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so. Jahrgang. O 3. Dienstag, 4. Januar 1V16. Drahtanschrift: Nachrichten Dresden. Fernsprechcr-Samnulnummer: L5L41. Dikei/r»Ag -§ön3ant- 8eliokolaAe Dr«^prn§- Acchm- Zckvkv!aSe - Likjer- äekokolaöe D^Vtt/>vg- ^(aftao, Desbent. Schrisüeitung und Hauptgcschäsu>jtelle: Atarienstraste 38 4V. Druck u. Verlag von Licpsch L Relchardt in Dresden. NogIlric;»K»aftftftr v'ertellldrliq i» Dr«»I>-» bei zw-Im-Uger Zulragung <an Sonn-und Montagen nur einmal» 2.8L M.. I Kf,i2oieior,-Kkvaiso Die emipaliige Zeile <ciwa 8 Tilden» SV Pf.. VarzugspiStz« und An,eigen in Nummern nach Sann, -«-»»-grtrjs de» Barone» »,»v lvl. Bei «inmaitger Zustellung durch die Post s M. (ohne Bestellgeld». I ^llgciijirli--pi-i-isi.. „»>> Feiertagen iautTaris.-Auswärtige Auslröge nur gegen Aoraurbezahlung.-BelegdlaU lv Pf. Nachdruck nur mit deutlicher Quellenangabe (..Dresdner Nachr.") rulSfsig. - Unverlangte Schriftstücke werden nicht aufbewahrt. Reue russische Mißerfolge an der beßarabischen Front. Me russlschenDittchbruchsversuche gescheitert: 858Russen gesangengenommen.-krsolgreiche Sprengung nördlich La BaW-Bethune. Die VRkrrrechtswidrige Verhaftung der Der amtliche deutsche Kriegsbericht. lAmMch.) Großes Hauptquartier» 3. Fan. 1S1V. Westlicher Kriegsschauplatz. Eine grobe Sprenguug nördlich der Strafte La Rassse-Rethunc hatte volle» Erfolg, Kamps- und Deckungsgräben -cs Feindes sowie ein Verbindungsweg wurden vcrschitttet. Der überlebende Teil der Besatzung, der sich durch die Flucht zu rette» versuchte, wurde von un serer Infanterie und von Maschinengewehre» wirksam ge- saftt. Ein anschlieftender, aus breiter Front anügcftihrtcr Fenerübersall überraschte die feindlichen Graben- bcsatznngcn» die teilweise ihr Heil in eiliger Flucht suchten. Auf -er übrigen Front keine Ereignisse von besonderer Bedeutung. Bei der Reschieftnng von Luttcrbach im Elsaft durch die Franzosen wurden am Reujahrstage beim Verlassen der Kirche ein junges Mädchen getötet, eine Fra» und drei Kinder verwundet. Destlicher Kriegsschauplatz. Die Russen fotzten an verschiedenen Stellen mit dem gleichem Mißerfolge wie an den vorhergehenden Tage« ihre Unternehmungen mit Patrouille» n»d Jagdkommau» dos fort. Balkan-Kriegsschauplatz. Nichts Neues. IW. T. N.) Oberste H ec r eöle i t» n g. SefterreWsch-»«,arischer Kriegsbericht. Wien. Amtlich wird verlautbart den 3. Jan. l»t«: Russischer Kriegsschauplatz. An der beftarabische» Front wurde auch gestern den ganzen Tag über erbittert gekämpft. Der Feind setzte alles daran, im Raume von Toporoutz unsere Linien »« sprengen. Alle D n r ch b r n ch s v c r s n ch e schei terten am tapferen Widerstande unserer Truppen. Die Johl der eingcbrachtcu Gefangene» beträgt drei Offiziere und 858 Mann. An der Se r c < h - M ii n ü n « g. an der nnteren Sirypa. am Kormqn-Back»e nnd am Stur wurden vereinzelte russisüw Borstöftc abgciviesen. Zahlreiche Stellen der Nordostsront standen unter feindlichem Gcschüstsencr. Italienischer Kriegsschauplatz. Keine besondere« Ereignisse. Südöstlicher Kriegsschauplatz. Bei Mojkovac wurde eine montenegrinische Ab teilung. die sich an das Rordnfer der Tara vorwagte, in die Flucht gejagt. Die Lage ist unverändert. Der Stellvertreter -es Chefs deS Generalstabs: iW. T. B.j v. Höfer. Feldmarschall-Lentnant. Toporoutz liegt nordöstlich von Czcrnomitz tu unmittel barer Nähe der bcstarabischcn Grenze. Bekenntnisse schöner Britenseelen. Ncbcr die Ziele und Methoden der englischen Politik ist sich heute jedermann in Deutschland und den übrigen Vicrbundstaatcn klar. Die Veröffentlichung der Dokumente aus belgischen Archiven durch die