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stimmungen und Wartezeit der über 40 Jahre alte» Personen) beantragten die Abgg. Gebhard und Ge nossen eine Erweiterung, welche der Ministerialdirektor Bosse bekämpfte. Die tz8 147, 147», 147 d und 147 e wurden in der Fassung deS Antrags Buhl an genommen, ebenso die 88 149 und 149», wogegen 8 148 gestrichen ward. Bei 8 150 beantragten die Abgg. von Franckenstein und Äenvssen einen fixirten Termin für Inkrafttreten in daS Gesetz aufzunehmen. Minister v. Bötticher erklärte, einen Termin aufzu nehmen, könne unbequem werden, dagegen könne der Termin auf den 1. Januar 1891 fixirt werden, da die Durchführung sorgfältig vorzunehmen sei. Der Abg. Miquel trat für den Antrag des Abg. von Franckenstein ein, da bei Lokalinstanzen namentlich die Termine angegeben werden müssen, bis zu welchem die Vorarbeiten vollendet sein müssen. Die Verschiebung in dritter Lesung bis zum Herbst sei unmöglich. Der Minister von Bötticher betonte nochmals, die Aus führung werde sachgemäß geschehen. Die Gerüchte, der Reichskanzler und er wünschten die Vertagung bis zum Herbst, seien ein grober Unfug. Der Antrag deS Abg. von Franckenstein ward angenommen. England. Vor der Parnell-Commission nahm der Dubliner Erzbischof Walsh die Landliga in Schutz. Dieselbe habe entschieden zur Verminderung der Ver brechen beigetragen; es sei Pflicht des katholischen Klerus, auf seilen des Landvolks gegen seine Unterdrücker zu stehen. Die Gewaltthaten wären weit zahl>eicher, und die Macht der Geheimbunde größer, wenn der Klerus nicht das unbedingte Vertrauen der Leute und damit einen Einfluß genösse, den er gleich Parnell und andern Führern der Nation benutzte, um die im Elend schmachtende und durch die Härte der Land lords und der Regierung zur Verzweiflung getriebene Bevölkerung vom Aeußersten zurückzuhalten. Die Aussagen des Erzbischofs machten auf das Publikum und anscheinend auch auf die Richter einen großen Eindruck. Italien. In der Deputirtenkammer wurde am Freitag Klage geführt über die landwirthschastliche Krisis in Apulien, für welche die Regierung verant wortlich gemacht wurde, besonders wegen der aus wärtigen Politik Italiens, dessen Anschluß an die Mittelmächte und dessen Abwendung von Frankreich getadelt wurde. Ministerpräsident Crispi wies die Verantwortlichkeit für die Lage in Apulien zurück und sprach sich für den weiteren Anschluß an die Friedens mächte aus. Schweiz. Ein Wolfssches Telegramm aus Bern theilt die Namen der aus der Schweiz Ausze- «iesenen mit. Von denselben sind der Nationalität nach elf geborene Russen, zwei sind aus Galizien ge bürtig. Den Beitritt zur internationalen Arbeiterschutz- Conferenz haben nunmehr auch Frankreich und Oester reich-Angarn erklärt. Rußland. Aus Petersburg kommen wieder Gerüchte von einem Revolver-Attentat auf den Zaren in Gatschina. Man spricht auch von der Verhaftung verschiedener Offiziere. Selbst ernste Kreise diskutiren diese Gerüchte; von Persönlichkeiten jedoch, welche die Wahrheit wissen müßten, wird das Gerücht für voll ständig erfunden erklärt. Balkanstaaten. Die Parteigänger Rußlands in Bulgarien, welche bisher den außer Landes weilenden Agitator Zankow als ihren Führer anerkannten, sollen einer Wiener Meldung des „Standard" zufolge be schlossen haben, die Politik des passiven Widerstandes gegen den Fürsten Ferdinand aufzugeben und letzteren als gesetzlichen Herrscher Bulgariens anzuerkennen. — Das