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Dieses Blatt wird dm Lesern von Dresden -»gestellt, während es die Post.Abonnenten und Umgebung am Tage vorher bereit» als TV ^ ^TTT^T^TT W am Morgen in einer Gesamtausgabe erhalten. verugsgebilhn SUr.E.,,ch.^°»«'-rur« Lt«.Dn«l»ierNackri»tki>' »stckrtnen iii,Irch «»»,«»<! die vezieber n, Dresden und der »ämm» Uineeduna. naie lol .. in iwei TeilauSaabe» a»««d» und Meliellt Nack druck aller Artikel u. Original- liitteilunaen nur »Nt deull >,-t relearamm-AdreNe: Nach richte» Drevde». ^ureigen Urinal,nie von Anklindlaunsen dir nackmiltaaS s Mir Sonn und yeiertaa» nur Marienstrubc :.g von rr dis >/»r Udr Die r ivalnae Grund »eile (ca. 8 Sildeul 20 Pia. An klindigunoen aus der Pnoaiiene Zeile Lö Pia.: die Livaldae ^eile als „Sn> aeiandt" oder ans Lcilieile so Ps» A» Nummer» nach Sou» und gei.i laaen r bk«. Lsvaliiae Arundreilen so, 40 b«, so und M Pta ilack bk sondere»! Taris. AuswiNIiae Aui träoe nur ocaen Porausbkialiiuna. Bclegblatler werden mit 10 Lsg. berechn«. fternlvrcchanscklutz: Amt I Nr. U und Nr. 209«. luodvarev. l.sgsi' koeWnsp Mselm ll. sngll8elisi' klsgsntsl' klirug-, «888N- 8. pLiktatrtofls Hermann kür8ekvl, ^ in sllsn nivlisi'nsn fspiien uni! pfims-üusiitstkn ru billigstsn ^kisen. ^ gM- rv Nr. 201. Mkgtl: T°v- des P-M-s. llteueste Drahtberichte. Hofnachrichten. Turnfest tu Rürnverg. Hosopernsängcrin Minna Nanitz i. Sächsisches Volksiheater. .„»M-«»-«. ^ Mittwach. 22. Juli 1808. Znm Lode des Papstes. Sobald das Ableben des Papstes bekannt geworden war. wurden Militär- und Polizeiposten ans dem PetcrSplake aus gestellt. An dem Broiizetvr und de» übrige» Toren des Vatikans nanden Truppen zur Verfügung de« zusländiaen Pvlizeikonniiissars. Ueberall herrschte jedoch völlige Ruhe. Uni 11 Uhr wnrven die Truppen vom Petcrsplatzc zurückgezogen. Kardinaltämmercr Oreg l ia. der vom vatikanischen Palast Besitz ergriffen und die Leitung der Geschäfte während der Sedis- »akanz übernommen hat. begab sich bald »ach dem Tode des Papstes, von Schweizergarden und Nobelgarden geleitet, mit dem Vizekämmerer und dem Geistlichen der apostolischen Kammer, im veilchenblauen Trauer-Ornat nach dem Sterbegemach zur Fest - siellung des Tvdes des Papstes, die um -t UhrllOMinntcn erfolgte. Der Kardinal trat an die verschlossene Psortc des Sterbe zimmers und ries unter tiefem Schweigen der Anwesenden dreimal laut de» Namen des Papstes: er öffnete sodann die Tür. trat, von dem ganzen Gefolge begleitet, an das Bett und klopfte mit silbernem Hämmerchen dreimal auf die Stirn des Toten, indem er ihn laut beim Namen ries, während alle Anwesenden nicderknietcn. Sodann verkündete der Kardinal den Versammelten, das? Papst Leo XIII. gestorben sei, und verlieh, von den Geistlichen begleitet, das Gemach. Kardinal Ra m Polka stellte seine Tätigkeit als Staats sekretär ei», die Monsignore della Chiesa, wie vorgeschriebe», über nahm. Nach der amtlichen Feststellung des Todes wurde die Leiche in Gegenwart des Vizcknmnierers. eines Notars der apostolischen Kammer, der päpstlichen Zeremonienmersici und des Tr. Lavvoni, wie herkömmlich mit der weihe» Soutane, kar»ioisi»rotem Schnlter- »läntelchc», der päpstliche» isaiittnintze und weihen Schuhen be kleidet und ein Kruzifiz in den ans der Brust gefalteten Händen, aiis dem Bette iiiedergelegt und mit roter Dainastdecke bedeckt. Sodann wurde die Leiche in feierlichem Zuge mit dem Bette nach der Gobelinkammcr (Oamora äexli knarrst gebracht und hier seicr- iich ausacbahrt. Das Zimmer ist ganz rot anSgeichlogen, von vier Wachskerzen a» den vier Enden de-S Bettes erleuchtet. Zwei Nobelgarden, aus