deutsche Negierung hat die tieferen Ursachen der Kriegserklärung vom 4. August 1814 bloftgelegt, hat jedem von uns gezeigt, wie Grcy da mals nur dlc letzten Konsequenzen aus einer Politik zog, die man ln England jahrelang mit allerhand freundlichen nnd. wenn cs nottat, auch liebenswürdigen Versicherungen und Beteuerungen zu verhüllen vevstand, die aber in Wirk lichkeit mit eiserner Folgerichtigkeit durchgcführt worden ist. Das aufblühendc, in friedlichem Wettbewerb mächtig sich reckende Reich war Eduard VH. verhaßt. Er suchte es einzuschnürcn, ihm auf jede mögliche Art den Lcbcnsatcm abzufchneidcn, und hat diese Politik als wichtigstes Erbe den Männern, die nach ihm Englands Geschicke lenkten, ans Herz gelegt. Old England sah durch die ehrliche deutsche Arbeit seinen Reichtum bedroht, sah sich durch sie i» seinen leichten Erwcrbsmöglichkeitcn beeinträchtigt, und wurde deshalb unser Feind. Ein Feind, der vor nichts zurück schreckt, -cm jedes Mittel zur Erreichung seiner unhcilige» 4 Bierüunds-Konsuln in Salonill. - Zer V Zwecke recht ist. Diese Erkenntnis Hot jener 4. August blitzartig in Deutschland geweckt, diese Erkenntnis ist durch die Ereignisse der Folgezeit, von denen nur erinnert sei gn den Fall Eascment, an die englische Verschwörung gegen die wahrend der ersten Kricgsmvuatc noch neutrale türkische Negierung und an die Umtriebe in Nom, nur ver tieft worden. Nun ist durch die Veröffentlichung der Doku mente des englischen Kuriers, der von einem öslcrreichisch- iiiigarischci! Unterseeboote abgefangen wurde, der englischen Diplomatie wieder einmal die Maske des Biedermanns hcrabgcrissen worden. Wieder einmal erkennt die Welt das wahre Gesicht der englischen Politik. Wir wissen es ja schon lange, wie John Bull in Wahr heit aussicht, und wundern unS nicht, wenn ein ehren wertes Mitglied der britischen Marincmissivn in Athen König Konstantin ein „obstftmto baast." nennt und allen Ernstes die Ansicht vertritt, so etwas wie Könige dürfte es nach dem Kriege nicht mehr geben. Das ist auch die Meinung eines ebenso ehrenwerten britischen Gcsandt- schaftSsckrctärs in Athen. Er möchte am liebsten den König vom Throne verjagen und Benizelvs znm Präsidenten der hellenischen Republik machen, und bedauert nur. dast jeder mann vor solchen drastischen Maßregeln zurückschreckt. Wir verstehen den Schmerz des Herrn. Eine griechische Ncvnblil mit Bcnizelos an der Spitze, das wäre die Lösung all der Schwierigkeiten, mit denen die englische Diplomatie in Athen zu kämpfen hat. Damit wäre das Ziel erreicht, Griechenland märe zu einer englischen Satrapie geworden, und man brauchte sich nicht mehr den Kopf zu zerbrechen, auf welche Weise die Saloniki-Frage am besten gelöst wer den könnte. Es ist erfreulich, auch einmal von englischer zuständiger Seite so unverblümt die Wahrtzeit zu hören, denn schließlich ist ein Gcsandtschastsselrctär doch nicht der erste beste. Dast er mit seinen niedrigen Beschimpfungen die englischen Gefühle überhaupt gegenüber Griechenland zum Ausdruck gebracht hat, geht aus dein Briese seines Kollegen hervor, der das griechische Volk ganz allgemein als die elendesten Hunde bezeichnet, die man sich denken kann. Furcht müsse man ihnen cinjagcn, das sei das Einzige, was England tun könne. So denkt England, das doch zum Schutze der kleinen Staaten die Waffen ergriffen haben will, über ein Volk und seinen Herrscher, die kein höheres Ziel kennen, als dein Kriege sei» zu bleiben und eine ehr liche Neutralität zu beobachten. Take Jvnescu, der frühere rumänische Ministerpräsident, ein Mann also, von dem inan immerhin einen klaren Blick und ein sachliches Urteil erwarten