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Beilage zum „Elbeblatt und Anzeiger". 48. SS. Jahr«. Domewtag, dm 27. AM 1882. TageSgeschichle. Deutsches Reich. Der Aufenthalt Kaiser Wilhelm- in Wiesbaden und daS prächtige Wetter der letzten Tage sind dem Monarchen so gut bekommen, daß die leichte Indisposition der jüngsten Zeit wieder völlig geschwunden ist. Der Bundesrath hatte am Montag eine wichtige Sitzung. Er nahm die Tabakmonopolvor lage mit 36 gegen 22 Stimmen an. Unter den Bundesregierungen, die gegen die Vorlage gestimmt haben, befinden sich Sachsen, Bayern, Hessen, Baden, Bremen und Hamburg. — Ferner wurde die Gewerbe ordnungsnovelle mit Zusatzanträgen Bayerns ange nommen, der bayrische Antrag auf Einführung von Arbeitsbüchern für alle Arbeiter wurde dagegen abgelehnt. Obwohl der Reichskanzler bereits am vergangenen Sonnabend in Berlin erwartet wurde, so soll er, wie von unterrichteten Personen erzählt wird, seine Rückkehr wiederum bis zum 1. Mai verschoben haben. Die Eröffnung des Reichstages war einer vom Reichstanzleramte erlassenen Bekanntmachung zufolge zum 27. April Nachmittags 2 Uhr im Sitzungssaal: des Reichstagsgcbäudes anberaumt. Von dem üblichen feierlichen Ceremoniel ist also abgesehen. Ter Reichs tag wird sich übrigens, nachdem er formelle Geschäfte, vor allem die Präsidentenwahl erledigt hat, am Sonn abend (29.) vertagen, um den Parteien Zeit zu lassen, unter sich die Monopolvorlage zu berathen. Der Monopolentwurf soll dem Reichstage gleich bei seiner Eröffnung zugehen. Der Großherzog von Hessen ist mit seiner Tochter, der Prinzessin Viktoria, am Montag nach London ab gereist. Am Sonntag Vormittag hatte der neuernannte preußische Gesandte beim päpstlichen Stuhl, Herr von Schlözer, seine Antrittsaudienz beim Papste, wobei er sein Beglaubigungsschreiben überreichte. Papst Leo sprach seine Freude über die Wiederanknüpfung der diplomatischen Beziehungen aus und ertheilte dem Ge sandten gleich darauf noch eine halbstündige Privat audienz. Nach derselben stattete Herr von Schlözer dem Cardinal-Staatssecretär Jacobini einen Besuch ab. Die Hoffnungen, die in unseren diplomatischen Kreisen auf die Ernennung des Herrn von Giers zum russischen Minister des Auswärtigen gegründet worden sind, scheinen sich leider nicht erfüllen zu sollen. Es liegen Symptome für ein bedrohliches Wachsthum des Jgnatiew'schen Einflusses im Sinne einer Aggressiv politik vor, und man beobachtet an leitender Stelle mit Besorgniß, wie die vielleicht wohlwollenden In tentionen des Herrn v. Giers wirksam und in deutsch feindlicher Absicht durchkreuzt werden. Das„L.T." glaubt zu wissen, und zwar auf Grund bester Informationen, daß die „Krcuzzeitung", indem sie auf die Anlegung von Militär-Proviantmagazinen in den russischen Festungen an unserer Grenze hinweist, keine Diversion aus eigenem Antrieb vornimmt, sondern nur der Auf fassung Ausdruck giebt, wie sie sich maßgebenden Orts gegenüber den russischen Rüstungen mehr und mehr Bahn bricht. Die öffentliche Meinung hat sich in jüngster Zeit daran gewöhnt, unsere Beziehungen zum Petersburger Cabinet als weniger gespannte und als durch die erneute Annäherung des Zaren an den Kaiser Wilhelm gebesserte anzusehen. Vielleicht war das vor übergehend berechtigt; ob es aber heute noch in gleicher Weise der Fall ist, das