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— Sachen hat auffallend wenig hochbetagte Leute. Die meisten alten finden sich da, wo die ackerbau treibende Bevölkerung stark überwiegt. Ungünstiger als Sachsen steht in Europa nur noch England da; noch niedrigere Ziffern haben die englischen Colonien und die Bereinigten Staaten (auf 1000 Bewohner komme» über 40 Jahre alte in Frankreich 350, in Sachse» 243, in England 241, in de» Bereinigten Staate« 210, in den englischen Colonien 203). Je höher die Altersklasse, desto stärker wird dieser Gegensatz, vom 70. Jahre ab ist selbst die englrsche Ziffer günstiger als die sächsische, vom 80. Jahre ab tritt die sächsische Zahl auch noch hinter diejenige der vorgenannten außer europäischen Staaten zurück , und wird damit die un günstigste der Welt. Frankreich hat Bewohner, die 80 bis 90 Jahre alt sind, fast viermal mehr, Be wohner, die über 90 Jahre alt sind, fast zehnmal mehr als Sachsen, selbstverständlich relativ, denn es stände» unter 1000 Bewohnern im Alter von 80—90 Jahren in Frankreich 9,6, in Sachsen 3,0, im Alter von mehr als 90 Jahren aber in Frankreich 0,7, in Sachsen dagegen nur 0,08! — Vom Laadtag. Die Zweite Kammer verwies in ihrer Sitzung am Mittwoch den Bericht über die Verwaltung und Vermehrung der königl. Sammlungen für Kunst und Wissenschaft in den Jahren 1886/87 an die Rechenschafts-Deputation und ging sodann zu der allgemeinen Vorberathung zweier von den sozial demokratischen Abgeordneten, Bebel und Genossen, ein gebrachten Anträge über. Der erste derselben bezweckte in der Hauptsache eine Ab schaffung des Schulgeldes in den Volksschulen und wurde von dem Avg. Beyer begründet, wogegen die Abg,. v. Lrebra- Lindcnsu, Viccprüsident Georgi und Starke zum Theil schwer wiegende Bedenken gegen denselben erhoben. Den zweiten An trag, welck-er die Einkominensklassen bis 60V Mark von der Einkommensteuer befreien, dafür aber die Massen von 20 000 dis 60 000 M. Jahreseinkommen mit 3'/,, diejenigen von bo iivo bis roo vuv M. mit 4 und diejenigen über 200 000 M. mit 5 Procent zur Einkommensteuer hcranziehcn will, ver trat der Abg. Stolle-Gesa» mit den« besonderen Hinweise da raus, daff das Verlangen, wonach dem untersten Einkommen — bis zu 600 Mark — Freiheit von der Steuer zu Theil werde, nur den Anforderungen des «erechtigkeüssinns und der Humanität entspreche. In der hierauffolgendcn Debatte er- boben die Abgg. Höhnet, Georgi, Streit, Fritzsche und Dr. Mehnert Einwendungen gegen verschiedene Einzelheiten des An- rrages, währen» -er Abg. Liebknecht sich für denselben erklärte. Das Wort ergriff alsdann der RegierungScomnnssar Geh. Rath Meusel, welcher in der Hauptsache die Erklärung abgab, daß die Regierung die Nothwendigkcit einer stärkeren Heranziehung -er höheren kinkommcnklaffen nicht anerkennen könne und auch eine Befreiung der untersten Klaffen nicht für dringlich halte, sich aber einer eingehenden Prüfung der Frage, ob und welche Steuererleichterungen angezcigt seien, nicht entziehen werde. Beide Anträge wurden schließlich der Finanzdepulation über wiesen. Aus die crftgedachtc Behandlung des Berichts über die Verwaltung der königl. Sammlungen zuruckgreffend, so ist noch zu bemerken, daß von dem Abg. Echläert die Frage ge stellt wurde, ob betreffs des in der königl. Bildergalerie er folgten Diebstahls Aussicht zur Wiedererlangung des gestohlenen Bildes vorhanden sei. Minister Dr. v. Gerber bemerkte, baff Liese Diebstahls-Angelegenheit noch nicht vollkommen aufgehellt sei. Der Dieb habe jedenfalls sein Unternehmen längere Zeit vorbereitet. Alles