Volltext Seite (XML)
' —* Am Hinblick auf den demnächst beginnenden Konsir» wanden un le reicht seien Eltern oder Pfleger der Konfi» manden darauf hingewiesen, datz beim Beginn des Borbereitungs unterrichts die Taufbescheinigung oder eine mit der Tausbcschei- nigung verfehenc Geburtsurkunde dem betreffenden Geistlichen einzuhändigen ist. Denen, die nicht im Besitze einer Taufoeschei- niguna sind, wird empfohlen, sich baldigst eine dergleichen von der betreffenden Kirche (Kirchenkanzlei) ausstellei, zu lassen, Un- gelaufte Kinder werden zur Konfirmation nicht zugelassen, —* Otcr« im Ceatral-Theater. Es war, um in guten» Deutsch, »nie bei derartigen Anlässen üblich, zu reden, eine Sensation - eine jener außergewöhnlichen Vorstellungen, die eure erste Variötöbühne ihrem Range und ihrem Publikum schuldig ist, ohne daß dabei, selbit vor ausverkauskem Hause, ein sonderlich großer klingender Vorteil zu gewinnen wäre. Die Kosten sür einen lolchcn „Star", ivie Mine Otcro, nebst den dazu gehörigen Stern chen und — Dalglichtern schwanken gewöhnlich zwischen 3- bis 10M Francs und schließen somit, selbst bei einer Einnahme von etwa 7000 Mk,. wie gestern, ein „größeres Geschäft" sür die Direktion aus Dafür verbleibt für den Gast ein um so besseres und für die Direktion bleibt das tröstliche Beivußtsein, ihre gute Schuldigkeit nach der sensationellen Leite hin getan, den Dresd nern das Neueste des Neuen^ die Otero als Darstellcrin und Schauspielerin, vorgeführt zu haben. Bisher kannten wir sie. zuletzi aus dem Vinoria-Salon, nur als Tänzerin, Chansonniere und als zeitweilige Prinzessin oder Herzogin auf Kündigung, Aber auch in ihrer neuesten Metamorphose war die durch die volltönende Skala des Klatsches, de» ,Troiiimellärni der Reklame und die Grazie ihrer nationalen Reigen berühmt und berüchtigt gewordene Spanierin — eigentlich ist sie Portugiesin — in der Tat sehenswert, säst ebenso pikant und eigenartig, als wenn sie in Monte Carlo oder ln Ostende, von goldbetreßten Lakaien begleitet, am Roulette erscheint, wo das ewig monotone „builo8 vokro sau, Ilossieurs" für sie und ihre Umgebung einen verclirlen Doppelsinn hat, Nebenbei ist man dann auch noch „Arliste", und das eine wie das andere bringt verwunderlicher Weist soviel an Gold, Juwelen und — Ruhm ein, daß man vier- soäunig durch die Welt reffen und sich von Petroleum-, Banm- woll- und anderen Königen den .Hof machen lassen kann. Wer denkt da nicht an die Zeilen einer Aspasia und Phrrme, an das aus der höchsten Stufe angelangle und schon dem Untergange ge weihte Hellas! Indes: reizend, anmutig und originell war die ^ Eimmcklungslehr'e seien henle> allgemeinchurchaedrungen, daß Olero auch diesmal, wenn man ihr auch den guten Rat geben muß, das Komadie'piclen sein und es beim Alten, das heißt beim Tanzen und Chanionnetl.eren, bewenden zu lassen. Dabei kann sie bill'gerweffe noch längere Zeit weiter bestehen: mit der Komödie aber wird sie wohl kaum im slonde sein, das Salz in die Suvpe zu rerdienen, — Kommen wir endlich zu dem, was wir gestern von ihr geiehen und gehört haben, so ist und bleibt zweifellos ihre Statue- Darstellung in der Pantomime „Uöva-i cl'Opium" die beste und l,nrk.ingsoöllsie Leistung, In diesem Akte, in dem sie vor einem ini Opiumräusche sich befindenden Pierrot als Statue, nach Art der Galatea, zum Leben erwacht und in einer Bekleidung, die nur im allernachsrchtigsien Sinne als eine solche zu bezeichnen ist, sehr