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EUMall und Anzeiger. AwtsblatL der Kiinigl. AuitS-ariptmaimschM Großenhain, des KSnigl. Amtsgerichts nvd des StadttathS zu Ms». Druck und Verlag von langer L Winrerlrch in Riesa. — Für die Redaction verantwortlich : T. Langer in Riesa. 231. Sonucibend, den 30. November 1889. 42. Hshrg - — , s—-SS——————SSs—!SS^ Erscheint in Riesa wöchentlich viermal: Dten-tag, Donnerstag, Sonnabend und Eionntag. — Abonnemenspreis vicrteljübrlich 1 Mark 2b Psg. — Bestellungen nehmen alle «aiserl. P-fierfeli. , Pofibeken. die (»rpebinoncii in Niesa und Strehla (E. Schön), sowie alle Boten entgegen. — Inserate, welche bei -em auSgcbrciteten Leserkreise eine wirksame Berössent- lichung finden, erbitten wir uns bis Montag, rcsp. Mittwoch, itreirag oder Sonnabend Vormittag« S Ubr. Jnsertion-vrei» -ie dreigespaltene EorvuSzeile oder deren Raum 10 Psg. Für das Jahr 1890 sind die H rren: 1. Rentier Hörig in Riesa, 2. Rittergutspackler Schaffer in Jahnishausen, 3. Gutsbesitzer Döhler IN Heyda, 4. Gcmcir.devorstand Bennewitz in Zeithain, 5. Rittergutsbesitzer Rohderg in Grödcl, 6. Mühlenbesitzer Humbsch in Oelsitz, 7. Gemeindevorstano Eckelmann in Pausitz, 8. Gutsbesitzer Clanff in Forberge, 9. Gutsbesitzer Adolph Kaul in Röderau als Sachverständige sür die Schätzung der Entschädigungen, welche für die wegen Seuchen getvdteten Thiere zu gewähren sind (Rcichsgesetz über die Ab wehr und Unterdrückung der Viehseuchen vom 23. Juni 1880), gewählt worden, was hierdurch bekannt gemacht wird. Großenhain, am 25. November 1889. Die Königliche Amtshauptmannschaft. T. 2739. i. P.: von Gruben. B. Konkursverfahren. Die zur Konkursmasse des Rittergutsbesitzers Thum auf Noda gehörigen Grundstücken sind mit Inventar als Gesammtsache um 100000 M. heute ver kauft worden; hierzu ist die Genehmigung einer Gläubigerversammlung — deren Berufung vom Konkursverwalter bei Gericht heute beantragt worden ist — erforderlich; bis zur Beschlußfassung durch jene Gläubigerversammlung werden Kaufprcis-Mehrgebote auf die Gesammtsache vom Konkursverwalter angenommen. Bon den durch die Auktions-Bekanntmachung des Konkursverwalters v. 20. d. M. zur Versteigerung angegebenen Gegenständen gelangen, und zwar erst nächste Mittwoch, den 4. Dezember 188S von Vormittags 1v Uhr an auf Rittergut Roda nur 2 Pferde, 2 Fohlen (2jährig), 1 fettes Schwein, 4 Kutschwagen, 2 Kutsch geschirre, 1 Rennschlitten und mehreres Haus- und Wirthschaftsgerälhe zur Versteigerung. Großenhain, am 27. November 1889. Der Konkursverwalter: Bräu e r. Kirchenvorstandswahl. Ende dieses Jahres scheiden aus dem Kirchenvorstande aus die Herren Otto, Hensel und Gautzsch in Gröba, Jagsch in Bobersen, Thomas in Pochra, ferner ist für den Heimgegangenen Herrn Pruntsch in Bobersen eine N uwahl vorzunchmen, es sind demnach für Gröba 3, für Boberfen s, für Pochra 1 Kirchenvorsteher zu wählen. Die Ausscheidenden sind sofort wieder wählbar. „Stimmberechtigt sind alle selbständigen Hausväter, welche das 25. Lebensjahr erfüllt haben und nicht durch Verachtung des Wortes Gottes oder unehrbaren Lebenswandel öffentliches Aergerniß geben." „Wählbar sind alle stimmberechtigten Gemeindeglieder,die das 3O.Lebens- jahr vollendet haben, doch haben die Wähler ihr Augenmerk auf Männer von gutem Rufe, bewährtem christlichen