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7V. Jahrgang. ^ 3SS Dienstag, 24. August 1S2S » LrodXMIchrMi «»chrtchl»» E«rnlpr»ch»r-Samm»»numm»ri SV S41 Nur wr Nachtu,Iprich»! SV 011. Gegründet 18S6 «>»ä»I»»»».r I» PI.»»«». tr.l ZZau, l.SV War». un«bg«dUdr. Anzetgen-Preise: ,» D>, Anreisen werden nach "30 Äs., wr au.würl, . aukerdald 20 «ncherdow 200 PI«. Offerlenaed! Schrtsllellunq und chouvlaelchdN.N»«»: w.rt.,IIr»I,. SS 42 Druck u. verlos »an Ulrplck » «»tckardi ,n Dre.drn. PoMcheck-jronIe 1OSS Drr,d»n. vlüllui I ck^-klügel -klanos Präger 8trsüe 12 ksrnrul I K378 Aackdruck nur mi> aeulllcher Quellen>'na"nr »Dreadner Nachr " >»lilllla Unoerl»na > Schr'Muckr werden nick! auldewadrl. senonoi-^oe Oake Hülkerl Xsr,«1I»oe«> Prager 8traüe, koke Stüonienütraüe. Poincares erster Schritt in der Außenpolitik. Die Schul- Poincares an -er Torpedierung -er Einigung mit Brüssel über Eupen—Malme-y. Äon-itts suspendiert die von Pangatos geschlossenen Ausiandsverkräge. — Zunehmende Arbeitsausnahme in England. Polnearö im allen Gleise. Berlin, 23. August. In der energischen Zurückweisung der Alarmmeldungcn d«r ausländischen Presse über Eupen-Mal- mcdy findet die Rcichsregteruug die Unterstützung der ge samten Presse. In sämtlichen Kommentaren wird daraus hin- gcivtesen, daß die Besprechungen zwischen Belgien und Deutsch, land bereits s« weit gefördert gewesen seien, daß bis vor wenigen Tagen «och von einer sachlichen Einigung hätte gesprochen «erden können, die nur noch der förmlichen Bestätigung durch die Kabinette beider Staaten bedurft hätte. DaS demokratische „B. T." macht heute Poincarö für den versuch, die deutsche Außenpolitik zu diskreditieren, verant wortlich. Es schreibt u. a.: Wir wollen nochmals betonen, daß mehrere belgische Minister, wie die Herren Franqui und Van» dervclde, mit der Stellungnahme des Herrn Jaspar zu den Verhandlungen über Euprn-Malmcdn sicherlich einverstanden gewesen sein bürsten, daß die letzten Vorschläge über die Rück gabe von belgischer Seite formuliert wurden, und zwar gerade, als das Dementi und der Rückzug des Herr« Jaspar erfolgte«, der Besuch einer Mit den Verhand lungen dcsaßten belgischen Persönlichkeit in Berlin angekündigt worden war. Ss unterliegt nicht dem mindesten Zweifel, daß Herr Poin- carü die belgische Negierung znm Verzicht auf das für die belgische« Finanzen sehr vorteilhafte Projekt bewogen und durch seine persönliche Intervention eine Einigung zwischen Deutschland und Belgien verhindert hat. Briand und Cham- bcrlain hatten eine abwartende Haltung eingenommen. Der britische Außenminister anscheinend eine etwas kühl abwar- tcnde, die nicht allzuviel vom „Locarno-Geist" spüren ließ. Poincarü, der immer mehr Briand in den Hintergrund zu schieben versucht, mischte sich mit außerordentlicher Betriebsam keit in dem Augenblick ein, wo der deutsch-belgische Verstäu- bignngsplan. der sür das Vcrlzältnis zwischen den beiden Länder« von größter Bedeutung werden und dem Entstehen einer wahren FricdcnSstimmnng dienlich sein konnte, der Ver wirklichung nahe schien. Er hat dadurch bewiesen, daß er nach wie vor jeder europäischen Idee verschlossen und der Gegner wirklichen Friedens ist. Das führende volkspartetliche Blatt am Rhein, die .