ist eine Frage, zu deren Be jahung entweder eine gute Dosis Sanguinisinus oder die Unkenntniß von der inzwischen erfolgten Verschiebung der Situation gehört. Schwerin, 21. April. Als Ursache des Theater brandes nimmt man jetzt allgemein eine schadhafte Stelle im Schornstein an, durch welche Funken in die in einer Dachkammer aufbewahrten alten Coulifsen und Leiuwandstücke gefallen sind. Es steht jetzt fest, daß das Feuer auf dem obersten Boden zuerst ausgebrochen ist. Dadurch wurde das wirksame Löschen auch ver hindert, da das Wasser in den Reservoirs auf dem Boden nicht benutzt werden konnte. Theaterdirector Pollini in Hamburg hat das gesammte Chorpersonal für seine Aufführung Wagner'scher Opern in London unter vortheilhaften Bedingungen engagirt. Der Groß herzog hat jedem weiblichen und männlichen Mitgliede des ChoreS 100 M. aus seiner Privatcafse geschenkt. Oesterreich. Die Regierung will von ihrem Beschlüsse der Rekrutenaushebung in den okkupirten Provinzen, deren Anordnung bekanntlich den kostspieligen Aufstand hervorrief, nicht ablassen, sondern dieselbe, sei es auch nur des PrincipS öder der Aufrechter haltung der Autorität wegen, unter allen Umständen durchführen. Wie es scheint, sind die Herzegowiner jedoch trotz der militärischen Besatzung ihres Landes noch ungebrochenen Muthes und entschlossen, sich der Aushebung zu widersetzen. Wenigstens wird gemeldet, daß an den Orten, wo mit der Rekrutirung begonnen werden sollte, der Aufstand von neuem aufgelodert sei und daß die bereits zur Berurlaubung bestimmten Mannschaften rasch Contrcordre erhalten hätten. Man fürchtet augenscheinlich, daß dies üble Beispiel auch die Dalmatiner wieder alarmiren könnte, und hat deshalb auch die Besatzung in der Krivoscie ver stärken lassen. Frankreich. Das Regierungs-Amtsblatt ver öffentlicht bezüglich der Verwaltung Tunesiens Decrete, welche das genannte Land fast völlig zu einer franzö sischen Provinz machen. — In Tripolis sind wieder türkische Truppen angckommen. Vor wenigen Wochen erst ist die Spannung, die zwischen Frankreich und der Türkei wegen der Truppcnansammlung in Tripolis eingetreten waren, durch Deutschlands wohlwollende Vermittelung ausgeglichen worden. Spanien. Der Handelsvertrag mit Frankreich, dessen bevorstehender Abschluß eine Zeitlang den Norden Spaniens in Aufruhr zu setzen drohte, ist ain Sonn abend von der Volksvertretung mit großer Majorität, 237 gegen 59 Stimmen, angenommen worden. Großbritannien. Die berüchtigte „Mond scheinbande" in Irland ist wieder in voller nächtlicher Thätigkeit. Mordangriffe sind nichts Seltenes. Es geht das Gerücht, die Fenier beabsichtigten mehrere Kasernen in die Luft zu sprengen. Dem gegenüber beschwört die „Times" die Regierung, kurzen Proceß mit der irischen Rebellion zu machen. Die Zeit sei erschienen, wo nur noch die schärfsten Maßregeln die gerechtesten seien. Es nütze nichts, von weiteren Heil mitteln zu sprechen, so lange die anarchischen Zustände nicht unterdrückt seien. Forsters Stellung als irischer Staatssecretär wird täglich unhaltbarer. Ein großer Theil der liberalen Partei drängt den Premierminister Gladstone, Forster aufzugeben und die bisherige irische Politik als offenbar zwecklos fallen zu lassen. Rußland. Ob Jgnatiew geht oder bleibt, ist noch eine offene Frage; die Berichte darüber gehen