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2« 287 All di- zahllosen groben und kleinen Lügen, ihre inner« Unwahrhastiakeit ihre nichtigen Ziele uird Wünsche, alles das. was sie vor Alexander noch würde lügen, beuchuln müssen, um ihm den Glauben an eine Liebe weiter zu erhalten, die sie ittcht suhlte — »lies das stieg vor dieser geliebten Leiche in grauenhafter Deutlichkeit auf. und so saß sie stundenlang, einmal schreiend und weinend, das andere Mal stumm und starr, die Augen auf den Schlummernden gerichtet, der sie einst gebeten hatte, mit keiner Lüge in die Ehe zu treten und ihrem Bräutigam alles zu enthüllen! Am zweite» Tage erschien Elena, um den Toten noch einmal zu sehen. Mit Mühe hatte Alexander vorher seine Frau von dein Sarge entfernt, sie gebeten, ein wenig zu ruhen, und sie lag nun i» ihrem Schlafzimmer, die Augen starr aus einen Punkt gerichtet, in liesen. tiefen Gedanken. Als aber Elena mit Alexander das Ge mach betrat, wo Antonio ausgebahrt lag. stand Rafaela plötzlich vor rhr, bleich, mit stammenden Blicken und adwehrender Gebärde, die Elena sofort verstand „Rafaela! Was tust Du?" rief Alexander. „Warum . . .?" stammelte Elena - bis ins tiefste Herz getroffen „Veil ich Sie hasse!" stieß Rasaela wie sinnlos hervor. ..Was kann ich dafür . . . leide ich nicht selbst jo furchtbar darunter7" „Ich hasse Sie. weil ich Sie hassen muß!" stöhnte Rasaela. „Gleich vom ersten Augenblicke uu. da ich Sie gesehen und dann immer, immer, immer weiter, weil Sie inid, wie Sie sind, weil Sie eine Mutter hatten, die Sie behütete, führte, gut und edel machte, und wir, der da und ich. wir hatten niemand, niemand, als eine hoch mütige, gedankenlose alte Frau, und drum mußte es werden, wie es wurde! Ich eine gedankenlose Lügnerin, die nur ihren Egoismus kannte, und der da. mein armer, armer süßer Junge, ein verweichlichter, haltloser Mensch, der nicht rrmßte, was mit sich be ginne»! Ach " schluchzte sie plötzlich aus, und es war wie ein übermenschlicher Weh- schrei - „wie klar ist mir das alles an dieser Leiche geworden! Als wir hierher Minen. verlangte er voll mir. daß ich meinem Bräutigam alles sage, was zu sagen ist — vor der Hochzeit lag er vor mir aus den Knien und flehte noch einmal, da schwur ich ihm. daß ich s bereits getan, und schwur einen Meineid! Ader jetzt soll's gesagt sein, brüte will ich es tun, weil ich es tun muß . . ." Sie starrte wie geistesabwesend in Antonios regungsloses Antlitz. „Hörst Du's. Tonis, inein armer Junge, hörst Du Teine lügeudasie Schwester einmal die Wahrheit sprechen, tiefe, reine Wahrheit. Sie maiidts ihr Gesicht zu Alexander, der zu ihr eilte und sie beruhigend in seine Arme „rhmeit wollte, denn er sah. daß sie fieberte, daß ihr Denken ansing, sich zu verwirren unter der Wucht des Schmerzes, dem sie fast zu erliegen schien. Sie aber stieß ihn von sich und spracht ..Geh' fort — ich liebe Dich nicht, ich bade Dich genommen, weil wir arm waren, atz. so arm. so heruntergekommen, daß man ui Venedig und überall schon mit Fingern »us uns zeigte. Und dieser da. mein armer Junge, wußte es nicht — und erfuhr es erst hier und litt, litt Tag uitd Rächt! Ich habe einen anderen geliebt und habe Deinetwegen mein Herz ertötet!" schrie sie und bedeckte sich das Gesicht mit den Händen. Ich Hube mich betäubt mit hundert nichtigen Dingen, ja, ich habe sogar mich selbst betrogen und belogen, denn in Wirklichkeit ivur ich nicht kalb so oberslächlich und ge dankenlos. wie ich'sein wollte, in Wirklichkeit machten mir die schönen Toiletten, mein Wagen, die (nescUschast und der ganze Firlefanz nicht halb so viel Spaß, wie ich selber