Volltext Seite (XML)
Kommbenli. 1». September 192» Dresdner Nachrichten" Nr. <Z9 Seile S Verein »er höhereu technische« Beamie« »er Veichsbahn. Lar Lmpfan- im «alhau». Dt« Stadt Dresden hatte e» sich nicht nehmen lassen, bt« höheren technischen Beamten der Reichsbahn im Rathause »u empfangen «nb zu begrüßen. Die stilvolle, vornehme Art, ihre Baste zu bewillkommnen, fand denn auch von den aus» «ärttgen Teilnehmern rückhaltlose Anerkennung. Im Fest- saal« b«> Neue« Rathauses begrüßte im Namen des ab» wesenden Oberbürgermeisters Slabtbaurat Wahl die Gäste, -r wünschte der Tagung vollen Ersolg und wirS hin aus die junftschätze Dresdens, die nach den anstrengenden wissen schaftlichen Verhandlungen die Teilnehmer erfreuen und er- qutcken sollten. Ihm dankte der Vorsitzende, Reichsbahnrat Frorath, der ote Schönheiten der Stadt und ihrer Um» grbung al» den Rahmen pries, der der Tagung zu eindruckS» »ollem Gepräge verhelfe. Alsdann vereinte man sich am Ter» tisch in zwanglosen Gruppen zu regem Gedankenaustausch. Während die Damen zum Teil di« Ausführung der .Götterdämmerung- in der Oper besuchten, versammelten sich die Herren im Saale der Kaufmannschaft zum yestkommers. An ihm nahmen auch teil Staatssekretär a. D. Kumbier und viele der schon genannten Ehrengäste. Der Abend verlief in fröhlicher Stimmung von Anfang an. Er sollte der engeren Verbindung von Nord und Süd, Ost und West dienen. Man wollte sich kennenlernen und Fühlung miteinander gewinnen. So kam denn aufS schönste zum Ausdruck, daß unsere Eisen» bahn «ine Reichsbahn ist. vom sernen Ostpreußen, vom Saarland, von Bayern und aus dem äußersten Norde» waren Vertreter anwesend. Sie alle wollten Meinungen austauschen, Ansichten kennenlernen, um so dem Ganzen zu dienen. Diese Gedanken atmeten alle kurzen Reden. Sie brachten aber auch »um Ausdruck, daß die versammelten treu zum Reich, treu »um deutschen Gedanken stehen und gewillt sind, alles daran» »usetzen, daß der deutsche Gedanke seine Geltung in der Welt behält. Daneben kam auch der Eisenbahncrhiimor zur Gel» tung, der vor allem in der Erzählung des Streckenarbeiters Reumann 87 und einem schaurig.schöncn Gedicht hell auf leuchtete. Ätrschbrunfl in Sachsen. „Zu Gt. Aegidius (17 Septembers tritt der Hirsch in die Brunst- lautet eine alte Jägerrcsiel In diesem Fahre hat. wie überhaupt der Herbst, die Brunft früher eingesetzt. In derHeide wie im Tharandter Walde lassen sich schon die ersten Hirsche vernehmen. Fm Gebirge ist die Brunft etwas später. — Bei dem kalten, schönen Wetter, wie cs dieser Herbst mit sich gebracht bat. pflegt die Brunft besonders laut und stark zu sein. Auch im Moritzburger Wildpark konnte man lebten Sonntag den Schrei des Rothirsches schon bet Tage deutlich vernehmen. An der Fütterung bot sich das seltene und unbeschreiblich schöne Bild zweier kämpfender Zwölfer. — UcbrigenS dürste nur wenigen bekannt fein, daß der be rühmte 66-Ender im Schloß am St. AegidtuStagc zur Strecke gekommen ist. — Sine Sranzspendcngemeinschast der Altensürsorge ist in Dresden unter Leitung des Inspektors Frankenthal, de- langjährigen Mitarbeiters unseres verdienten Bettel- mönchS, Dr Paul Scheven, mit dem l. September 1928 ins Leben gerufen worden. Sie hat den Zweck, den verarmten Alten die Sorge ihrer BcgräbniSkostcndcckung abzunehmen, und verdient wegen ihrer gerade in unserer Zeit außerordent lichen sozialen Bedeutung das Interesse und die Unterstützung der Allgemeinheit. Dreifach