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». L04 »»«»»»«» rriv»»rv»vi>». »»«„»»»,«»» »4, K»»4> LVGßz werth cs ist, daß der Rath von Dresden die Frage trotz der Abwei sung seine« bekannten Projektes durch das königl. Hausministerium nicht ruhen lassen will, so steht doch die Lösung derselben noch im weiten Felde. An dem alten Tchvre soll, scheint es, nicht viel gethan werden, das königl. Hausministerium hat allerhand Befürchtungen und möchte, das Mit sich aus Allem heraus, nainentlich in den Stockwerken über den Thoren nichts verändert sehen und die königl. Gemächer bewahren, aber, ohne Hand daran zu legen, ohne Beseiti gung des ersten Stockwerkes, kann die so nothmendlge und allgeniein dringend gewünschte BertehrSerleichtcrung nicht erzielt werden. Die königl. Equipagen passiren das Georgentlwr n i e oder doch nur bei ganz außerordentlichen Gelegenheiten, wenn man aber täglich beob achtet, daß eine ganze Wagenreihe vor der einen Seite Halt machen muß. bis sich eine ebenso lang« Reihe von der andern Seite hindurch geschleppt hat, so muß eine Aenderung dieser Calamitat als höchst dringend und iviinschenswerlh erscheinen. Das königl.Hausmmiste- rium hat dem Rathe eine Verbreiterung der engen Gaßchen und Durchfahrten „am Taschenberg" und „Sporergasse" in Aussicht ge stellt und ist hiervon sehr gern Act zu nehmen. Wenn diese Per breiterungen aber wirklich in Scene gehen sollen, so müßte ans beiden Gassen eine ganze Reihe Häuser zum Theil niedergerissen werden, und dies dursten wohl erst spätere Generationen erleben. Tie Idee ist aber doch da — und da sich möglich Ideen manchmal schwer finden, so ist der Fund immer schon ein Gewinn, der recht sorgsam gepflegt, doch vielleicht einmal außergewöhnlich schnellen Ge winn bringt. Die ganze Frage könnte nun freilich in der schönsten Weise durch einen Act königlicher Großmuth schnell ge löst werden. Wenn das ganze Thorgebäude hinweggenommen werden dürste, man also nicht mehr durch die engen Pförtche» in das Innere der Stadt durch Dunlelheit hindurch schleichen müßte, dann wäre wohl allen Wünschen höchlich entsprochen und die Be wohner Dresdens würden beim Anblick der freigewordenen Schloß straße. die sich dann auch den» von der Brücke cinziehenden Fremden weit stattlichcrpräsentirt, mit Dankbarkeit desLpferS denken, welches ihnen königlicher Sinn gebracht. Der schöne Platz aber würde sicher lich auch einen bedeutenderen Eindruck machen. — Wie schon gestern vorläufig erwähnt. hielt am Sonntag Vormittag der Deutsche Fe> rtsct) rittsverein in Dres den unter zahlreicher Vcthciiigimg gcsiimungSverwandter Gäste in dem großen Saale des Gcwerhcvcrcins seine erste öffentliche Mitgliederversammlung ab, in welcher nach Eröffnung der der zeitige Vorsteher, Herr Advoccit Emil Leöinann, die Versamm lang und die in ihr erschienenen Reichst»,zSabgeordnctc» von Saucken-rarputschcn. Träger (Hardurgi, Sci ivarz lWürtem- dcrgi und den Stattrat» Adoocat vr. Minckwiß herzlich will kommen l'icß und als das gemeinsame Programm der deutschen Fortschrittspartei „Freiheit und Rcicööttciie" bezcichncte. Spccleli der Dresdner Verein habe in sein Programm die Treue zu Deutschland und Sachsen ausgenommen und proiectirc das InS- lebeimercn auch eines Dresdner Vereins zur Verbreitung der Volksbildung ebne Unterschied der Parteiansichtcn nach'dem Vor- dlldc des zuerst ln Berlin von Schulzc-Dclikich und Dunkcr ge