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So ist die religiöse Erziehung die Grund mauer der sittlichen Lebensführung und bürger lichen Ordnung. DaS christliche Elternhaus und die Schule sind in gleicher Weise berufen, das Kind zu jener Selbständigkeit des Charakters zu führen, in der es aus freiem Entschlüsse nach sittlicher Vollkommenheit strebt und ein nützliches Mitglied der menschlichen Gesellschaft wird. Daher kann die Schule, um den gerechten Forderungen christlicher Eltern zu entsprechen, nur eine kon fessionelle, niemals eine religionslose oder simultane sein, in der die Schüler verschiedener Religions bekenntnisse bei einandersitzen, der Lehrer natur gemäß wenigstens einem Teile der Kinder religiös fremd gegenübersteht. Man sage nicht: Die Kinder verschiedener religiöser Bekenntnisse sollen so früh als möglich in Liebe miteinander verkehren lernen, da das spätere Leben sie doch zusammenführt. Sie lernen aber nicht dadurch in Liebe mit einander ver kehren, daß sie auf derselben Schulbank sitzen; denn die religiösen Unterschiede werden den Kindern, sei es zu Hause, sei es im Religions unterrichte außerhalb der Schule oder sei es im Gotteshause, doch bekannt und Wecken religiöse Auseinandersetzungen, die dann sicher nicht immer mit geistigen Waffen ausgetragen werden. Der religiöse Zwiespalt, der nun leider unser Volk trennt, wird durch die religionslose oder die Simultanschule gewiß nicht ausgeglichen, sondern vielmehr erweitert. Nur in der konfessionellen Schule kann das Kind am tiefsten in den Inhalt der hl. Religion emgeführt werden, lernt es am besten religiös denken, fühlen und wollen, Wahrheit und Irrtum unterscheiden, den Irrtum zurückweisen, den Irren den aber lieben. Die konfessionelle Schule ist demnach bei weitem mehr geeignet, die religiösen Gegensätze im täglichen Leben zu überbrücken, als irgend eine andere Art von Schule. Katholische Eltern! Mit allen erlaubten Mitteln darnach zu streben, die konfessionelle Schule zu erhalten, ist eine hehre Pflicht. Am sichersten und wirksamsten werdet ihr sie durch einträchtiges Handeln mit den Elternräten, die ja Euer Vertrauen, besitzen, ausüben. Und wenn an Euch nach der Bestimmung der neuen Reichsverfassung der Ruf ergeht, durch Abstim mung das Schicksal Eurer Schule zu entscheiden, dann gebietet Euch die Liebe zu Gott und dem Vaterlande und das Wohl Eurer Kinder, für die konfessionelle Schule einzutreten wie ein Mann. Katholische Eltern! Es geht um diooSeelen Eurer Kinder. Kein Opfer kann zu groß, kein Kampf zu schwer sein, wenn es gilt, die zu retten, für die einst der ewige Richter von Euch Rechenschaft fordern wird. Wohl Euch, wenn Ihr ihm sagen könnet: Durch unsere Schuld ist keines von ihnen verloren gegangen. Der Segen Gottes f des Vaters f des Sohnes und f des heiligen Geistes sei allezeit mit Euch. Amen. Dresden, —— ' den 3. Dezember 1919. B autzen, -f Franziskus. Nachtrag In tiefstem Mitleid mit dem leiblichen Elend unserer Kinder hat sich der hl. Vater an die Katholiken der Welt mit der Aufforderung ge wendet, am Tage der Unschuldigen Kinder eine Sammlung für unsere notleidenden Kleinen zu veranstalten. Auch in unseren Kirchen möge dem Rufe des Oberhauptes unserer hl. Kirche Folge geleistet werden. Das Ergebnis der Sammlung soll unseren Kinder- und Waisen - Anstalten zu fließen. Untevdessen sind auch die Gefahren für das geistliche Wohl unserer Kinder gewachsen, indem zu Ostern nächsten Jahres den Schulen Sachsens der christliche Charakter genommen werden soll. Wird die Entchristlichung unserer Schulen Tat sache, so wird der christlichen Religion ein'Schlag versetzt, dessen schädliche Wirkungen nicht bloß der Kirche, sondern auch der Staat, das ganze öffentliche und private Leben erfahren werden. Gegen eine solche Vergewaltigung der Eltern- und Kinderrechte gilt es mit allen erlaubten Mitteln sich zu wehren. Dazu möge auch die Kraft von oben erfleht werden. Daher rufe ich alle, denen es mit der