„Köl nische Zeitung" weist daraus hin, daß man seit Tagen An- Zeichen dafür habe, daß die französische Regierung entschlossen war. die deutsch-belgische Verständigung mit allen Mitteln zu hinterteiben, d. h. nicht nur eine Rückgabe von Eupen-Mal» medq an Deutschland zu verhindern, sonder« auch de« sinan ziel l e n Druck, der nach belgischer Angabe die Sanierung des belgische« Frankens erschwerte, zu verlängern. Die englische Regierung ist während des ganzen Verlaufs der deutsch-belgischen Verhandlungen nicht mit einer eindeutigen Meinungsäußerung hcrvorgetreten. Das amtliche Eng. land aber ließ keinen Zweifel darüber, daß es nur mit Mißbehagen die deutsch-belgische Verständigung ansehe. Wie weit die französische Regierung in ihrem Widerstand« gegen die deutsch-belgische Einigung in der Form gegangen ist. entzieht sich zunächst noch der Kenntnis der Oeffentltchkett. Tie Erklärungen des belgischen Ministerpräsidenten lasten aber erkennen, daß der Druck, den Frankreich auf die Regie» rung seines Nachbarlandes auSgeübt bat, so stark gewesen sein muß, daß die belgische Negierung jetzt den Rückzug an- getreten hat. Die für beide Teile in ihrem bisherigen Er- Wie Polen -ie -eulschen Besitzer „enl chä-igt". Pose«. 23. August. In Posen hält sich zurzeit eine Kommission deS gemischten deutsch-polnischen Schiedsgerichtes aus. um nachzuprüsen, in wieweit die deutschen Beschwerden betreffend die LigutdationScntschädigung zu- treffen. Bekanntlich ist bei dem gemischten Schiedsgericht in Parts eine ganze Reihe von deutschen Klagen etngcreicht worden, in denen zum Ausdruck gebracht wird, daß das LiquidatlonSkomitee mit der Abschätzung des Wertes der li quidierten Objekte sich weit nntcr dem wirklichen Werte be findet. Die LiauidattonSgcschädigtcn sind außerordentlich zahlreich und die Klagen müssen immer wieder einer ganz ungewöhnlichen sorgfältigen Prüfung unterzogen werden. Fn diesem Zusammenhang führt das „Posener Tageblatt" wieder ein Beispiel von geradezu grotesker Abschätzung durch die polnischen Lianidationsbehördcn an. Es bandelt sich da- bei nm die Liquidation der Besitzungen von Frau von Hinder st» im Sttdposener Kreise Lissa. Nach den Mitteilungen des Liquidationsamtes wurden die Besitzungen Altlaube <1400 Hektars, Heinrichshos <1025 Hektars, Rtescwttz <268 Hektars liquidiert. DaS Ltquidations- amt hat für Heinrich-Hof einen Erlös von 863 200 Zloty <1 Zloty sind 46 Pf.) angegeben und hiervon noch 76800 gcbnig befriedigenden Verhandlungen sind damit um ihren Enderfolg gebracht. Eupen und -er Dölkerbun-seirilritl. Berlin. 23, Aug. Infolge der Störung der deutsch-bel gischen Verständigung über Eupen-Malmcdy durch Frankreich war die Meinung geäußert worden, daß Dentschland nicht nach Genf gehen sollte. Eine solche Absicht liegt, wie die „B. Z." versichern zu können glaubt, nicht vor. Man würde Po in carö nur einen billigen Erfolg verschaffen, wenn man als Antwort aus sein Vorgehen den Eintritt in den Völker bund verzögerte. Die dentsche Negierung habe kein Interesse daran, den französischen Nationalisten den Ball in die Hand zn spielen. Sie stände vielmehr auf dem Standpunkt, daß eine Verwirklichung ihrer friedlichen Absichten im Völker bund leichter erreicht werden könnte, solange Deutschland noch nicht Mitglied des Bundes ist. ES wird gehasst, baß ge- rade die gemeinsame Völkerbundsarbeit in nicht ferner Zeit eine Wiederaufnahme der zurzeit gestörten Verhandlungen über Eupcn-Malmedy er- möglichen werde. Das Programm -er Dölker-un-sraks- lagung. Genf, 23. August. Der V ö I k e r b u n d S r a t wird am 2. September in Genf zu seiner 41. Tagung zusammentreten, die während der ganzen Völkcrbundsvcrsammlung dauern wird. Den Vorsitz wird Benesch (Tschecho-Slowakct) führen. Dem Völkcrbundsrat wird in dieser Tagung der Bericht der von ihm eingesetzten Kommission zur Prüfung der Re organisation deS VölkcrbundsratcS, die bekanntlich am 30. August in Genf zusammentreten wird, vorgelcgt werden. Unter den übrigen Punkten der vorläufigen Tagesordnung sind zu ermähnen die Berichte über die