Sinne, kirchlicher Einsicht und Erfahrung zu richten." Die Wähler werden aufgefordert, sich persönlich oder schriftlich bis zum s. Dezember Abends 6 Uhr bei dem Pfarramte oder bei den Herren Gemeindevorständen von Gröba, Bobersen und Pochra anzumelden. Ohne vorherige Anmeldung ist eine Zulassung zur Wahl nicht gestattet. Die Wahl findet am 3. Advent, Sonntag, den 15. December, Vorm. 11—12 Uhr in der Sacristei der Kirche statt. Die Wöhler haben die Stimm zettel persönlich abzugeben. Gröba, den 28. November 1889. Der Kirchenvorstand. l?. Werner. Tagest; eschichte. Im vorigen Jahre stellte nach Publikation der Rechnungs-Ergebnisse der Berufsgenossenschaften für das Jahr 1887 die Opposition die Behauptung auf und suchte sie mit Zähigkeit aufrecht zu erhalten, daß trotz Einführung der Unfallversicherung und der damit verbundene» Unfallverhütung die Maßregeln, welche in unseren Fabriken zum Schutze von Leben und Gesund heit der Arbeiter getrosten seien, sich verschlechtert hätten. Die Behauptung wurde dabei auf Zahlen gestützt, welche die berufsgenossenschaftlichen Ergebnisse sür die Jahre 1886 und 1887 über die Häufigkeit der vorgekemmenen Unfälle, sowie die Folgen der Letzteren gebracht hatten. Namentlich ein Vergleich zwischen den Folgen der Unfälle von 188S und 1887 mußte als Beweis für diese Behauptung herhalten. Und es war nicht zu leugnen, daß im Jahre 1887 die in ihren Folgen schwereren Unfälle gegen die von 1886 bedeutend zugenommen hatten. Während im letzteren Jahre 2422 Unfälle den Tod und 5328 eine dauernde Erwerbsunfähigkeit nach sich gezogen, war im Jahre 1887 die erstere Kategorie auf 2956 die letztere auf 10,953 gestiegen. Jedem mit den betreffenden Verhältnissen Vertrauten war es indessen klar, daß die Zahlen einzelner Jahre für einen solchen Vergleich eine viel zu schwache Unterlage bieten. Größer« Unglücksfälle und andere Zufälligkeiten können die Anzahl der Unfälle eines Jahres gegen diejenigen eines anderen in die Höhe schnellen lassen, ohne daß die- in irgend welchem Zusammenhänge mit der Be schaffenheit der Schutzmaßnahmen in den Fabriken zu sammenhinge. Es wurde hierauf auch mehrfach hinge wiesen, indessen die Opposition bestand auf ihren Zahlen und hielt an ihrem nur zu oft mißbrauchten Grund satz fest, daß „Zahlen beweisen". Nunmehr liegen auch die betreffenden Zahlen für 1888 vor, aber trotzdem die oppositionellen Federn sonst eine große Geschäftigkeit an den Tag gelegt hatten, die berufsgenossenschaftlichen Rechnungsergebnisse einer Besprechung zu unterziehen, einen Vergleich zwischen 1888 und 1887 haben sie bisher in der fraglichen Angelegenheit nicht gezogen. Diesmal hat sich aber auch das Verhältnis) ganz anders gestaltet. Während von den Unfällen des Jahres 1887 18,5 Proz. den Tod, 68,6 Proz. dauernde Erwerbs unfähigkeit und 12,9 Proz. vorübergehende Erwerbs unfähigkeit zur Folge hatten, stellten sich dieselben Prozentsätze für 1888 auf 15,7 Proz., 64,6 Proz. und 19,7 Proz. Man sicht also, daß gerade die schwereren Unfälle abgenommen haben, während die leichteren eine Zunahme erfuhren, dabei kamen auf je 1000 versicherte Personen im Jahre 1888 an cnt- schädigungsber-chtigten Verletzten 4,35, während 1887 dieselbe Zahl 4,14 betrug. Die Häufigkeit der Unfälle ist also fast constant geblieben. Nun sind wir weit davon entfernt, dies