gründete» gleichartigen Vereins. Der mlt allgemeinem Beifall bei seinem Vortrctcn begrüßte erste Redner von Saucken-Tar- pnrsäcn erörterte die zur brennendsten sagest rage gewordene Milittrttagc von politischem Standpunkte aus. indem er die fachmännischer Eompctcnz unterslcbcnten. von der gegnerischen Presse zur völligen Verschiebung der Sachlage hcrbeigezogencn Dctail'ragcn ausdrücklich bei Seite ließ. Es sek kn allen patrio tisch ül'lcnecn liberalen KreisenvölligeEinigkeittarabervorhanden, der Armcc zu gehen, was iie hranhe und die Armee so stark zu machen, wie die auswärtige Siiuakion cs verlange, und würde inan, wenn diese Frage in dicier Einfachheit vor VIc Volksver tretung gelangt wäre, das schöne und der deutschen Nation wür dige Schauspiel erlebt babcn, daß in dieser Frage eine Meinungs verschiedenheit gar nicht cristire. Doch der Fürst Reichskanzler l ave eine» schon bei Schaffung des deutschen Reichs gehegten Plan. den er vergebens bersch!,deuc Male im Reichstage durch- zubnngcn versucht habe: de» Parlamentarismus zu bcxhränkcn und die Ailcinhcrrschast entweder eines Reichskanzlers oder eines Fürsten cmiiibahncn. Dieser Gedanke bedeute bei der jetzigen Vorlage des ReichsmilikärgesctzeS tag vollständige Auigeben des Budgckrcchts iin Reichstage. Es hantele sich um fünf SechSthcile aller Rciä Sansgaben. Dieser Plan bedeute nichts anderes, als man könne dem deutschen Volke aus längere ekelt hinaus nicht zu- traaen, das; cs stopf und verz am dem rechten Fleete haben werte, um tag Vaterland gegen den auswärtigen Feind zu vcrtheitigen. i Zeichen des Bci-allS.i Wenn e ic Fortschrittspartei iür die augen blickliche Situation bereit sei, iür kiews Jahr die volle Summe iür km Militärctat zu bewilligen, so liege in diesem Anerbieten Alles, was ein Patriot überbauxt zn tbun vermöge. sScbr wabrtt Die Erfahrungen, weihe die Nation mit den Nationalliberalen ge macht habe, gehörest zu dm traurigsten und möge er dieselben überhaupt iür gar keine politische Partei mehr halten. (Lehr richtig.) In allen concrcten politischen Fragen überlasse diese Partei lediglich dieselben dem Fürsten Bismarck zur Beurtbell- ung. (Vielfaches Bravo und Heiterkeit.» Die Fortschritts partei habe stets gezeigt, daß sic gut patriotisch sei, sic rickste ihre Eiitschiicßuuaen nach dem Wohlc und der Größe des Vater landes. Wenn die Fortschrittspartei die Bedeutung des Parla mentes ansttcbe. kämpfe sie in Wahrheit kür denen Einheit. — Abgeordneter Träger aus Harburg entwickelte, gleich svmpathisch begrünt, in längerer Rede das Programm der Fortschrittspartei Dieselbe treibe Realpolitik: sie habe die dcuttche Einheit an- gmoirmm, wie sie geboten worden sei. aber mit dem Vorbehalte, aus dem Geschöhi tcS Zufalles Das zu machen, was man jahre lang erstrebt habe. iBravott Das Reich könne seinen miil- tärischm Unprung nicht verleugnen, es sei beim Trommeischiage geboren unk das klinge noch nach. (Br vo!> Man müsse das Staatsgcbäude aber am' daS Fundament der Freiheit stellen. Das Frontiipiee des Gchäuvcs trage die Devise: Gleiche Rechte, gleiche Pflichten iür Alle. Die Fortschrittspartei gehöre keines wegs zu den Freunden der Ultramontanen, im Gcgeiikhcil, sic rechne sich zu den schlimmsten Feinten derselben. Wenn etwas notbwendig sei, um das Volk in diesem Eulturkampsc gegen die Schwarze» ans der einen Seite und die Rothen aM der anderen Seite zu kräitigen, so sei cö die Freiheit und die allgemeine Bildung tcS Volkes. Redner schloß damit, daß nur innigstes Zusammenhalten des Volkes und seiner Vertreter geschaffen werden könne. wenn man erstrebe ein großes, starkes, durch Freiheit geein tes deutsches Vaterland! iLebdaiter Beifall.) Die Versammlung wurdcmit eincm DankcSworte rcv Vorsitzenden an die BcriinerGäslc, und einem dreimaligen Hoch am das deutsche Reich geschlossen.