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Die «««-fte Ai Berliner Allerlei. wleo» — Nnier R««di««k - Maoll koNo»» — Polizcistrafen skr An» prechen aus der Straße — Mady EhrlftianS und die Männer Erotik »der Jagdleidenschajt? — Der Pessimist und der Optimist. „Der arm« Napoleon I" Etwa» verblüfft folge ich den Micken der Dam«, die in unserer Hall« eben diesen Seufzer au »ne stoben l>at. Rlchttg. da l>ü«gt er an t>«r Wand. Die bekannte Tvtenmaske. Das Ding hängt da schon seit über zwanzig Jahren, ivctl es ein Geschenk ist, da» ästimiert zu werden verlangte, wird aber bemnächft endlich wegkommen. Wenn irgend ieinanb eS fiir eine» Polterabend haben will, soll er eö haben; zum „Zcr- tüppern" natürlich. Man ärgert sich schon lange genug, daß die ^c»te immer sagen: „Was haben Sie da fiir einen inte» rssanten Schiller-Kopf!" Aber wieso armer Napoleon? Ja, sagt die Dame, wen» er ans St. Helena nu doch »venigstcuS ziniidsunk gehabt hätte... Krk — krk — tsch — iptnh — I», Nebenzimmer knackt und zischt und heult eö. Di« Familie hat es endlich erreicht, das, zum billig gekauften Bier- rtlirenapparat ein billig gewordener guter Lautsprecher an geschasst worden ist. Die Familie müht sich gerade damit ab. englische Musik und tschechische Deklamation und holländische Anekdoten aus Daventr» und Prag und Hilversum ab- wechse-lnd zu erhasche». Eö ist sabelhast bildend. Krk — krk — tsch — winh —, immer wieder. Ich persönlich habe dieses Suche» in die Wette längst ausgcgeben, weil inan erstens aus dem Lavon-Hotcl in London doch nur dieselbe Jazzmusik Hort wie ans dem Berliner Bvxhans. und weil zweitens hier in unmittelbarer Nähe der starke» Sendestclle der Hauptstadt die Stimme» von auswärts sich doch nur schwer bemerkbar »lachen. Berlin haut alles nieder. Nnd wenn Berlin aus nahmsweise mal schwelgt, daun fährt gerade ein« Straßen bahn vorüber, und wieder ist cs ans. Ja, der arme Napoleon. Jetzt hat ganz klar nutz rein wieder Berlin das Wort und mir hören: „Schweine, ns kein Auftrieb, d) 74 bis 70 Mark." Aber wir hören wirklich gut. Um ganz gerecht zu sein: wir hatten neulich sogar einen Beethoven-Abend von mehr alc- Durchschnitt. Es ist natürlich nie ganz lebende Musik, aber wenn man sich vorst«llt, man sitze irgendwo in einem Ncbensaale und von der Straße komme gelegentlich leise ver worrener Lärm. läßt sich die Illusion erhalten. Es ist doch schon etwas ganz anderes als vor zwei Jähsten mit dem kleine» Detektor. Dieser Nest ans der Mineraliensammlung von Karlchcn Mies,»Ick war ta schon ein kleines Wunder für sich. Man sah mit Kopfhörern herum und wartete, während einer ans d«m Kreise dem Apparate den Puls abtastete. Feierliche Stille. Plötzlich, ha. da hatte cs „kääk" gemacht, nnd jedermann rief ansgeregt: „Las; stehn. Hände weg, man hört was!" Jetzt ist cs viel viel begiiemcr, jetzt hört man immer was, wen» auch nicht immer Erfreuliches, so beispiels weise dieser Tage die Szenen „Im Warenhaus", eine ganz grobe und wicht einmal komische Sache fllr die allernntersle Bildiittgsschicht. Natürlich, auch so was m»s; sein. Aber unsereins möchte dann eben etwas anderes, etwas Nicht- Berlinisches, und das klappt fast nie, wenn man mitten im Innersten Berlin wohnt. Da wundert sich der Doktor ans dem äußersten Sitdwesten des Reiches, daß ich den Rundfunk so ocrnlken kan», während er selber und seine Familie »nd seine LprechstundcNbesiicher ihn herrlich finden. Täte ich auch, iät« ich auch. Nämlich, wenn ich mich nicht hier in dem überladenen Kraftzentrum des Reiches befände, sondern dort in der lieben Kleinstadt, und dort in der köstlichen Stille auf der (Hartenveranda und dort gegenüber dem strahlend lichten Mädel am Teetisch ... Wer nur Berlin Huben will und gebnldig jede» Pro gramm schluckt, der ist sretltch zufrieden. Da ist der Rund funk für so manchen einsamen Menschen Unterhalter und Bildner »nd Tröster. Di« Musik heitert auf, dt« Nachrichten ersparen Bescheidenen dt« Zeitung, die