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so würde es weitergehen. Mein Bleiben wäre krasser Egoismus und Undank gegen Sie, Fräulein Elen«, und zugleich ein« Gewissenlosigkeit." „Wieso eine Gewissenlosigkeit?" „Ja. eine Gewissenlosigkeit gegen die, für die Sie die Schul« errichtet haben. Eltern und Kinder wurden unter den Unruhen und dein ewigen Zwiespalte leiden, und der Zweck Ihrer schönen Stiftung würde sich nie erfüllen." Elena versank in unruhige» Sinnen: die letzten Wort« Maltens leuchteten ihr ein, und nach einer Pause sagte sie: „So bald schon hat man Sie zu dieser Erkenntnis gedrängt? Es find also wieder Dinge vorgesallen, die Sie mir verschweigen! Allein, es genügt mir, was Sie da sagen. — Ach, wie tief schmerzt mich das alles! Es liegt ein so großes Stück Undank der Menschen darin! Konnten Sie mir für all die Liebe, di« ich ihnen entgegenbrachte, nicht den einen Wunsch erfüllen und Sie anerkennen?" Ihre Augen füllten sich mit Tränen, und ihre Lippen zuckten schmerzlich, wie in herber Enttäuschung. „Sie haben Liebe für Ihr« Liebe erwartet?" sagte Malten bitter. „Das durften Sie nicht, Fräulein Elena. „Merken Sie sich das für Ihr ganzes künftiges Leben. Dir Menschen nehmen immer und geben nichts dafür. Jever, der sich uns nähert, bröckelt ein Stück von uns ab. Sie sind gleich mir mit einem Herzen voller Ideale in dieses Land aekcmmen und haben gemeint, weil Sie in der Welt draußen etwas gesehen und gelernt haben, würde es Ihnen ein Leichtes sein, den Unwifienden die Augen zu öffnen und sie auf Ihre Seite zu ziehen. Sic wollten ihnen allmählich die Welt erschließen und ihnen den Segen der großen Kultur schenken, aus der Sie gekommen sind und der Sie mit Ihrem ganzen Sein angehöre». Wann dieses Land auch Ihre Eeburtsstätte ist, Ihre Heimat ist es nicht geworden und wird es nie werden! Ihre Heimat liegt draußen, und dieses Stück Erde wird Ihnen ewig fremd bleibe», ebenso wie Sie den Menschen hier ewig fremd bleiben werden. Sie selber sind ein Stück fremder Erde, ein fremdes Atom, das der Wind hierhergcwcht hat und das sich mit der hiesigen Erde niemals vermischen wird. So ist es Nlchl nur Ihnein so ist es mir, so ist es Friedrich Eerhardos, so ist es Hunderten ergangen. Friedrich Gerhardos war ein Großer, der das Beste gewollt hat, und was war sein Los? Hat er auch nur einen Tag lang das Gefühl der Zugehörigkeit zu der Erde gehabt, auf der er wandelte? Und Ihre Mutter? Mar sie nicht auch ein Stück fremder Erde und ist es immer geblieben, selbst für den eigenen Mann, der sic liebte und den sie geliebt hat ? — Ich will meinem verfehlten Dasein einen letzten Ruck geben und nach der Heimat zurückkehren. Schlimmer, als es mir auf der fremden Erde er gangen ist, kann es mir nicht mehr ergehen und ich habe dann wenigstens das Gefühl, unter Menschen zu sein, die, wenn auch nicht immer mein Denken und Empfinden, so doch meine Sprache verstehen." ^Und so, ohne bestimmtes Ziel, ohne sichere Existenz?" rief Elena. Malten errötete. „Meine Mutter ist heute in der Lage, ihren Sohn unterstützen zu können — so lange, bis ich mir in der Heimat ein« Existenz gegründet habe." „Ihre Mutter -? Wieso?" „Friedrich