-- Bei dem am Nachmittag in den Räumen des Gewerbchciuics statt- gcfundencn Diner desdeutschcn F o rt s chr i t lv e rc t n ö zu Dresden sprudelten zahlreiche Toaste wie ein Micher Früh- Unasciuell von den Lippen der Anwesenden. Herr AdvocatEmil Lehmann sprach zunächst den drei fremden Abgeordnktcn Saucken- Tarputschm, Träger und Schwarz den besten Dank nns und toastete schließlich auf diese und.die sächs. Abgeordneten Minckwitz und Epsoidt. Herr Ingenieur Pieper trank aus die leider durch Fractionssitzung abgcyalkeuen übrige» Abgeordneten der Partei, weicher Erscheinen zuaesagt war. und beantragte ein Telegramm über den höchst günstige» Verlaus der Versammlung, was ein stimmig angenommen wurde. Einen höchst gelungenen und mit stürmischem Bestall aufgenommenc» Toast brachte der bekannte Gartenlanbendick'ter und RcichstaaSabgeordnete »Albert Träger aus die um daS Wobl tcS kommenden Geschlechts höchst verdien ten Frauen der Mitglieder der deutschen Fortschrittspartei aus, bei denen man vor Allem auch Propaganda iür die Zwecke der letzteren machen müsse. Herr Stadtralb Hcubner brachte einen Trinksprnch auf "die deutsche Jugend, die i» die Fußtapsc» der »Alten treten möge, dem Herr ist-. WIgard ein Hoc!' ans das »och immer vorwärts strebende Alter anschloß. Herr i»,-. Döhn toastete ans das feste Zusammenhalten von Volk, Parlament unv Presse, damit der „Kamps »m's Recht" durch vereinte Energie endlich den Sieg erringe. Herr Pieper brachte einen zweiten Toast aus den Abgeordneten Minckwitz, den dieser mit einem Hoch aus die srrnsre Charakterfestigkeit der Fortschrittspartei erwiderte. Herr Gtadtrath Grüner trank auf da» Wobl d«» best«*» Tensor» und Krittlers vromme —. worauf Albert Träger abermal» l» sprudcluvem Witze den südbeuilche« Zugvogel Schwarz leben lieft, dem Herr Advorat Lehmann nunmehr el» zw<tt aus den — Dichter - Albert Träger anschloß. Herr Landtaasabgeordnetcr Philipp toastete aul die alten Zugvögel an der Eide, vor Allem Herrn Sraktratb Grüner, der dtelem eln Hoch au, die iortschrltlttcden Parteigenossen der 2. sächsischen Kammer anrcihte. Advorat Leb- mann »ahm zum ktitten Male das Wort zu einem Hoch aul die alten, aber »och iugenksrischen Parteigenossen Hc-ibner und Wi- gacd, während der Letztgenannte sein Glas zu eil,cm Trinkspruch auf die anwcscndc» Vertreter der Presse leerte. Ingenieur Pieper schloß »ul einem Hoch aus ei» frohes Wiedersehen im schöne» Elbslorenz, die Reibe der Trlniiprüche. - Dec durch dicVIrtuourät sctncsSpiele» sowohl, wle durch die Elgenihüiuttchkell seines Auitretcns fesselnde ».Violinspieler Pagaiuni Rcdlblvuo läßt sich heute zum letzte» Male im Vic toria-Salon höre». Mag man nun über dle Art und Weise seines Erscheinens denken was man will. Interessant bleibt seine Leistung auf alle Fälle, nnv wer ihn noch nicht; gehört hat, dem ist wohl zu einem Besuche de- Salons zu rathe«. Die Saison naht sich Ihrem Ende: Freunde der an Abwechslung reichen Sa lonvorstellungen müssen dazu thun, wenn sie dle letzten Vor