sollte, glaubte kürzlich, sagen zu müssen, im Bier- »erband seien die Mächte vereint, welche die Vvlkssvuveräni- tät schützte». Es ist schade, dast an jenem Tage der neueste Beleg dafür, was man in England von der Souveränität kleiner Völker denkt, noch nicht bekannt war. Weil die Griechen ihre Selbständigkeit sich erhalten und nicht demütig den Nacken unter das englische Joch beugen wollen, sind sie „ein verächtliches kleines Völkchen" und verdienen „n goock Kiest dllbiuck". Das mag man auch in Rumänien beachten, denn Nnmünicns Lage lästt sich in manchen Punk ten mit der Griechenlands vergleichen. Wenn König Kon stantin und die griechische Negierung noch eines Zeugnisses dafür bedurft Hütten, Last ihre Politik die einzig richtige war, durch die Briefe der englischen Gcsandtschaftssckretüre wäre cs erbracht worden. Man wird in Griechenland diese Aeustcrungcn nicht einfach zu der: Akten legen können, schon weil das griechische Volk die schweren Beleidigungen nicht ruhig hinnchmen kann. Man wird in Griechenland reale Folgerungen daraus zu ziehen haben, denn niemals hat cs sich klarer gezeigt, welche Gefahr der Selbständigkeit des machtvoll aufstrebenden Landes droht. Was auch die eng lische Diplomatie künftighin in Athen für Versicherungen abgcbcn mag, Englands wahre Meinung steht fest und kann durch keinerlei Ablcugnnngsvcrsuche mehr verschleiert iverden. ES ist vielleicht ein Zufall, dast diese Zeugnisse edler Britcnscelcn in demselben Augenblicke veröffentlicht wur den, da die Nachricht von der gewaltsamen Festnahme der Vicrbundskonsuln in Saloniki tintraf. General Sarrail behauptet, das sei nur geschehen als Erwiderung auf den Fliegerangriff auf Saloniki. Nun sind aber die Bomben der Flieger gar nicht nach Saloniki selbst gefallen, .sondern in das befestigte englische Lager vor den Toren der Stadt. Zum Ucbcrsluß plaudert auch noch der Korrespondent des Mai länder „Secvlo" aus der Schule, wenn er seinem Blatte ganz naiv meldet, die Verhaftung der Konsuln sei nur zur Ver hinderung von Spionage erfolgt. Dast die Engländer und Franzosen Derartiges befürchteten, ist recht wahrscheinlich, »rmarsch in Montenegro und Albanien. entschuldigt aber ihr Vorgehen nicht im mindesten. Tie haben dadurch gezeigt, dast sic sich als Unbestrittene Herren in Saloniki beirachten, auf griechische Louveränilätsrechte sozusagen pfeifen und die Griechen in Wirklichkeit, wie es in dem englischen Briese heißt, als „verächtliche Gesellschaft" behandeln. Hierher gehört auch die Besetzung der Insel Eastellvrizo durch die Franzosen. „Schutz der kleinen Staaten" nennt man so etwas in England. In Athen denkt man, ivic die Proteste der griechischen Negierung bewiesen, darüber anders. Man wird sich in Athen aber auch darüber tlar sein, dast mit bloßen Protesten von England nichts zu erreichen ist. Hat die griechische Negierung nicht auch gegen die Besetzung von Saloniki protestiert und sind heute nicht die Engländer nnd Franzosen dort die Herren? Die grie chische Negierung steht vor einer wichtigen Entscheidung. Nicht nur die.Ehre des griechischen Volles und seines Königs ist aufs gröblichste beleidigt worden — Griechen lands Stellung als selbständiges Slaatswescn sicht ans dem Spiel. Der Privatkorrcspondcnt des W. T. B. meldet noch über die Verhastu n gdcrKonsuln in Saloniki: Die Behauptung der Vertreter des BiervcrvandcS, dast die Konsuln spioniert hätten, wird hier als lächerlich be zeichnet. Die Konsuln seien von Geheimpolizisten der En tente derart Übermacht und belästigt worden, dast schon hier durch jede Spionagctatigkcit ausgeschilossen gewesen sei. Der Ministerpräsident Skuludis hat den Vertretern