Verteidigung unseres hl. Glaubens Ernst ist, auf, am Tage der Unschul digen Kinder die hl. Kommunion zu empfangen und zur Rettung der Seelen unserer Kinder auf zuopfern. Mögen namentlich auch die Kinder selbst, die bereits die hl. Sakramente empfangen haben, womöglich alle am Tische des Herrn er scheinen. Am Nachmittag dieses Festes möge eine Andacht vor ausgesetztem Hochwürdigsten Gute zum hl. Herzen Jesu, des göttlichen Kin- derfreundes, in derselben Meinung gehalten werden. Der Dresdner Lehrerveretn hat einen Aufruf verfaßt und in der Dr. Güntzschen Stif tung („Dresdner Anzeiger") drucken lassen, der gewiß auch unseren Dresdner Lesern in die .Hand gekommen ist. In klassischem Deutsch ist er gerade nicht abgefaßt; der Lehrer für Aufsatz würde die rote Tinte g -br.iuchcn müssen. Aber zugeben müssen wir, daß e: in Hinsicht auf -seinen Inhalt verführerisch wirken könnte. „Die Religion wird und kann niemand abschaffen." 'o wir in dem Flugblatt behauptet. Daß man sie nicht ab- schaffen will, das lesen wir gern. Daß man sie nicht ab schaffen kann, das braucht man denen nicht zu lagen, die in Christus den allmächtigen und siegesgewaltigen Gottes sohn verehren. „Nicht einmal im vorwiegend evangelischen Sachsen können wir evangelische Konfessionsschulen gründen." Bisher aber hatte man in Sachsen nur kon fessionelle Schulen. Wenigstens war das durch das Gesetz gefordert. Wenn die Schulen bisher nicht wirk lich konfessionell waren, dann könnte man auf die Mei nung kommen: die Mitglieder des Dresdner Lehrervereins haben nickst die richtigen Beziehungen zu ihrer Landeskirche gehabt. Und die Konsequenz wäre, daß sie aus ihr aus träten. Die Landeskirche hat doch jedenfalls konfessionelle Schulen für möglich gehalten. Die katholische Kirche erst recht! „Aus Achtung vor jeder religiösen Ueberzeugung" for dert der Dresdner liberale Lehrerverein „die Schule ohne Religionsunterricht". Man muß logischerweise zur Ansicht kommen, daß besagter Lehrerverein auf dem Standpunkt siebt, daß seine Mitglieder, oder sagen wir, daß die im Lehrerverein herrschende Majorität keine positive religiöse Ueberzeugung hat. Denn wer diese hat, wird sie geltend machen, auch im Unterricht. Und er wird sie geltend machen dürfen, wenn ihm die Eltern ihre Kinder anvertrauen, da mit ..die Lehrer ihrer Klanbensrichtung" im Auftrag der Eltern die Kinder erziehen. Die Religion muß das ganze Leben erfassen und durchdringem Und wenn die Lehrer diesen Satz nickst annehmen wollen, dann werden sich christ liche Eltern dafür bedanken, diesen Lehrern ihr Kostbarstes, ihre Kinder, anzuvertrauen. „Ist die Moral in Gefahr?" so fragt der Aufruf. „Ge wiß!" antworten wir. Die Gebote nützen uns nichts, wenn nickst die Autorität Gottes dahinter steht. Ungläubige Lehrer werden Wüstcnprediger sein, wenn sie auch da und dort Gebote aus dem Dekalog (Zehngebot) herausgreifen. Ihre Autorität ist uns nichts. Und wenn s i e „die schönen biblischen Geschichten vom verlorenen Sohn und vom harm herzigen Samariter" erzählen, so ist das ungefähr so viel, als wenn sie den Kindern die Fabeln des alten Heiden Aesop vorführen. „Auch mit Christus", sonst auch „durch idealen Um gang" (was denken sich die .Herren wohl unter dieser Phrase?) wollen sie die Seelen der Kinder für „Wahrheit und Menschenwürde" gewinnen. Christliche Eltern wollen nicht „auch mit Christus" solchen Gewinn herbeiführen, son dern auf Jesus Christus alles „Hohe uxA Edle, Gereckstig- keit. Wahrheit und Menschenwürde" aufbauen: denn ec allein konnte verkünden: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben." „Konfessionelle Zwergschulen" haben die Katholiken ln Sachsen kaum gehabt: dafür sorgte schon die Regierung. Die katholischen Genieinden in Riesa und an anderen Orten wissen ein Liedchen davon zu singen. Man genehmigte dort nicht die Bildung von. katholischen Schulgemeinden. Und die Dresdner katholischen Schulen sind gewiß keine Zwerg schulen. Und wollte etwa der Dresdner