sei geschehen, um des Diebes und des Bildes wieder habhaft zu werden, und sei die Hoffnung aus Wieder erlangung des Li"des auch nicht aufgcgeben. Um einer Wiederkehr derartiger Diebstahlssälle vorzubeugen, habe man die umfassendsten EichcrungSvorkehrungen getroffen. — Dem Landtage ist ein königl. Dekret, die Er bauung mehrerer Eisenbahnen betreffend, zugegangen. Dasselbe schließt mit dem Anträge, die Ständeversammlung wolle 1) mit Herstellung a. einer normalspurigen Eisenbahn von Bahnhof Gera-Pforten nach Wolfsge- sährt, d. einer noimalspmizen Eisenbahn von Falken stein nach Muldenberg, c. einer schmalspurigen Eisenbahn von Taubcuheim über Beiersdorf nach Dürrhennersdorf, ä. einer schmalspurigen Eisenbahn von Hohensichte nach Eppendorf, 6. einer schmalspurigen Eisenbahn von Oschatz nach Strehla, k. einer schmalspurigen Eisenbahn von Wolkenstein durch daß Preßnitzthal und nach Jöhstadt daS Einverständniß erklären, 2) der Staatsrcgierung für die Ausführung der vorgenannten Bahnen und der dabei für erforderlich zu erachtenden Anschlußgeleise, soweit dar sächsische Staatsgebiet be troffen wird, da« Expropriationsbefugniß ertherlen und 3) die zur Herstellung der fämmtlichen vorgcdachten Eisenbahnen erforderlichen Summen, und zwar: zu a. 1166 000 Mk., zu d. 1 822 000 Mk., zu c. 1277000 Mk., zu ä. 960000 Mk., zu 6. 950 000 Mk., zu k. 2 625 000 Mk. bewilligen. Döbeln, 27. November. Nach einer Bekannt machung der Lei Wallung der Anstalt Hochweitzschen bei Klosterbuch hat sich am 25. b. M. ein dort Ver pflegter im Alter von 50 Jahren und von mittlerer Statur aus der Anstalt entfernt. Die Verwaltung, gezeichnet von Germar, bittet etwaige Wahrnehmungen, welche zur Wiedererlangung des Kranken führen können, unverzüglich zur Kenntniß derselben brrngen zu «olleu. * Dresden, 28. November. Eine hohe und seltene Auszeichnung durch den deutschen Kaiser ist, wie erst jetzt bekannt wird, Sr. Exz. dem Herrn Staats- und KriegSminifier General der Cavallerie Grafen Fabrice »ach den großen Herbstübungen deS K. S. (XII.) Armeecarp« im September zu Theil geworden. Se. Maj. Kaiser Wilhelm II. hat den um Sachsen und da« Reich hoch»erdie»ten General und Staatsmann, welcher sich drreitS im Besitze der höchsten preußischen Orden befindet, durch das Geschenk seiner Büste in Marmor ausgezeichnet. Dieselbe ist bereit« vor längerer Zeit hier «ingctroffe» und hat ihren Ehrenplatz in demselben Zrmmer gefunden, welches auch durch die Marmmbüste deS KaisecS Wilhelm I., ein Geschenk deS verewigten Monarchen nach den großen Herbstübungen in Sachsen 1882, sowie durch jenen großen silbernen Ehrenschrtd, ein Meisterwerk moderner Modellir- und Crstlutuost, geschmückt ist, den die Offiziere des K. S. XII. Nrmeccorps zusammen mit jenem seitdem vom Grafen Fabrice getragenen Ehrensäbel darbrachten, als der General am 1. Juli 1884 sein 50 jähriges Dienstjubiläum feierte. In zwei Jahren wird Sachsens Kciegsmiaister dieses sein hohes Amt volle 25 Jahre beklerbet haben; er erhielt das Portefeuille als solcher nach dem Rücktritte seines Vorgängers, des Generals v. Rabenhorst, am 21. Octob.r 1866 zu Karlsbad, wohin er dem Könige Johann die Vereinbarung wegen des Friedensschlusses mit Preußen gebracht hotte. Ein eigenthümlicher Zufall ist es, daß auch das Cavallcrie- Regiment, in welchem Graf Fabrice zuerst die Offi- ziersepauletten trug, das heutige 2. Husaren-Rgiment Nr. 19 im Jahre 1891 ein Jubiläum begehen wird und zwar di« 100jährige Feier seiner Errichtung, welche a« 30. Juli 1791 durch allerhöchste Cabinets- ordre von Pillnitz aus befahlen