den Schweriknans gestützt, halten die Tolen- wacht: Schweizergarden und Palnstwachcn halten de» Eingang besetzt. Blumenkränze sind durch bas Zeremoniell onsgeichlosscn. Zur Besichtigung der Leiche sind nur die Kardinälc, die Mitglieder des diplomatischen Korps und des römnchcn Patriziats, sowie vom Kardinalkämmerer beivnvers ermächtigte Personen z»gelassen. Die Wohnräume des Papstes wurden in Gegenwart des Vtzekämmerers und eines Notars verichiossen und versiegelt. Ministerpräsident Znnardelli hat die Präfekten tele graphisch angewiesen, den Leichensererlichkeiten für den verewigten Papst beizuwohneii. wenn sie von den kirchlichen Be hörden dazu etngcladen werden. Der Ministerpräsident hat an- geordnet, dah bis ans weiteres die Theater geschlossen werden und auch ans den öffentlichen Plätzen keine Konzerte »aitsindcn. Ter Minister des Aeuheren Morin hat das 'Ableben des Papstes den italienischen Missionen im Anslande initgeteilt. Die italienische Regierung ist aber amtlich vom Tode des Papstes nicht in Kennt nis gesetzt worden. Infolge der bereits getrossenen Vereinbarungen wird die Regierung sin die Ansrechterbaltung der Ordnung aus dem Pelerspmtze und in der Pelerskirche während der Ausstellung der Leiche und während der Leichenieicclichkciten Sorge tragen. „Tribuna" meldet, die Möglichkeit der A b b a l tu n g des Konklave außerhalb Roms iei von vornherein ausgeschlossen. Das Konklave werde i» iingeiähr 10 Tagen znsammentrclen. Kardinal Oreglia hat de» Häupter» der drei Kardinals- ardnu ngen mitgeteilt, dah er die Leitung der Geichäste über nommen hat, und sie ausgesordert, die Vorkehrungen für das Kon klave zu treffen: seiner hat .Kardinal Oreglia die in Nom an wesenden Kardinale ernicht, zur ersten Kongregation zuiamme»- zuireten, in weicher Mitteilung darüber gemacht werden wird, ob der verewigte Papst Verfügungen hinsichtlich des Konklaves hinter lassen hat. und in der die ersten Bestimmungen über dnS Konklave getroffen werden. Man glaubt, dah die Bestimmungen, die für das letzte Kpnklave getroffen waren, zur Annahme gelangen wer den. — Die Kardinäie Serafino Vannutelli, Dl Pietro und Macchi, als Häupter der drei Kardinalsordnungen, übernahmen die Leitung der geistlichen Angelegenheiten. Ter Prommtius Laliani in Wien erhielt vom Kaiser Franz Joseph in Ischl folgendes Telegramm : In dem Augenblicke, wo die katholische Welt durch die Nachricht von dem Kunst und Wissenschaft. -s* Am Montag früh ist. wie bereits kurz gemeldet, in Karls bad wo sie Genesung suchte, die König!. Hofopern sänge rin a. D. Frl. Minna Nanitz verschiede». Schon seit ihrer Rück kehr von Bad Gastein im vorigen Jahre kränkelte sie, bis gegen Weihnachten ihr Zustand bedenklich wurde. Die Verewigte wurde am 8. Oktober 1842 in Seehausc» in der Altmark geboren. Ihre ersten künstlerischen Lorbeeren erwarb sie sich als Nachfolgerin der gefeierten Joachim am Hostkeater in Hannover. Von dort brachte sie Graf Platen nach Ablauf ihres Kontraktes mit nach Dresden, wo sie nach erfolgreichem Gastspiel als „FidcS" und Adriano" die Partien von Iran Krebs-Michalesr übernahm. Lange Joyre gehörte sie dem Verbände unserer Hofoper an. Sie iang die ersten Altrollen in Opern wie „Lohenann", Aida", ..Folkunger", „Fliegender Holländer", ..Tancred", „Rienzi". „Maecobäer". „Orpheus" und „Eurydike"; auch in heiteren Rollen trat sie mit großem Erfolge aus; besonders geschätzt war ihre Frau Reich in den „Lustigen Weibern". Nach ihrem Weggange von der Bühne am 31. Oktober 1885 lebte sie hier, Reichenbachstrahe Rr. 10. und auf Rittergut Neustädte! bei Kloster Marlenstern >11 der Oberlausitz bei ihrer