ist die Not, die über die armen Alten heretnbricht, wenn der Tod in ihren Familienkreis eine Lücke reißt. Es gilt, sich mit dem Verluste des Toten abzuftn- tcn. die oft sehr umfangreichen Krankenrcchnuugen zu be gleichen, und schließlich — das Bitterste von allem — die Be gräbniskosten aufzubringen. So entstehen im Einzclsalle Situationen, die nach den Feststellungen der Altenfürsorge oft so furchtbar sind, daß sie zum Himmel schreien. Hier war dringendste Abhilfe vonnöten. Die nengegründete Kranz, spendcngemeinschaft zählt bereits 358 Mitglieder, allein schon ein Beweis, wie notwendig sie war. Sie ist hauptsächlich von Mitgliedern der Altenfürsorge des um die Armut hochverdienten Dr. Scheven im Anschluß an den Verein gegen Armennot gegründet worden und gewährt zurzeit ihren Mitgliedern im Todesfälle einen Betrag von 158 Mark, der zu einem einfachen, aber würdigen Begräbnis hinrcicht. Sic ist keine Kaffe in landläufigem Sinne, sondern eine Ver- sicherungSgcmeinkchaft auf Gegenseitigkeit, die auf dem Umlageverfahren beruht. Bei dem meist gänz lichen Unvermögen ihrer Mitglieder sind die Neitragspslichten außerordentlich gering, da außer dem Eintrittsgeld von 2 Mk. nichts weiter »u bezahlen ist. Die Mitglieder sind lediglich ge halten, bei jedem innerhalb der Gemeinschaft verkommenden Gterbefall je KO Pf. Umlagcgebühr zu leisten. Der Beitritt wird nicht vom Gesundheitszustände abhängig gemacht, doch kann der Vorstand ungeeignete Personen von der Aufnahme auSschlicßcn. Die Kranzspendengemeinichaft erfreut sich der Sympathie gütiger Wohltäter, wie die eingehenden Spenden »eigen. Täglich geben auch von Mitglieder« der Sranzspen» drngemrinschaft Bezeugungen ein. Laß durch diese loyale Bei» htlfengemetnschaft den alten Leuten, die »uw Teil früher selbst Erb» und Famtlicnbcgräbnisse hatten, eine grobe Gorge ab. genommen ist. Vorsitzender und Ausschuß sind ehrenamtlich tätig. Die Geschäftsstelle »-findet sich vorläufig Elbgäßchen 8 in der Altenfürsorge (Tel. 12788?. wo auch Auskünfte erteilt werden. — Die Preußische Landessachgruppe der Höhere« Ber. messnngSbeamte» im Kommnualdtcnst hielt vom 18. bt» 18. September in Dresden ihren ersten Studientag ab. Er war von 54 Direktoren und Leitern städtischer BermessungSämter besucht, die im Aufträge ihrer Behörden sich mit den phoio- grammetrtschen Vermessungsmethoden de» Prof. Dr.-Jng. HugerShoff vertraut und mit den hierfür von den optisch.mechanischen Werken Gustav Heyde hergestellten Instrumenten näher bekannt machen sollten. Die Firma Gustav Heyde, die auf photogrammetrischem Gebiete in der Welt führend ist. hatte im Verein mit ihrer Schwester» gesellschaft, dem Aerokartographtsche» Institut A. »G., Breslau-DreSden, in großzügigster Weise Vor» berettungen getroffen, die preußischen Vermessungstechniker nicht nur durch Spcztalvorträge ihre» wissenschaftlichen Mit» arbeiterS Prof. Dr.-Jng. HugerShoff mit der modernen Wissen schaft der Luftphotogrammctrie, das heißt der Herstellung von exakten Karten mit Höhenschichtlinien aus Fltegerblldern ver traut zu machen, sondern auch ihre Spcziaunstrumente vorzu» führen und den Herren Gelegenheit zu geben, praktisch an diesen zu arbeiten. Reiches Dcmonstrationsmatertal des Aerokartographischen Instituts, das sich als erst« deutsche Gesell schaft mit der Herstellung von exakten Luftbtlbplänen nach der Hugershoffschen Methode befaßt, gab den Teilnehmern an der Tagung ein anschauliches Bild der wirtschaftlichen