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Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. 59 Montag den 28. Februar 1839. Erich. tagl. Morg. 7.— Inserate die Lpaltzeile S Pf. wirden b!< Ad. 7 (Gönnt.v.11—7) angenommen. — Abonn. Vierteljahr7SNar. det un« eatgeldl. Lieferung in'« -au«. Durch die Post Viertelt. 2« Ngr. Lin, Nummern 1 Rgr. Lrdediltan: Jobanner-ALee S u. »aisenhau«fü.« pt. Local- und Provinzial-Nachrtchten. Dresden, den 28. Februar. — Se. Maj. der König hat die von dem Wirth- schaftSchef der 1. Infanterie-Brigade, Major v. Wolffers- dorff, wegen überkommenen Dtenstunvermögens erbetene Entlassung, unter Ertheilung der gesetzlichen Pension und der Erlaubniß zum Tragen der Armee-Uniform, bewilligt; den Hauptmann des 4. Jager-Bataillons, Plötz, zum Ma jor und Wirthschaftschef der 2. Infanterie-Brigade; für den von der 2 zur 1. Jnfanterie-Brigade versetzten Wirth- schaftöchrf, Major v. Logau, ernannt; den Oberleutnant ,v. Eüßmilch, genannt Hörnig vom 9. Infanterie-Batail lone, zum Hauptmann, und den Leutnant Reyher des 7. Infanterie-Bataillons, zum Oberleutnant der Infanterie befördert, sowie dem Adjutanten Sr. K. H. des Prinzen Georg, Rittmeister von Thielau-Rüßing, die Annahme und das Tragen des ihm verliehenen Ritterkreuzes des K. Por tugiesischen Thurm- und Schwerdtordens gestattet. . — Am vorigen Freitag hatte man bei Anhörung der vor hiesigem Bezirksgericht vorkommenden Einspruchsver- handlungen Gelegenheit, Kenntniß von einem Act der selten sten Art zu nehmen. Es war am 2l. Juni vor. JrS, als der hiesige Fabrikant Herr A. F. Pfund (äuß. Pirn. Taffe 51) Abends §10 Uhr im offenen Wagen mit seiner Taktin von einer Spazierfahrt zurück über den Neustädter Markt kommt. Da bemerkt der sehr vorsichtig fahrende Kutscher auf einmal, daß vor den Pferden ein Mann in Gefahr des Ueberfahrenwerdens gerälh, er schreit ihm zu, knallt mit der Pritsche, doch Alles fruchtet nichts, und er sieht sich dadurch gemüßigt, ihn durch einen Hieb mit der -Peitsche auf die Pflicht der Selbsteihaliung aufmerksam zu machen. Jetzt fchemt der Mann plötzlich Leben und Aufmerksamkeit bekommen zu haben; er dreht sich nach dem Wagen, hebt den in den Händen habenden tüchtigen Stock in die Höh, schlägt blindlings in den Wagen hinein, und trifft damit die harmlos darin sitzende Madame Pfund dergestalt über den Kopf, daß dieselbe laut ärztlichem Zeug nisses eine i; Zoll laiHe Wunde davon trägt und sofort blutend in Ohnmacht sinkt. Der Thäter war der hiesige Schmiedemeister I. G. Stange. Die erhaltene Verletzung führte nun zwar nicht Gefahr für Leben und Gesundheit, wohl aber durch die dadurch verursachte Erfchülterung, den Schreck rc. rin längeres Unwohlsein herbei. Die Sache gelangte natürlich zur gerichtlichen Anzeige, in Folge de- ren sich Stange zwar damit entschuldigte, daß er nicht ab sichtlich geschlagen habe, vielmehr durch den Peitschenhieb deö Kutschers in Gefahr gerathen sei, seinen Hut zu ver lieren, und bei dem Versuche, diesen mit erhobenem Arme aufzuhaltrn, unversehens m«t dem Stocke in den Wagen gekommen sei; ein als Zeuge zufällig gegenwärtiger Sol dat hat jedoch eidlich erhärtet, daß Stange wirklich mit dem Stocke zum Schlagen auSgeholt und muthmaßlich dem Kutscher habe eins rrciproce versetzen wollen; Per Schlag habe aber statt dessen bei der fortdauernden Be wegung des Wagens die hinter demselben sitzende Madame getroffen. Stange wurde in Folge dessen »wegen Körper verletzung äUS Unbedachtsamkeit* zu 15 Lhlr. Strafe, 1v Lhlr. Gchmerzengeld und Erstattung der gerichtlichen und außergerichtlichen, sowie der entstandenen Kur- und Apo thekerkosten verurtheilt. Unbegreiflich nun erscheint eS, wie bei dieser höchst milden Beurtheilung der Sache der Mann sich nicht beruhigen konnte und im Stande war, derselben noch weitere Publicität zu geben. Er legte Einspruch ein. Der Anwalt der Verletzten, Herr Adv. Zacharias, nahm bei der deshalb stattsindenden Verhandlung Gelegenheit, darauf hinzuweisen, wie die von dem Beklagten gemachte Exception um so unwahrscheinlicher klinge, als nur erst vor Kurzem abermals ein ähnlicher Act an einem Drosch kenkutscher von ihm verübt worden sei, dem Stange mit einem Stück Eisen einen Arm zerschlagen, jedoch mit 20 Lhlr. und Erstattung der Kurkosten abgefunden habe. Der Gerichtshof bestätigte denn auch das Erkrnntniß der ersten Instanz in seinem vollen Umfange, wobei natürlich die Erstattung der durch den Einspruch verursachten Ko sten Noch in Zurechnung kommt. — Zur Aufführung im PalmsonntagS-Concerte war zuerst, mit Berücksichtigung der diesjährigen Jubiläums feier Händel'S, dessen Oratorium »Israel in Aegypten* ge wählt. Da indeß erfreulicherweise Frau Bürde-Ney in Dresden gegenwärtig bleibt und ihre Mitwirkung zusagte, für die jenes große Ehorwerk keine Gelegenheit bot, so ist mit Rücksicht darauf nun das Oratorium „Josua* zur Aufführung bestimmt. Demselben wird noch eine Sym phonie — wahrscheinlich wohl Beethoven'- O-äur-Sym- phonie — beigefügt «erden. Im Aschermittwoch-Eoncert wird Herrn Kapellmeister Reissiger't Oratorium ,F)avid* wieder zur Aufführung kommen, dazu die ä-äur-Sym phonie von Beethoven. — Von gestern an sind im Ausstellung-lokale deS sächsischen KunstvereiaS auf der Brühl'schen Terrasse (ge öffnet von 11 bis 3 Uhr) neu au-gestellt: Landschaft,