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ElbtblM md Anzcher. Amtsblatt der Lömgl. Ämtshauptmannschast Großenhain, der Lömgl. Amtsgerichte Riesa und Ztrehla, sowie des Ztadtraths M Riesa. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Für die Redaction verantwortlich: T. Langer in Riesa. 131. Sonnabend, den 8. November 187V. 32. Jahrg. Erscheint in Riesa wöchentlich dreimal: Dienstag, Donnerstag md Sonnabend. — Lbonneinciilspreis vierteljährlich 1 Mark 2s Psg. — Bestellungen nehmen alle Kaiser!. Poftanftalten die Expeditionen in Riesa und Strehla (E. Schön), sowie alle Boten entgegen. — Inserate, welche bei dem ausgcbrciteten Leserkreise eine wirksame Verüsscntlichung finden, erbitten wir uns bis Tags vorher Bormittags tv Uhr. Freiwillige Versteigerung. Erbtheilungshalber soll der zu Riesa in Mitte der Stadt gelegene Gasthof * meistbietend versteigert werden. Derselbe, bisher mit gutem Erfolge bewirthschaftet, enthält geräumige Schanklocalitäten, guten Keller, zahlreiche Fremden zimmer, einen großen Saal, den größten in hiesiger Gegend, mit den nöthigen Nebenräumen, Kegelschub, Stallungen und Wirthschastsräume, und befindet sich im besten Stande. Die Versteigerung findet den LS. November L87S, 11 Uhr Vormittags an unterzeichneter Gerichtsftelle unter den vorher bekannt zu gebenden Bedingungen statt. Königliches Amtsgericht Riesa, am 23. October 1879. — Scheuffler. Bekanntmachung. Im Saale des Gasthofs „zum Kronprinz" hier sollen den L4 November L87S, von Vormittags S Uhr an, die zum Nachlasse des Mechanicus Carl August Barthold hier gehörigen Gegenstände, als: Kleider, Betten, Wäsche, Schränke, Tische, Stühle, Porzellan, eine große Anzahl ausgestopfter Vögel, mehrere photographische Apparate, eine Drehbank mit Schraubendrehstühlen, Handwerkszeug verschiedener Art u. A. m. gegen sofortige Bezahlung versteigert werden, was hierdurch mit Hinweis auf das am hiesigen Gerichtsbrete ausgehängte Verzeichniß bekannt gemacht wird. Königliches Amtsgericht Riesa, am 6. November 1879. Scheuffler. Eidam. Bekanntmachung. Das Königliche Amtsgericht Riesa hat am heutigen Tage auf Grund der Anzeige vom 5. November 1879 auf Fol. 105 im Handelsregister seines Bezirks, die Firma Wolsborn L Mader betreffend, das Ausscheiden des Herrn Xaver Mader verlautbart. Riesa, am 6. November 1879. Königliches Amtsgericht. Scheuffler. Glauch. Bekanntmachung. Die Benutzung der fiskalischen Personenbahnhofsstraße zu Riesa auf dem Trakte zwischen dem vormals Jhle'schen Grundstücke und der Ueberführung des- Gröba-Pausitzer Communicationsweges lediglich zur Durchfahrt wird hiermit untersagt. Die Benutzung dieser Straße ist nur solchem Fuhrwerke gestattet, welches von und nach dem Stationsgebäude zu verkehren hat. Leipzig, den 6. November 1879. Königliches Bezirks-Jngeuieur-Biirean II. Tagesgeschichte. Deutsches Reich. Berlin, 7. November. Se. Majestät der Kaiser begab sich gestern um 3^2 Uhr Nachmittags mit den Prinzen Wilhelm, Kail und, Friedrich Karl von Preußen und dem Prinzen August von Württemberg per Extrazug auf der Lehrter Bahn nach Gardelegen und von dort zu Wagen narb Letzlingen, um daselbst am 7. und 8. d. M. Jagden auf Roth-, Dam- und Schwarzwild abznhalten. Am Sonnabend Abend 6 Uhr 30 Min. trifft der Kaiser von Letzlingen wieder in Berlin ein. Unsere deutsche Armee weiß ihre Todten zu ehren. Durch die Entfaltung ihres ganzen imposanten Glanzes weiß sie der Welt zu dökumentiren, was ihr, was dem Vaterland« der Mann werth gewesen, dem da die letzte Ehre erwiesen wird. Co gewährte am 4. dss. wieder die Todtenfeier für den General der Cavallerie v. Pod- bielski „der Reichshäuptstadt ein großartig ernstes Schauspiel. Die militärischen Dispositionen waren derart getrosten, daß die Infanterie auf der Leipziger Strafte, die Cavallerie auf dem mittleren Fahrvamm des Leipziger Platzes und die Artillerie auf dem nörd lichen Theile im Halbbogen Aufstellung genommen hatte. Vor