Bedeutung und gewaltigen Ueberlegenheit dieser modernen Vermcffungs- kunst gegenüber der altbekannten Methode. Um den Teil- nthmern an der Tagung Gelegenheit zu geben, sich durch eigene Anschauung zu überzeugen, wie instruktiv die Be trachtung des Geländes aus der Luit ist, hatten die JunkcrSwcrkc unter Führung des Fliegers Ungewitter ihr modernes drcimotorigcs Flugzeug nach Dresden gesandt, von dessen zehnsttziger Kabine aus die Gäste in mehreren über Dresden ausgeftthrten Nundflügen diesen Studien obliegen konnten. —* Dresdner Knaben, und Jngendorchester. DaS seit über einem Jahrzehnt bestehend« 1. Dresdner Knaben- und Jugendorchester, dessen rühmliches künstlerisches und kunsterzicherische Streben schon des öfteren gewürdigt wurde, und das bereits mehrfach mit hübschen Konzertvcranstal- tungen hervorgctreten ist, hatte sich am Sonnabend wieder einmal im vollbesetzten Gcwerbehaussaale, dessen Podium an- scheinend neu vorgerichtet ist lwarum hat aber die Uhr ihr Angesicht schamhaft verhüllt?), zusammcngefunden. Der erste Teil des Programms unter der Leitung von Kapellmeister Ernst Hayeck brachte einen Marsch, die „Tancred"-Ouver- türe Rossinis shier geriet der Mittelsatz zu langsam), ferner den Konzertwalzer ,LScin, Weib und Gesang- von Strauß und Eilenburgs „Mühle im Schwarzwalb" mit ihrer fröhlich- sinnfälligen Situationsschilderet. Erfreuliche Fortschritte im Zusammenspicl waren überall wahrzunehmen. Schade, daß verschiedentlich ein paar Bläser hartnäckig falsch bliesen, namentlich in den Beglettfignren. Das ist natürlich nicht so schlimm, wenn man bedenkt, wie sngendlich die Spieler zum Teil noch sind und daß wirklich schon allerhand Achtung ge boten erscheint, wenn ein Jugendorchester mit so viel Fleiß und Eifer an die Sache geht. Die Geigen sind fast durchweg mit fähigen Kräften besetzt. EtivaS mehr Zurückhaltung am Schlagzeug könnte nichts schaden. Vielleicht wäre es nicht unangebracht, wenn die Orchestcrvereinignng nicht allzu oft mit Konzerten vor die Oesfentltchkeit träte und die Zwischen zeit zu sorgsamer Vorbereitung der Veranstaltung nützte. Selbst ganz große Künstler produzieren sich sa nicht so oft. Auch die Programme müßten vielleicht künftighin noch sorg samer redigiert werden: ans „Rossini" war diesmal z. B. ein -Herr „Rossinn" geworben. Der zweite Teil des Abends, -er der vorzüglichen Leitung von Ehrenmitglied Otto Fried ing n n (Kammervirtuos an der StaatSopcr und Hochschul lehrer für Musiki unterstand, brachte Hann Märsche, Ouver türen, Walzer (Blankenburg, Eonradi, FstraS) und andere». Das Konzert, das, soweit wir ihm beiwohnen konnten, wieder einen sehr hübschen Verlauf nahm, fand bei der Hörerschaft verdienten Beifall. Als Abschluß war großer Ball vorgesehen. — Wohltätigkeits-Sportfest für die Dresdner Blinden. Fm Tattersall Eichhorn am Niedergraben wirb vom 2. bis zum 4. Oktober allabendlich die Vorführung einer stattlichen Reihe von Sportszenen zugunsten des Dresdner Blinden heims und des Vereins der Blinden dargeboten werden. An rciterlichcr Kunst wird eine geschichtliche Quadrille in be sonderer Form und verschiedenartigen Kostümen geritten, Fahrschule. Ktnderrcitstunbe und Springen in der Bahn schließen sich an. Fechtübungen werden voraeführt von den Herrcn-Fcchtern des Dresdner Fechtklubs unter Mitwirkung des Diplom-Fechtmeisters Melichar- Radfahrer des Nad- sabrervereins Turner. BricSnitz-Cotta. fahren einen Reigen. Ruth Heim von der