weit auseinander, jedenfalls war aber die durch den Tele graphen weitverbreitete Meldung der Pariser Zeitung „Temps", daß Jgnatiew bereits am Donnerstag sein Entlassungsgesuch eingereicht habe, verfrüht. Zweien Personen, welche bei Ergreifung der Mör der des General Strelnikow besonders thätig waren, sind Orden verliehen und ihnen zudem noch eine Geld belohnung von 300 Rubel zu Theil geworden. Serbien. Der serbische Unterrichtsminister hat einer Anzahl von Zöglingen, die von Staatswegen auf auswärtige Hochschulen geschickt waren, die Staats- Unterstützung entzogen. Es heißt in der Begründung, das Land bedürfe wohl wissenschaftlicher Kräfte, aber keiner Agitatoren, die auf eigene Faust mit redseligen Generalen Bündnisse schließen! Türkei. Seit dem letzten russisch-türkischen Kriege stehen bei der Pforte die Reformen für Kleinasien auf der Tagesordnung. In einem Zeitraum von fünf Jahren ist man jetzt endlich so weit gediehen, eine Kommission zur Einführung dieser Reformen einzusetzen und den früheren Statthalter des Archipels, Said Pascha, mit dem Vorsitz in derseben zu betrauen. Nach weiteren fünf Jahren werden sich die Dinge wohl hinreichend entwickelt haben, um die Nothwendigkeit einer andern Kommission darzuthun, die gewiß in spätestens zehn Jahren ernannt sein wird. Man darf sich nur die Zeit nicht lang werden lassen! Griechenland. Die Deputirtenkammer sprach ein Tadelsvotum gegen das zurückgetretene Ministerium Kommunduros aus wegen des von diesem mit der Türkei abgeschlossenen Grenzberichtigungsver trages. Die Griechen sollten doch zufrieden sein, daß sie ohne Schwertstreich in den Besitz der neuen Pro vinzen gekommen sind und die Ersparnisse an Blut und Geld haben sie doch gerade dem jetzt getadelten Kabinet zu danken. Afrika. Recht übel sieht -es in Aegypten aus. In Paris trafen darüber äyßerst beunruhigende Nach richten ein, welche den sofortigen Zusammentritt des Ministerrathes veranlaßten. Was derselbe beschlossen hat, wurde einstweilen noch geheim gehalten. Die Unordnung in Aegypten soll jedoch nur das politische Gebiet ergriffen haben; die oberen Militärs drücken auf den von ihnen in den Sattel gehobenen Minister Arabi Bei. Es soll nicht unwahrscheinlich sein/daß England und Frankreich eine militärische Einmischung der Pforte in die ägyptischen Verhältnisse zuläßt. Der Vizekönig Tewfik Pascha ist den Umtrieben gegenüber völlig machtlos. Mittheilungeu über Obst- und Gartenbau. Vom LandeS-Obftbau-Berein. WieköttnenungünstigeBodenartenfürdeu Obstbau vortheilhaft verbessert werde»? Beim Pflanzen eines Obstbaumes müssen wir zu nächst den Erfahrungssatz festhalten, daß jede Obstart, wie sie auch heiße, mehr oder weniger einen von Natur kräftigen, an mineralischen Nährstoffen reichen, nicht aber durch künstliche Düngung mit organischen Stoffen übersättigten Boden zu ihrem vollkommenen Gedeihen voraussetzt. Ein sandiger Lehm-, Thon- oder Mergelboden entspricht diesen Bedingungen am besten, indem er einerseits an den dem Obstbaume zuträg lichen Substanzen reich genug, andererseits aber auch durch das Vorhandensein von Sand nicht so bindig oder streng ist, daß er den Wurzeln die nolhwendige Einwirkung der atmosphärischen Luft entziehen oder sie durch zu großen Feuchtigkeitsgehalt beeinträchtigen könnte. Nicht immer jedoch steht uns eine so günstige