schöne, mau darf lagen, klassische Posen stellt, gehoben von dem Reize ihrer exotischen Erscheinung und überslulet von einem Meere von Licht: in diesem Akte ist sie wirklich sehenswert, reizvoll und fesselnd. Diese Galatea-Szene war und blieb denn auch der Er folg des Abends, Aehnlich pikant und eigenartig mutete sie ferner ur ihrem im Rahmen eines Inierinezzo dargebotcncn Vortrage i von Chansons und svani'chen Nationallänzen an, die sie gleich falls unter großem Beifall aussührte. Was darnach kam, ging allerdings riesig bergab. Denn ihre Ckmlapa. die sie uns in einem gleichnamigen wanffchen „Charakterbilds" voriührte, ist , nichts anderes, ms ein schwacher Ausguß ihres bereits stark abgespielten RepertmrS, sehr verdnnkeli durch eine mit dem Kurierznge der Notwendigkeit erhaschten Dchauspieiknnst, in der sie nebenbei mit einem Französisch cnffwartek, das bei den Leierkastenmännern der Pariser Vorstädte ansaeskelli zu werden verdiemc. Den Einblick, den sic uirs Labe, in chr seelisches Empfinden gab, die scharf und schneidig bervorschießenden katzenartigen Blicke und Gebärden, die deutlich die unter einer schönen Hülle verdeckten psycyffchen Defekte blvß legie», ließen dazu Gott daiEcn, daß man das Glück hat, nur Zuschauer und nicht Niunur sie Coeur sein zu dürfen, — Kritisch ist etwas Bemerkenswertes sonst nicht beizufügen. Um so mehr aber verdient dies ihre Umgebung, das heißt die „Künstler und Künstlerinnen", die ihr Ensemble ansmachen. Außer Mr, Franck, einem guten Mimiker und Schauspieler, und Mr. Löonie, einem im künstlerischen Vortrage^gereiften Lieder- sänger, gehört ihre gc'amte Umgebung in die Spezies, die man im Jargon der Arkisienwelt als „Salamimänner und -Weiber" zu bezeichnen pflegt, Wohl gaben sich die jedenfalls aus der dunkel- Ncn Provinz rekrutierten Leutchen alle Mühe, zwei an Inhalt und witzigen Poinien bemerkeilswertc Komödien ,,Iw Hunckrillo" und „7m schür" ineffcrmcißig darzustellen, aber von dem, was man von Parffer „Künstlern" zu verlangen berechtigt ist, blieben sie doch meist alles schuldig, vor allein die Eleganz und den Chic, an dem es bei solchen Gelegenheiten nicht fehlen darf, Gan^ be trübend war aber der Anblick des „berühmten" spanischen Solo tänzers Seüor Aragon und der seiner männlichen und weiblichen Umgebung in der „Ehulapa", Lieber .Himmel, wird wirk lich so iw Alkazar zu Madrid getanzt und lassen sich dies die Spanier in der Tat auch ohne Widerspruch bieten! — Genug, mau , hat die neueste Metamorphose der Otcro ge sehen, die Sensation ist vorüber, und k.a Kollo Dr-yngnolo be findet sich bereits auf dem Wege, andere mit ibrem Charme und ihrer „Kunst" zu beglückei. Aller Wahrscheinlichkeit nach aber haben wir sie in Dresden zum letzten Male geiehen, denn die gute Dame wird mit der Zeit ebenso schnell älter und verblühter, wie die Vanötö-Beiuchc- endlich zu der Einsicht kommen dürften, daß das bloße „Internationale Weib" in den prächtigen Künsten des modernen Pariötö einen entschiedenen fremden Pinselstrich bedeutet, —* Von der 77, Versammlung deutscher Philo logen uno Schulmänner in Halle, T'e Arbeiten der zehn Abteilungen begannen Donnerstag vormittag unter reger Be teiligung, Außerordentlich stark besucht war namentlich die pädagogische Sekiion, die über die Ausgaben der höheren Schulen ein« hlftor>sc^tpigrapbische und eine orientalische Sektion. S» sind insgesamt etwa 60 Vorträge sür die Sektionen ongemeldct. von denen wir einige der wichtigsten