Ballettschule Falles bietet Einzeltänze und Ballettmeistert« Martha Kaufmanu-Pratzsch läßt ihr« sugenblichen Schülerinnen tanzen. Die Meisterschule de» Guts-Mut» bringt ein Schauturnen, Mustkivenden die ehe» maligen Hoftrompeter und da- Kaufmann-Orchester. Einen Prolog bat Ernst Kühler-Hauben geschrieben: er spricht ihn selbst. — Ferienaufenthalt für Kinder und Jugendliche bieten während ber kommenden Hcrbsbferten die beiden Ingend- wohl-Heimstätten am Ltlienstetn (Sächsische Schweiz) und in Schcllerhau i. Erzgeb. Auskunft und Anmeldung in der Geschäftsstelle de» Vereins Jugend wohl e. B., Dresden- Altstadt 38. Leikmeritzer Straße 4. — Die 4». BolkSschnle veranstaltete am 6. September eine wohlgelungene Schulaufführung. Wegen de» großen Andranges mußte am Sonnabend eine Wiederholung statt finden. Der Abend wurde durch eine Weber. Feier ein» geleitet. Lehrer Kluge spielte die „Aufforderung zum Tanz" und erntete damit wohlverdienten Beifall. Daraus sang der Schulchor Lieder von Weber. Der Chor ist ausgezeichnet ge» schult und wurde von Lehrer Grunert sicher geführt. Die szenische Aufführung des Brautjungsernchores gefiel so, daß sie noch einmal wiederholt werden mußte. Im zweiten Teile ge langte das sehr gefällige Singspiel „Im Eichenschatten- von Hans und Robert Äolkmann zur Aufführung. Es ist so recht für Schulausstthrungen geeignet, weil sich groß und klein daran beteiligen kann. Die Kinder waren mit Freude bei der Sache. Die Hauptrollen lagen bet Fräulein Faust und Fräu lein Thiele sowie bet Lehrer Apostel in den besten Händen. Um die Einstudierung und Leitung hatten sich besonders Lehrer Grunert und seiner die Lehrer Kluge, Gebauer und Pusch verdient gemacht. — SI»e kostenlos« Vorstellung für Kleinrentner und ErmerdSlos« veranstalten die künstlerischen Laienspiele durch Ausführung dr» Schwankes „Familie Schimek" von Kadetburg. Unentgeltlich« KartenauSgahe gegen Ausweis Sonntag ilü.) von 11 bis 12 Uhr tm Hotel Biktoriahoi, Biktoriasiraße. — Sektion Dresden deS Deutschen nud Oefterrelchischen Alpen- Vereins. Sonntag Wanderung mit Damen Heidemühle — Wtltsch— Kroatenschlucht — Maren. SonntagSkarte Posiendorf - Burkhardt»» walde. Abfahrt 7 Uhr in l ch t 7,0t Uhrt früh. — Unter der Elektrische«. Freitag nachmittag 1,1b Uhr ist rin vom Holbcinvlatz kommender Motorradfahrer durch eigene Unvorsichtigkeit infolge Ueberschneidens der Kurve an der Kreuzung der Mathilden- mit der Pillnttzer Straße unter ein« Elektrisch« ge raten. Der Motorradfahrer selbst blieb unverletzt. Das Motorrad war vollständig demoliert. Der Straßenbahnverkehr wurde durch den Unfall lange Zeit aufgehalten. — Einbruch. Am 18. September 1928 wurden durch Einbruch tn eine Wohnung in der S t r e h l e n e r G I r a ß e sin blauer Cheviot- anzug, 1 Paar schwarze Eheviothosen, 1 schwarzer Gchrockanzug ohne West«, 1 weißer Bettüberzug und 8 Kissenbezüge aus Stangenleiwen sowie 85 Mark Bargeld gestohlen. Bor Ankauf des Diebesgut-» wird geivarnt. Sachdienliche Mitteilungen erbittet die Kriminal polizei. — Wer weiß etwas? Am 7. September gegen 11 Uhr abends tst ein hie»-«« Dienstmädchen auf Einladung eines Unbekannten mit diesem In einer Kraftdroschke von den Blumensälen nach Richtung Tolkewitz gefahren. Am Tolkewitzer Friedhof sind beide auSge- stiegen. Der Unbekannte hat darauf versucht, das Mädchen zu oev- gewaltigen. Auf ihre Hilferuse hat er von ihr abgelasjen, hat ihr aber die Handtasche mit Inhalt entrissen und damit die