Schwester. Frau Rittergutsbesitzer Huittg. Ihre Nachfolgerin an der Königlichen Hofoper wurde Frl. v. Ehavanne. t* Ueber die Entstehung des Sächsischen Bolks- theaters, welches am 1. August im hiesigen Residenztheater eine Reihe von Gastspielen geben wird, macht der Gründer desselben, Herr Georg Zimmermann, folgende Bemerkungen: „Es ist ja sehr weise eingerichtet, daß hin und wieder eine Dosis Aerger die Bewohner unseres schon an und für sich recht kuriosen Pla neten davor bewahrt, gor zu übermütig zu werden, und ich freue mich, daß ich keine Ausnahme mache. Aber über eine Art des Aergers komme ich nie hinweg, und das ist, wenn ich meine Mutter sprache in den Staub gezogen sehe, wenn ich wahrnehme, wie Berufene und Unberufene sie als wohlfeiles Mittel benutzen, irgend einer Lächerlichkeit, sei cs in Schrift oder Darstellung, als Mäntelchen zu dienen. Es ist doch in der Tat tieftraurig, daß ». B. Buhnenschriftsteller, die wegen irgend einer Ulkfigur in Ver- legenheit sind, zum Sachsen greifen, und daß sich sogar iands- Hinicheidc» ihres obersten Hirten in tiefste Trauer verletzt ist, liegt cs Mir besonders ani Herzen, Ew. Eminenz den große» Schmerz anszudrücken, welche» der herbe und in der ganzen Welt so tief empsundeuc Verlust Mir verursacht hat. Die kindliche Liebe und die unbegrenzte Verehrung, welche Ich für den heiligen Vater zn dessen Lebzeiten enrpsnnd. folgen dem Dahingcichievenen in die Ewigkeit. Sn,, 'Andenken wird für innnerdnr gesegnet sein und es ist ihm für alle Zetten ein hervorragender Platz in den Annalen Unserer heiligen Kirche gesichert. — Präsident Rooicvelt drückle sein tiefes Bedauern über das Hinicheiden des ehrwürdigen Mannes aus, dessen lange Regierung sowohl, wie sein erhabener Eharalter allen Ehristen Ehrfurcht eingeslvßt habe. Indem er diese Gefühle ausiprcche, bringe er zugleich die Gefühle aller Einwohner der Vereinigten Staaten zum Ausdruck. Des weiteren liegen noch die folgenden neuesten Meldungen vor: Nom. Vom Deutschen Kaiser ist nachstehendes Tele gramm an Kardinal Oreglia aus Molde eingctrosfen: „Schmerz lich bewegt durch die soeben erhaltene T rauen,achricht, sende Ich dein hohen Kardinalskoliegium den Ausdruck Meiner aufrichtigen Teilnahme an dem schweren Verlust, welchen die röinisch-katyv- ltzche Kirche durch den Heimgang Leos XIII. erlitten hat. Ich werde dem erhabenen Greise, der Mir ein persönlicher Freund war und dessen außerordentliche Gaben des Herzens und des Geistes Ich noch bei Meiner letzten Anwesenheit in Rom erst vor wenigen Wochen ernenl bewundern mußte, cm treues Andenken bewahren. Wilhelm. 1. U." Nom. Dem Kardinaldckan Oreglia ist vom deutschen Reichskanzler ei» in warmen Worten gehaltenes Bcileios- tclcgramm zngcgangen. No ni. Kardinal Nampolla hat gestern, nachdem er den Tod des Papstes amtlich niitgetcilt hatte, wie bereits gemeldet, sein Amt ais Staatssekretär iiiedergelegt. Er schickte sich auch an, den Vatikan z» verlassen, aber Oreglia bat ihn, seine bisherige Wohnung zu behalten, was Nampolla annahm. Die Kardinälc treten heute im Saale des Konsistoriums zum ersten Mal zu- stimmen und werden einen Prosekretär für das Konklave wählen, die Ernennung eines Sekretärs der .Kongregation des Kon sistoriums aber dem neuen Papste überlassen. Die Vorberei tungen zur Ausstellung der Leiche des Papstes in der Petcrskirche werden heute beginnen. Ter Petersplatz ist wieder von 500 Sol daten besetzt, die alle 4 Stunden abgclöst werden. Bis zur Prokla- mierung des neuen Papstes halten italienische Karabiniers die Wache in der Umgebung des Vatikans, damit niemand denselben verlassen kann. Bisher sind im Vatikan 