Gerhardos hat sie in seinem Testament mit einem Legat bedacht, das sie für die Zeit ihres Lebens aller Sorgen enthebt." „Friedrich Gerhardos? Er kannte Ihre Mutter?" „Er kannte alle Deutschen hier auf der Insel und interessierte sich für alle. Meine Mutier kannte er besonders gut durch mich und durch Ihre Mutter." „Ach — weshalb hat er nicht auch Ihnen eine größere Summe vermacht!" ent fuhr es Elena unwillkürlich, und Malten entgegnete mit einem eigentümlichen Lächeln: „Herr Eerlxardos hat es bereits vor Jahren versucht, mich zu unterstützen, aber — nun, ich habe es zurückgewiesen und ihn dadurch sehr erzürnt, wenn nicht gar verletzt, denn meine Ablehnung erfolgte aus einer merkwürdigen, verbitterten Stim mung heraus, die mir vielleicht Worte diktierte, die ich später bereute. Es war nur ein seine: Zug von ihm, das Legat meiner Mutter zuzuwenden und es mir zu über lassen, Teil daran zu nehmen oder nicht." „Welch ein Mann! In jeder kleinsten und größten Handlung sprechen sich sein wunderbarer Geist und sein feines Gefühl aus!" Und wie unwillkürlich fügte sie hinzu: „Und dieser Mensch konnte jahrelang nicht nur von Fremden, sondern auch von seinem Ressen. dem er wie ein Pater war, und von seinem besten Freunde verkannt werden!" „Ja — dieser beste Freund war Ihr Vater!" stieß Malten gehässig hervor. „Mein Gott, Malten, ich bitte, ich beschwöre Sie, sagen Sie mir, weshalb Sie ihn so sehr hassen?" ^Fortsetzung folgt.) VelttriWt Skiiuk (ferscheim täglich Mo «S Dienstag, den 23. März. IVOO Fremde Erde. Roman von Richard Nordmann. <44. Fortleduna.i Malten, Elena und Tonio erblickten zugleich das Messer in Jasons Hand, und Malten wich rasch zurück, während Elena, ihrem Impulse folgend, sich zwischen Malte» und Jason warf und den Arm des Verwachsenen zurückriß. Der besinnungslose Mensch hob jedoch den Arm noch einmal, hob ihn gegen Elena . . . Mit einem wilden Au: schrei stürzte sich Tonio dazwischen, stieß Elena zurück, breitete seine Arme aus und schützte so mit seinem Leib den ihrigen In der nächsten Selnnde brach er mit einen, furchtbaren Schrei zusammen — Jasons Mess«: stak in seiner Brust . Röchelnd lag Antonio in Elenas Arme». Ein Blutstrom schoß ihm aus der Brust, aus der Malten mit bebenden Händen das Messer zog. und seine erkaltenden Finger hielten krampfhaft Elenas Hände umschlungen. Wie erstarrt in Schreck und «chincrz hielt sie sein Haupt in ihrem Schoße und »ergte sich zu ihm nieder, sie slüsterie ihm mit bebenden Lippen Mut und Trost zu. aber er verstand nichts mehr von alledem, seine brechenden Augen hingen an ihren, Antlitz, und nur für sie, die eine, die ihn, alles gewesen war im Leben, hörbar, flüsterte er: „So war es am besten . . . Gerne . . . gerne . . . für Dich . . " Dann streck,e er sich empor, fein Kopf sank an ihre Brust, er drückte sich fest an sie, und da verstand sie ihn und neigte ihre Lippen zu de» seinigen, zum ersten und letzte» Knß -- den er sich mit seinem Leben erkauft hatte. Als die Sonne sant und mit ihren purpurnen Strahlen die dunklen, schweigenden Zypressen- und Lorbeerbainc vergoldete, hatte Tonio uviqehört zu leide» und zu leben. XXlll. So hatte das Schicksal de» armen Tonio nach