stellungen nicht noch versäumen wollen. Im Ganzen sind letzt gerade ganz tüchtige Kräfte beisammen. — Aus dem königlichen Bezirksgericht Bautzen schreibtun« der betreffend« Untersuchungsrichter, daß die Nachricht, welch« zuerst in den „Bautzner Nachrichten" vorgestern erschien: di« Wittwe Ritter und der Müllerbursche Viru« hätten eingestanden, den Mord an den, Mühlmbesitzer Ritter in der Buchhcl,wühle bei Uhyst a. T. begangen zu haben, nicht richtig sei. Die de» Morde» verdächtigen Beiden haben bis dato noch nicht» bekannt. — Eine Tragi-Comödie hat sich am Sonntag Bormittag in einem großen hiesigen Hotel abgespielt. Am Sonnabend Abend fahrt ein anständig gekleideter junger Mann per Droschke vor, ver langt ein Zimmer, schreibt den Namm Julius Fritzsch« au« Kalisch in Russisch Polen ins Fremdenbuch und bestellt dann eine Flasche Madeira mit 2 Gläsem mit dem Bemerken, daß er noch einen Herrn erwarte. Am andern Morgen verlangte er wieder einGlaS Madeira und ungefähr um 11 Uhr hört man in seinem Zimmer 2 Schliffe. Zufällig geht in diesem Augenblick der Wohifahrtsaufseher Eichenbcrg am Hotel vorüber; er wird gebeten, sich nach dem Zimmer zu begeben, und nurdeflen muthigem und entschlossenem Benehmen, gelang eS, daß ver junge, offenbar geistig Gestörte sich nicht erschießen koimte. Herr Eichenberg mußte durch eine Seitenthür ins Zimmer eindringen — vie Hauptthüre war von innm verriegelt — bei seinem Eintritt feuerte Fritzsche auf ihn und dann schnell auf sich selbst, indem er bei. In seinem Blute sich wälzend schreit der Unglückliche fortwäh rend: „Ach, warum bin ich nicht todt!" Der entschlossene Beamte ist glücklicher Weise nur mit einer g«ringen Verletzung der linken Hand davon gekommen; Fritzsche ward nach dem städtischen Kranken haus«: gebracht. Wie wir hören ist er d«r Sohn eines wohlhabenden LederhändlcrS in Kalisch in Russisch Polen. Angeblich wollte er sich aus Verzweiflung darüber, daß er in Folge der in Rußland eintze- führten allgemeinen Wehrpflicht Soldat zu werden gezwungen rst, vas Lehen nehmen. — Wiederholt ist auch in dies»m Blatte Überda» sogenannte „Anrempeln," und andere Unarten 8tzr Gegenwart geklagt worden Eine Unsitte aber, die immer mehr einreißt, ist noch nicht zur Sprache gebracht worden, das ist der Besuch de« FrühgotteSdiensteS durch Schulkinder. Da diesedie auf die Erwachsenen berechneten Predigten nicht verstehen, so fangen sie bald an sich zu langweilen, wie Schreiber dieser Zeilen am 2. Lstcrfeiertage in der fast überfüllten Annenkirche zu beobachten Gelegenheit hatte. Kein Wunder daher, daß diese Kinder entweder ihre Nachbarn störten oder, was auch vorkam, während der Predigt die Kirche verließen. Bei den vielen Kinder gottesdiensten, die jeden Sonntag in hiesigerStadt abgehalten werden, ist den Eltern hinlänglich Gelegenheit geboten, ihre Kinder in einen für diese paffenden Gottesdienst zu schicken. ES ist somit kein Grund vorhanden, Schulkinder in den Hauptgottesdienst zu schicken, wo sie meist nur stören und Gefahr laufen, gleichgültig gegen das Heilige und Erhabene zu werden, das sie in der in diesem Gottesdienst übli chen Form noch nicht verstehen. — Jener Lackirer, welcher nach unserer neulichen Mittheilung in der Nacht vom Donnerstag zum Freitag aus dem zweiten Stockwerk des von ihm bewohnten Hauses am Lbergraben über das Gang- Geländer hinab in den Hof gestürzt, bewußtlos aufgesunden und nach dem