4000 Depeschen ein- gcgangen. Die Truppen haben, wie gestern abend, Ausstellung aus dem Petersolatz genommen. Rom. Im Zimmer des Papstes werden durch Mönche der konvcntuale» Mmoriten, die sich alle 4 Stunden ablösen, fort dauernd Totengebete gesprochen. Rom. Die Börse ist heute geschlossen. Heute Morgen wurde an de» .Kirchentüren eine Kundgebung des General- Vikars Kardinal Reipighi angeschlagen, in der der Tod des Papstes angczeigt und die Abhaltung der religiösen Feierlichkcilen angeordnet wird. Bis zur Besetzung des päpstlichen Stuhles wer den täglich von 8 bis 0 Nhr abends die Glocken geläutet. Das „Giornalc d'Itaiia" meldet, die Reigernng habe die Eisenbnhnver- waltungen angewiesen, den zum Konklave nach Rom kommenden Kardinälen alles Entgegenkommen zu gewähren und den aus ländischen Kardinälen von der Grenze an reservierte Wagen oder, wen» sie es wünschen. Salonwagen zur Verfügung zu stellen. Die Bronzetür des Vatikans ist noch geschloffen. Neueste Drahtmeldungen vom 2l. Juli. Berlin. Im Pommcrnbank-Prozeß zog sich der Gerichtshof heute nach Beendigung der Plaidoyers zu einer halb stündigen Beratung zurück. Der Vorsitzende verkündete nachher einen Gerichtsbeschluß, der dahinaeht: Nachdem der Gerichtshof in der Frage der Schätzungen noch nicht zu einem abschließenden Urteil gelangt ist, und die Anklaaebchauptungen durch die Sach lage eine Erschütterung erfahren haben, beschließt der Gerichtshof, die Verhandlung zu vertagen und die Akten der Staatsanwalt schaft zur weiteren Erhebung in der Schähungsjrage zuzustclle». Nach Erledigung dieser wiro das Gericht Sachverständige ver- nchmcu, die nach der Instruktion des Gerichtes die Abschätzung der beanstandeten Pfandgrundstücke vornehmen sollen. Die gegen die Angeklagten Schultz und Nomeick erlassenen Haftbefehle werden aufgehoben. Plauen i. V. Heute vormittag wurde unterhalb Neumark an der Bahnlinie Leipzig-Hof auf einem Bahnübergänge von dem Schnellzuge Leipzig—.Hof ein mit zwei Pferden bespanntes Geschirr überfahren. Der Geschirrführer und ein Pferd wurden getötet. Der Schrankenwärter, der die Schranken zu schließen vergessen hatte, hat sich aus Verzweiflung über dcis Un glück in einem nahen Teiche ertränkt. > München. Der Staaisrat Tr. v. Mayer, Ministeria!- dircktor im Staatsmmislerium des Königlichen .Hauses und des Reicheren, wurde aus sein Geiuch mit dem 1. August d. I. unter die Staatsräte im aiißerordentlichen Dienst cingereiht und zugleich unter Verleihung des Großkreuzes des Verdienstordens der bay- rrschen Krone in seiner Eigenschaft als Ministerialdirektor in den dauernden Ruhestano verletzt. K 0 pc 11 hnge n. Der Erbgroß Herzog und die Erbgroß- hcrzogin von Baden haben beute mittag die Heimreise von hier über Kiel angctrctcn. Der Kronprinz von Dänemark hatte sich aus dem Bahnhose zur Verabschiedung eingefundcn. K onstantinopcl. Der österreichisch-ungarische und der russische Konsul in Ucsküb sind zur Untersuchung der angeblichen türkischen Ausschreitungen in Gostivar und Umgebung im B>l.c>- jet Monaskir abgereist. Kingston, n Tie königliche Jacht, auf der der König und die Königin die Nacht verbrachte», verließ heute morgen Holy- Hcad und traf »m 9 Uhr morgens in Kingstown ein. Die hier liegenden Kriegsschiffe feuerten Salut. Die ganze Stadt ist fest sich geschmückt. OertlicheS und Sächsisches. Dresden. 