wurde. Dresden. Di« Schloßstraße mit ihrer bevor zugten Geschäftslage ist abermals um ein glänzendes Verku»f«lokal reicher geworden und zwar in dem ersten Oberstock des große» Hauses, welches — in der Richtung vom Altmarkt her — die Ecke der Ros- mariigasse bildet. Hier hatte Hr. Friedrich Pacht mann bekanntlich bereits im Frühling 1884 ein Bronze- und Leberwaarenmngazin errichtet, daß in allerer Bedarfs- und Luxusartikeln stets eine reiche Auswahl bot; allein da Dresden alljährlich mehr das Gepräge einer angehende» Weltstadt anuimmt und Hr. Pachtman» als jederzeit rühriger Geschäftsmann unternehmend vorwärts strebt, so beschloß er, die seit her innegehadteu Räume und Waacenlager durch Hm- zunshme der ersten Etage um das Fünffache zu ver größern und ließ behufs dessen vom Hintergründe des seitherigen Ladens aus das massive Kreuzgewölbe des Erdgeschosses durchbrechen und eine stattlich breite und bequem« Treppe aus Eichenholz hinauf nach dem Oberstock «»legen. Dieser Bau bot, da gerade an der Durchbruchstrllc wichtige Träger des ganzen großen Gebäudes sich befanden, nicht geringe Schwierigkeiten, doch wurde» letztere von Hrn. Baumeister Thürne glücklich gelöst und Hr. Pachtmann verfügt nunmehr über ein neues prächtiges Verkaufslokal, das 9 große Schaufenster zählt, von denen die beiden, nach der Schloß straße und Rvsmaringaffe herauSgehenden Erkerfenster allein 16 hin groß sind, während die Bodenfläche des Maeazins nahezu 180 Hm einnimmt. I» diesem stattlichen Raum finden wrr so viele und mannigfache Geräthe und Schwucksachen aller Art, daß man das ganze Magazin getrost als eine Ausstellung kunstge werblicher Gegenstände bezeichnen könnte. Zittau, 25. November. Der gesündeste Ort der ganzen Zittauer Gegend, wahrscheinlich aber auch unseres gesammtcn Vaterlandes, dürfte unstreiüz unser Nachbardörfchen Lückendorf sein. In einer Höhe von durchschnittlich 500 Meter, dicht an der böhmischen Grenze, rechts der Gablerstraße gelegen, ist diese Ge meinde so glücklich, in dem soeben zu Ende gegangenen Kirchenjahr keinen Todesfall verzeichnen zu müssen. Mittweida. Die hiesigenOrdnungsparteien haben abermals einen glänzenden Sieg über die Social demokratie errungen. Die Stadtverordnetenwahlen, an denen von 1026 eingeschriebenen Bürgern genau 800 Theil genommen haben, haben daS Ergebniß gehabt, daß sämmtliche von dem Vereine der Ordnungs parteien aufgestellten Stadtverordneten mit sehr großer Stimmmehrheit gewählt worden sind. Durch diesen Sieg sind die letzten Socialdemokraten aus dem Stadt- verorduetenkollegium, das sie noch vor vier Jahren vollkommen beherrschten, verdrängt worden. Oed« ran, 26. November. Unsere neue Hoch- druckwafferleitung ist gestern, al« zum Theil fertig, ge prüft worden und hat diese Piobe glänzend bestanden. Am Vormittag begaben sich die Mehrzahl der Mit glieder beider städtischen Lollegien unter Führung zweier Ingenieure der den Bau ausführenden König»«- Marienhütte nach der Walbleitung und nahmen de» zesammten Bau in Augenschein. A« Schluffe dieser Besichtigung wurde der Hauptbehälter der Leitung durch den Vertreter der Hütte und einen Vertreter der Firma Dickerhoff u. Widmann in Biebrich a. Rh., welche de» Behälter hergestellt hat, dem Stadtrath übergebe». Die hierauf Mittags '/,1 Uhr stattgefundene Probe fiel zur größten Zufriedenheit sowohl der Behörde al« der zahlreich erschienenen Bürgerschaft auS. Die frei willige Feuerwehr, welche in voller Ausrüstung am Platze war, führte die Spritzproben nach den An ordnungen eines der Ingenieure auS. Die Quellen stuben im Walde zeigten gestern, nachdem eS mehrere