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Mills 22690 Weibchen deS FrostsparuieiS gefangen, was bei 200 Eiern eine Raupenzahl von 4'/, Millionen gegeben hätte. — Ein zweiter sehr gefährlicher Feind unseres Obstes ist der Apfelblüthenstecher oder Brenner. Derselbe richtet besonders dann sehr großen Schaden an, wenn sich die Blüthezeit infolge kalter Witterung hinauszieht, indem er dann durch Aufsreffen der Staubgefäße und des Fruchtknotens Millionen von Blüthen zerstört, so daß diese vertonen und braun werden und wie verbrannt aussehen ; daher der Name. Es ist dies ein 2 Millimeter langes, pech braunes, mit weißem Rückenschildchen und auf den Obeiflügeln mit einer verwischten grauen Schrägbinde versehenes Käferchen. Das Weibchen legt je ein Ei in die noch geschlossene Blüthenknospe, aus welchem sich schnell eine röthliche, fußlose Larve oder Made entwickelt, welche unter dem verbrannten Knospenmlltzchen sitzend, Staubgefäße und Fruchtknoten auffrißt. Bereits im Juni verläßt der Käfer nach kurzer Puppenruhe, die in den geschlossenen verbrannten Blüthenknospen der Aepfel- und Birnenbäume stattfindet, dieselben, um sich bis zum Beziehen der Winterquartiere, die hinter der Rinde gesucht werden, auf den Kervobstbäumen aufzu halten, ohne jetzt wesentlichen Schaden anzurichten. Obstsorten, welche spät und rasch treiben, gutgeschlossene Blüthen haben, werden verhältnißmäßig am wenigsten geschädigt, ebenso Bäume in gutem Culturzustande. An Spalieren und Pyramiden kann man die braunen, angestochenen Blüthen, worunter die Made sich befindet, mit der Hand abnehmen und dieselbe vernichten. Bei hochstämmigen Bäumen kann man den Käfer durch Abklopfen auf Külergebreitete Tücher im zeitigen Früh jahr und am frühen Morgen unschädlich machen. Be sonders aber ist gute Rindenpflege, Absätzen der Rindenborke, Kalkanstrich im Herbste und Anlegen von Klebgürteln zur Verhütung dieses Feindes zu empfehlen. Beim gegenseitigen Austausch der Ansichten, Meinungen und Erfahrungen wurde besonders zur Erzielung einer gesunden blanken Rinde das Umwickeln des Stammes mit Stroh hervorgehoben, sowie von den unzähligen Feinden des Obstes und der Obstbäume außer den ge nannten noch zwei anderer gedacht wurde, deren Namen unbekannt waren. Es ist dies die Raupe, die auf den Pflaumenbäumen in ausgesponnenen Nestern massig sich ausbreitet und Blüthen und Blätter verwüstet und ferner dasjenige Insekt, welches am glatten Stamm durch einen Stich ein Ei unter die Rinde legt, woraus ein madiger Wurm sich entwickelt, durch den an der Oberfläche der Rinde eine brandige Stelle sich zeigt. Meißen. Eine interessante Wette kam am letzten Sonntag zuin Austrag. Ein hiesiger Fleischermeistec hatte behauptet, daß eines seiner Pferde den Weg von Meißen nach Dresden bis Stadt Metz innerhalb einer Stunde zurücklegen werde und zwar im Trabe. Zum Reiter des Pferdes war Stallmeister Otto gewählt worden. Unter Aufsicht ritt der Reiter zur festge setzten Zeit von Stadt Hamburg ab, die betheiligten Herren benutzten den Zug. Der Reiter traf genau eine Minute vor Ablauf der festgesetzten Stunde an Stadt Metz ein und zwar in Schritt, er war nach gewiesener Maßen 10 Minuten in Schritt geritten. (Bon Meißen bis zum ehemaligen Chausseehaus in Pieschen hat die Landstraße eine Länge von 22 Kilometer.) Meißen, 23. October. In der Nacht zum letzten Sonntage ist es auf dem sogenannten „Horn", bei den Holzstämmen an der Elbe gegenüber der Fähr mannsstraße, zu einer blutigen Schlägerei gekommen. Der am schwersten Verwundete kam Morgens in der 6. Stunde zu einem hiesigen Herbergswirth und bat r."