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Oelg'mäld« von Sparmann; zwei Landschaften, deSgl. von I Gvlcstein; männliche» Po.trat, deSgl. von W. Schink; zwei Se.stiicke, deSgl von Mtlbye (Pnvaibesitz); »Amor im Winter", Oelgemälde vom Prof. Hübner; Kinderblld- niß, desgl. von demselben. — Am Sonnabend Abend 7 Uhr hielt Hr. v. Wolf» sohn seine zweite Vorlesung über Schiller vor einem noch zahlreicher versammelten und sehr gewählten Publikum. Nachdem der Redner einleitend über Selbstbivgraph een, namentlich die Gölhe'sche, gesprochen, schritt er zur Be trachtung des ersten Tchiller'schen Dramas »die Räuber". Eme Selbstbiographie sei, sagte Wolfsohn, die schwierigste Aufgabe eines Dichters, so wie dem Maler sein eigene» Portrait. Göthe habe diese hohe Aufgabe gelöst, Schiller wäre es jedoch nicht im Stande gewesen. Er habe, wie Wilhelm v. Humboldt erzählt, sich vorgenommen, eine Geschichte Rom» zu schreiben, wenn ihm später der poe tische Faden ausgehen würde. Den Dichter machen nicht die äußeren Einwirkungen dazu, nicht die Zufälligkeiten des Leben», sondern seine eigene Kraft. Schiller hätte seine Räuber eben so gut gefchrieben, wenn er auf der Fürstenschule zu Meißen studirt hätte, als in Stuttgart. Alle seine Dramen seien mehr oder weniger ein Erzeug- niß jugendlicher Ungeduld. Diese maßloßc Ungeduld fei daS Charakteristische deS Erstlings-DramaS von Schiller. In den Räubern liegen alle Eigenthümlichkeiten von Schil lers poetischem Leben beisammen. Während vor ihm schon Klopstock und Lessing gegen den Geist ihres Jahrhunderts auflraten, sprach Schiller mit der größten Entschiedenheit gegen alle Mißstände der Zeit. Die gesunde Vernunft, daS Gefühl sürs Wahre und Natürliche, sträubt sich in dis Jünglings Brust gegen das Gebühren seiner Zeit, und darin haben dir Ränder ihren Grund. Der Redner, der sein Publikum so eine Stunde lang aufs spannendste ge stellt, steigt, selbst Philosoph, hinab in die geheimsten Tie fen des großen einzigen Gemüthes unsres Schiller und er hebt sich wiederum mit dem Dichter auf die höchste Stufe seine» Geistes, um mit seltener Gewandtheit, mit durchsich tiger Klarheit und fesselnder Beredtsamkeit uns glauben zu machen, er habe mit Schiller gelebt, studirt, empfunden und geschaffen. — Die billigsten Brodpreise auf die Zeit vom 27. Februar bis 5. März sind für feines Roggenbrot» 10 Pf. s Pfund, für hauSbackneS Roggenbrot» 7,' Pf. r» Pfund, für sogenanntes Schwarzbrot» 6z Pf. -r Pst». — In Leipzig erzählt man sich von einer Differenz, welche zwischen dem Pastor der Nikolaikirche, Herrn 0. Ahlfeld, und einem dasigen Kaufmanne wegen des Letzte ren Trauung stattgefunden hat. Die Braut deS erwähn ten Kaufmanns wohnte in der Parochie der Nikolaikirche. Da nun aber das Brautpaar in der ThomaSkirchc von dem Archidiakonus derselben, dem Herrn kll. Wille, getraut werden wollte, suchte der Bräutigam bei Herrn 1). Ahl feld um Genehmigung nach. Auf Grund bisher fast aus- nahmlos beobachteter Observanz verweigerte diese Hr. v Ahlfeld, worauf die Angelegenheit zur Kennlniß des Hrn. Superintendenten v Lechler gelangte. In Uebemnstim- mung mit Hrn. v. Lechler erkannte die Kircheninspeciion an, daß der Pastor ter Nikolaikirche zwar keineswegs berechtigt sei, den Erlaubmßschein zu verweigern, daß es aber wünschenswerlh sei, »zur Vermeidung persönlicher Miß helligkeiten zwischen den Geistlichen der Stabt auch in diesem Falle" an der bisherigen örtlichen Observanz fest zuhalten. Der Bräutigam, demgemäß beschieden, rief die Enischeidung der K Kreisbirectwn an, we.che dahin ent schied, daß der Erlaubnißschein vom Pastor der N kolai- kirche dann nicht vorenihaltcn werden dürste, »wenn ein hiesiger Geistlicher selbst von dem gedachten Abkommen ab- zugehen entschlossen und die Trauung eines verlobien Paa- pe- in