Wochen nicht geregnet hat »nd daS Erdreich hart ge- fcoren ist, reichen Waffe,stand bei durchgängig 5 Grad Wärme desselben, »ährend im Behälter 6 Grad ge messen wurden. Der Druck der Hydranten wurde auf 5*/z Atmosphären festgestellt, welcher trotz der vermehrte« angeschraubten Schläuche (bis 6) nur ganz wenig differirte. Plauen, 26. November. Durch die in letzter Zeit so bedeutend in die Höhe gegangenen Kohlenpreise soll eS manchem Industriellen schwer werden, seine Er zeugnisse für den alten Preis weiter zu liefern. Dem zufolge macht sich jetzt eine große Nachfrage nach guten Wasserkräften geltend, welche somit bedeutend an Werth gewonnen haben. Da sich nun derartige An lagen nicht an jedem beliebigen Orte wie Dampfan lagen anlegcn lassen, so sind in neuerer Zeit viele Mühlen in anderen Besitz übergegangen zu Anlage anderer Geschäftszweige. Es scheint, als sollte da« Klappern der Mühlen in den stillen Thälern mit der Zeit ganz aufhören. Davon, daß au unserer Elster noch sehr gute Wasserkraft vorhanden ist, kann man sich an der Barthmühle bei Jockcta überzeugen, wo die jetzigen Besitzer ihre Pappenfabrik um mehr als das Doppelte vergrößert haben. Wie man hört, ist jetzt auch die Franzmühle bei Elsterberg von einer großen Webereifnma in Greiz angekauft worden, um die Wasserkraft zum Betriebe einer neu zu erbauenden Weberei auszuvutzen. Plauen, i. B. Das umlaufende Gerücht, unser bisheriger bewährte Reichstagsabgeordnete Herr Ober staatsanwalt Dr. Hartmann habe auf eine Wiederauf stellung bei der bevorstehenden ReichstagSwahl Verzicht geleistet, wird leider als Thatsache bestätigt. Glauchau. Ter hier geborene, am 25. Juni 1889 in Dresden verstorbene Rentier Louis Richard Götze hat der Stadtgemeinde Glauchau testamentarisch 30000 M. ausgesetzt mit der Bestimmung, daß die selben als „Götze-Stiftung" verwaltet und die Zinsen davon zur Unterstützung hiesiger Armer, unter Bevor zugung verschämter Armer, verwendet werden. Vermischtes. Die Barke „Germania", von Stettin nach New-Uork mit leeren Fässern und Hadern unterwegs, ist gestern bei Longbranch gescheitert. Der Kapitän und 8 Matrosen sind ertrunken, der 1. Steuermann und 4 Leute von der Mannschaft kamen auf leeren Fässern ans Land. Ein Geschäftsmann in Glogau erkrankte dieser Tage unter den Anzeichen einer Arsenikver giftung. Durch die vom Arzt angestellten Nach forschungen ergab sich, daß der mit Arsenik behandelte Balg eines ausgcfiopften Fischadlers, der auf dem vielbesutzten Schreibtisch des Kaufmannes als Jagd beute stand, die Quelle der Arsenikvergiftnng gewesen war. Marktberichte. Chemnitz, 27. November. Pro 56 Kilo Welzen russische Korten M. >0,25 bis 10,50, sächsischer gelb und weiß Ml. 0,40 bis 9 90. Roggen preußischer M. 9,25 bis 9,40, sächsischer M. 8 7z bis 8.90, russischer M. 8,80 bis S,—. Braugerste M. 8,75 bis lv 7z. Futtergcrstc M. 6,50 bis 6,75. Hafer, sächsischer, alter M. 7,75 bis 8,—. Koch-Erbsen M. 9,— bis 10,—. Mahl- und Fnttcr-Erbscn M. 8,25 bis 8,50. Heu M. 3,30 bis 4,20. Stroh M. 3,- dis 4,—. Kartoffeln M. 2,50 brs 2,70. 1 Kilo Butter M. 2 20 bis 2,80. Leipzig, 28. November. Productenbörse. Weizen loco Mk. >92—195, fremder Mk. 210—215, ruhig. Roggen loco Mk. 180—183, fest. Spiritus loco Mk. —, 70er 31,90, 50er 51,20, nominell. Rüböl loco Mk. «8, unverändert. Kirchen»mchrichten vor« Gröba. Dom. 1. Advent zum Beginn deS neuen Küchen jahrs früh */,9 heil. Beichte, 9 Uhr Predigt. Nach« 1 Uhr Missionsstunde. Abends 8 Uhr JünglingS- verei». Die nächste Rr. d. Bl. erscheint L««i1v erbitten wir uns Inserate für dieselbe vis Lxpsttilion.