Flucht cr» griffen. Der Unbekannte wird beschrieben: Etwa 28 Fahre alt» mittelgroß, schlank, bartlos, trug dunkelblauen Anzug, grau« Sport mütze. schwarze Halbschuhe und abgetragenen grauen Gummimantel. Sachdienliche Mitteilungen, schriftlich oder mündlich, werden nach der Krimlnaldicnstslelle Laubenast, Linzer Straße 2, erbeten. Ins besondere wird ber fragliche Krastwagcnsllhrer ersucht, sich ,n melden. — DI« Fenerwehr wurde Freitag früh 1 Uhr nach Fabrik- st ratz« 18/59 gerufen, wo tn einem Kesselhaus die Dachkonstruktton durch glühende Kohlen ln Brand geraten war. Sin aufterordenttich grober Berlrauensbruch bildete den Gegenstand einer größeren Verhandlung vor dem Schöffengericht Dresden, in der sich der am 18. Juli 1891 ge borene, bereits erheblich vorbestrafte Kaufmann und Buch- Halter Max Kurt Schöne zu verantworten hatte. Nach den gesetzlichen Bestimmungen müssen Arbeitgeber und sonstige Unternehmer bei Beschäftigung einer gewissen Anzahl Ar- beiter und Angestellter auch Kriegsbeschädigte mit unter bringen. Eine Dresdner Firma der Huttnbusirie hatte Len vorgenannten Schöne zugewiesen erhalten, und ohne zu ahnen, daß cs sich um einen bestraften und wenig zuverlässigen Menschen handelte, mtt der Lohnbuchhaltun-g und Lohnzahlung betraut. Schöne, der als Kriegsbeschädigter monatlich 38 Mk. Rente erhielt und von der Firma seiner Stellung entsprechend nach den geltenden Tarifsätzen bezahlt wurde, mißbrauchte das ihm geschenkte Vertrauen in denkbar gröblichster Weise. In raffinierter Weise fälschte er die wöchentlichen Lohnlisten und erlangte anfänglich pro Woche 380 Mk., später 360 Mk. und zuletzt gar 800 Mk. AlS diese Unregelmäßigkeiten ausgedeckt wurden, ermittelte man einen Fehlbetrag von rund 18 000 Reichsmark. In -er Verhandlung kam bei der Vernehmung der Zeugen mehrfach zur Sprache, daß Schöne die aus so be trügerische Weise erlangten Lohngelder in der Hauptsache noch besitzen müsse: in dieser Richtung wurde dann auch das Urteil gefällt. Schöne erhielt wegen fortgesetzten Betrugs ein Jahr sechs Monate Gefängnis und 301X1 Reichsmark Geldstrafe aus- erlcgt. Zahlt er die Geldstrafe nicht, sv sind Lann wettere 130 Tage Gefängnis zu verbüßen. f* Eine Schau von Bucheinbänden. In der Städtischen Textil- und Kunstgemerbesammlung zu Chemnitz wird unter dem Titel „Kunstformen der Bucheinbände" gegen- wärtig eine Ausstellung gezeigt, in ber die Entwicklung deS Bucheinbandes vom Altmeister Jakob Krause <10. Fahrh.) bis tn die allerneuestc Zeit zu studieren tst. Aussteller sind daö Deutsche Buchmuseum in Leipzig, die Sächsische Landes- btbltothck tn Dresden, Mitglieder des Jakob-Kransc-BundcS ouS Berlin, Dresden, Leipzig, Bonn, München, Emmcr- dinacn. die Werkstätten Burg Gteblchenstcin, Kunstgcwerbe- schulc Halle, sowie Chemnitzer Bucbkünstler und Drucker. Eine besondere Note erhält die Ausstellung durch die große Zahl von Bänden aus der Sammlung Albert Pcretz, Chemnitz. s Der Prager Literarhistoriker Dr. August Sauer s. Der Literarhistoriker Professor der dentseßen Literaturwiffcn- schastcn an der deutschen Universität in Prag, Dr. August Lauer, ist heute im 71. Lebensjahre verschieden. Professor Lauer tst hauptsächlich als Grillparzer- und Goetheforschcr, sowie durch Herausgabe der Werke Grillparzers und Stifters hervorgctreten. t* Die Schwimmende Universität sticht in See. Die ame rikanische „Schwimmende Universität" tritt ihre Weltreise aus dem Schiff „Nnndam" am 18. September von Ncunork auz an. Auch ber König von Siam hat die Studenten zum Besuch seines Landes etngcladcn. Bis jetzt ist beabsichtigt, daß man in China, Japan. Java. Indien. Aegypten, Italien. Deutschland und England an Land gehen wird. Diese Land aufenthalte sollen etwa 40 Prozent der ganzen Reisezeit tn Anspruch nehmen. Auch sportliche Wettkämpfe mit den Stn- dicrcnden der besuchten Länder sollen veranstaltet werden. s* Ausstellung aus Schloß Herrenchiemsee. Im König- Ludwig-Il.