..Waschwasser, da er aus 8 tiefen Wunden am Khse und Halse stark blutete. Er gab an, daß er nicht wisse, wie er zu den Wunden gekommen sei; durch den starken Blutverlust war er schließlich so er schöpft, daß er im städtischen Krankenhause unterge bracht werden mußte. In gleicher Herberge erschienen nach dem Eintreffen des genannten Schwerverwundeten noch zwei andere Personen, die gleichfalls aus vielen Stichwunden am ganzen Körper bluteten, sich aber eiligst wieder entfernten, als sie hörten, daß die Polizei von dem Vorfälle benachrichtigt sei; doch sind die Namen Beider bekannt. Am Thatorte fand man neben drei großen Blutlachen ein schaifgrschliffenes Beil, ein Mester und eine blutige Visitenkarte. Pirna, 22. October. Nach einer heute erlaffenen Bekanntmachung des Gemeindevorstandes zu Mockethal hat sich die dort in Stellung gewesene Dienstmagd Ida Schütze aus Pirna am 15. d. M. aus dem Orte entfernt, ohne bis jetzt zu den Eltern, noch zu dem Dienstherr» zurückgetehrt zu sein. Nach gethanen Aeußerungen liegt die Möglichkeit vor, daß sich die Ge nannte ein Leid zugefügt hat; es werden daher alle Polizeibehörden ersucht, im Auffindungsfalle Nachricht nach Mockethal gelangen zu lasten. Colbitz. Einen schrecklichen Tod hat der Wind- mühlenb.sitzer Karl Richter in Schönbach bei Colditz gefunden. Er wollte am Freitag Nachmittag am Triebrade seiner steinernen Windmühle eine Reparatur vornehmen und betrat zu diesem Zweck das in der Höhe des Rades angebrachte Laufbret. Unglücklicher Weise setzte sich, während Richter noch mit der Nach forschung nach dem Fehler beschäftigt war, daS Rad wieder in Gang, Richter wurde ergriffen, der rechte Oberschenk-l wurde ihm zweimal gebrochen, außerdem erlitt er einen Bruch des Fußgelenks, sowie eine Zer reißung der Flechsen und stürzte zudem über 2 Stock werke hoch herab auf die harte Erde. Der llugtucktm-e, der am Ausgange der 50erJahre stand, wurde amSonnabend Nachmittag durch den Tod von seinen Schmerzen erlöst. Chemnitz. Ein erschütternder Unglücksfall, der sich am Sonntag hier zugetrazen, erregt weithin in den Kreisen unserer Bürgerschaft die lebhafteste und aufrichtigste Theilnahme. Einer der geachtelten Aerzte unserer Stadt, Herr Or. msä. Eduard Weicker, fand durch denselben leider einen jähen Tod. Um die Mittagsstunde von einem Krankenbesuch aus der Ost vorstadt zurückkehrend, nahte er eben mit flinem Gefährt dem den Gablenzbach und die Straße überbrückenden Eisenbahnviadukt, als das Pferd plötzlich scheute und den Wagen nach der steilen Ufermauer des Baches drängte. Herr Or. Weicker sprang, um sich zu retten, aus dem Wagen und unglücklicher Weise in den Bach. Wagen und Pferd stürzten nach und verletzten ihn so schwer an Kopf und Brust, daß er, von hülfreichen Händen in ein nahes Haus gebracht,ohne wieder zumBewußt- sein gekommen zu sein, schon nach 10 Minuten dort verstarb. In einer Wohnung an der Schillerstraße fiel vor einigen Tagen Abends gegen ^8 Uhr, während eine junge Dame an einer Nähmaschine nähte, die auf der Maschine stehende Petroleumlampe um, der Näherin auf den Schoß und explodirte. Hierdurch geriethen deren Kleider in Brand. Beim Löschen des Feuers hat sich die junge Dame derartige Brandwunden an den Händen und Armen zugezozen, daß sie sofort ärzt liche Hilfe in Anspruch nehmen mußte. Geyer. Vergehen gegen das Gesetz, betreffend den Verkehr mit Nahrungsmitteln rc , vom 14. Mai 1879 sind, selbst wenn sie nur aus Fahrlässigkeit be gangen werden, um so energischer