hcrausgreifen. Die Pädagogische Abteilung verhandelte insbesondere über daS Tbema: Die Eigenart der verschiedenen höheren Srwilen. Als Referent sprach hierzu Gyninasialdirektor Professor Dr. Cauer-Düssel- borf, der in einer sehr bemerkenswerten Auseinandersetzung von der Beobachtung ausaing, daß im letzten Drittel des vorigen Jahr hunderts das Bestreben geherrscht habe, die Mannigfaltigkeit höherer Schulen zu vereinfachen, indem einmal die mit kürzerem Lehrgänge als bloße Vorstufen der sogenannten Vollanstalten betrachtet, sodann Schulen von verschiedenem Charakter, aber gleicher Kursusdauer mehr und mehr >m Lehrpläne einander ge nähert wurden. Den Höhepunkt dieser Bewegung hätten die Lehr pläne von 1892 bezeichnet, NeuerdingS sei erfreulicher Weile eme Umkehr erfolgt; seit 1901 gelte der Grundsatz, daß sich jede Schule gemäß ihrer Eigenart entwickeln solle. Zur Verwirklichung bleibe freilich noch viel zu tun. Die Abschlußprüfung sei zwar abge- schafft, wirke aber in dem Unterrichtsplane der Untersekunda noch fort; ja, es sei gerade in neuester Zeit wieder der Gedanke aus getaucht, hier noch mehr auf die Abgekenden Rücksicht zu nehmen. Dadurch werde aber die Ausbildung derer, die zur Reisevrüsuna gelangen wollten, beeinträchtigt. Dem Uebcl könne nur dadurch endaiutig gesteuert werden, daß, wie schon vor 13 Jahren Gebeim- rat Mbrecht sStraßburgs und Professor Kropatschek, und auf der Iunikonserenz 19<D Ministerialdirektor Thiel lim Ministerium für Landwirtschaft) gefordert haben, den neunklamgen Anstalten die Befugnis genommen werde, anders als im Reifezeugnis die Be fähigung für den einjährigen Dienst zu bescheinigen. Für das Gymnasium forderte der Vortragende zweierlei: Einmal Wieder herstellung der alten Geschichte in ihrem Umfange von zwei Schul- lahren: an ihr müßten die Gymnasiasten gelchichtliches Denken lernen, was nur möglich sei durch eigenes Lesen verschiedenartiger Duellen, Ans demselben Grunde sti an Realgymnasien und Ober- realschnlen das Ueberwiegen der neueren Geschichte ganz berechtigt: denn hier könnten wichtige Perioden der englischen und französi schen Geschichte quellenmäßig studiert werden. Ferner trat Direk tor Cauer denen entgegen, die das Griechische zu einem fakultativen oder freiwilligen Fache machen wollen, Vortragender hob ferner nachdrücklich die Bedeutung der Ausgabe hervor, Resultate und Denkweise der modernen Naturwissenschaft auch in der Auffassung geistiger Vorgänge zur Geltung zu bringen. Die Grundgedanken ^ : Entwicklungslehre seien heute so allgemein durchgedrungen, das z, B, die Veränderungen der Sprache, die Fortschritte im Wirt ichaftlichen und Herr Werk war ein stimmlich wie repräsentativ lehr lobenswerter Zigcunerbaron Barinkap: Frl, Sckwedler bat seit tanger Zeit in keiner Rolle so sympathisch angeiprochen als gestern mit ihrer Zigeunerin Sassi: Frau Kronthal stellte als Zigeunermutter eine geradezu vorbildliche Dyve auf die Bretter, deren nicht geringster Vorzug obendrein die tadellose musikalische Sicherheit war. Selbst die Herren Friese (Schweinezüchter Zi'uvän) und Bayer (König!. Kommissär), denen bekanntlich „des Gesanges Gabe, der Lieder süßec Mund" von Apoll nicht gerade in verlchwenderischem Maße verliehen worden ist. mußten sich gestern ihrer musikalischen Aus gaben mit großem Geschick zu entledigen und waren wie immer ausgezeichnete Darsteller ihrer Rollen, Gesanglich am wenigsten zu befriedigen vermochte wiederum