würde allerdings zur Befestigung der Zustände in Bulgarien wesentlich beitragen. Oerttiches und Sächsisches. Riesa, den 13. Mai 1889. — Tagesordnung für die öffentliche Stadtverordneten-Sitzung am 14. Mai. 1. Schulangelegenheiten; 2. Beschaffung eines neuen Dampfkessels und Erbauung eines Kesselhauses für hiesige Gasbereitungsanstall; 3. Erbauung einer neuen Brücke über die Jahna in der Nähe der hiesigen Brückenmühle; 4. Vollziehung von Kaufverträgen; 5. Vertrag zwischen der Stadtgemeinde Riesa und Herrn Kerb. Heinrich Clauß hier über Erwerbung eines Par- zellentheiles zu Straßenbauzwecken ; 6. Rathsbeschluß, Erwerbung des HauSgrundstücks der Wittwe Paul hier betr.; 7. Anschaffung von Beleuchtungsobjekten für die Hauptstraße, Wettinerstraße und Bahnhofstraße; 8. Ausschreibung eines Preises für Pläne zur dekora tiven Herstellung des Kaiser-WilhelmplatzeS. — Pankratius und Servatius, die übel beleumundeten und als die sogenannten „Weinmörder" I gefürchteten Maitage, der 12. und 13. Mai, stad vor- I üdergegangen und waren dieselben glücklicher Weise, > wie schon so oft, auch diesmal besser als ihr Ruf. Zwar herrschte in Folge d«S am 11. Mai niederge gangenen anhaltenden und von einem intensiven Regen begleiteten Gewitter« am 12. Mai eine etwas kühlere Temperatur, als wir sie Heuer seit dem Eintritt deS wunderschönen MonatS gewöhnt sind, allein zu Nacht frösten und also auch zu einer Schädigung der Baum- bluth ist es nicht gekommen. Der Regen am Sonn abend ist übrigens an mehreren Orten wolkenbmch- artig ausgetreten. — Gestern Mittag wuide in der Elbe am diesseitigen Steindamm ein männlicher Leichnam, welcher anscheinend schon längere Zeit im Wasser gelegen hatte, aufgefunden und polizeilich aufgehoben. Einige bei dem Leichnam Vorgefundene Visitenkarten lauteten auf Wilhelm Böhnisch. Die Wäsche war mit 8. gezriguet. — In den der Firma C. F. Förster in Riesa zugehörigen Sandstein-Brüchen, genannt die Herren- lerthe, fiel glücklich am Montag morgen ^6 Uhr eine ca. 25 — 30000 cdrn Sandstein haltende Wand, ein frohes Ereigmß für den Besitzer, da die Widerstands fähigkeit und Größe der Wand Anlaß zu schlimmen Befülchtungen gab. — Aus der Reise nach Ems passtrten am Sonn abend Vormittag Ihre Majestäten der König und die Königin den hiesigen Bahnhof. In Begleitung der Allerhöchsten Herrschaften befanden sich: Geheimer Rath f v. Watzdorfs, Kammerherr v. Minckwitz, Flügeladjutant , Oberstlreutenant Schmalz, Königlicher Leibarzt Ober stabsarzt Dr. Jarobi, Hofdame Freiin v. Miltitz. — Wenn das durchschnittliche Jahreseinkommen eines Ein geschätzten den richtigen Maßstab abgiebt für die Wohlhabenheit des von ihm bewohnten Ortes, so ist unter den 143 Städten unseres Sachsenlandes noch immer Leipzig die reichste. Denn hier beträgt das durchschnittliche Einkommen eines Lingeschätzten nach einer Uebersicht vom Jahre 1886 1943,2 5 Mk, während in den beiden zunächstfolgenden Städten, Dresden und Zwickau, auf den einzelnen Eingeschätzlen nur ein durchschnittliches Einkommen von 1583,97 Mk. (Dresden) und 1538,54 Mk. (Zwickau) entfällt. Chemnitz kommt mit einem Durchschnittseinkommen von 1366,75 Mk. auf den einzelnen Abgeschätzten e-st an vierter Stelle und dann mit einem Jahresein kommen von 1284,66 Mk. auf den einzelnen Abge schätzten Bautzen. Die danach wohlhabendsten Städte sind Annaberg und Löbau mit je 1216 und Mark neukirchen mit 1211 Mark durchschnittlichem Ein kommen eines Eingeschätzten. Ein