Ergebniß als einen Beweis sür eine en einem Jahre eingstretene Besserung der Fabrik maßnahmen zum Schutze von Leben und Gesundheit der Arbeiter anznsehen, die Opposition müßte es jedoch in Konsequenz ihrer früher geäußerten Anschauung thun. Selbstverständlich unterläßt sie es jetzt, einen Vergleich zwischen 1888 und 1887 onzustellen, wie sie ihn zwischen 1887 und 1886 gezogen. Diese Unterlassung indessen «ie das tatsächliche Ergebniß der Jahre 1887 und 1888 bezüglich der Schwere der vorgekommenen Unfälle sollten jedem Unbefangenen zeigen, daß die Zahlen, welche die Opposition sür ihre Behauptungen ins Feld führt, stets einer sorgfältigen Prüfung bedürfen, ehe ihnen Glauben geschenkt werden kann. Deutsches Reich. Gerüchtweise verlautet, daß General von Schweinitz, der deutsche Botschafter am Hofe des Zaren, in Friedrichsruh war, um mit Fürst Bismarck die Verlobung des russischen Thron folgers mit der Prinzessin Margarte zu besprechen. Ein „gutunterrichteter" Berichterstatter der „Pall Mall Gazette" in Rom meldet, daß die amtlichen Beziehungen zwischen Deutschland und dem päpstlichen Stuhl nicht gerade abgebrochen sind, daß alle gegen seitigen Mittheilungen aber aufgehört haben und die äußerste Kälte waltet. Ein Kompromiß über das 'Sozialistengesetz mit den Nationalliberalen ist nach dem „Reichsboten" auf der Grundlage zu erwarten, daß dem Gesetze eine Dauer bis zum Ende des Jahrhunderts und dem Paragraphen mit der Ausweisungs-Befugniß eine zwei- bis dreijährige verliehen wird. Die Vertagung des Reichstages tritt am 14. December ein; die Verhandlungen beginnen dann wieder am 8. Januar. Es ist nicht anzunehmen, daß die zweite Lesung des Reichshaushaltsetats noch vor dem 14. December erledigt werden kann. Ja, es ist sogar zweifelhaft geworden, ob die zweite Lesung des Socialrstengesetzes noch vor Weihnachten zu erledigen sein wird. Das Bankgesetz soll in jedem Falle noch vor den Ferien zum Abschluß gebracht werden. Die Freigebigkeit unseres Kaisers anläßlich seines Besuches in Konstantinopel wissen dortige Blätter, wie man den „M. N. N." schreibt, gar nicht genug zu rühmen. Für Kaiser Wilhelm und sein Gefolge war ein Kredit von 300000 Mark bei der Ottomanischen Bank eröffnet, für Graf Bismarck außerdem noch einer . von 30000 Mark. Der Kaiser hat 40000 Mark Trinkgeld spendirt an die Dienerschaft des Sultans. ! Für die Armen der Stadt schenkte er 10000 Mk. Der neue Reichsetat beansprucht 46622 500 Mk. zur Verzinsung der Reichsschuld. Zu deren Deckung sind dre Erträgnisse der „werbenden Verwaltungen" des Reiches mehr als ausreichend. Zu diesen gehören: Reichspost mit 32 719 226 Mk., Reichsdiuckerei mit 1175880 Mk., Reichsersenbahn mit 20003000 Mk., Reichsbank mit 1383000 Mk. Die Werthe, welche der Reichsschuld gegenüberstehen, sind: Gebäude unv das bedeutende Material der Reichspost und der anderen Verwaltungen, insbesondere des Heeres und der Marine, ferner etwa 700 Millionen Werth der Reichseisenbahnen. Der deutsche Fischereiverein und di« deutsche land- wirthschaftliche Gesellschaft werden demnächst in eine gemeinsame Berathung über die Wasserrechtsgesetz- gebung treten, um eventuell Abänderungswünsche zum Entwurs des bürgerlichen Gesetzbuchs auf diesem Gebiete zu formuliren. Die beiden genannten Vereine haben s sich damit einverstanden erklärt, daß an diesen Be-