Frl, Marlini, deren schneidend icharies Organ zu der lieblichen Erscheinung, die sie ihrer Ariena- Rolle lieh, in heterogenstem Gegensätze stand. Immer glanzvoller entwickelt sich dagegen der wohllautende Bariton des Herrn Göritz (Ottokar), und in den kleineren Partien des Grasen Homonay und der Mirabella zeichneten sich Herr Retzel und Frau Hansel vorteil haft aus, —fft, ff Victor Manrel, der auch in Deutschland rühmlichst bekannte französische Sänger, will, wie,der ,Gil Blas" zu be richten weiß, in der Sarvonne Vorlesungen über Gescmgs- knnde ballen. Er sagt über seine Absicht: „Wir haben unter dem Nachwuchs gute Stimmen, wir haben auch Talente, ober das künstlerische Gefühl fehlt Ich will oer'ucyen, hier einiges zu bessern^ und habe deshalb den mir angebotcnen Lehrstuhl der Aesthetik angenommen. Es gibt nach meiner Erfahrung zwei verschiedene Arten der Auffassung des Wahchcitscinbruckes in musikalischer Hinsicht, Bei Wagner ist dieser Ausdruck für den Sänger nur ongcdeutet, um, von dem Orchester entwickelt, er klärt und kommentiert zu werden. Bei Verdi ist das gerade Gegenteil der Fall, Ich habe Wagner und Verdi gesungen und werde erklären, mit welchen technischen »nd ästhetischen Mitteln man >e nach der Forderung des Werkes dem einen oder dem unseren gerecht wird Eine neue Schule sür die Sänger muß »ns Leben treten: die Schule des Kal oanto ist erschöpft. Man stirbt nicht mehr heulend, wie ehedem, und singt seine Kavatine nicht m«r vor dem Souffleurkasten." sozialen Leben ohne von dort entlehnte Analogien gar nicht dargestellt werden könnten. Auf diesem Wege übten die neuen Anschauungen auch da eine mächtige Wirkung aus. wo der Lehrplan der oberen Massen für unmittelbare Pflege neuer Zweige der Forschung keinen Play habe. Die Sektion nahm zum Schluß folgende Thesen des Referenten zur Kenntnis: 1, Die Vollanstalten sind etwas anderes als eine Verlängerung der, ent- sprechenden sechsklafsigen Schulen, Die innere Geschlossenheit ihres Lehrganges muh dadurch mehr als bisher gewahrt werden, daß die Möglichkeit forisällt, anders als im Reifezeugnis das Recht znm einiähriaen Militärdienst zu erwerben, 2, Die gleiche An ordnung und Verteilung des geschichtlichen Lehrstoffes an Gymnasien und Realanstalten paßt nicht zu der inneren Ver schiedenheit dieser Schulen, An Realgymnasien und Oberreal- ichulen ist das Ueberwiegen der neueren Geschichte berechtigt, für die oberen Klaffen des Gymnasiums muß der zweijährige Mirius in alter Geschichte wieder hergestellt werden, 3,, Am Gymnasium ist das Griechische nicht nur an sich wichtig, sondern übt auch wesentlichen Einfluß auf die Behandlung der übrigen Fächer, in erster Linie Latein, Religion, "Deutsch, Es darf deshalb nicht daran gedacht werden, innerhalb eines Lehrplanes, der überhaupt Griechisch enthält, die Teilnahme daran zu einer bloß fakultativen zu machen, 4. Die neu aufgeblühten Wissenschaften der Geographie und Biologie fordern mit Recht einen stärkeren Anteil an den Aufgaben der Ingendbildnng, Für Neuerungen in dieser Richtung ist jedoch am Gymnasium kein Raum: das beste Wirkungsfelo bietet, durch ihren vorzugsweise modernen Charakter, die Ober- realschnle, 5, Zum gegenseitigen Verständnis ^zwischen verschiedenen Geistcsrichtungen kann und soll jede höhere Schule beitragen: aber nicht indem sie alle Lehrstoffe einer anderen Gruppe in ihren Plan mit aufnimmt, sondern dadurch, daß sie Betrachtungsweisen, die anderwärts wirksam entwickelt find, sich aneignet und auch inner halb ihres Gebietes fruchtbar macht. Die Eauerschen Anregungen zeitigten eine lebhafte Debatte, in der einzelne Anregungen des Referenten auf Widerspruch stießen. So wurde der zweite, Satz der These 1 abgelehnt, — In der philologischen Sektion sprach Professor Kroll sGreiiswalds über Cicero und die Rhetorik, Gegen -?