Sa» Akarina geführt, um das Leben Elenas vor dem vernichtenden Streiche zu schützen, um die heimlich Geliebte zu erretten und selbst statt ihrer zu verbluten. Die Verzweiflung Rasaelas war grenzenlos und äußerte sich aus ganz sellsome Art. Ihr Schmerz um den so sehr geliebten Bruder steigerte sich bis zu Wuiansällen, die sich all« gegen den Garten richteten, der die Veranlassung war, daß ihr Fuß jemals San Marina betreten hatte, wo das Unglück geschehen, und gegen Elena, die ihr, wie sie in ihrer Logik behauptete, den Bruder geraubt babc. Alexander gab es auf, ihr das Unsinnige ihrer Argumentation w beleuchten, und so sehr leid sie ihm auch tat, erfand kein Wort mehr, die Frau zu beruhigen, die ihn jedesmal voll Haß und Widerwillen von sich stieß, wenn er sie tröstend an seine Brust ziehen wollte. Tonios Tod hatte eine Umwälzung und Gefühle in ihr gezeitigt, die, alle zu sammengenomme», ihrem Gatte» bewiesen, daß kein lebendes Wesen je ihre Liebe in solchem Maße besessen wie der sanfte, träumerische Jüngling, der ihr Bruder war. Bon der Stunde an, da er nicht mehr unter den Lel>snden weilte, war es ihr. als habe alles, was sie durch ihre Verbindung mit Alexander erreicht hatte und durch die bevorstehende Erbschaft noch erreichen würde, leinen Zweck mehr für sie, als sei Tonios Zukunft das vornehmste und erstrebenswerteste Ziel ihres Daseins gewesen. Als sie in das vom Tode noch verschönte, ideaiisch reine Antlitz des Jünglings blickte, da erschien es ihr mit einem Male, als wäre dies die Antwort, die Rache für ihre Worte, die ihr am ersten Tage ihrer Ankunft in San Marina entfuhren: „Ich mußte Kamillo lassen, Deinetwegen, ich muß Alexander nehmen und belügen, Deine! wegen . . ." Damals war er entsetzt aufgefahren, und sie hatte es ihm dann abge leugnet und ihn zu nötigen gewußt, seinen Stolz zu beugen. Und jetzt lag er da, kalt und starr, in überirdischer Schönheit und Reinheit, und sie, sie war beschmutzt, besteck! durch sich selber, durch ihren Betrug an einem Manne, der so hoch über ihr stand, so himmelhoch . . . LskevLnsrts ^UL8(öUiui§ 2s!t§NNZ.88sr iVisllkssius AL u AA 11 AG 81llk»ckig 30 ^ustsl-rimmvr. — äurglsllungvn von 2000 dio 12 000 k/Isrll komplett em i-egor. 8lIl8env«I»tv 8»1on» L«o»I» XVI. Daipirv rrslor, vlkendeln, »ntltz ociit llolü. tose» veoutpsee möokto vor einicsuk äisee reiokhsltlg« ^ueeiellung In -iugonsobeln nehmen. »»»»» «Le (ÄLsSrrs kür Kl-tckoog, kür »o»U«prvcb«»« kk»ut- — kliaig« Tropk«» io» «i«r »ir!lm> .u»»ar»rci«ntiicl> »oültu.ock un«i b.leh.ock »uk Teint uiui kk.ut unck k.b.n ck.» irürp.rlicli» >V<»blb«Lnck«o. blur echt mit cker gesetri. xescblltrtcn ,ll1 VIsii-kolijsM MM lüekerent vieler lcküle! geggeünelot 1792. 1)ro8iIoii-.4., 8s68trri88st 21, I. LtliM. kvillv llorrvu-LeduMvrvl. Orv88te8 8p6/ialM86lirM kür ^adrvs-^bvnnvmvnls-kelileitinnZ. ^.bounomevts - LoäivAuuxsn, govio Vortrvter xsru ru vioiistsn. Tt leplion 1431. Venus LrLUüSotvLWrLMLrs. Ne 655b I1»t«4 «»ereilten »»nxe!». Großartige Lage und Fernsicht. Prachtbau. Dresdner Billard» und Hnerres-Fabrik L. Hvbvr, l-iimMse 5, Goldene Medaille lSsil. Goldene Medaille I8!»n. 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