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Eldckall und Anzeiger. Amtsblatt der Lönigl. Ämtshauptmannschast Großenhain, -er Lönigl. Amtsgerichte Msa »ad Ärehl«, sowie des Äadtraths r« Riesa. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Für die Redaction verantwortlich: T. Langer in Riesa. »7. TieiiÄiig, dm IS. Mm 1882. SS. Jahr-. AschtU't in Riesa wöchentlich dreimal: Dienstag, Donnerstag und Sonnabend. — AbonnementSpreis vierteljährlich l Mark 25 Pfg. — Bestellungen nehmen alle «aiserl. Postanstalten die Expeditionen in Riesa und Strehla (E. Schön), sowie alle Boten entgegen. — Inserate, welche bei dem ausgeoreiteten Leserkreise eine wirksame Veröffentlichung finden, erbitten wir uns bis Tags vorher Vormittags 10 Uhr. j find sämmtliche Ausnahmeverfahren gestattet und de« in welcher dre Auffielli , Bicekvnig ein summarisches Verfahren zugesprvch«. « Paul Schickgrt ir t Parnell und Sanoffen bekämpften dieses Gesetz l^chast. I Wahlkreises besprochen Einer so dmchgreiftnden Veränderung ist in letzter ' müthigkit. Nachdem d Zeit die Stimmung in Irland unterworfen gewesen, daß der bei seinen Landsleuten noch vor kurzem so be liebte Parnell nunmehr infolge irischer Drohbriefe sich veranlaßt sah, von der englischen Regierung einen be sonderen polizeilichen Schutz zu erbitten. Maueranschläge in Dublin kündigen die Bildung eines irischen Nationalvereins zur Wiederherstellung der alten Unabhängigkeit Irlands an. Auf dem 15. ist eine Versammlung behufs Einschreibung von Mit gliedern anberaumt worden. Von den Mördern Cavendish' und Bourkes hat man noch immer nicht die geringste Spur entdecken könnend Auf eine Anfrage im Unterhause in Betreff der ägyptischen Angelegenheit erklärte der Unterstaatssecretär Dille, die Regierungen Englands und Frankreichs wür den nun nach bereits erfolgter Verständigung ein ge meinsames Vorgehen beobachten. Bisher habe jedoch der englische Generalkonsul in Kairo noch keinen Bei stand verlangt und wären infolge dessen noch keine ent scheidenden Schritte nothwendig geworden. — Der „Daily-Telegraph" meldet, die Großmächte erwägen den Vorschlag der Pforte, eine genügende Anzahl türkischer Truppen nach Aegypten zu entsenden, um die Ordnung aufrecht zu erhalten. Rußland. Polnische Blätter veröffentlichen ein geheimes Schreiben des Generalgouverneuers von Kiew, General Drentelen, an Jgnatiew, worin er Mittel und Wege angiebt, durch welche die Polen und Juden im Gouvernement Kiew des Grundeigenthums beraubt werden sollen, um so schneller die Russifizirung deS Gouvernements durchzuführen. Aegypten. Der Verkehr zwischen dem Vice könig Tewfik und seinem rebellischen Ministerium ist so gut wie aufgehoben. Ebenso die Beziehungen zwischen den französischen und englischen Generalcon- troleurs mit letzterem. Dadurch zurückgebracht von ihrer Hoffnung, daß eine Verständigung zwischen den Westmächten und der Pforte unmöglich sei, hatten die Minister nun beschlossen, von den einberufenen Notabeln zu verlangen, an den Sultan eine Petition um Ab setzung des jetzigen Vicekönigs zu richten. Die Notablen haben sich aber einstimmig geweigert zusammenzutreten, ohne gesetzmäßig einberufen worden zu sein. Nun soll Arabi Bei den Vicekönig gewaltsam abzusetzen ent schlossen sein, doch ist noch ungewiß, ob er auf alle Truppen zählen kann. würde. Die Socialdemokraten seien konsequenter als die Re gierung; diese wolle lieber den Tabak statt den Branntwein, jene einfach Alles Monopolisten. Das Monopol werde den Consum vermindern, wenig einbrtngen, und Viele zur Aus wanderung drängen. Abg. v. Wöllwarth (Mirttemb. Mitglied der Reichsparlei) ist für das Tabaksmonopol, da der Tabak viel mehr ergeben müsse, wenn man Lebensmittel, wie z. B. Salz, so hoch bestcure, wie es geschehe. Man dürfe nicht nach lassen, bis man das Monopol habe. Abg. Freiherr v. Güler (Baden) ist gegen das Monopol, welches er für einen große» volkswirthschastlichen Hehler halte. Die badischen Bauern seien nur für das Monopol, weil sie dann bessere feste Preise zu be kommen hoffe», als jetzt, wo schwindlerische Ankäufer die Preise drückten. Redner