des Vierbundcs, die bei der griechischen Regierung gegen die Verhaftung ihrer Konsuln Einspruch erhoben haben, die Antwort erteilt, dast er auf seinen bei den Ententemächten eingelegten Einspruch und die Forderung unverzüglicher Freilassung der Konsuln bisher keine Antwort erhallen habe. Angesichts des in letzter Zeit vom Vierverbande Griechenland gegenüber zur Schau getragenen rücksichts losen Auftretens zeigt sich di- ganze öffentliche Meinung Griechenlands aufs höchste er bittert. kW. T. V.» Nach Meldungen Berliner Blätter aus Konstantinvpel sind die in Saloniki von den Franzosen fcstgenvmmcnen Generalkonsuln nach Malta gebracht worden. Es sei ihnen gelungen, rechtzeitig die Akten der Konsulate zu vernichten. Nach dem „B. T." erfolgten die Verhaftungen in un erhört roher Weise. Dreißig Stunden, bevor die Konsuln auf neutralem Boden in Saloniki verhaftet wur den, fuhr der Sonderberichterstatter des „B. T." aus der Stadt ab und meldet ans Sofia: «gerade unser Konsul, der anszuhalten entschlossen war, riet den Deutschen dringend, abznrcisc n. «W. T. B.I Die Pforte hat durch Vermittlung der amerikanischen Botschaft gegen die willkürliche Verhaftung des vttvmani- schen Konsuls und seiner Beamten in Saloniki energisch Verwahrung eingelegt. Wie verlautet, wird die Pforte, falls die Freilassung nicht erfolgt, gegen die Staats bürger der Vierverbandsstaatcn Vergeltniigsmastiegeln er greifen. (W. T. B.) Zu der schwierigen Lage Griechenlands meldet uns nnser Berliner Mitarbeiter: Die schwierige Lage, in die Griechenland durch das allem Völkerrecht Hohnbietende Verhalten der Entenle versetzt worden ist und die von den Zentralmächten voll gewürdigt wird, hat durch die Verhaftung der Kon- snlatsbcamtcn der Zcntralmückte in Saloniki eine iv ei te r c V c r s ch ä r f n n g erfahren. Die Zentralmächte konn ten zunächst nur bei der griechischen Negierung, bei der die Konsuln beglaubigt sind, Protest cinlegcn und diese gnssvrdern, von ihren Hobcitsrcchle» zwecks Freilassung der Verhafteten Gebrauch zu machen. Die griechische Negierung hat daraufhin wieder bei den Ententemächten Prvlest- er hoben und die Wiederausschissnng in einen anderen Hasen verlangt, wovon auch den Regierungen der neutralen Sraaten Kenntnis gegeben wurde. Was nun weiter ge schehen wird, lästt sich augenblicklich noch nicht sagen. Es ist behauptet worden, Bulgarien mache sein weiteres Vor gehen gegen die Truppen der Entente von der Erfüllung ziemlich weitgehender Forderungen abhängig. Das ent spricht nicht den Tatsachen. Vielmehr hat sich die bulga rische Negierung, wenn sic bisher ihre Truppen an der griechischen Grenze zurückhiclt, lediglich von der Rücksicht ans Griechenland leiten lassen, um dessen Schwierigkeiten nicht noch zu vermehren. Zur Be urteilung dieser Schwierigkeiten sei darauf hingewicsen, dast Griechenland eine Insclbevölkcrnng von 2 Millionen Menschen hat, die durch die Unterbindung jedes Verkehrs durch die Entente in Hungersnot geraten würde. Die griechische Protestnote. In der scharfen Protestnote, welche die griechisch^ Negierung wegen der Ereignisse in Saloniki an die Negie rungen der Ententemächte gerichtet hat, heißt cs u. a.. dast sich Griechenland genötigt sehe, gegen die flagranteste nnd unmenschlichste Verletzung der griechi schen Souveränität Einspruch zu erheben, die mit der vollständigen Mißachtung der traditionellen Regeln des diplomatischen Asvlrcchtes und der elementarsten traditio nellen Evurtvisic erfolgt sei. kW. T. B.j Der deutsche Fliegerangriff aus Saloniki, der den Vorwand für den Gewaltakt gegen die Konsuln bot.i ist, wie der Sofioter Korrespondent der „Voss. Ztg." von o