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. ..Herr Reaierungsrat. «s mutz also auch das letzte gesagt sein. Ihre Kollegen., die ,;ucrit wie ein Mann für Sie einstanden, wissen nicht mehr, waS sie denken sollen. Einer Ihrer Schwäger soll geändert haben. Sie seien zwar nicht adlig, aber eS könne seinem Vater passe», durch Sie Fühlung mit der Regierung zu haben. Man hat diele Bemerkung weiter erzählt. Man sah, da« Ihr Schwiegervater Sie mit Luxus überschüttete, Sie in der intimsten Weise sich nahe stellte. Es gibt viele Arten indirekter Bestechung, Sie wissen den Wert des Reichtums zu schätzen und schließlich — Sie sind sich dieser Beeinflussung wohl nicht bewußt geworden —" Cun erstickter Schrei hallte in diese Worte hinein, die Werner Rothhausen trafen, daß er taumelte. und haben ein Familiengeplauder möglicherweise und ganz arglos — Vibell verstummte. Jetzt hatte der Verdächtigte sich gefaßt. Was man ihm da antat. das war zu viel — oh, viel zu viel! Und das Uebcrmaß gab ihm momentan seine Be sonnenheit wieder. „Exzellenz — ich flehe Sie an — kein Wort weiter! Es ist mehr als genug! Lallen Sie mich verhaften — in das Untersuchungsgefängnis abführen!" sagte er ohne jeden Klang in der Stimme, aber klar und deutlich. „Das ist nicht meine Absicht. Durchlaucht wünschen nicht, daß die Sache an die Oessenllichkeit kommt —" „Aber ich wünsche eS — ich, der An geklagte! Mit höflichen Phrasen kann ich heute nicht dienen, sonst würde ich sagen, ich be- daure, Sr. Durchlaucht um meiner Ehre willen nicht den Gefallen tun zu können!" «Aber ich di» bereit, Sie gegen Ehrenwort auf freien Fuß zu lassen!" „Ehrenwort ? Exzellenz haben mir zur Genüge auseiuaudergeseNt, da« man in meine Ehre die begründetsten Zweifel setzen zu dürfen glaubt!" „Halt! Rein! Ich glaube nicht —" „Streiten wir doch nicht um Worte, Exzellenz! Ich verlange Untersuchungshaft und Untersuchung — und zwar loforl und in rücksichtslosester Weise! Ich habe jetzt kein anderes Interesse weiter als das, meine Ehre als Beamter von jedem Verdacht, jedem Makel gereinigt zu jenen!" „Aber — ich habe das in keiner Weise vorgesehen, Herr Re- gierungsrat!" „Dennoch bitte ich Exzellenz darum und ich beharre daraus, als auf meinem guten Recht, in mir nichts anderes zu jeheu, als den der Untreue angeklaaten Beamten. 'Ich werde unter keinen Umständen mein HauS eher wieder betreten, als vis die Unter suchung zu dem Resultat gekommen ist, welches ich als mein heiligstes Recht beanspruche." „Durchlaucht hat ausdrücklich befürwortet, die Sache geheim zu halten, jede Rück- stchr auf die hochangesehene Familie zu nehmen und lieber ein Abschiedsgesuch Ihrer- teils — das nian ia nach Ihren Borschläge» motivieren könnte —" Rothhausen lachte ui unbeschreiblichem Hohn laut auf. Bibel! fühlte sich sehr unbehaglich bei dieser Wendung der Vernehmung. „Hahaha! Abschieben möchte man mich! Meine Ehre soll ich hier lassen und wie ein gerupfter Hahn abziehen? Ich weiß ja den Wert des Reichtums zu schätzen! Vielleicht glaubt man, den Profit meines Schwiegervaters bei dem tausendmal verwünschten Askenradtschen Handel fließe in meine Laschen'? Und dann könne ich den Gebalt als Regierungsrat entbehren? Ach. Exzellenz, darüber möchte ich ja eben das Publikum, den Hof und die Hofgesellschaft aufgeklärt sehen, recht gründlich aufgeklärt! '.'ick, ja! Wenn ich auch leider Gottes den Wert des Geldes zu schätzen wußte, so schätze ich doch meine Ehre unendlich höher und also — ich fordere von Ew. Exzellenz meine Verhaftung!" Der Minister war nach und nach in eine immer größere Aufregung geraten. Roth- hausen machte auf ihn mehr und mehr den Eindruck