Vorträge erweitern den (Hesichtskrcis. Es ist die reine Bolkshockischule. Da kenne ich drei alte Dame», einst zur besten und sehr ivohlhabenden Gele lisch, st gehörig, letz« verarmt; zwei von ihnen haben nun eine» kleinen Bonbonladen, ttt dem sie von früh 8 bis abends »ach 7 werken müssen,-die dritte alt« Dame aber hütet das HauS, putzt, wäscht, kocht, — und würde sich zwölf Stunden lang grenzenlos verlassen Vorkommen, wenn nicht der liebe Rundfunk als Gruß aus der Welt -a draußen da wäre; auch aus der verlorenen Welt der Theater und Konzert«. lind dang nicht zu vergessen die Tanzmusik, die heute im Radio nicht nnr Paare», sondern auch einzelnen die Mög lichkeit gibt,, sich die sonst fehlende Bewegung zu machen. Wie ist es denn heute? Der Hausvater kommt heim, findet die Berbindungstüre» aller Ziminer offen, und an jeder Tür, Heide Klinten als Stütze von den Händen fest umfaßt, steht ein liebes Mitglied der Familie und übt für sich, während aus dem vaütsprccher der Ilona-Blues oder ein langsamer Trott ertönt, den black iiotwm, den heutigen Modetanz. Merkwürdig, wie die ehedem so prüden Engländer sich ver ändert haben. Früher sagte» sie nur Fuß, weil Bei» schon als unanständig galt. Bon.Hosen zu sprechen, war unmög lich. Einen Bauch gab es überhaupt nicht. Hatte ein kleines Mädchen Leib weh, so mußte es sagen: „I Imvc xot a pick» unckvr tim pinakovo." Aisv: Ich habe Schmerzen unter der Schürze. Und heute? Heute sagen sie — black bottor»! Man stelle sich vor, daß bei uns jemand vor einer jungen Dame sich verbeugte und sie fragte, ob sie .^Schwarzen Hin tern" tanze» könne. Natürlich kann sie eS. wenn' sie eine richtige Berlinerin ist. denn sie hat es dann an den Türklinken zu Hanse geübt. Aber sie nennt cs lieber englisch black bnttom. Und beim Ansschlagen, dein Beinschwenken rück wärts, seitwärts, erreicht sie auch nicht die Höhe, die diesem Tanz de» Namen gegeben hat. Deshalb ist die Berlinerin aber noch um kein Haar leicht fertiger als ihre Schwester draußen. Der Ruf der Berlinerin ist freilich schlechter, aber daran sind nnr die Auswärtigen schuld. Wenn sie in das „dolle" Berlin kommen, denken sie. jedes Mädchen hier warte »ur daraus, von dem Pascha ans der Provinz das Taschentuch zugeworfcn zu bekommen. Wie lächerlich sich diese Herren meist machen, wenn sie eine be liebige Dame auf der Straß« anmeckern, merken sie selber gar nicht. Werden sie kurz abgewiesen oder eilt die Dame wortlos nnd beschleunigt weiter, so meinen sie, sie verstelle sich oder sic werde zufällig von Bekannten beobachtet und wolle nur eine stillere (Hegend anssuchen: nnd so setzen sich denn auch diese Herren ans ihren knarrenden Doppelt- gesohltcn in Trab und werden weiter zudringlich. Den Unter schied zwischen Welt »nd Halbwelt festznstellc», wird einem heute allerdings schwer gemacht; „nd hieran sind »-»>, freilich nnscre Damen schuld. Sie sollten sich nicht so sehr wundern, wenn der Zugereiste meint, alle jene weiblichen Wesen, die den Lippcnstist benutzten, markierten dadurch ihre Käuflichkeit. Jedenfalls ist das „Aniprcchen" auf der St rüste allgemach zu einer derartigen Unsitte geworden, das, cs in Berlin — polizeilich geahndet werben soll, init Geldbuße oder gar Haft. Kaum eine Dame in ganz Berlin macht in ihrem Wesen so absolut den Eindruck, zur besten Gesellschaft zu gehören, wie Madn Christians, die Gattin des Kapitäns znr Sec a. D. v. Müller, aber auch sie muß das gelegentliche Zusnstgehcn und Alleingehcn selbst am Hellen Tage mit Angeguatscht- merdcn bezahlen. Sie sagt freilich, sie habe ein gutes Mittel dagegen. Wenn sie merke, daß ihr jemand hart ans den Fersen sei, schlenkere sic so recht nachlässig die Handtasche in der Linken, nm im nächsten Augenblick, wenn der Mann sie über hol« und anrc-de, di« Tasche wie erschreckt in de» rechten Arm zu nehmen uwd krampfhast sestzuhalteri. DaS aber vertrage kein Mann, als Taschendieb angesel-c» zu werden, ivcnn er ganz aiudcre