hält eine Tabakfabrikatsteucr sür zweckmäßiger als die Rohtabakfteuer, und würde sich auch sür die Brannt wein- und die Börscnsteuer engagiren können. Abg. vr. Barth (Sec.) weift auf die keineswegs guten Erfahrungen Frankreichs mit dem Monopole hin. Auch handele cs sich hier weniger um das Monopol als um eine Expropriation Tausender. Bremens und Hamburgs Tabakshandcl werde ganz ruinirt und gegen diesen volkswirthschastlichen Schaden sei die Entschädigung, die man geben wolle, ganz ohne Gewicht. Den Schatten, den ein Baum gegeben, könnten die paar Groschen aus seinem Brenn holz nicht aufwiegen. UnterstaatSsecr. v. Mayer tritt einzelnen Ausführungen mit dem Hinweise entgegen, daß im Jahre 1881 die Tabaksteuer nur 48 Pfg. pro Kopf, die Spirituosensteucr aber 2 M. 86 Pfg. betragen habe. In den Nachbarländern betrage die Tabaksteuer meist das Vierfache der Spirituosensteuer, und daher sei cs gerechtfertigt, den Tabak und nicht die Spiri tuosen mehr zur Steuer hcranzuziehen. Abg. Frhr. v. Hammer stein hat in der 3tägigen Debatte keine ihn überzeugenden Gründe gegen das Monopol gehört; nur politische Gründe sind cs, die die Gegner desselben angeführt. Die Discussion schließt hierauf. Als Antragsteller erhalt das Schlußwort der Ver treter der Fortschrittspartei, Abg. Richter (Hagen), der, die Debatte rcsumirend, zu dem Schluffe kommt, daß eine CommissionS- berathung gar nichts nütze, da die Vorlage kaum 7 der Stimmen im Hause erhalte. An diesem Monopol müsse sich der Wille des Kanzlers brechen, und eine commissarische Bcrathung er wecke nur falsche Vorstellungen, beruhige aber das Land nicht ini Geringsten. Er bitte den Antrag Ausfeld und Genossen auf Ablehnung des Monopols n. anzunehmen. — I» nament licher Abstimmung wird daraus die Verweisung. der Vorlage an die Commission mit 162 gegen 121 Stimmen angenommen. Frankreich. Den Hauptgegenstand der Kammer berathungen bildet gegenwärtig naturgemäß die ägyp tische Frage. Des Ministerpräsidenten Freycinets Aus lassungen über dieselbe, in welchen er erklärte, Frank reich werde von nun an im vollständigen Einvernehmen mit England handeln und nach wie vor die bevorstehende Unabhängigkeit Aegyptens unangetastet lassen, fanden allgemeinen Beifall. Doch wird vielfach die Noth- wendigkeit einer energischen Unterstützung des Bicekönigs Tewfik betont, damit es diesem gelänge, die Revolte seiner Minister zu überwältigen. Denn mit Wieder herstellung der Autorität des Vicekönigs ist eben die ägyptische Frage nahezu gelöst. Die Kammer hat die Gesetzvorlage über die Aus weisung von Ausländern in erster Lesung angenommen. — Der Senat hat die Handelsverträge mit Spanien, Portugal, Schweden und der Schweiz, sowie die vor läufige Uebereinkunft mit England genehmigt. Großbritannien. Nach lebhafter Debatte wurde im Unterhause der Gesetzentwurf, betreffend die Unterdrückung der Verbrechen in Irland mit 327 gegen nur 22 Stimmen angenommen. Nach diesem Gesetze, welches auf Hst Dauer von 3 Jahren in Kraft treten soll, dürfen in dqft aufständischen Bezirken Gerichtshöfe von nur drei Richtern gebildet werdrn, weschr yhne Zuziehung von Geschworenen verhandeln. Der Polizei Oerüiches und Sächsisches. Riesa, den 15. Mai 1882. Alle Wähler von Stadt und Land seien auf die nächsten Mittwoch Abend 8 Uhr im „Wettiner Hof" stattfindende Wählerversammlung, in welcher der ReichStagscandidat Herr Finanzrath a. D. Schickert sein Programm entwickeln wird, noch besonders auf merksam gemacht. (S. Ins.) — Die am Freitag Nachmittag im Stadtkeller saale zu Lommatzsch einberufene Wähler-Ver sammlung, welche sehr zahlreich besucht war, und m welcher die Aufstellung de« Herrn Finanzrath a. D. in Dresden als Vertreter des i wurde, verlief in größter Ein- i. Nachdem der Vorsitzende, Gutsbesitzer Lempe, Tagesgeschichle. -Deutsches Reich. Die jüngsten Nachrichten aus Friedrichsruh über den Gesundheitszustand des Reichskanzlers lauten nicht befriedigend. Fürst Bis marck muß noch immer das Zimmer hüten und seine Rückkehr nach Berlin ist wieder auf unbestimmte Zeit hinausgeschoben. Der Großherzog von Baden, der von