Arbeiten der ver schiedenen Kommissionen, die seit der Juntsession des Völker- bundsratcS getagt habe», d. h. der Hygtenekommission, der Mandatskommission, der Finanzkommissio», der Wirtschafts, kommission und anderer mehr. Der Völkcrbundsrat wird ferner Kenntnis nehmen von den Schlußbcrichten der VölkerbundSoberkommistare in Wien und Budapest, die ihre Tätigkeit gemäß den in der letzten Session des Rates gefällten Beschlüssen eingestellt haben. DeS weiteren wird sich der Bölkerbundsrat mit der Frage der Ansicdlnng der griechischen und bulgarischen Flücht linge befassen, die finanzielle Lage der Freien Stadt Danzig prüfen und über die Maßnahmen beraten, die die Regie- rungskommissio» für das Saargebiet zur Sicherung der Transport- und Trausitfreiheit aus den Eisenbahnen des SaargebicteS ins Auge gefaßt hat. Bekanntlich besteht in der letzten Frage zwischen dem Präsidenten der Saarregierung und dem Saarvertretcr einerseits, sowie den drei frankophilen Mitgliedern der Saarregierung anderseits ein gewisser Gegensatz. Der Präsident und der Saarvertretcr halten die Anwesenheit und das Eingreifen der beiden französischen Bataillone im Saargcbicte sür «nznläsfig. Der Präsident ist bereit, im Notfälle ein Eingreifen der französischen Truppen, die jedoch außerhalb deS SaargebicteS stationiert sein müßten, zu gestatten. Auf Ersuchen der Vertreter Großbritanniens, Frank- reichs, Italiens und Japans als Unterzeichner der Memeler Konvention wird der Völkerbundsrat ebenfalls über eine Denkschrtt des Landtages des Memel-GebietS beraten. Zloty in Abzug gebracht. Dabet stellt sich der Wert der Ernte der Besitzung Heinrichshos nach einer sehr niedrigen Schätzung auf 100 100 Zloty. Hinzu kommt noch ein Ersatz für Hagelschäden von 30 000 Zloty. Ferner muß ein Teil der Holzbestände wegen Forleulenfraßcs abgetragen werben, besten Wert auf die Summe von 160 000 bis 200 000 Zloty geschätzt worben ist. Schließlich hat Heinrichshof noch im Jahre 1020 allein an Wiesenpacht 26 600 Zloty gebracht. Der Käufer von Heinrichshos müßte also allein für diese Ernte eine Summe von rnnb 406 006 Zloty erbalte«. Diesem Be trag gegenüber steht ei« LiqnibationSerlöS, b. h. der Betrag, der für daS gesamte Gut, de« Gr«nd ««d Bode», die Ge bäude ein'^ließlich Ernte vom Liquidations-Komitee an gegeben worden ist in der Höhe von 383 000 Zloty. In gleicher Weise sind auch die anderen Besitzungen ab- geschätzt worden. Da aber das Finanzamt einen ungeheuer- ltchcn Betrag als Vermögenssteuerrate beansprucht, so muß Fra« von Hinderst« dasür, daß sie den Borzug hat, liquidiert zu werden, auch noch den Betrag von S06 000 Zloty daz« zahlen. Außerdem verliert sie einen wertvollen Landbesitz mit bestem Boden, Walbbestand und ausgezeichneten Wirtschaft-, gcbänden in einer Größe von 825 Hektar, der nach einer Schätzung von vereidigten Sachverständigen 4 002 755 Zloty wert ist. Man kann nur hoffen, daß diese Art der Beraubung der deutschen Elemente von der SchiedSgcrichtSkommisfion ent- sprechend gewürdigt werden wirb. r,s Millionen Grenzlanddenlsche in der Tscheche-Slowakei. Vom Abg. Ing. Othmar Kallina (Karlsbads. Seit den Pariser Schandfriedcnsverträgen. die auf Grund lage der Wilsonschen Thesen Europa den ewigen Friede» bringen sollten, hat die Balkanisierung Mittel europas erschreckliche Fortschritte gemacht. Einer Reihe von Zwergvölkern wurde auf Grund des Selbstbestimmung-« rechtes die Möglichkeit geboten, eigene Staaten zu gründen. Nur dem großen deutschen Kulturvolle wurde diese- heiligste Naturrecht vorenthalten und über 15 Millionen Volks deutsche gegen ihren laut und feierlich verkündeten Wille« der brutalen Fremdherrschaft