glaubte! Ach — uch — ich wußte selber nicht, was ich wollte, was ich aus mir machen sollte: erst seit er tot ist. seitdem weiß ich es — ich will anders werden, ganz anders!" Und wieder setzte Rasaela sich an die Leiche und starrte in das >zeliebte. regungs lose Antlitz, ohne mehr einen Laut von sich zu geben, ohne einen Blick mach ihrem Gatten zu werfen, der stumm, unbewegt, mit einem Antlitz wie aus Erz gegossen, ihren Geständnissen gefolgt war und ebenso stumm und unbewegt das Trauergemach verließ, um die Unglückselige mit ihrem Schmerze allein zu lassen. Elena, die es nicht mehr wagte, sich in ttzegcirwnrt Rasaelas dem Sargs zu nähern, warf einen langen Blick auf den Toten, dann lchritt sie leise hinaus, in den blauenden, lachenden Tag. Alerander und Ingenia Gerhardos waren, nach Abzug zahlreicher Legate, zn gleichen Teilen Unioerfalerben des verblichenen Friedrich Gerhardos geworden, und Ingenia nahm Abschied von seinem Bruder, dem er mitteilte. er wolle Inno Reise um sie Erde machen und daun fortan in Paris seinen Wohnsitz aufschlagen, „uni das neben zu genießen". Auf seine Frage, ob Alexander nach wie vor Arzt aus San Marina bleiben würde, batte dieser unschlüssig geantwortet: ..Vielleicht mache ich's wie Du nnb besehe mir die Welt, dabei aber mochte ich mich der Arbeit nicht entziehen, sondern mich der Wissenschaft, dem Forschen widmen. Ich fühle setzt erst recht den Drang in mir. etwas Großes zn leisten." Nafaela hatte in Begleitung ihres Vater» di« sterblichen Uab«rieste Tonio« nach der Familiengruft der Loleone zu Venedig gebracht und nach einiger Zeit schon bat sie Wexander voll Trauer und Reue über den Schmerz, über die Enttäuschung, die sie ihm bereitet, um Verzettlung. „Mein H«rz ist nicht schlecht," schrieb st«. „Es war heiß und irrig gelenkt, aber ich sllble meine Schwächen und die Kraft, sie ab zu legen. Ich habe nie unter so guten Menschen gelebt, wie Du und diejenigen es sind, die ich in der letzten Zeit kennen gelernt habe. Durch Dein Wesen ist mir eine neue Welt auf. gegangen, und wenn Du mich noch liebst und mir verzeihen kannst, so will ich metn ganzes Leben Dir weihen, um Dich zu beglücken." Ja — er fühlte es, es war ihr ernst um alles das. was sie schrieb, aber wir wollt« sie ihn beglücken ohne Liebe? Selbst wenn er darüber hinwegkam, daß st« ihn vordem belogen, konnte er je so töricht sein, sich einzubilden, Liebe, wirkliche, echte Lieb« lasse sich anlernen, angewöhnen? Vorbei, aus! Dieser Sprung war nicht wieder zu kitten, hier gab es nichts für beide Teil« als Trennung, das stand fest bei ihm. und je früher man sich dazu entschloß, desto besser. Das schrieb er ihr auch. Er setzte ihr eine Rente aus, die seinem jetzigen Reich tum und seiner edlen Gesinnung entsprach, und erwartete nun Rasaelas Antwort, von der er nicht zweifelte, daß sie seinen Wünschen entsprechen würde. Ingenia hatte San Marina verlassen, ohne Elena mehr gesehen zn haben. Am Tage seiner Abreise gab er höflich und formell, wie er nun einmal war, beim Portier der weißen Villa persönlich seine Karle mit p. >>. e. ab und das war alles, was von Ingeniös und Elenas Liedesträumen übrig geblieben war! Jetzt standen in der weißen Villa bereits die Reisckörbe gepackt, di« Kunstwerke, die Bilder waren alle von den Wänden genommen und in Kisten, die sämtlich nach Berlin gehen sollten, wo man den künftigen ständigen Wohnsitz aufzuschlagen gedachte, denn Paliestraz,)i, von einem großen Ueverdruß an der Heimat erfaßt, hatte erklärt. San Marina für immer verlaßen und die Villa verkaufen zu wollen. Es hatten sich auch rasch Käufer für den prachtvollen Besitz