-Muscum. das im Schloß Herrenchiemsee eröffnet wurde, sind jetzt unter Leitung von F. H. Hosmann in sechs Säle» Archttckturentwürfe kür Ludwig II., besonders zu Lt»- derhos, Herrenchiemsee, Neuschwanstein mit Falkenstein, mit vielen Erinnerungen an den König selbst, zugänglich gemacht worden. Im nächsten Jahre soll das Theaterwesen mit allem was sich aus Semper und Wagner bezieht, »nd später in weiteren Räumen das Kunstgewcrbe. folgen. Dem Ganzen tst ein Archiv angegliedert. Zn den bereits serttggettellten Teilen hat Dr. Kreisel einen Katalog mtt Abbildungen verfaßt. s* Literatnrprcise des bulgarischen SynodS. Neben den bedeutenden Preisen, die das bulgarische Unterrichtsmini sterium verteilt, «m die Entwicklung der Literatur zu fördern, hat sich der bulgarische Snnod in Sofia entschlossen, zwei stän- tize JahreSpreise von 8008 und 4808 Lewa anszuschrciben, »m tie Schriftsteller anzuregen, religiöse und moralische Themen W behandeln. > Mujikanlengrobheit. lieber keine Kategorie von Menschen sind so viele Anek- boten im Umlauf, wie über die Musiker. Womit es znsammen- hängt, daß es gerade über sie und von ihnen so vieles zu er zählen gibt, mag hier nnuntcrsncht bleiben, aber eine ausfällige Bemerkung soll nicht unterdrückt werden: aus diesen Anek doten, die gesprochen und gedruckt in der Welt kursieren, spricht oft eine so gottgesegnete Grobheit, daß man erstaunt tst. wie denn die Vertreter einer so stark von der Materie gelösten und unirbischen Kunst zu diesem hartholzigen Charakter kommen. Ob es ein Gegengewicht ist? Mag sein. Es soll uns nicht weiter quälen: freuen wir uns an der gesunden Grobheit. Zu diesem Zweck sind hier einige Anekdoten zusammengetragen, die an verschiedenen Meistern denselben Zug zeigen, mehr oder minder ausgeprägt allerdings. De» Vogel schoß wahrscheinlich Max Reger ab. Er wagte cS sogar, mit der hohen Kritik in unmißverständlicher Weise anzubindeii. Einst hatte er eine Kritik bekommen, die ihm durchaus nicht behagte. Nach einiger Zeit erhielt der Rezensent einen Brief ungefähr folgenden Inhalts: „Ich sitze in dem kleinsten Gemache meines Hauses und lese Ihre Kritik. Noch habe ich sic vor mir . . ." Daß Beethoven — welch Wunder bei seinem Tempera ment! — von außerordentlicher Grobheit sein konnte, ist ja hinlänglich bekannt. Einst war er tn einer vornehmen Gesell, schaft aufgcfordert, zu spielen, und er war dem Wunsche nach, gekommen. Während seines Spieles unterhielt sich ein Herr ganz ungeniert und laut mit einer Dame. Mehrere Versuche, die auö der Gesellschaft heraus gemacht wurden, den Stören fried unauffällig zur Ruhe zn bringen, waren vergeblich. Plötzlich sprang Beethoven auf und rief laut: „Für solche Schweine spiele ich nicht." Franz Liszt äußerte sich im allgemeinen wohl etwas zarter, aber seine schlagfertigen Antworten ließen auch manch mal an Deutlichkeit nichts zn wünschen übrig. Einst war er mit Franz Abt zusammen in der „Walküre", und Abt bemerkte an einer Stelle, daß eS geraten