Zusammensetzung des Bodens beim Pflanzen von Obst bäumen zur Verfügung, und wollen wir deshalb hier drei Bodenarten besprechen, welche uns am häufigsten hinderlich entgegentreten. Diese sind der reine Thon boden, der steinige Kalk- und der nahrungslose Sand boden. Der reine Thonboden ist dem Obstbaume geradezu schädlich deshalb, weil er mehr wie jeder andere schwere Boden dieeinmalaufgenommeneNässefesthältundhieldurch auch zu kalt wird. Kälte und Nässe schaden aber dem Obstbaume und rufen Fäulniß der Wurzeln, Krebs und andere gefährliche Krankheiten hervor. Bei an haltender Hitze und austrocknenden Winden trocknet der Thonboden infolge seiner zu großen Bindigkeit nur ungleichmäßig ab, hierdurch entstehen Riffe, welche häufig die nahe an der Oberfläche liegenden zarten Saugwurzeln zerreißen; endlich aber verhindert der Thonboden auch die nothwendige Einwirkung der atmo sphärischen Luft auf die Wurzeln und somit die günstige Entwickelung dieser selbst. Es ist deshalb nothwendig, in einem solchen Boden nur Frühjahrspslanzung anzuwenden, indem durch das bedeutende Absorptionsvermögen desselben übermäßige Feuchtigkeit während des Winters ausgenommen, hier durch zu große Kälte erzeugt und durch diese das Erfrieren der Wurzeln bei Herbstpflanzung, wie durch jene das Faulen derselben verursacht wird; die Pflanz gruben jedoch müssen schon zeitig im Herbst und zwar mindestens 1 nr. tief und weit ausgeworfen weiden. Die neben der Grube aufgeworfene Erde wird durch die Winterfeuchtigkeit, den Frost und die Luft ihrer Bindigkeit zum Theil beraubt und hierdurch schon weniger nachtheilig; doch ist es gut, oft sogar noth wendig, einen solchen Boden durch Zusatz von Sand und Kalk zu verbessern, wodurch er dann, wenn nicht auch der Untergrund ganz undurchlässig ist, sich für unfern Zweck vortrefflich eignet. Während feuchte Kalk- und Keuperböden dem Obst bau im Allgemeinen sehr dienlich sind, werden sie da, wo sie in Folge eines zu stark durchlassenden Unter grundes die Feucbtigkeit sofort wieder verlieren, mit unter so steril, daß auf ihnen nicht einmal eine kümmer liche Grasvegetation sich Lauernd erhalten, geschweige denn ein Obstbaum genügend Nahrung finden kann. Ist nun ein solcher Boden, wie dies sehr häufig vor kommt, auch noch sehr steinig, so sind vor Allem beim Auswerfen von Pflanzgruben diese Steine, da sie das Eindringen der Wurzeln zur Seite und in die Tiefe verhindern, sorgfältig zu beseitigen, die Gruben so tief wie nur irgend möglich auszuwerfen und die vorhan dene Erde durch einen starken Zusatz von Thon zu ver bessern, wodurch sie bindiger wird, die Feuchtigkeit länger hält und auch einen genügenden Vorrath an mineralischen Nährstoffen in sich aufnimmt. Aehnlich wie beim Kalkboden verhält es sich auch beim Sand; doch finden wir häufig unter einem nahrungslosen Sandboden einen Lehmuntergrund und in diesem ein passendes Mittel, durch tiefes Rigolen den Sandboden ohne großen Kostenaufwand genügend zu melioriren. Wo jedoch ebenfalls sehr durchlässiger Untergrund alle Feuchtigkeit absorbirt, müssen wir wie derum durch Beimischung von Thon dein Boden den nothwendigen Gehalt an Nährstoffen verschaffen. In sehr nassen Lagen empfiehlt sich bei schweren und wenig durchlassenden Bodenarten auch die Hügel pflanzung , welche in der Weise ausgefllhrt wird, daß