Stadtkrankenhause geschafft worden war, ist dortselbst, ohne wieder zum Bewußtsein gelangt und Auskunft zu geben im Stande gewesen zu sein, wie der Unglücksfall sich eigentlich zugetra gen hat, gestorben. — Gestern Mittag fand in der hiesigen Sophienkirche eine glänzende Trauung statt. Es ward die Tochter des Grafen Ein- siedel-Ratibor mit einem Herrn Premierlieutenant Sahrer vonSahr, aus einer ebenfalls sehr begüterten Familie, vermählt. Viele hohe Militärs und die Elite des hohen Adel« rimgaben den mit üppigem Blumenflor geschmückten Altar. Etwa 20 Equipagen mit Diener schaft führten das Brautpaar und die Trauzeugen zur Kirche. — Der Pseudo Beamte der hiesigen WasserleitungS-Direction, auf den wir bereits einmal aufmerksam gemacht haben, treibt nach wie vor hier sein Unwesen fort. In diesen Tagen ist er wieder ein mal in einem Logis aus der Ainalienstraße gewesen, hat dort gleich falls zum Scheine verschiedene Messungen vorgcnommen, dabei aber wiederum ein Portemonnaie mit mehreren Thalern entwendet. — Wir bemerken, daß der Mensch gegen 30 Jahre alt, blond, von mit teler, kräftiger Statur, mit schwarzseidener Blühe und bräunlichen« Jaquett bekleidet ist. — Aus der Wohnung eine« Maurers auf der Breitestraße wurde vorgestern gegen Abend eine Aftermietherin arrctirt, weil sie ihrem Quartiergcber zu wiederholten Rialen Geldbeträge von meh reren Thalern gestohlen hatte. . — Am Sonntag in den Frühstunden gingen bei Wölfnitz die Pferde einer Kutsche, in welcher eine Dame saß, durch. Erst auf der Tharandtcrstraße, in der Nähe der Papiermühlengaffe, wurden die Thiere zum Stehen gebracht. Der Kutscher und die Dame haben einige Eonlusionen davon getragen und der Wagen war etwas be schädigt. — Vorgestern Nachmittag hat sich ein Kofferträger derDampf- schifsfahrtsgcsellschaft in seiner Wohnung in derTerraffengafle durch Ausschneiden der Pulsadern an beiden Armen entleibt. Der erst einige 30 Jahre alte Mann, welchen Schwermuth zu dem verzweif- lungSvollcn Schritte getrieben haben soll, hat um 4 Uhr seine Frau mit irgend einein Anstrage auS der Wohnung zu entfemen gewußt und darauf seinen Entschluß mit einem Nasivmeffer zur Ausführung gebracht. Alö die Frau «in 7 Uhr wieder heimgekehrt ist, hat sie ihren Mann bereits todt vorgefundcn. — In einem Heuboden auf der Falkrnstraß« wurde vorgestern Abend von zwei dort in Dienst stehenden Knechten eine fremde Frauensperson aufgestöbcrt, die, trotzdem daß sie im Besitz von Geld mitteln sich befand, sich daselbst cingeschlichen und ein Lager zurecht- gnnocht hatte, welche« sie scho« wiederholt d«» Nacht« «nt«n«rk» a»f, gesucht und benutzt hatte. Man übergab die Person der Behörde. — In ein auf dem Weißen Hirsch befindlich«» Wohnhau» Ist in einer der vergangenen Nächt« durch ein, leider nicht gehörig v«r- schloffene» Parterrrfenst«r rin Unbekannter eingestieam und hat sich au« der dortigen Stub« einm Regulator herausgeholt. - Vernttgtru «Ia«n. Den t». d. ln den Gerlchtsämtrrn: Ordern»: Earl Kämpfe» Müvlengrundstück in «atteNz, «»07 Tblr.; Leipzig: Johann Appell'» Grundstücke ln vmdenau, HOOO rhlr.; Rochlttz: Johann Messina » verlchirdenr Grundstücke. 