derjenigen Arche, welche nicht die Parochialkirche der Braut sei, zu vollziehen bereit sei". Der Archidiako nus der LhomaSkirche, Hr. LI Wille, ersuchte den Bräu tigam, von seinem ihm zuge^prochenen Rechte freiwillig ab zustehen und sich in der Kirche ein,» benachbarten DorfeS trauen zu lassen, und Hr. Pastor v. Anlfe.d »«heilte nun den Erlaubnißschein zu dieser auswärts vorzunrhmrnden Trauung. — Auf der Leipziger Post ist am 24. d. au» einem Beutel die Summe von 302 Lhalern vermißt worden. — Am Freitag Abend geriethrn zwei Overjäger der Leipziger Garnison, M u d H., in der auf der dasigen kleinen Fleischergasse befindlichen Th.'schm W'rlhschaft in Streit, im Verlaufe dessen M. seinen N ckfänger zog und denselben dem H. in die B>ust stieß. Letzterer vermochte sich nur noch vom Stuhle zu erheben und sich einige Schritte foilzubewegen, dann sank er zusammen. Nach ei ner der betriffenden Behöide erstatteten Meldung wurde H. im Siechkorbe nach dem Militärlazareth gebracht, war jedoch nur kurze Zeit dort angekommen, al» sein Tod er folgte. M. würbe von der M ilitärbehörde in Arrest ge bracht. ES gebricht zur Zeit an einer bestimmten Frst- stellung, wie der Streit zwischen M- und H. entstanden ist, indem dir in dem Gastzimmer anwesenden Zeugen de» Vorfalles sich nach letzterem schleunigst entfernt hatten und ihre Persönlichkeiten noch nicht zu ermitteln gewesen sind. M. und H. haben sich beide in trunkenem Zustande be funden. Sie sollen Beide in einer intimen Freundschaft zu einander gestanden haben. — Der in Lepzig zu 15 Jahren 8 Monaten ver schärfter Zuchthausstrafe veruriheilte Cigarrenmacher I. G. Bernhard au» Mahli» hat seit Publikation des Strafer kenntnisses wiederholte Versuche gemacht, sich zu erhängen, ist aber durch die Wachsamkeit der Wächter bisher glück lich daran verhindert worden. — Welcher Ausbreitung ein anscheinend kleines Ge werbe fähig ist, wenn sich Muth, Ausdauer und Kapital mit einander verbinden, davon hat man einen sprechenden Beweis an der Faßfabrik des Hrn. Gustav Schauer in Döbeln. Dieselbe, entstanden vor circa acht Jahren, be- schästlgt gegenwärtig 70 Böttchergehülfen, 20 Zimmerleute und übrige Arbeiter, liefert in einer Woche 6—8000 Eimer gefäße, rach dem Inhalt berechnet, und verarbeitete in 6 Monaten circa 200 LowrieS eichenen Holzes, welches mit telst vier Extrazügen aus den noch immer bedeutenden europäisch-continentalen Urwäldern hierher befördert wurde. Eme g«ße Anzahl der in den letzten Jahren im Zollver ein entstandenen größern Brauereien haben ihre nöthigen Fässer und Bottiche aller Art von einem halben Eimer bis 150 Eimer Inhalt per Stück von dieser Fabrik be zogen, und die außerordentliche Tüchtigkeit derselben sowie die prompteste Effectuirung eines wenn auch noch so gro ßen Auftrags haben nicht verfehlen können, den guten Ruf dieser Fabrik über die Gienzen deS engrrn Vaterlandes zu verbreiten; denn schon gehen nicht unbedeutende Sendun gen nach Frankleich und England. Betrachtet man die Fabrikation, so ist es erstaunlich, mit welcher Behendigkeit dieselbe vor sich geht; überall ist da» Princip der Arbeit»- theilung in Anwendung, wodurch eS möglich ist, daß ver- hältnißmäßig so wenige Behülfen eine so bedeutende Quan tität Fässer zu liefern im Stande sind. Dagegen ist aber auch der Verdienst dieser allerdings sehr regen Leute ein sehr guter. Uebrigens wird eS wenige Zweige der Fabri kation geben, welche mit der Beschaffung deS Rohmate- rialS so viel zu kämpfen halten, als ge,ade dieser; indessen ist diese Schwierigke.t aber durch die glückliche Vereinigung von Cpcculationsgeist und Kapital b.reitS glücklich über wunden, so daß von dieser Eene eine Unterbrechung wohl nie bevorstrhen dürfte. — Der Bergmann, welcher am 24. Febr. in dem fiskalischen Steinbruch bei Zwickau todt aufgefunden «vor-