Durchschnittsein kommen von 1100 Mk. und darüber auf den Einge schätzten kommt außerdem nur noch in Plauen, Borna, Großenhain, Oschatz und Auerbach vor, ein solches von über 1000 Mk. in Pirna, Zittau, Meißen, Grimma, Freiberg, Rochlitz, Limbach und Riesa. Um die Be deutung dieser Zahlen recht würdigen zu können, muß man wissen, daß in der Gesammtheit der sächsischen Städte bas durchschnittliche Einkommen eines Einge schätzten zwar 1260 Mk. beträgt, daß aber diese Durchschnittshöhe durch die drei Großstädte Dresden, Leipzig und Chemnitz bestimmend beeinflußt wird, die eben insgesammt höhere Einkommensziffern zeigen und zu den 1340000 Eingeschätzten im ganzen Lande allein 527000 stellen. In den Städten mit über 10000 und bis zu 25000 Einwohnern beträgt das Durchschnitts-Einkommen eines Abzeschätzten nur 1040 Mk., in den Städten mit über 5000 bis mit 10000 Einwohnern nur 923 Mk., in den Städten mit unter 5000 Einwohnern, und deren giebt es immerhin noch 87, sogar nur etwa 785 Mk. Es sinkt also im Allgemeinen das Durchschnittseinkommen des Einzelnen, wie natürlich aucb die Gelegenheit zum Verdienst, mit der abnehmenden Größe der Stadt. Jndeß giebt es auch in den Städten mit über 5000 Einwohnern noch einzelne, in denen nicht einmal das Durchschnittseinkommen der kleinen Städte oder doch nur eben erreicht wird. So beträgt z. B. in Hohenstein das Durchschnittseinkommen des einzelnen Eingeschätzten gerade nur 800 Mk., in Oederan nur 772, in Roßwein nur 757 Mk. In Falkenstein und Lößnitz sinkt es sogar bis auf unter 700 Mk. — Zur Zeit fehlt eS, wie da» „Dr. Journ." schreibt, an einem Königl. Sächsischen Staatswappen. Durch Königl. Verordnung vom 29. December 1806 war verfügt worden, daß die in Sr. Majestät Namen ausfertigenden Collegia „vor der Hand und bis auf weitere Anordnung" deS herzoglich sächsischen Wappens sich bedienen sollen. Seitdem sind nur einzelne geringe Aenderungen an diesem Wappen eingetreten. Auf Be fehl Sr. Majestät deS Königs ist nunmehr ein König- daß d! ganze ! konnte« und dc «erden die G liegend massig, nicht z Stadt schweun Wassers selten strömte, User, r schauen, zwischen Großbö der Eis machte, und ve mit V, völlig , worden vollkomi der 10 mittelst Teschint besitzers Ernste < Dr Kolonie großen auch sr die Frü Dieses populäre Vereine welche i sonders sucht. ! Zuwend, seltsame, Kreise. Los tagsstun und ben steigende Gewitte, wasseiflr binnen daß die zu wide barsten. 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I. nach der im Bureau des Landes» kulturrathes gefertigten Zusammenstellung folgender: Im Großen und Ganzen scheinen die Wintersaaten gut durch den Winter gekommen zu sein, besonders ist dies im Vogtlande und Erzgebirge der Fall, während in der Leipziger Niederung besonders über den Weizenstand und noch mehr über die Rapsfelder geklagt wird. Bon letzteren mußten viele umgepflügt werden, va auch der Rapskäfer sich massenhaft eingestellt hatte. Auch mit den Kleefeldern ist man im Allgemeinen zufrieden, wenn auch vereinzelt über Auswinterung und Mäusefraß zu berichten ist, ebenso lauten mit sehr wenig Ausnahmen die Berichte über den Stand der Wiesen sehr günstig, die große Frühjahrsnässe kam ihnen am meisten zu gute. Weniger günstig gestaltete sich letztere für die Frühjahrsbestellung. Waren schon durch daS späte und rasche Thauen des vielen Schnees die Felder mehr als gesättigt, so wurden letztere durch die immer wieder kehrenden heftigen