8V24 Tblr„ 343» Thlr., »142 Tb>r„ 420 rhlr.. IßrSTblr.,SSOLylr., S2L Tblr. tarir». — Wttterung».Beovachtnu» am 18. Avril, Add. k U. Barometerstand »ach Otto <L Bösolt hier: 27 Paris. Zoll » S, iseit gestern gestiegen 1 L.). — Thermometer nach Reaumur: itt Grab über Null. — Die Schloßthurmiahne zeigte Ost» Wind. Himmel: htlter. - «»bhAtzr tu Drr»dr«. l8.April, Mltt.r 17 «ent. über0. ragetzes«1chte. Lontfchr* Reich. Der Tdek der Admiralität bat ln Betreff der Bekleidung der Mannschaften de» Gce-DatalllovS, der See- elnsährlgen Freiwilligen, Arttllerle-Avtvcllung und der Stabswache bestimmt, daß an Stelle dertcnigen Stücke der Bekleidung und Ausrüstung, welche mlt den preußischen Lande»,arben gekenntzelcvnet sind, fortan Stücke mit den deutschen Farben schwar-,weiß-rotb treten sollen. Dle Stücke, welche hiervon getroffen werden, sind: a) dle Kokarde an den Müsen, d) die Kokarde an km Tzako», e) da- Nationale an dm Tzako», al dle Abzcichmlchimr der elnsähr! v) dle Portepee» der Feldwebel rr. In dem wieder gusammmgetretenen preußischen Adaeord- netenhause waren kaum bunkert Mitglieder anwesend. Ein An is des Avg. Rickert auf Vertagung wurde obne Widerspruch iS, die näch- use waren trag des Avg. Rtckert auf Vertagung angmommen. Der Präsident sprach den Wunsch au, sten 14 Tage den Arbeite» der Commissionen zu widmen. Dle nächste Sitzung wird Vvrau»sjchtli<b am 27. April, vielleicht etwas früher ober später, je nachdem der Reichstag seine Arbeiten er ledigt. stattfindm. — Dem Vernehmen nach beabsichtigen Löwe iCalbe«, Berger (Witten), Gpielberg und seck,» andere der Fort schrittspartei anaehörige Unterzeichner des Bmnigsenschen Com- promißantrags in dem Mitttärgesctz au» der Fortschrittspartei auözutrrten. Folgende Erklärung befindet sich unter dm Inseraten de» in KönlgSdütte erscheinenden „Katolik": „Verführt, habe ich bei de» letzten Wahlen nicht mit dm anderen aufrichtigen Katholiken ge stimmt. ES thut mir daS herzlich leid. Ich werde nie mehr iür Cigarren und Schnaps mein Gewissen verkaufen. Latsche, 2ü. rz >874. M. LiSzka. FrankrBch. In Folgt der Entdeckung, die man machte, daß eln ehemaliger Galeerensträfling Beamter de» französischen Finanz-Ministerium» sei, stellte man eine Untersuchung an, welch« ergab, daß sich unter dm Beamten diese» Ministerium» 37 ehemalige Sträflinge vefinden! Der „Solr" behauptet, daß die meisten derselben Schützlinge der September-Männer seien. Dies ist aber ganz unbegründet, da der größte Theil derselben erst »»gestellt wurde, seit Magne. der bekanntlich Bönapartlst ist, die Leitung der Finanzen üdernommen hat. Amerlkq. «Inen Beitrag zur Abscheulichkeit deS ln Amerika noch herrschenden LynchgelctzcS liefert rin Borsall in Indiana. -oh« worden. Niemand zweifelte an der Schuld der Gehenkte», bis vor Kurzem ein gewisser DouglaS aul seinem TobeSdette das Geständntß ablegte. er bade dm Mord allein vollbracht und sei außerdem einer der Haupträdclölührer unter densenigev gewesen, welche die Armen zum Tode geschleppt, Diele Enthüllung wird aus die Gewissen der übrigen Lpncher — wenn sie eines haben — einen gräßlichen Eindruck machen; ob damit aber dle Unsitte ganz in Perms kommt, ist nach den Hunderten von ähnlichen Vorgängen sehr zu bezweifeln. Eigentbümlicher Weise blüht gerade dort, wo taö Lpuchivitem an der Tagesordnung Ist und also die Gerechtigkeit daö Volk selbst zu Vollstreckern ihres Ur- thetlS macht, Verbrechen und Tobtschlag am üppigsten. In Missouri, einem durch die Ausübung des Lpnchens berüchtigten Staate, bieten fünf Banditen schon seit Langem der gesetzlichen Macht Trok und mache» daS Land unsicher; der Pobcl aker, der sich mit Heißhunger auf unbewaffnete Opfer