ß12 Uhr wurde im ^uciitorium mnximum des Sensinar- oebäudes durch den zweiten Vorsitzenden Geheimrat Professor Fries (Halles die zweite allgemeine Sitzung eröffnet. Als erster Redner sprach Professor D r, Hülsen aus Rom, Sekretär des Kaiserlich, deutschen archäologischen Instituts, über die Aus grabungen <nff dem lHuin ramnnum — Den zweiten Vortrag hielt Professor Tr. Sauer (Gießens über die Homerapotheose des Archelaos, — Zum Schluß erstattete Professor Dr, Karl Kehr bach (Berlins den Bericht über die Tätigkeit der Gesellschaft für deutsche Erziehnngs- und Schulgeschichte, — Ueber die S Pr a chv erh ä ltn iss e im Deutschen Reiche hat Professor Hasse auf Grund der statistischen Erhebung bei der Volkszählung aom 1, Dezember 1900 einen lehrreichen Artikel in der Zeitschrift „Deutsche Erde" veröffentlicht, T-anach haben von den 56 Millionen Einwohnern des Deutschen Reiches 52 Millionen oder 92 v. H, die deutsche Muttersprache: 252918 oder 0,45 v. H, haben als Muttersprache die deutsche und zu gleich eine fremde Sprache: hauptsächlich ist es Deutsch und Polnffch, ivas hier in Betracht kommt, 169 634 haben diese Doppclimitter- sprache. Eine nichtdeutsche fremde Muttersprache haben 4 231 129 Einwohner oder 7,5 v, H. der Gesamtbeoölkerung. und zwar ist cs bei 3 086 489 Polnffch, Im großen und ganzen erscheinen die fremdsprachigen Elemente im Reiche gering vertreten, und darf daher Deutschland als ein einheitliches Sprachgebiet angesehen werden. Die Gebiete der fremden Sprachen liegen an den Grenzen des Reiches, und zwar lagert dos Gebiet der polnischen Sprache in einem mehr oder weniger breiten Streifen an der Oslgrenze von Oberschlesien bis nahe der Ostsee westlich der Weichsel in den Kreisen Bütow. Bereut und Dirschau und östlich bis Neiden- burg und Allenstein, Ebenfalls an der östlichen Grenze, nament lich in den Kreisen Ortelsburg und Iohannesonrg, sitzen Masuren, und im äußersten Nordosten, nördlich von Insterburg, ragt das litauische Sprachgebiet nach Ostpreußen herein. Im Westen nndev wir an der Reichsgrenze in Eisaß-Lothringen einige Kreise mit teilweiser sranzösffcker Muttersprache, einen Kreis (Malmedys mit wallonischer und einige Kreise an dem Ueberganae des Rheins nach Holland und nördlich davon an der holländischen Grenze mit einer teilweise holländischen Bevölkerung. Endlich aber im äußersten Norden finden wir die Sprachgebiete der Dänen und Friesen, Auch die Tschechen und Möhren treten in Schlesien (Glatz und Leobschützs mit ihrem Sprachgebiet über die Grenze herein. Eine Sonderstellung nimmt die Sprachinsel der Wenden ein, die in der sächsischen und preußischen Lausitz noch recht be- trächtliche Minderheiten bilden. Von ganz besonderer Eigenart aber ist die mit Anteilen zwischen 5 und 20 v, H, vertretene Sprach» insel der Polen in dem Kohlen- und Industriegebiet von Westfalen, — Trotz der vorgeschrittenen Jahreszeit zieht der König!, botanische Garten hier noch viele Freunde an. Manche interessiert die Samenbildung, andere wieder die seltsam beblätterten Stengel der kupborbin vvrrneozn oder das blutrot daber leuchtende