seiner Krank heit wieder genesen ist, kehrte am Freitag Nachmittag nach seiner Hauptstadt Karlsruhe zurück und wurde auf dem Wege zum Schlosse von dicht gedrängten Menschen mafien mit freudigen Zurufen begrüßt. Am 12. d. Abends 7 Uhr ging das Gebäude der Hygiene-Ausstellung in Berlin, deren Eröffnung auf den 16. d. festgesetzt war, in Flammen auf. Das Feuer griff bei dem starken Winde mit einer derartigen Schnelligkeit um sich, daß trotz der verzweifelten An strengungen der schnell her beigeeilten Feuerwehr nach kaum einer Stunde die gesammten Ausstellungsgebäude in einem wahren Flammenmeer standen. Fast die ganze Berliner Schutzmannschaft unter persönlicher Leitung des Polizeipräsidenten v. Madai war aufge boten, um die nach Hunderttausenderr zählenden Zu schauer von der Brandstätte zurückzuhalten und der Feuerwehr Platz für die nöthigen Manöver zu machen. Der Kaiser war einer der ersten auf der Brandstätte. Der Schaden beläuft sich auf mehrere Millionen. Vom Reichstag. Der Reichstag ehrte am Freitag das Andenken an das verstorbene Mitglied Proi. Hüter durch Er heben von den Plätzen. Der Präsident v. Levetzow erklärt vor der Tagesordnung, daß er dein Abg. Richter in der letzten Sitzung den Ordnungsruf nicht ertheilt haben würde, wenn er ihn richtig verstanden hätte; dazu sei aber die Unruhe im Hause i groß gewesen. In der weiteren Berathunq des-TabakSmonopolS ,^rach der Abg. Windtborst gegen dasselbe. Die Kommunen müßten allerdings von ihren dirccten Steuern erleid tert werden, aber die Schullast gehöre Len Eltern oder der Gemeinde und nicht dem Reiche. Das Monopol ruinire die Existenz Tausender und werde nicht cinbringcn, was man von ihm erwarte. Um letztere Frage genauer und objectiv zu prüfen, sei er für Verweisung der Vorlage in eine Commission. Der Staat werde nach und nach Alles monopolisiren, wenn man ihm neben dem Eisenbahn- jetzt auch das Tabaksmvnhpol gebe; die Zuckerrübenindustrie sei schon ins Auge gefaßt morden, ob auch der Schnaps, wisse er noch nicht. Der Abg. Leuschner (Elsleben) sprach die Sympathie der deutschen Reickspattei für das Monopol aus. Sie halte es - ür das kleinste von zwei Uebeln. Schlage aber Jemand einen , ffseren Weg vor, um das Reich finanziell selbstständig zu machen, werde sic dem folgen. Abg. Mayer (Württemberg) sprach entschieden gegen das Monopol; ein Rechts-Staat bedürfe des selben nicht rmd.auch der Abg. Freiherr Schenk von Stauffenberg konnte nur entschieden abrathen, dem Monopol große finanzielle Ertrags-Kraft zuzusprcchen; das Beispiel anderer Staaten sei hier sehr lehrreich und die Berechnung der Ertragssähigkeit des Tabaks beruhe-quf unsicheren Zahlen, denn Schnupf-und Rauch tabak falle- allgemein im Weltmärkte. Groß seien aber die politischen Schäden, die das Monopol mit sich bringe, die Be vormundung so zahlreicher Arbeiter, die Entwerthung der Fabrikgebäude und die Erweiterung des Polizei-SoeialismuS, der sich für omnipotent halte. Schatzsccretär Scholz hielt alle gehörten Einwendungen für hinfällige; der Staat brauche keines wegs au§ einem Monopol zu Len Consequenzen zu kommen, die die Vortfdner gezögtii, und das der Staatsarbeiter nicht politisch bevormundet werde, zeige der Eisenbahn-, Bergwerks- und Hüttenbetrieb. - Der Socialdcmokrat v. Vollmar hielt eine längere Rede gegen das Monopol; wäre die Regierung früher an die sociale Rcfvrm gegangen, als die soc.-dem. Presse noch tn dieser Richtung vergeblich ihre Vorschläge machte, so hätte sie mehr Unterstützung im Volke gehabt, al« jetzt, wo sie mit »en Arbeitern auf dem Kriegsfuß stehe. Der Welfe v. Loy mann sprach sich gleichfalls gegen das Monopol, aber M commissarische Berathung aus. — In der Sitzung am Sonn- avrnb behauptet« der badische nationalliberale Aba. SßN»er, »aß Baden am schwersten von dem Monopol betroffen werden Im Hofraume des König!. Amtsgerichts hier kommen Montag, den SS. Mai I88L, Vormittags 10 Uhr 47 Stück Schleifsteine im Durchmesser von 20—30 Zoll gegen sofortige Bezahlung meistbietend zur Versteigerung. Riesa, 13 Mai 1882 Der Gerichtsvollzieher des König! Amtsgerichts daselbst. Eidam.