stürzt, schreckt vor den Dolchen und Kugeln der Räuber zurück, und so sah sich der Gouverneur aenötbigt. die Legislative um bewaffnete Gewalt gegen diese fünf Kerle anzurufen. Feuilleton. . Königliche» Hoftheater. Uebcr G. v. Moser'S sehr bei fällig gegebenes, neues 5aktiges Lustspiel „Ultimo" erüvrigt noch einiges Nähere nachzutragen. Der begabte Dichter hat seit seinem „Stiftungsfeste" keinen Erfolg auszuwcisen gehabt wie diesen. Aber er mag diesen ihm wohlzugonnendcn Erfolg getrost zur Hälfte der ganz ausgezeichneten Dresdner Darstellung anrcchncn. Sowie man das Stück genauer erwögt, etwa um den Lesern seinen Verlauf zu siizziren, sprrngt eine überraschende Dürftigkeit der szenischen Erfin dungen in die Augen. DaS Talent Moser'S, frisch, pikant zu dia- logisiren, mit natürlicher nie anmuthöloser Drollerie sich zu bewegen, ferert schon in dem Umstand einen Triumph, daß ein ganz kurz an gebundener Scherz, ein guter Einsall, fünfaktig brcitgczogen wird, ohne zu langweilen, ja, wenn man den lahmen Verlauf des vierten Aktes abrechnet, ohne zu ermüden. — Von den beiden Brüdern Schlegel ist der eine ein wohlbegründeter, indes; wie es scheint grundbraver, durch Ueberspeculation nicht im Mindesten angekrän kelter Commcrzienrath (Hr. D e ss o ir),der andere ein deutscher Pro fessor und Bücherwurm lHr. Jaffa). Beide Männer sind sehr heftig, jeder sieht aber nur des Anderen Aufbrausen und hält sich selbst für sehr ruhig. In einem hitzigen Wortgefecht wirft der Pro fessor so etwas wie mit Geldprotz, Wucherseelc, Jobber um sich; und wenn er (der Professor) nur seine Weisheit an das c'endige Spckulücn verschwenden möchte, so wäre es ihm ein Leichtes binnen vier Wochen ebenfalls ein reicher Mann zu werden. Auf diese Jn- vcctivL baut v. Moser sein Stück. Der Commcrzienrath klingelt d.m Buchhalter und kündet in Gegenwart des erstaunten Professors die sem an: sein Bruder habe ihm 30,000 Thlr. zur Spcculation über geben, welche der Buchhalter buchen und nach Lrdre des Eigners zu Zlauf und Verkauf verwenden solle. Der Professor nimmt den Kampf auf. Die lächerlichen Situationen eines seither unbemittelten Gelehrten, dcrvonDri'cf.Geld.Dcbet und Credit,Bilanz und Damno gar nichts weiß, und der mit Lombarden u. s. w. köstlich hineinsällt (die Ordres werden natürlich nur gebucht und berechnet, nicht cffec iuirt), das kann man sich ja wohl verstellen. „Ultimo" heißt das große Wort, um welches sich sein gequältes Hirn absorgt. Auf Ultimo vertröstet er seine staunende Umgebung, Frau und Tochter (Frl. Berg und Frln. Spettini)und der Letzteren schüchternen ärztlichen Bewerber (Hr. Richclsen). Zum Ultimo begleicht der Commcrzienrath alle Confusion und die Moral ist die, dev der Ge lehrte durch den Kaufmann seine Erfindungen endlich vcrivcrthet findet, dieser wiederum des Andern bedarf, und somit beide Stände Hand in Hand erst vollwichtig zu wirken vermögen. Ein guter, alter Onkel beider Brüder (Hr. Meister) schürt oder mildert jcnach- dcm die Verwicklungen. Die Licbvöszencn zwischen einem natur- burschikosen. kreuzbraven und liebenswcrlhen, amerikamüdcn Jüng ling, Georg Richter (Hr. Dettmer), den der Commcrzienrath in sein Comptoir aufnimmt und der Tochter des Commerzienraths (Frl. Masson) sind hübsch empfundene. Der Kürzung bedarf die Rolle der Frau Bayer, welche mit dem leidigen Worte „poetisch" zu unablässig um sich wirft, sondern ihr Eingreifen in die Liebe nur un-