dem Trauerhause sammelte sich die glän zende Trauer-Versammlung von Militärs aller Grade und Waffengattungen, darunter von Moltke, der Kriegsminister von Kameke, der russische, englische und französische Militärbevollmächtigte, sowie Deputationen aller deutschen Artillerie-Regimenter. Kurz nach io Uhr verkündigten Kommandos der Truppen das Nahen des Kaisers. Derselbe fuhr in geschloffener Stadttutsche vor und trug die Uniform eines Artillerie-Generals, dem Verstorbenen zu Ehren, eine Uniform, in der man den Kaiser sehr selten zu sehen bekommt. Nach der Feierlichkeit am Sarge bewegte sich der Conduct nach dem Hamburger Bahnhofe, wo ein dekorirter Güterwagen den Sarg aufnahm, bei dem bis zum Abgänge des Zuges Artilleristen Wache hielten. Die Beisetzung er folgt in dem Erbbegräbnis der Familie auf dem Gute Talmin bei Karstädt. Die Vereinbarungen zwischen Deutschland und Oesterreich finden in den Abgeordnctenkreisen das größte Interesse und bilden das Hauptthema der politischen Unterhaltungen. Die Neugierde ist begreiflicher Weise sehr groß und der Wunsch, etwas Gewisses zu er fahren, gleichfalls. Dennoch herrscht darüber so ziemlich Einigkeit unter den Abgeordneten, daß der Landtag nicht der Ort ist, um Interpellationen in dieser Frage zu stellen. Es wird denn auch iin Abgeordnetenhaus« zu keiner Anfrage bei der Regierung über diese An gelegenheit kommen. Interessant ist übrigens, was die letzte „Kölnische Zeitung" über das Zustandekommen dieses Bündnisses mittheilt. Sie will wissen, daß von Seiten des russischen Kabinets im Laufe dieses Sommers direkte und förmliche Drohungen an das deutsche Kabinet gelangt sind, welche zu Thaten werden sollten, wenn die deutschen Vertreter in der noch schwebenden orientalischen Frage nicht den russischen Wünschen entsprechend instruirt würden. In Be ziehung auf dieses Treiben russischerseits wird ein ge flügeltes Wort des Fürsten Bismarck mitgetheilt: „Gegenwärtig dem frivolen Treiben der russischen Diplomatie steht die französische Regierung himmel hoch da und erscheint der Krieg von 1870 als ein heiliger Krieg." Der Beginn der handelspolitischen Vorbesprechungen zwischen Deutschland und Oesterreich-Ungarn scheint sich wieder zu verzögern. Ursprünglich war der Termin der Abreise der österreichischen Bevollmächtigten nach Berlin auf den 3. November festgesetzt; dann hieß es, die Abreise werde zwischen dem 7. und 8. d. erfolgen, und jetzt verlautet, sie werde nicht vor Mitte des Monats stattfinden können. Die Ursache der Ver zögerung liegt diesmal in Wien, resp. in Pest, wo man sich über die Grundlagen, beziehentlich über die den Bevollmächtigten zu ertheilenden Verhaltungsmaß regeln noch nicht ganz verständigen konnte. Stettin. In unserm Hafen ist jetzt ein Leben und Treiben, wie wohl seit Langem nicht dagewesen. Die Schifffahrt ist äußerst lebhaft und wer nach Arbeit sucht, der findet sie jetzt gewiß. Der Kartoffel-Export nach England, der wirklich riesige Dimensionen an genommen hat, erfordert viele Hände. Die Hüller Dampfer, die sonst oft in Ballast aus unserem Hafen gehen mußten, finden jetzt in Kartoffeln reichlich Fracht und wird Tag und Nacht an Bord derselben gearbeitet. Großbritannien. In Irland scheinen der englischen Regierung erhebliche Schwierigkeiten zu er wachsen. Die alte dortige Agrarbewegung hat sich noch keineswegs beruhigt, nimmt vielmehr von Tag zu Tag größere Ausdehnung an. Nebeü den Massen meetings, auf welchen offen zur Empörung und zur Losreißung Irlands von Großbritannien aufgefordert wird, geht die geheime Verschwörung her, und man weiß, daß die Bewegung von den Ire» io Nordamerika mit Geld unterstützt wird, daß insbesondere von Boston 50,000 Pfund Sterling zu diesem Zwecke abgesandt find und weitere Sendungen brvorstchen. Am meisten aber fürchten die Engländer die heimkche Rückkehr der alten fenischen Agitatoren in die von den jetzsgen Unruhen ergriffenen Gegenden. Man fürchtet für den