Niederschläge so verschlammt, daß an eine Bestellung derselben, mit Ausnahme der Sandgegen den, nicht gedacht werden konnte, und so ging der eigentliche Bestellmonat mit nur wenigen Hafer- und Gerstensaaten zu Ende. Hoffentlich lassen sich bei der inzwischen eingetretenen warmen Witterung die ver säumten Arbertcn nachholcn und wird die Natur den Stand der zurückgebliebenen Saaten auszleichen. — Zur Geschäftslage auf der Elbe bemerkt „Das Schiff": Der Frachtrückgang in Hamburg machte leider weitere Fortschritte und es wäre bei den jetzigen niedrigen Preisen sicher anzunehmen, daß viele Schiffe, welche jetzt durch das Angebot ihres Laderaumes einen so starken Druck auf die Frachten ausüben, vorziehen würden, leer von Hamburg wegzufahren, wenn nicht die Schleppschifffahrtsgesellschaften in Form von soge nannten Hauptfrachtverträgen das Schleppen weit unter Selbstkostenpreis bewirkten. Wenn z. B. bei einer Roheisenfracht von 30 Pf. dem Schiffer bis Dresden ein Reinertrag von 10 Pf. garantirt wird, so bleibt I der Schleppgejellschaft ein Schlepplohn von 20 Pf. für 100 irx, wovon sie noch die Kosten auf die Ladung, ! welche rn Hamburg entstehen, zu tragen hat. Es rst nrcht abzusehen, wohin dieses System noch führen soll Erfreulicher liegt das Geschäft zu Thal. Kohlenfrachten ab Böhmen und dementsprechend auch die Frachten für andere Güter halten sich gut. Die Nachfrage übersteigt . in Aussig das Angebot. Zeithain. In den Baracken auf dem Schieß platz ist bereits ein aus 1 Osficier, 6 Unterosficieren f und 40 Mann bestehendes Arbeitscommando des in ? Pirna garnisonirenden Feldartillerie-Regiments Nr. 28 < erngetrofsen. Da Se. königl. Hoheit Prinz Friedrich j August künftig bei dem 1. Feldartillerie - Regiment < Nr. 12 Dienste thun wird, ist diesmal auch auf einen ! Aufenthalt des Prinzen bei den Schießübungen hier- ! selbst zu rechnen. i Oschatz, 11. Mai. Das Gewitter, welches am , 9. d. M. sich über unserer Stadt entlud, hat in der I Umgegend mehrfachen Schaden angerichtet. Zuerst ist ein blühendes Menschenleben zu beklagen. Herr Gut mann, Besitzer deS Holländer, ist durch einen Blitzstrahl getödtet worden. Derselbe war zu der Zeit gerade in der Mühle beschäftigt, als der Blitz seinen Weg, jedenfalls durch eins der kleinen Fenster, welche sich in der Mühle befinden, suchte und Herrn G. sofort lodt niederstreckte. Man fand den Bedauerns- werthen in der Mühle, zwischen Mehlsäcken liegend. Aus der Straße nach Lonnewitz schlug der Blitz in einen Birnbaum, und im Dorfe selbst wurden die Wohngebäude der Gutsbesitzerinnen verw. Frau Busch und Frau Oehmichen durch einen sogen, kalten Schlag nicht unerheblich beschädigt. Auch in Terpitz schlug der Blitz in das Wohnhaus des Gutsbesitzers Streubel, glücklicherweise auch ohne zu zünden. Die Frau des Genannten, welche sich nut einem deijährigen Kinde in der Stube befand, kam mit dem bloßen Schrecken davon. In der Terpitzer Gegend hat es dazu noch gehagelt und das Korn theilweise empfindlich geschädigt. Es wurden Hagelkörner bis zur Größe der Tauben eier bemerkt. — Heute Nachmittag wurde die Gegend westwärts durch einen Wolkenbruch heimgesucht. In unmittelbarer Nähe der Stadt ist wohl, soweit es sich augenblicklich übersehen läßt, das benachbarte Alt- oschatz am schlimmsten heimgesucht worden. Hier hatte das Wasser Stege weggeschwemmt, Dämme, welche Teiche trennten, durchbrochen, Höfe überschwemmt, war in die Ställe und Wohnzimmer getreten, so