zu strafen, als durch sie leicht die menschliche Gesundheit beschädigt, ja sogar das Leben gefährdet werden kann. Ein Vergehen solcher Art war es, das zwei Hierselbst wohnhafte Flcischermeister, Karl Hermann Reuter und Otto Os wald Arnold, vor Gericht brachte. Sie hatten am Abende des 3. Juli 1888 in des Ersteren Schlacht räumen ein am Tage vorher aus Chemnitz mitge brachtes Schwein gemeinschaftlich auf Theilung ge schlachtet und Jeder von ihnen die Hälfte davon an sich genommen. Obwohl Beiden das in G yer einge führte Regulativ für die Untersuchung des Schweine fleisches auf Trichinen bekannt war, so waren sie gleich wohl ihrer Verpflichtung, das Fleisch untersuchen zu lassen, nicht nachgekommen und hatten verschiedene Theile verpfändet und an ihre Kunden verkauft. Erst gegen Mittag des 4. Juli ist Arnold, welcher sich wegen Erstattung der nöthigen Anzeige auf Reuter verlassen hat, plötzlich bedenklich geworden und hat, als er erfahren, daß das Fleisch nicht auf Trichinen unter sucht worden sei, alsbald diese Untersuchung durch den verpflichteten Trichinenschauer Heinrich in Geyer nach holen lassen. Als dabei sich herausstellte, daß das Fleisch ziemlich erheblich mit Trichinen durchsetzt war, sind die beiden Fleischer alsbald hiervon benachrichtigt worden und haben nun ihren Kunden Kenntniß hiervon gegeben, das übrig gebliebene Fleisch aber vernichtet. Nur dadurch, daß die Personen, welche von dem trichinösen Fleische genossen hatten, noch rechtzeitig ge warnt und in den Stand gesetzt wurden, alsbald Ab führ- und Brechmittel einzunehmen, sowie, daß das trichinöse Fleisch scharf gebraten worden, wurde erreicht, daß sich bei den meisten Personen keine besonderen Krankheitserscheinungen einstellten. Immerhin aber erkrankte ein Theil derjenigen, welche von dem Fleisch genoffen hatten, 3 Wochen darauf unter den charakte ristischen Erscheinungen der Trichinose wie allgemeine Mattigkeit, Eingenommenheit des Kopfes, Appetitlosig keit, gedunsenes Gesicht, Schmerzhaftigkeit der Musku latur, besonders der Oberarme, Fiebererscheinungen und dergl., es sind jedoch alle diese Krankheitsfälle glücklicher Weise normal »erlaufen. Beide Angeklagte suchten ihr schuldhaftes Unterlassen, und zwar Reuter mit zu damaliger Zeit gerade vorhanden gewesenen großen Sorgen in der Familie, Arnold damit, daß er sich mit gutem Grunde auf Reuter verlassen habe, zu entschuldigen. Der Chemnitzer Gerichtshof trug auch diesen Umständen gebührend Rechnung, hatte jedoch immerhin die Angeklagten »egen vergehens gegen daS Nahrungsmittelgesetz und gleichzeitig wegen Zuwider handlung gegen die Bestimmungen deS angezogenen Regulativs zu Gefängnißstrafe zu verurtheilen, und zwar Reuter in der Dauer von 4 Wochen und Arnold in der Dauer von 2 Wochen. Bon der Grenze im oberen Elbthale, 21. October. Im benachbarten Böhmerlande ging es am Sonntag und Montag ungemein lebhaft zu; Böllerschüsse, Musikklänge ertönten von allen Seiten. ES galt die Kaiser kirmeß zu feiern, welche fast in allen Ortschaften an der hiesigen Grenze zwei, oft drei Tage begangen wird. Zwei unserer isolirten Grenzdörfer uud Kirchspiele Rosenthal-Schweizermühle bei König stein und Saupsdorf bei Sebnitz begingen dasselbe Fest. Werdau. Die Bewohner der oberen BiSmarck- straße wurden am Morgen des 19. Oktober durch eine gewaltige Detonation erschreckt. Als Grund der- s.lben stellte sich heraus, daß ein dastger Bewohner, harmlos eine mit Wasser »»gefüllte kupferne Wärm flasche, jedoch ohne daß der auf derselben befindliche Schraubenverschluß