sei. hier die und die Verbelle- rungen anzubringen, worauf Liszt patzig bemerkte: „Ja, dann wäre cS aber kein Walkütenritt mehr, sondern ein Abtritt." Richard WagnerS Aeußerungen sind vielfach getränkt von einem gutmütigen Humor, der seiner sächsischen Heimat alle Ekre macht: doch konnte er in aller Gutmütigkeit sich sehr handfest äußern, wenn ihm etwas gegen den Strich ging. Einst chrieb ihm ein Student der Germanistik, daß seine Operntexte ei» außerordentlich fehlerhaftes Deutsch enthielten: so wäre z. B. die bekannte Stelle a»S „Lohengrtn": „Nie sollst du mich befragen, noch Wissen», Sorge trage»-, et« grammatischer U«- sinn, denn jedes „noch- im Nachsätze erfordere ein „weder" tm Vordersätze: hier müsse es also nicht „noch", sondern „ober- heißen, und die Stelle müsse abgeändert werden tn: „Nie sollst du mich befragen, oder Wissens Sorge tragen." Wagner sandte dem jungen Mentor ein Exemplar des OperntexteS und schrieb als Widmung folgende Worte aus die erste Seite: „Nie sollst du mich befragen, noch Willens Sorge tragen. Ob „oder" oder „noch", ein Esel bleibst du doch." Johannes BrahmS wurde viel von Aufdringlichen be lästigt. die ihm Vorspielen wollten, um sein Urteil zu erbitten. Wenn er nichts Gutes vermutete, so pflegte er sie mit der Ent- schulbigung hcimzuschicken, daß sein Instrument verstimmt sei. AIS sich einst ein ganz Hartnäckiger dadurch nicht abschrecken ließ und bemerkte, daß ihn das nicht stören würde, sagte BrahmS kurz: „Aber mich." Beschlossen werben maa diese kleine Reihe mit der htstori- sehen Anekdote von dem Flötisten Ouanh, dem Friedrich der Große einst, um ihn zu ärgern, vor einer Musikaufführung folgende Worte auf sein Notenblatt geschrieben hatte: „Ouantz ist ein Esel. Friedrich II." Als Ouantz an sein Pult trat, tat er so, als ob er nichts merke, denn cr war durch nichts aus der Ruhe zu bringen: und als Friedrich ihn ungeduldig fragte, ob er gelesen habe, was auf seinem Blatte stände, gab er scelen- rnhig zur Antwort: „Gewiß." „Und was sagt er dazu?" „Nichts," „Na, bann lese er uns vor," befahl der König, und ohne mtt der Wimper zu zucken, las Ouantz: „Ouantz ist ein Esel, Friedrich der zweit e." Bücher und Zeitschriften. X Rndols »»» S»«»ko»-Bl«me, Dürnstein, dl« Malcrstad« au der Dona«. (Wien-Berlin: Rcinhold-Verlag. KrcmS a. d. Donau: F. Oesterreich».) Da» fleißige und geschmackvolle Buch deS ober- österreichischen Gelehrten will ein Führer durch eine der an der Donau gelegenen, an geschichtlichen Erinnerungen, an Burg «nd Bürgerhäusern, an alten Kellcrbauten, an Kirchen und StlftSbautcn Io reichen Donaustädtchen sein. Dürnstein hat von allen otelletcht ocn otelsctttgsten »nd reichsten Besitz an solchem alten Gedenk- und Kunftgut. Ohne moderne Uebertünchung tst e» hier Im Leben ge- blieben und hat sich damit lebendig erhalten. Aber die Vielseitigkeit de« vorzustellenden Schaugutes führte den Verfasser von selbst dazu, mehr zu geben: ein« sehr anschauliche, tn allen Teilen auch an regend« Sammlung von Geschichte, Kunstgeschichte, sa, man glaubt sogar zuwetlen bette Begriffe noch unter einen höheren Gesamt- begrtff gestellt z» sehen. Troß aller Zurückhatiing strahl, aus diesem für den Besucher der Wachau unschützbaren Buche auch die Persön- llchkett seines BersasserS. Der sehr ansprechende Buchschmuck stammt von Mose Retnhotd. — DaS Buch Ist ein Stück aus einer fesselnden Reihe „Kleine historisch« Monographien" de» Reinhold-Ver^ läge». , - — L -