gemeldet, unter mrderem ein Handelsherr aus Korinth, und nun war Pallestrazzi vor zwei Tagen nach Korinth gefahren, um diesen Kauf abzuschließe». Eine cualoolle Unruhe peinigte Elena vor den letzten Augenblicken, di« sie noch hier verbringen mußte. Wohin sie blickte, jeder Winkel in den Zimmern, jeder Raum im Garten, >ede Windung auf der Straße und in den Feldern, die Berge, das Meer, alles, alles erweckte irgend eine andere schmerzliche Erinnerung in ihr. und das ihr gegenwärtig Schmerzlichste stand ihr noch bevor ... der Abschied von Alexander. Gestern und vorgestern mar er dagewesen, sie hatte ihn durch den Park kommen sehen und Amalie gebeten, ihn zu empfangen und sie damit zu entschuldigen, daß sie von dem Linpacken übermüdet sei. Es war ihr unmöglich, ihm ruhig gegenuberzutreten. Gleichgültiges mit ihm zu reden, wo ihr Herz so tief bewegt war von dem Gedanken an eine ewige Trennung, aber heute morgen, als er das Fräulein von Knörke, die mit Loky nach Korsu gefahren war, um den dort lebenden Freunden Adieu zu sagen, am Hafen traf, hatte diese ihm mitgeteilt, daß sie wahrscheinlich schon übermorgen abreiken würden, und da hatte er seinen Diener zu Elena gesandt mit der Anfrage, ob er ihr morgen ani Rachmittage seinen Abschiedsbesuch machen dürfe. Was konnte sic tun? Wiede: eine Ausflucht gebrauchen? Unmöglich! So ließ sie ihn bitten, morgen gegen Abend zu kommen, und beschloß, vorher noch Malten aufzusuchen. Als sie in die freundliche Wohnung eintrat, die er nun mit seiner Mutter im Schulgebäude bewohnte, war. nachdem sie einen Blick in sein verdüstertes Antlitz geworfen hatte, ihre erste Frage, was ihm fohle und ob ihm etwas zugestoßen sei. „Nichts, Fräulein Elena. Es bettübt mich nur, Ihnen eine Eröffnung machen zu müssen . . ." begann er zögernd „Ah. man macht Ihnen Schwierigkeiten, man verbittert Ihnen die Stellung?" warf Elena erregt ein. Malten schüttelte rasch den Koos. ..Nicht doch. Fräulein Elena! Es ist eigent lich alles in schönster Ordnung — aber ich selbst — nun, ich will es kurz machen: Ich habe den Entschluß gefaßt, meine Stellung mit Dank in Ihre Hände zurückzulegen und San Marina, Griechenland für immer zu verlassen.? „Warum''" ries Elena. „Ich bin keine Kampfnatur, war es nie. und die Stellung, die Sie mir einge- räunit haben, erfordert eine solche. Noch halten die jüngsten Ereignisse, der tragische Vorfall mit Tonio, die Verurteilung Jasons zum Tode, die griechische Bevölkerung im Zaume, aber es ist «ine künstliäxe Ruhe, ich fühle es. Es sind Wühler und Hetzer da — bloß einige, aber die Menschen sind eine Herde, denen ein Leithammel genügt. Durch mich ist es soweit gekommen, daß man Si-, die Wobltäterin. angegriffen hat — und -Dl ^ jedem vortrefflich. — wenn nämlich Kathreiners Malzkaffee ganz gen an nach der praktisch erprobten Kochvorf ch rift gemacht wird; sie steht auf jedem Paket. Richtig zubereitet ist Kathreiners Malzkaffee das LieblingSgetriink von alt und jung. XL -s ?öl8IMII H von imprägnierten Ltoffen mit XL abnehmbarer Kapuze XL IN .jt'llci' sHlö88» X( nie ^ ÜM0I! »Ml ltzlliGII, Ü Kllilkeii »n«I Milklieii. H H W!t)l U MWM H XL A klr. 8 Xunix somiiiiHlMe!ir. 8. A V/illtzommsns Ksi>sili»zti»»z-l;e8clie»l!s Sollüe Ulmen in kLickel, 8l3ti>. 8ilder. luls u.kolä von 8 - 2OO st/isi-k. jede Utii- gs>»isL«nb,sr« ükösste ferner Usii-irsllsn - Lrosotien - Oiirrings ß/lscksillons - st/lgnsolisltsnknöpfs Kolliers mit herrlichen Anhängern von 5- Sll UMtSUSLil »ueb ngeb äom fort« borsstwilligM gsetsttot ü. ü. ikpllll, WMW« Fabrikhcuwtg «schüft Aalkenstraste 8 Königsbrücker Str. 3. 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