Laubwerk des äcsr circsinnatum, eines Baumes, dessen Saft eben falls zur .Herstellung von Ahorneffig verwendet werde» kan». An gelben Blüte» reich zeigen sich Sträucher wie kruciveekin fulxsiän und das Tlnrpatium rigiäum; auch ein Ccocus blüht noch, aber die Herbstzeitlosen und Hydrangee» blühen ab. Dafür prangen noch in voller Frische Herbstvflanze» wie die Kaktns-Dahlien: die schöne Meer-Aster clstor speciosa: der mit weißen Blüteiiträubchen ge schmückte Onnotbrm amsricanus oder die gemeine, aus Nordamerika stniniiiendr Seckclbliime, deren Wurzel Farbstoff und Arznei, ein Ausguß der getrockneten Blätter indes de» „Tee von Nen- Ierscy" gibt. Mit blaßroten Blüten geicbnsiickt erscheint die (inctotin granüiüori,. in prachtvollen Farbenabstlislingeii von gelb bis rot »nd kannin erscheinen bie Blütenrffpe» der zarten Cnlosn, plumaM, deren Blüte sie zur Stellung einer Modepslonze berechtigt. Die '-uranin splenäens, eine der 40 Arten dieses Bereinsblütlers Süd afrikas. welche immergrüne Zierpflanzen bis zur Prachtvollen Psnuen- Gazaine lsinans liesert, bringt große gelbe Blumen an nieder liegende» Stengel», Mit kleinen roten Blüten geschmückt erscheint die Zwergmispel Cotoveastor rotiimlikolia, welche »ns a» die roten, tchwarzgenobetten Paternosterdohnen des Lbrus xrecslorius D, erinnern. — Ueber de« NLHrwertder Pilze macht die Mitteilungen: Die An Woche* folgende bemerkenswerten Mitteilungen: Dle Ansicht, daß dt« Pilze in ihrer chemischen Zusammensetzung dem tterlichrn Fleisch nabekommen und daß sie daber die Bezeichnung eine» „pflanzlichen Beefsteaks" verdtenen. ist auf alleren Untersuchungen begründet, dir zu einer Zeit vorgenommen wurden, al» die analytischen Ver fahren der Ebenste noch nicht so genau waren, als auch die Rah» runaSustttelchenste überhaupt noch nicht so feste Grundlagen er worben hatte, wie jetzt. Ja einer Beziehung bat der Stofs, au» dem die Pilze gebildet sind, freilich bis zu gewissem Grabe eine Arhnlichteu mit dem eines Beefsteaks: beide enthalten nämlich ungefähr die gleiche entsprechende Menge von Wasser. DaS ist selbstverständlich «ine Aelrnllchkeit. aber nur eine geringsügige. Die trockenen, festen Bestandteile der Pilze unterscheiden sich lehr welentlich von den im Fleisch befindlichen festen Stoffen. Die bedeutsamste Abweichung beruht aus dem reichen Gehalt an Eiweiß- stoffen (Proteinen), de» sogenannten Flrtschbildnern, Im Fletsch und dem verhältnismäßig schwachen Gehalte daran ln den Pilzen. Diele Tatsache, die altS neuen chemffchrn Untersuchungen sich mit Sicherheit ergeben hat. widerspricht der Meinung von dem v«e- tabilffchen Beefsteak durchaus. Ein Vegetarier kann la freilich auch durch die Pilznahrung die im Fleisch enthaltenen Stoffe «n sich aufnehilie». aber er müßte dann schon wenigsten» 10 Pfund Pilze essen, um sür seine Kölpernähnmg dasselbe zu erreich«, wie durch etwa ein Ps»»d guten Rindfleisches. DaS wäre nicht nur umständlicher und sür den Magen peinlicher, sondern auch zweiiel- loö teurer Im Licht der modernen Forschung scheint überhaupt kein Grund für die Annahme bestehen zu bleiben, daß Pilze irgend einen größeren Nährwert besitzen, alS unsere gewöhnlichen Gemüse in frischem Zustande, in mancher Hinsicht fällt der Vergleich sogar zu Unglinsten ,ener aus. Dennoch ioll damit durchaus nicht der Rat erteilt werden, die Pilze als ein wertloses Nahrungsmittel vom Tiich zu verbannen. Ein frischer, zarter Pilz besitzt, abgesehen von seinem