abgenommen worden war, in den unteren Raum des Ofens gestellt hatte, dabei nicht ahnend, daß die naturgemäß sich entwickelnden Dämpfe eine Explosion herbeiführen könnten. Dieselbe war so gewaltig, daß sie nicht nur die Wärmflasche völlig zer trümmerte, sondern auch der Ofen in sich einstürzte und die Eisentheile zersprangen. Auch die Möbel sind durch das umhergespritzte Waffen und die Rnßtheile beschädigt worden. Bedauerlicher Weise liegt die Ehe frau des Betroffenen im dicht an die Wohnstube an stoßenden Schlafzimmer schwer krank darnieder, so daß sich noch nicht sagen läßt, ob die Folgen dieses Schreckes nicht noch eine Verschlimmerung der Krankheit ver anlassen werden. Trotz durch derartiges Gebühren wiederholt vorgekommener Unglücksfälle mangelt eS immer noch an der Vorsicht, bei dem Anwärmen von zu verschließenden Wärmflaschen in jedem Falle den Verschluß abzunehmen, sodaß die entstehenden Dämpfe ungehindert entströmen können. Leipzig. Nothwein-Jmport im Waggon-Reservoir ist eine neue Transportbesörderung, die als bemerkens- werther Fortschritt in den Berkehrsverhältnifsen zu er achten ist. Dieser Tag- erhielt die hiesige Firma Hoffmann, Hefster und Co. eine derartige Lieferung. Dieselbe kam aus Frankreich, war zwölf Tage unter wegs gewesen und enthielt nicht weniger als 13000 Liter Bordeauxwein. Wenige Stunden, nachdem der riesige Kassel in Cylinderfo-m, mit allerhand sinnreichen Apparaten für Füllung und Abzapfung, geleert war, trat dec Waggon seinen Rückweg nach Frankreich an. In Eutritzsch geht man den Automateninhab dadurch zu Leibe, daß man sie zur Einkommenst^..c heranzieht. Eine Reklamation der Gebr. Stollwerck in Kölln, welche die Heranziehung genannter Firma wegen der Aufstellung von Chokoladenautomaten zur Einkommensteuer betraf, wurde vom Eutritzscher Ge meinderath mit großer Mehrheit zurückgewiesen. Leipzig, 22. October. Am heutigen Tage be reits haben die Vorbereitungen für den Empfang der allerhöchsten Herrschaften am 31. October ihren Anfang genommen. Es wird auf der mitten über den Augustus- platz führenden Straße vor dem früher so benannten Grimmaischen Thor ein mächtiger Triumphbogen er richtet werden. Die Stadt hat insgesammt 60000 M. für den Empfang bewilligt; die Summe aber, welche von Privaten zur Ausschmückung der Straßen und Plätze verwendet werden wird, dürfte diese Summe bei Weitem übersteigen. Auf dem Platze des zukünftigen Reichsgerichts herrscht selbstverständlich ebenfalls die größte Regsamkeit und cs werden auch dort zur würdigen äußeren Ausstattung für die Feierlichkeit alle Vorbereitungen getroffen. Eine Tribüne wird dort die eingeladenen Ehrengäste ausnehmen. Luppa. Der Ziegeld.cker Eisner aus WermSdorf stürzte am Donnerstag voriger Woche vom Neubau des Knoll'schen Gasthauses hier so unglücklich, daß der Tos sofort eintrat. Vermischtes. Ein in einer Färberei in der Oede bei Langerfeld beschäftigter 14 jähriger Arbeiter von hier schlug am Mittwoch Nachmittag einen seiner Mit arbeiter Scherzes halber mit einem Strang Garn an den Kopf, worauf der Geschlagene ihn ergriff, aufhob und ihn — ebenfalls aus Scherz — in einen seiner Meinung nach nur nasses Garn enthaltenden Abzugs kessel warf. Unglücklicher Weise war letzterer jedoch zur Hälfte mit kochendem Wasser angesüllt. Auf da schreckliche Jammergeschrei, welches der arme Mensch ausfließ, wurde er zwar sofort auS dem Kessel hervor gezogen, jedoch war er am Unterleib und an den Beinen bereit- so stark verbrüht, daß der hinzugerofene Arzt seinen schleunigen Transport inS hiesig« Kranken-