21. Juli. —* Se. Majestät der König erlegte am Sonnabend abend ans einem Pürschgange aus Granpacr Revier einen kapitalen Nehbock, welcher, nach seinen auffallend starken, kurzen Rosen stöcken und seinem weißen Gesichte z» schließen, ein hohes Aller haben muß. Das selten krumm geformte Gehörn ist als monströs anzuichen. Die rechte, stärkere Stange hat vier Enden, das fünfte, oberhalb des Roscnstockes herausgewachsene, ist slark^und abge brochen. Die linke Stange ist Gabler, Rosen und Stange sind außerordentlich gut geperlt. —* Se. König!. Hoheit der Kronprinz, in dessen Beglei tung sich der persönliche Adjutant Hauptmann von Zeschau, sowie Oberst v. Criegern befanden, traf gestern mittag hj-1 Zhr i» Moritzburg zur Entenjagd auf dem dortigen Schloßteich ein. Der Kronprinz stieg i» Adams Gaslhof ab und fuhr 4 Uhr nachmittags nach Dresden zurück. , > p- - - —* Frau Gräfin de Witten gcb. Gräfin v. Strachwitz. welche einige Wochen als Gast der Königin-Witwe in Sibyllcnor! weilte, ist gestern nachmittag von dort wieder abgereist. —* Der „Magdeb. Ztg." wird geschrieben: „Die Annahme des Namens und Titels einer Gräfin v. Montignoso be deutet durchaus und in keiner Weise eine Loslösung der Prinzessin Luise von der Familie und einen Verzicht auf die ihr zustehendcu Rechte und Vorrechte. Vielmehr ist und bleibt sie nach wie vor Prinzessin von Lothringeu-Habsburg-Toskana, denn sie hat das Anrecht auf diesen Titel und Rang und auf die Zugehörigkeit zur Familie nicht ausaeaebcn. sondern sich ausdrücklich Vorbehalten. Indessen hat sie selbst den Wunsch geäußert, für den alltäglichen Verkehr eine» einfacheren Namen führen zu können, und hat ans Vorschlag ihres Vaters den einer Gräfin von Montignoso ge wählt. Die Verleihung dieses einer Besitzung des Großhcrzogs von Toskana cntichülcn 'Namens und dieses Titels mußten durch den König von Sachsen erfolgen, weil die Prinzessin noch die sächsische Staatsangehörigkeit besitzt und auch übrigens beizn- behalteu gewillt ist. Wo sie später ihren Aufenthalt nehmen wird, ist noch nicht bestimmt. Der Aufenthalt in Oesterreich ist ihr nicht untersagt. Vorläuffg bleibt sie in Ronno, voraussicht lich aber nicht länger als bis znm Hcröst." —* Vom 10. Deutschen Turnfest in Nürnberg. Am Sonntag traten die Festtcilnchmer zn dem imposanten Fest- zuge zusammen. Der von 31000 Turnern, darunter kaum 100 Turnerinnen, gestellte Zug brauchte zum Vorbeimarsch genau 1 Stunden und hatte eine Lange von 8'/t Kilometern. Durch diese Ausdehnung wurden leider alle Dispositionen des Zugaus- männische „Dichter" durch die frivole „Bliemchenproduktion" be fleißigen, unser so kernechtes Volk als Karrikatur und unseren Mit- dcnlschen gegenüber geradezu als minderwertig hinzuslcllen. 'Nicht zuletzt dieser Aerger war es, der mich der Dialektdichtung in die Arme führte, der mich veranlaßte, der Allgemeinheit zu zeigen, wie viel Innigkeit und herzersreuende Schlichtheit in der Sprache liegt, die meine Mutter gesprochen hat, und daß diese Sprache, mag ihr Tonsall immerhin von dem allgemein üblichen abwcichcn, sich für das Ernsteste, Größte, Heiligste ebenso gut eignet, wie jede andere Mundart. Ich machte die Probe auss Erempcl - ich forderte das Urteil der Allgemeinheit heraus, «ndem ich zunächst die Dichtungen längst bewährter Landsleute, dann meine eigenen in öffentlichen Vorträgen zur Wiedergabe brachte, und: der Er folg war ein glänzender. Es liegt mir unendlich fern, letztere dem literarischen Wert meiner lyrischen und novellistischen Erzeug nisse znzuschreiben — ich wälze ihn mit freudigem Herzen auf die Durchschlagsfähigkeit meiner teuren Muttersprache ab, und vor allen Dingen stelle ich Eins fest: niemandem, der mich hörte, ist cs eingefallen, meine heimische Mundart abfällig zn belächeln; sic erprobte und bewährte ihre Kraft, indem sie nicht nur erheiterte, sondern auch erwärmte und dos Herz der Hörer durchdrang. Die errungenen