GeschmackSwert. den für viele Personen wichtigen Vor zug leichter Verdautichkeit. Er empfiehlt sich auch dadurch, daß er neben einigem Eiweiß Kohlehydrate enthält. Zu den Eigenarten seiner chenstichen Zuiammensetzung gehört auch ein ungewöhnlicher Gehalt an Kalisalzen. —* Polize »bericht, 9. Oktober. Der am 9. September d, I. aus der Irrenanstalt zu Frankfurt a. M. entsprungene Geisteskranke Mechaniker Tilger, der sich auch als Kunstgewerbeschüler Lassen oder als Graveur Brarmeier aus- geben oürfte und der als ganz gemeingefährlicher Mansarden dieb bekannt ist, scheint seit Ende September auch hier sein Un- wesen zu treiben. Er ist etwa 20 Jahre alt, hat mageres Gesicht und kleinen L-chmirbart, trägt eine Telearaphenarbeitermütze, manchmal auch blaue Bluse und eine Rolle Leitungsdraht um den -Hals, Durch diesen Anzug und sein Austreten erweckt er die Annahme, als sei er mit Reparaturen an der Telephonleitung beauftragt, steigt durch offenstehende Dachwohnnngsienster ein durchsucht in der Abwesenheit der Bewohlpxr die Behältnisse nach Geld und Goldsachen. Etwaige Wahrnehmungen, die zur Habhaft- werdung dieses gemeingefährlichen Menschen führen können, wolle man dem nächsten Polizeibeamten oder auch telephonisch der Kriminalabteilnng zu 0 V. 1320/03 mitteilen, — Lei den Räu mungsarbeiten nach Schluß der Deutschen Städte-Ausstellung sind 4 Stück Efeu wände (großblättriger Efeu), 2 Stück je 1 Meter und 2 Stück je 1,25 Meter breit, mit gelbgestrichenem hölzernen Krenzgitter, grüngestrichenem Kasten und Seitenstollen abhanden gekommen (vertauscht oder entwendet). Sachdienliche Mitteilungen werden zu 6 Unbek, eV, 3564/03 an die Kriminal abteilung, Hanptpolizei, Zimmer 29, erbeten, —* Vergangene Nacht in der 1. Stunde stürzte auf der Marienbrückc ein Pferd, das trotz großer Anstrengung nicht auf die Beine zu bringen war, H3 Uhr mußte die Feuerwehr in Anspruch genommen werden, der es gelang, das Pferd wieder flott zu machen. —* Von herrlichem Herbstwetter begünstigt, fand gestern die dritte Rcitiagd deS Großen l, ainer Parsorcejagd- ver ei ns statt. In Rostig versammelten sich 56 Herren und eine Dame, welche von hier in flottem Tempo die Richtung aus Foldern einschlugen. Nach Durchreiten des Neugrabens ging die Jagd in östlicher Richtung am Reiberhof und Löwen vorbei durch den Ncugraben und die beiden Röderarme, Das Schwein wech selte im Struth-Teich in einen Eichenbusck. in welchem eS von den Hunden gestellt wurde. Mit außerordentlicher Gewandtheit gelang es Herrn Leutnant Freiherr» von Stralenheim (König Albert-Hulaien) wiederum, das Schwein auszukeben. welchem der Präsident den Jang gab. woraus die Brüche verteilt wurden. Die Länge der Jagd betrug gegen 5'/; Kilometer, —*Der Rekord der Mieters ubiläen ist erreicht I Nachdem von 20-, 25- und 40jährigen Jubiläen in letzter Zeit be richtet worden ist. warten die „Zittauer Nachr," mit einem Jubi läum aus. das alle Vorgänger weit übertrifft. Im Hause Thcater- stroße Nr, 15 in Zittau wohnt seit Oktober 1822, seit ihrer Geburt, also 81 Jahre lang, eine Mieterin. Fräulein Schaffer, und zwar ohne Unterbrechung, —* Leisnig. 