Lehrerverein, gestützt auf pädagogische Grundsätze, die Ansicht verfechten, daß in kleineren Klassen oder auch in kleineren Schulen ein tüch tiger Lehrer keine Erfolge erzielen könnte? Und wenn er das wirklich wagte, dann würden wir ihm immer noch sagen, daß für jeden gläubigen Christen menschen der Glaube und seine Vertiefung in den Kinder herzen allem anderen vorangeht. Denn der gläubige Christ sagt, „auch mit Christus": „Was nützt es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, aber Schaden leidet an seiner Seele?" Wie artig ist es endlich, daß her Lehrerverein vor der Verhetzung durch Agitatoren warnt, „die es vielleicht gut meinen, aber durch ihren Wahn unser aus tausend Wun- den blutendes Volk auch noch in Zwietrach: zerreißen". Wer hat denn denen, die ihre christlichen Schulen ver- Leidigen, den Kampf aufgezwungen? Mer wühlte denn seit vielen Jahren gegen die Konfessionsschule? — „Tie Er zieher von Beruf, die Lehrer, die das erste Anrecht haben, in dieser schwierigen Frage gehört zu werden", mögen sich immer wieder gesagt sein lasten, daß sie nm Beauftragte der Ellern sind. Christliche Eltern werden ihre Kinder immer nur christlichen Lehrern überantworten wollen. Und für christlich denkende Eltern kommen mit irgend , einem Unrecht, „in dieser schwivngen Frage gehört zu weiden", nur christgläubige Lehrer in Betracht. Vor diesen hat das christliche Volk eine wahre Hochachtung: mit diesen geht es gern Hand in Hand. """ Die Massenversammlungen im Zirkus, in der Drei- königs- und in der Frauenkirche vor nunmehr Jahresfrist haben in diesem unserem Sinne sich ausgesprochen. Trr Aufruf: „Habt Vertrauen zu uns!'' wird wirkungslos der- Hallen, wenn er aus dem Munds ungläubiger Lehrer, die einen allgemeinen Moralnnt;-".cht die Quintessenz ihrer Weisheit nennen, an die Ohren christlicher Eltern dringt. Zu denen, die narr „auch mit Christus'' arbeiten wollen, und sich dennoch Christen nennen, hat der folgerichtig den kende Christ noch weniger Vertrauen wir zu irgend einem, der Christum nicht kennt und nicht anerkennt, sich aber auch wenigstens nicht CH ist nennt, und es nicht aus sich nimmt, christliche Kinder christlicher Eltern zu erziehen. Einen „Bluff" möchten wir dm Ausruf des Dresdner Lchrer- a-'rZns bezeichnen. Nachrichten aus Sachsen. 50°/o Erhöhung der Beamtenteueruugszulageu? Der Umstand, daß die Beamtenbesoldungsreform vor dem 1. April 1980 nicht wird zum Abschluß zu bringen sein, hat die Regierung des Reiches und der Einzelstaaten vor die Frage gestellt, bis zum Abschluß dieser BesoldungS- reform der Fmanzlage der Beamten in Berücksichtigung rer fortschreitenden TeuerungSverhiiltnisse in Form einer Erhöhung der Teuerungsznlagen Rechnung zu tragen. Die sächsische Regierung hat in Erwägung gezogen» vom 1. Januar 1920 ab bis zum Inkraft treten der Besoldungsreform zu den lau fenden Teuerungszulagen einenZuschlag von 6 0 °/g zu gewähren, und hat diese Absicht in der Fre tagssttzunfi der Volkskammer dem Finanzaus schuß der Volkskammer knndqegeben. Diese Erhöhung würde einen Mehraufwand von über 100 Millionen Mark erfordern. — Leipzig, 20. Dezember. Die Friseurge- Hilfen haben eine Lohnerhöhung um etwa l 6 0 '/g gefordert. Ein Gehilfe soll danach nach beendeter Lehrzeit wöchentlich 150 Mark, erste Gehilfen 160 Mark erhalten. Da die Friseure eine derarlige Forderung nicht bewilligen konnte:. sind die Gevilfen gestern früh in den Streik eingetrelen. Arbeitswillige wurden zur Nieder- leguug der Arbeit gezwungen. — Chemnitz. 