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Di« in PMltz hMmMhrVk^chtiM vedeMche Dtenfimaad Iohv » « e Srtedertcke Härtel, treibt sich gegenwärtig in der Umgegend von Riesa bettelnd umher und ist deshalb deren Unterbringung in da« SHirtt-Annen-au» zu Strehla bean tragt worden. E« werden daher all« Polizeibehörde» und deren Organe ersucht, die Härtel im »ettetungrsalle festzunehmen und mittelst Schube« anher äbzuliefern. Königliche« GerichtSamt Riesa, am S. November 1870. Uibrig. Wdlg. Signalement der Härtel: Alter: 29 Jahr, Statur: mittel, Haar«: braun, Augm: braun, Nase und Mund: gewöhnlich, Gesicht: oval, besonder« Kennzeichen find nicht vorhanden. Fortsetzung und Schluß des Briefes aus voriger Nummer. Am 12. September war Rasttag daselbst. Am 13. kamen wir nach Mangeaux; der Name de« Otte« jedoch, wo wir am 14. September waren, ist mir unbekannt geblieben. Ain IS. September kamen wir nach Bezu le Ville, be stehend au« nur einem Gute, in welchem die ganze 6. Batterie «lnquartirt wukde. Am 16. bezogen wir Quartier in Montreul, hier waren schon die meiste,» Einwohner entflohen; am 17. war Rasttag. Am 18. machten wir Quartier in Myer, die Batterien hatten aber im Lause de« Marsches Contremarsch - Ordre erhalten und wa ren nach Neuf-Montieur« marschirt, von wo aus wir Quartiermacher am andern Tage Befehl er hielten, wieder zu den Batterien zu kommen. — Am 19. Sept. Nachmittags S Uhr vertrieb uns der Armee-Corps^ Stab wieder aus Neuf-Mon iteurs und die 5. und 6. Batterie marschirte noch an demselben Abend nach Ville Vaude. Als wir dorthin kamen, waren die Wirthschaftsgebäude des dasigen Schlosses im schönsten Brande, und die Hoffnung, die wir uns gemacht hatten, in je nen Ställen womöglich eine ziemliche Anzahl Pferde unterzubringcn, war somit wieder zu Wasser geworden und es blieb uns nichts übrig, al« die einzige Straße, die vorhanden war, der eine die linke, der andere die rechte Seite zu be legen. Für die Offiziere hatten wir Quartiere in der einige Hundert Schritt von dem Orte ge legenen Psarre gemacht. Abend« s8 Uhr kam die Batterie und die Einquartierung ging per La terne, jedoch die Herren Offizier« wollten nicht so weit von der Batterie weg und zogen sich'« vor, in Milte der Batterie ein leeres wüstes Haus zu beziehen. Da ich aber bereits S Offiziere beim Herrn Pfarrer angemeldet und Abendessen für dieselben bestellt hatte, so wollte ich dem guten Herrn wenigstens das angerichtete Abendbrod nicht wieder verderben lasten und ging nebst dem sunc- tionirenden Feldwebel O., Stabstrompeter K. und noch 2 Unteroffizieren selbst auf die Pfarre; da bei vergesse ich heute noch nicht das freudestrah lende Gesicht meines lieben Kameraden K., als er den schön gedeckten Tisch nebst den dazu ge hörigen Bouteillen Wein rc. erblickte, wie wir überhaupt alle 5 es unfern Herren Offizieren durchaus nicht übel nahmen, daß sie uns so un verhoffter Weise ein so seltenes Abendbrod (ge bratenes Kaninchen mit Compot, sowie Rüste, Birnen, Weintrauben rc. zum Dessert) zukommen ließen. Unser Herr Pastor war überhaupt die Liebe und Güte gegen uns selbst, so daß wir uns in Wahrheit bei demselben die nächsten 2 i Lage, welch« Rasttage waren, sehr wohl befanden. (Ich habe denselben später noch zweimal, wo ich Ville Vaude passirte, besucht, und bin jede-mal von ihm auf« Herzlichste empfangen und beide Male mit einigen Flaschen Wein für meine Ka- Mkkäden entlasten worden. — Am Abend des I. Rasttages passtrte uns ein schöner Spaß: Die Offiziere hielten nämlich am Tage ihren Mittags tisch bei unserem Quartierwirth, uni nun Unfern guten Pastor nicht zu sehr zu belästigen, bestellte ich für uns das Esten bei 3 im Rcbenhause der Psarre wohnenden Schwestern. Als wir Abends zum Esten in« Nachbarhaus gehen wollten, er klärte unser freundlicher Wirth, daß die Offiziere das Abendessen nicht bei ihm einnehmen würden und lud uns für den Abend zu Tische; gleichzei tig war aber auch schon im Nachbarhaus für unS gedeckt. Hier half der Slabstrompeter mit dem Rathe aus: „wir essen erst bei den Nach barinnen, lasten noch ein bischen Platz im Ma gen und leeren so recht gemüthlich noch unsres lieben WirtheS Abendlisch; so wurde cS auch ge macht, wir brachten das unglaubliche Kunststück zweimal Abendbrod zu essen wirklich ganz gut zu Wege und K. äußerle vergnügt: „Der Mensch bringt alles fertig, wenn er nur den guten Wil len dazu bat." Eine höchst naive Aeußerung