Erfolge trieben mich weiter. Bauend auf den unend- lichen Einfluß, den jederzeit noch die Bühne auf die Allgemeinheit ansgeübt chat, beschloß ich, gerade sie mir für meine Piomeraroeit dienstbar zu machen, und so reifte der Gedanke der Gründung eines sächsischen Volkstheater» in mir, der ja jetzt seine freudige Erfüllung gesunden hat. Ich verkenne durchaus nicht die Schwie rigkeiten, niit denen tch zu kämpfen haben werde, ich bin sogar aus noch mehr Anfeindungen gefaßt, als ich sie — meinetwegen glück licherweise — bisher bereits crsahrcn Hove; aber unmöglich kann ich dem „Sächsischen Volkschcater" eine Lebensberechtigung oder Lebensfähigkeit abkvrechen. Das Volk will ich auf die Bühne bringen, meine sächsischen Landsleute, wie sie sind in ihrem echtesten, innersten Leben, wie sie denket, und fühlen, sich freuen und leiden, sinnen und imnnen; in die Stätten will ich dringen, wo sie in nimmer rastendem Fleiß den oft so harten Kampf ums tägliche Brot kämpfen; ihr trautes Heim will ich vorführen, von dem aus sich der Weg von der Wiege bis zur Bahre anbahnt; aber alle, d,e von meiner Bühne herab sprechen, sollen warm blütige, unverfälschte 'Natur zeigen, sollen Sachsen sein, wie ma» sie lieben und achten muß eben ihres urgciiindcn Kernes wegen, der seine Kraft nocki jederzeit, in heiteren wie in trüben Tagen, bewährt hat. Gottsched machte seinerzeit dem Hanswurst ans der Bühne in verdienter Weise den Garaus: ich will eine andere Figur ansmerzen — das ist der triviale „Blicmchen", mit seinem fade» „Gemährte". Ernste Dichter, die mitten in ihrem sächsischen Volke stehen, haben mir die durchgereiften Erzeugnisse ihrer freudigen Schaffenskraft zur Verfügung gestellt, weitere werden folgen: denn ich konnte feststclle», daß es im obcrsächsischen Sprachgebiet ein gar stattliches Heer berufener Heimatdichter und im sächsischen Volksleben eine große Menge behandlungsfähiger Bnhnenstoffe und überaus viel charakteristische Sonderart gibt. Meine Künstler aber sollen stets hervorragende Darsteller sein, die dazu mit ihrem ganzen Wesen im heimischen Boden wurzeln, dem sie entsprossen sind und dem Ehre zu machen ihr erstes Sweben bleiben muß." — So weit Herr Zimmcrmaon, Hessen Mitteilungen wir hier gern Raum gegeben haben, ohne die darin medcrgelegtcn Anschauungen irgendwie damit zu den unsrigcn machen zn wollen. ck* Im Atelier des Leipziger Bildhauers Paul Sturm, der neuerdings durch seine hervorragenden Leistungen auf drin Gebiete der Kleinplastik mit zahlreichen ehrenden Auszeichnungen bedacht wurde, geht gegenwärtig das Modell für die Preisinedaille der Deutschen Städte-Ansstellung in Dresden seiner Vollendung entgegen. Paul Sturms Entwurf wurde bekanntlich mit dem ersten Preise bedacht. Er weicht, wie das „Leipz. Tagebl." zu melden weiß, vollständig von der konventionelle» Behandlung der onst üblichen Motive ab und zeigt in freier Erfindung eine höchst 'hantasievolle Komposition. Während der Avers das in zartem llllies ansgefübrte Profilbild König Georgs nach der jüngsten, wohl auch charakteristischsten Ausnahme zeigt, legt sich in die Füllung des Reversriindes die symbolische Gruppe eines Menschen- paares. das. verkörpert durch ein in edlen Fvrmen dargestelltcs Weib „iid durch eine kraftvolle Mannesgestalt. zum Träger eines plastischen Stadtbildes von reicher Silhouette wird. Die Anord nung der beiden gegenübergestellten symbolischen Figuren von Bürger und Bürgerin, die aus ihren ansgestreckien Armen die Stadt und ihre» Banmgürtel emporheben, ist eine höchst lebendige, die in kräftigen Konturen herausgearbeltete Darstellung der Stadt selbst eine ungemein malerische.