit Gie* stnger, der als Offizier an Bord eines Dampfschiffes gewesen war, auf welchem sie nebst ihrem Töchtcrchen ans Indien heimkehrte. Giesinger war ein stattlicher Mann, die Witwe war nicht ohne Vermögen; er verließ den Seedicnst und suchte eine andere Stelle. Jans kam zur Welt. - (Fortsetzung folgt st >