feindlich gestnnter Völker ausgeliefert. Der neugeschassene Zustand bedeutet sür die Betroffenen keinesfalls den Frieden, sondern die Fort setzung des Krieges mit noch viel furchtbarere« Mitteln. Hundcrttausende Deutscher wurden von de« Herrenvülkern der neugcgründeten Ost- und Südoststaaten ans das furchtbarste gequält und gepeinigt, aus ihrer Heimat ver trieben und ihrer Existenz beraubt. Der hier tobende Ber- nichtungskampf wurde und wird mit einer Maßlosigkeit ge führt, die an Schrecklichkeit durch nichts zu überbieten ist. Die „Demokratie" feiert hier ihre größten Triumphe, indem aus Grund eigens zu diesem Zwecke beschlossener Gesetze, also auf sogenanntem gesetzlichen Wege, die Entnationalisierung un wirtschaftliche Vernichtung deutscher Volksteile unter Aus nützung des staatlichen Machtapparates tn jeder Richtung be trieben wird. Wohl enthalten die Staatsgrundgesetze dieser Staaten Bestimmungen, die besagen, daß jede gewaltsame Ent- Nationalisierung unter Strafe gestellt wird, in Wirklichkeit aber ist daS Sinnen und Trachten der Regierenden nur darauf ein gestellt, durch Erlassung der hierzu notwendigen Gesetze die Entnationalisierung der eingegliedertcn deutschen VolkSteile mit aller Beschleunigung durchzuführen. Am schwersten tobt der Kampf gegen die3^Miklione« Su d e t e n d e u t s ch e n, die in Böhmen. Mähren, Schlesien im geschloffenen deutschen Siedlungsgebiete Mitteleuropas aas 27 000 Quadratkilometer Hcimatboden wohnen. ES ist gerade zu unfaßbar, daß dieser Vernichtungskampf gegen daS Sudetendeutschtum hart vor den Toren Deutschlands geführt werden kann, ohne daß die reichSbcutsche Oeffentlichkeit zu den Vorgängen entsprechend Stellung nimmt. E- gibt nur eine einzige Entschuldigung für dieses Verhalten, und daS ist die mangelnde Kenntnis der hier herrschenden Zustände und Be- völkerungsvcrhältniste. Ich will daher im nachstehenden de« Versuch unternehmen, die Verhältnisse kurz und zusammen» fassend zu schildern, um unseren Brüdern und Schwestern tn» Reiche die Möglichkeit zu bieten, Einblick in diese Verhältnisse zu gewinnen. Der tschecho-slowakische Staat hat auf Grund der letzte« Volkszählung 13 872 406 Staatsangehörige aufgewtesen, dere« Zahl sich wie folgt auf die einzelnen Nationen verteilt: 3 123 888 Deutsche . 28,4 v. H. 8 760 057 Tschecho-Slowake» . , . 65H v. H. 747 006 Magyaren ...... 6,6 v. H. 461466 Kleinrusscn .,».«» 3,4 v. H. 180 535 Juden ........ 1,4 v. H. 75 852 Polen . 0,5 v. H. 22 612 Sonstige 0,2 v. H. Hierzu ist noch zu bemerken, baß die Volkszählung im Jahre 1021 von tschechischen Volkszählungskommtssaren durch» geführt wurde, die die vom tschechischen Staate abhängige« nichttschechtschen Bcvölkerungsschtchtcn oft unter Gewalt anwendung zu beeinflussen versuchten, sich zur tschechische» Nation zu bekennen. Die oben auSgcwiescne Zahl der Deut schen entspricht daher nicht vollständig den Tatsachen, die wirk liche Zahl der Deutschen dürfte 814 Millionen betragen, b. h, mit anderen Worten: ein Viertel der Bevölkerung diese- Staates bekennt sich zum Deutschtum. Hierbei darf nicht vergessen werden, daß schon zu Zeiten de alten österreichischen Kaiserstaate» die Sudetendcutschcn den schwersten Kamps nm die Erhaltung ihres VolkStumö bestehen mußten, denn die Träger der Habsbnrgerkrone waren zumeist mit den Slawen verbündet und bestrebt, die Slawen ans Kosten der deutschen BcvülkcrungSteile zu bevorzugen. Dil Habsburger fürchteten nichts mehr als ein Anwachsen -er großbentschcn Bewegung unier den 10 Millionen Deutsch- vsterreichcrn, deren altes politisches Ziel immer der Anschluß an das große deutsche Vaterland gewesen ist. In Reichs»