hörte Ich gleichfalls an diesem Tage von einem Soldat, welcher meinte, die Tauben müßten es auch merken, daß wir fremde Völker wären, denn sie flögen alle fort, und auf die Einwendung eines andern: in wiefern da« die Tauben wissen sollten, im vollen Ernste antwortete: Nun das Wen sie doch an unserer Sprache. Am 22. Sept, früh erhielten wir Befehl in die CernirungSlinie von Paris als Vorpostcnar- tillerie nach Chellcs einzurücken, an welchem Orte wir bis heute noch sind. Während der Zeit vom 22. Septbr. bis <Istu haben wir nun bereit« 2 Schanzen auf einem unmittelbar vor ChelleS ge legenen und mit Wein bebauten Berge erbaut. In einer Schanze stehen unsere Geschütze und zwar so, daß wir verschiedene von Paris kom mende Straßen, im Falle die Pariser Vertheidi- gungstruppen einmal nach dieser Richtung einen Ausfall versuchen sollten, sofort beschießen können. So ähnlich werden sämmtliche aus Paris aus- laufende Straßen bewacht. Quartier haben wir. hier in einem großen Gasthofe, in welchem bei unserm Einzuge allerdings nur kahle Wände zu finden waren. Unsere Stuben haben wir nun nach und nach mit den nothwendigsten Möbeln und Oese», denn sogar diese waren weggenom men, versehen. Letzteres haben wir alles au- leeren Gebäuden von Chelles geholt und so ist aus dem leeren Gasthofe eine ziemlich angenehme, soweit man im Krieg überhaupt etwa« angenHm nennen kann, Caserne geworden. Unser« Be- schästigungen wechseln ab in Schanzcnbauen, Kar- toffelausmachen und Reiten. Zu unserer beson deren Erbauung haben wir uns auch im Hofe mit Hilfe de» Batterie-Stellmacher» ein Reck er richtet (wahrscheinlich das erste seiner Art, wel ches in Chelles steht, überhaupt habe ich von Turnhallen oder Turnplätzen in Frankreich bi» jetzt noch nicht- gesehen). Daraus könnt Ihr ersehen, daß wir so viel al» möglich für alle» sorgen, trotzdem aber möchten wir doch lieber alle Stunden unsere üeue Caserne mit Pari- vertau schen und erwarten deshalb alle Tage sehnlichst Vie baldige Uebergabe oder Stürmung von Pa ris. Eingesandt. Vom Kafseekocheu. Wir hören die Kla gen über die Kaffeebereltung in Norddeutschland immer lauter und allgemeiner werden; seit dem Feldzug« von 1866 namentlich genießt die Kaffee bereitung Böhmens eine oft nicht ganz verdiente Bewunderung, in welche mit mehr Berechtigung die Kurgäste der böhmischen Bäder einstimmen. Aber mau kann den Kaffee in Norddeutschland eben so gut bereiten, wie in Böhmen; denn sie haben dort keine bessere Sorten. Man röst« nur auch, wie dort, die Kaffeebohnen leicht in offener Pfanne, statt sie in einer Trommel zu verbrennen, und setze auf ein Viertelpfund Kaffeebohnen eine oder zwei Kakaobohne» zu; dann zerstoße man in einem hölzernen Mörser die leicht gerösteten Bohnen, statt sie in einer Mühle zu pulveristren, setze sie endlich mit kaltem Waffer auf das Feuer und lasse sie so kochen, statt das Aroma mit kochen dem Waffer zu verbrühen. Trinkt man weiß, so nehme man die Sahne gekocht und heiß dazu. Aber so einfach das Rezept ist, man wird eö nicht befolgen; denn die Herrschaft der Kaffeetrommel, der Kaffeemühle, des kochenden Waffer». und der kalten Sahne stehen in der norddeutschen Küche viel zu fest; diese Quadrupel - Allianz ist unb^sieg- lich. Sie war schon aus der Küche vertrieben, hat aber bald in aller Stille wieder ihren Einzug gehalten. Norddeutscher Haus- und Historien-^Kalender für 1871. Riesa. -rss. Von Smtl Frommel. — Sm Familientisch: Kö nig Wilhelm von Preußen. Gedicht von Julius Sturm. — Die französische Reiterei bei Sedan. Zu dem Bilde von Simmler. —" Ein Beispiel für reiche Leute. Von P. S. — Au» einem Feldpost brief vor Paris. — Einer von tausenden. Ge dicht von Ottilie Wildermuth. — Eine Mutter spttcht. Gedicht von Georg Hesekiel. Preis pro Rümmer 2>/, Sar. Zu Bestellungen empfiehlt sich: Ich. Haff. 8 Nls.riLSvtioii»or rüIIKoUv SS, .Rechn UN g cn MMW in allen Größen find zu haben mil»g Johann Carl Heyn. in der Expedition des ElbeblattcS und Anzeigers in Riesa. Holmuetion auf Forstrevier dtSVittcrguteS Cavertitz «So» «I am Dorfe Zeuikritz und sogenannten E.iWea. ge legen, sollen unter dm vor der Auktion bekannt zu machenden Bedingungen trockene kieferne Scheit- und Stockklaftern und Sebundhaufm Die Rr. k, di« neueste Kriegs- nummer, enthält: st? Der Kommandeur der Ostpreußen. Mit Porträt «LNKME MrtzZVdkWL-L« .... .... Einzug der deutschen Truppen in Straßburg. I C. Flacon» <t ö Ngr. vet A. Hercher m