Abenteuer erwart«. Dann sei der Drang bet ihm plötzlich weg. Na, nal Da hat Maby Christians noch zu gut« Er- sahrungcil gemacht. Di« Zudringlichkeit auf der Straße — und vvr allein die Hartnäckigkeit nach dem ersten Abblitzcn — ist fllr die männ lichen Besucher Berlins typisch. Vielleicht auch sllr die Berliner, wenn sie in andere deutsche Städte komme»; ich weiß nicht. Unter allen Umstände» wäre so etivas in Eng land oder Spanien oder Italien unniöglich. Natürlich wird das Nachstellen selbst niemals von irgend einer Behörde irgendeines Landes ans der Ätzelt geschasst werde» können. Dazu ist der Mensch dock) geschaffen, das, er seine bessere Hälfte sucht und Nudel: nur soll das nicht in plebejischer Fori» ans der Straße, geschehen. Wie aber, wenn der Man» selbst nach seiner „Kvlmpietiiernng" durch die be rühmte Hälfte eS immer noch nicht läßt, »achzusteigen? Ja, so sind sie. diese Männer, sagt zuweilen giftig selbst unsere gute Taute Matchen. Tante Maschen kann eö sich eben nicht vorstellen, daß mancher ohne jede massive Nebenabsicht eben einfach als Schönsteitssuchcr, seinem ästhetischen (genießen zu genügen, die Welt durch,vandelt. Und bei manchem anderen, das könnt!«'Tante Piasche,, in Ostprenstest sich doch sägen lassen, ist eS nichts weiter als — Jagdleidenschaft, also etwas aus Urzeiten uns Eingeborenes und Ueberkommcncs. Die Ber- svlgimg selbst, das Ucberliste», das A»spar,neu aller Kräfte des Körpers und des (Bastes, das Hellsichtige,, das Wind- ricchcn, das ist cs. Man will das Wild ^strecken. Aber bei der Mahlzeit nachher sind die Jäger selbst oft die schlechtesten Esser, lind nun sollte Tante Mulchen es nur einmal ver suchen.und eiuemvvn ihnen sage,,: „Tie haben doch schon ein mal einön Nehbock geschossen, nun kennen Sie doch die Sache; warum wollen Sie denn immer wieder?" Ach, liebes Tant chen. das wirst Du nie verstehen. Schon bei manchem halb erwachsenen Jüngling nicht, der gerade über das Stadium hinaus ist, nnr eine einzige Ta uz st »»dcnli.be zu habe». Auch wenn der Ersten daö Herz darob wehtnl, mag er das Wciter- spüren eben nicht lassen. So ist es wohl immer schon geivcseii. lind die Welt steht »och. Sie wird auch nicht etwa immer schiechier, regelmäßig schlechter, sondern hat ihre bösen »nd ihre guten Periode». Die schlimmste in unserer Zeit war die der Jahre während nnd nach der Revolution. Jetzt fangen wir wieder einmal an. langsam anständiger zu werde»; da trügt mich meine Beobachtung nicht, da bin ich gläubiger Optimist. Was das sei, ein Optimist, wollen Sie wissen? Nun, beispielsweise ein Mann, der in die Kreuzwvrträlselrubriken vorn vornherein mit Tinte schreibt. Od'r Sie können das auch mit der be rühmten Hoscnprob« seststcllen. Ein Pessimist hat erstens Hosenträger und zweitens einen Leibriemen und hat doch immer Zingst, er könne einmal die Hofen verlieren. Ein Optimist braucht iveder Hosenträger noch Leibriemen und hat niemals Angst: und wen» er die Hosen doch mal verliert, so sagt er: „Nu, wenn schon!" Rumpelstilzchen. T SroLer Inventur-Verkauf ^ NoeknarsrNgsr yuaiilSlsiararsn ru auasrg««0NnIieN billigen kusnsbmsprslssn Kokett-8perislkau8 H/Isx Nottmsnn Wslistrsks, Leks Lcrbsitslstrsös »tost«» u. grvei«» kor»o»»po-lslg«»eN»ri z /Xr» Qualität «Iss Hockste Luin nieäi'igsler» kreise! Unter äiesem (Zruncisatr V -cM.» ^ ^ ^ — O Ml' einzigartige lZelegen- veranstalten wir unsern beit, Damen-unä Uädcben- küte wirkticb spottbillig einrulcauken. 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M-Inror »1k»fi»r»l>o 12 sse.n.uf! isasa. r»,nru» - 4S2S - 4S2S. /zualrunkt und Ssratung «turok raeNIngsnIouro koetsnlo». !»»>, Si»rm»nlu«» allrenomm. ga rikcne, ««> u. aedr.. Daran le. Plant«, S»»r>», neu, crmvau.Spieiapp Lutzeril billige Pr.i e. allnft'ge Teivablung, lillinp» Mvnalsrolen IMIvt-Pianos »«efch»»rstr«d» 27, l. »lillgs O « , « „ mli TdamoUeauemauknma - oon 1» SiUc. ab 1»^., prad»I»1r. ,4, Räbr Balmhügrledriilisladi. viii.Lu. u.Haupimackch.