9. Oktober, Bei dem Kirchenneilbau in Trcignih verunglückten heute durch einen herunterfallenden großen Stein die Maurer Hense-Tragnitz, Schlorke-Altenhof »nd MüllerEaicrsdorf. Hense ist noch am Abend seinen Ver letzungen erlegen, —* El außnitz i, S„ 8. Oktober, Bei dem in der ver gangenen Nacht hier niedergegangcnen Gewitter schlug der Blitz in das Anwesen des Gustbesitzers Winkler lm nahen Röllings- hain und zündete. Drei Kühe wurden vom Blitz getötet, — Amtsgericd t Dem Drogisten Ernst Much auf Weißer Hirsch ging eine Sirnsverffiguna über 10 Mk, Geldstrafe zu wegen Jnsericrens eines Geheiimnittels, Es bandelt sich um »Fluccos Entsettunastee". der nach den Gutachten der Sachverständigen dem Apotbckenzwanae unterliege. Mit Rücksicht daraus, daß die Inserate nickt von Much selbst, sondern von der EnaroSffrma aus- gegeben worden sind, und daß M. nur wenige Pakete verkauft hat. ermäßigt daS Gericht die Geldstrafe aus 5Mk. — Der Nieder- lagsausieber August Wirth in Lenden verübte, um seine Not zu lindern, einen Geicgenhcitsdiebstahl. indem er von der Straße weg ein Fahrrad entwendete, das er zu Gelbe macken wollte. Er er hält 2 Monate Gefängnis, von denen 3 Wochen als verbüßt gelten. — Den 21 Jabre alten Kauimann Artbur Bmno Richter brachte leichtsinnige Gesellschaft auf abschüssige Wege, Er konnte den mit derselben gemachten Aufwand von seinem Gehalte nicht bestreiten und griff iniolgedessen die Ladenkasse seines PrinzivalS a». Innerhalb vier Monaten eignete er sich in sechs Fällen zu sammen 83 M. an. Beim letzten Eingriff faßte man ihn ab. Das Urteil lautet aus 2 Monate Gefängnis, die Untersuchungshaft kommt mit 1 Woche in Anrechnung. — Der 6liährige Schuh macher Paul Julius Roitzich wurde am 15, v. M. in Brießnitz beim Betteln ertappt: da>über war er nicht sekr erbaut und machte seinem Unmut durch Schimpfereien auf den Gendarmen Lust, dem er einleitend znricf er solle ihn nickt io dumm ansehen. Roitzsch ist seit 28 Jahren nicht viel oirsden Strafanstalten herausgekommen. Jetzt wird gegen ihn aus 1 Monat Gefängnis. 4 Wochen Haft und Uebelweisuiig an die Landesvolizeibehördc erkannt. — Die 16jährige Verkäuferin Anna Marie Puschel wollte sich aus eigene Füße stellen, verließ die elterliche Wohnung und mietete sich, ob gleich mittel- und stellungslos, ein. Nach drei Tagen verschwand sie aus der Wohnung und zwar gegen Mitternacht, nahm ein Paar ihrer Sti.bciigeiioisin gehörige Lederichuhe mit und bestieg an der Johanniskirche eine Droschke, mit der sie sich nach dem Wettiner und Haupldahnhofe und schließlich nach der Johannstadt zurück» fahren ließ, ohne daß sie Kälte zahlen können. Nun begab sie sich wieder zu den Eitern. Die Angeklagte ist geständig und erkält 2 Wochen Gefängnis. — Ter 22 Jahre alte Markthelser Max Richard Nawitfch rief einen Geschäftsfreund seines PrinzivalS tele phonisch an und suchte bei dieiem um ein Darlehen von 30 Mk. nach. daS er auch erhielt. Freilich befand sich der Darleiher in dem Glauben, das Geld iei sür R s Prinzipal bestimmt. R- wird wegen Betrugs zu 1 Monat Gefängnis verurteilt. — Der 16>äh- rige Glnseinträger Karl Franz Pfeiffer verließ am Morgen deS 17 August nach der Nachtschicht mit einem ArbeitSgenosten dle Arbeitsstätte, In der Leipziger Vorstadt begegneten ihnen snnge Fabrikarbeiterinnen, die PsS, Begleiter anries. Darüber eifersüchtig, zog Pf daS Tnschenmcsser und verirtzie damit seinem Begleiter einen Stich in den Rücke», der inzwischen wieder verkeilt ist. Der Angeklagte, der bereits wegen Diebstahls eine 6wöchige Freiheit-« strcne erlitten bat. wird für die Körperverletzung zu 3 Monat« Gefängnis verurteilt. Amtliche Bekanntmachnngen. Vom 12. Oktober ab wird die Viktoria st ratze, zwischen der WatsenhauSstratze und Schulgasfe, wegen Emmerung der Eiwatze»