20. Dezember. Bei den Stadt- ratSneuwadlen wurden gewählt: 12 MehrheitS- sozial'sten, 3 Deutschnationale, 2 Demokralen und 1 An- gestellter. Ferner wurde in der gleichen Sitzung die Er höhung der Ga? preise, der Elekittziiätsprers« und der Wosstrsteuer beschlossen. Den NotstandSarbeilern wurde eine einmalige Wirtschaftsbeihilfe (800 Mark für V«- heiratete und für jedes Kind 60 Mark) bewilligt. Ge nehmigung fand auch eine Ratsvorlage, nach der der bis her entstandene Aufwand des Arbeiterrates in der be deutenden Höhe von 23S000 Mark uuS KriegSfürsorge- mitteln gedeckt wird. Parieinachrichten SSchsischeZentrumspartei,Ortsgruppe Chemnitz Eine gute Organisation verbärgt schan im vorraus das Gelingen einer Sache. Ganz besonders gilt dies von den Wahlen. Um für unser« ZentrumSverein eine tüchtige und zuverlässige Vertrauensmännerschar zu schaffen, hatte , der Vorstand eine größere Anzahl Damen und Herren zu einer Versammlung am 17. d. M. eingeladen, in der unser Parteisekretär Herr Heßletn sprach. Im ersten Teile seiner Aussührungen rechtfertigte er die Teilnahme des Zentrum an der Regierung im allgemeinen, wobei er die Angriffe der Deurschnatftnalen treffend zu- rückwtes. Dann zeigte der Redner, wie das Zentrum ganz allein es gewesen ist, das in der Verfassung die Heilighaltung der Ehe, den Schutz der Volksvermehrung, den Schutz des Privateigentums, gewiß im hartem Kampfe mit der Sozial demokratie. durchgesetzt hat. Die Trennung zwischen Kirche und Staat wird nicht nach sozialistischen,Grundsätzen durch geführt. in der Schulsrage kommen auch die christlichen Eltern zu ihrem Rechte. Das ganze deutsche Volk, soweit es noch auf christlich-gläubigem Boden steht, müßte dem Zentrum danken. And wäre das Zentrum nicht in dieser Weise und so energisch für die Rechte des christlichen Volkes . eingetreten, so wäre tn Sachsen die konfessionelle Schule, die katholische wie die evangelische, unrettbar verloren gewesen. — Im zweiten Teile sprach der Redner über Organisationsfragen, Presse und Partei betreffend. Neben manchem Unerfreulichen konnte man auch viel Erfreu- liches vernehmen. Die rege Aussprache zeigte den festen Willen zur Arbeit für Partei und Presse. Zur Erhöhung des Gesellschafterkapitals der Saxoniadruckerei wurden einige Tausend Mark gezeichnet. Eine ganze Anzahl Damen und Herren meldeten sich als Vertrauensleute, aber es sind noch nicht genug. Diejenigen die am Erscheinen tn der Versamm lung verhindert waren, aber bereit sind, daS Amt eines Ver trauensmannes für die Partei zu übernehmen, werden ge beten. dies Herrn A. Meier, Ludwigstraße 42 recht bald mtttetlen zu wollen. Konzerte und rvortrLge — Dresden. Konzert Kiefer-WagneV. im kath. kauf«. Lsrein Columbus-DreSden im Künstlerhaus am 1b. Dezember 1S19. In Professor Kiefer und dem bekannten Konzertpianisten Kram Wagner hatte der K. K. V. ColumduS zwei in der Dresdner Kunst. Welt in hohem Ansehen stehende Künstler gewonnen. Beethoven» Sonate für Klavier und Cello bildete« die festliche Introduktion, deren drei Sätze beiden Audführeude» Gelegenheit gaben, sich präch tig einzuftihren. Professor Kiefer wartete auf mit einer Suite de» vielgespieltcn Popper. Franz Wagner ließ zwei melodische Sätze von Chopin und Liszts rassige achte Rhapsodie folgen- Der Beifall stei- gert« sich ganz besonders am Schlnsse nach RubinfteinS Sonate für Klavier und Cello D-dur Werk 18. Daß dem Drängen nach Zu gaben seiten» der Künstler gern gefolgt wurde, sei besonder« hervor- pehoben- Professor Kiefer fügte einen Walzer von Brahms, Franz Wagner eine Serenade vnn Schlermüllcr ei». Der seltene Genu-, der den Columbianer» geboten wurde, hätte ein noch zahlreich»«» Publikum verdient. --- Dresden. LaS Neunte VolkSsinfonie-Konzert war ganz Beethoven gewidmet. Die Coriolan-Ouvertüre cröfsnete, recht temperamentvoll gespielt, den Reigen- E» folgten drei schot tische Sieter, gesungen von Fräul- Marie Thieme, deren in der Mittellage angenehme Stimme gut patzie zu der eigenartigen Melodik der drei Begleitinstrumente Klavier, Geige und Cello. Sodann spielte Professor BertrandRorh das C-Moll-Klavierkonzert mit feiner Einfühlung in das zarte Largo und viel Technik in den beiden Ecklätzcn- Und zum Schluß Beethovens Aebta. Alle» Lob dem Philharmonischen Orchester, das unter Herrn Professor Mraczek» „wohltemperierter" Hand trefflich spielte und all den glänzenden, geistvollen Humor dieser Sinfonie lebendig werden ließ. vr. L.