vollster Schuldlosigkeit, und dennoch — es waren Anklagen, Verdächtigungen ausgesprochen worben, die tatsächlich begründet schienen und die er in seinem Innern jetzt doch selbst für falsch hielt. Und daß er Roth- baulens Schuld halb und halb geglaubt, das quälte ihn, demütigte ihn vor sich selber. Er hatte die Klingel gezogen. Eine peinliche Viertelstunde verging, che man einen Gendarmen und einen Wagen zur Stelle hatte. Das Untersuchungsgefängnis lag ziemlich weit vom Regierunasgebäude, die Stlibc, welche zwar vergitterte Fenster aiistvies, aber sonst ganz leidlich eingerichtet und für vornehmere Untersuchungsgefangene bestimmt war, stand seit fast einem Jahre unbenutzt und war nicht ganz in Ordnung, wie telephonisch sestgestcllt wurde. Die ganze schwere Viertelstunde herrschte tiefes Schweigen zwischen ihnen, nur unterbrochen durch daS Kommen und Gehen der erschrockenen Diener und Unterheamten, die weder ihren Augen noch ihren Ohren trauen wollten. Endlich wurde der Wagen durch den cintretendcn Gendarmen gemeldet. „Sie wollten cs so, Herr Regierungsrat!" sagte der Minister. Rothhausen ver- neigte sich stumm. Er war sehr bleich und seine Lippen zuckten. Was er in diesen schweren süns-chir Minuten in sich durchlebt, hätten keine Worte zu schildern vermocht. Das Be wußtsein der vollsten Schuldlosigkeit Hais ihm gar nichts gegen die Tatsache, daß man ihn — ihn, der sich selbst 4» hoch gestellt! — einer Schurkerei für fähig hielt. O. dies« Schmach! Sie brannte ihn wie ein Schandmal. Die furchtbar« Entdeckung der jammer vollen Wandelbarkeit de« Urteil» der Menschen — seiner Kollegen noch gar, würde er »ir überwinde», sagte er sich, sie war die ärgste Demütigung. Mit tiefstem Schrecken empfing ihn da» Personal de» Gefängnisse». Da» konnte denn der vornehme Herr, her Schwiegersohn de» reichen Herrn von Wehlheiden, mtr getan haben? Hoch ausgerichtet schritt dieser die Treppe hinaus in da» für ihn bestimmte Zimmer, stolzer al» je, wahrend seine Seel« zu Boden geschlagen sich krümmte unter der' Wucht de» heutigen Erlebnille». Die» mit oll seinen Einzelheiten und seinen Folgen ist voller Tragweite jetzt gleich zu überblicken, war Werner Rothhausen trotzdem noch nicht im stände. Der Schlag kam zu unerwartet, da» ganze Ereignis war zu unglaublich und unverständlich. Skur da» eme ständ fest: man hielt ihn einer Niedrigkeit, wie die vor liegende, für fähig! Und da» die» möglich war — möglich gegenüber einem Wernei Roth- Hausen — da» war für ihn vorläufig der Mittelpunkt aller seiner Gedanken und Gefühle. Die tödliche Ehrenkränkung, di« man ihm -»gefügt — ihm, chm, die fühlte er am alle» schmerzlichsten, und daneben ward e» ihm bewußt, wie hoch er bi» dahin in seiner eigenen Wertschätzung gestanden! War es denn möglich, so etwa» zu überleben? In dumpfem Brüten lag er da, sich nur immer die» «ine fragend. Exzellenz von Bibel! fuhr inzwischen ins Schloß, um Sr. Durchlaucht Bericht z» erstatten. Er war im voraus überjeugt, von dem reizbaren Fürsten nun auch noch Borwürfe hören zu müssen, weil die -Sache ander» verlausen war, al» Durchlaucht ge wünscht. „Keinen Eklat — nur Wehlheiden möglichst schonen — Rothhausen veranlassen, seine Entlassung zu fordern." so hatte das Programm des regierenden Herrn gelautet, der von vornherein al» Tatsache annahm, wa» Werner Rothhausen jetzt nicht nur ent- rüstet leugnete, sondern was derselbe sicher — indem er eine gerichtliche Untersuchung forderte — nun zu einem dieser ekelhaften Skandele machte, welche durch alle Zeitungen geschleppt werden. , , O, wie Se Durchlaucht Las haßte! Und dann — da war dieser ehrwürdige, alte Herr, sein Vater! Keinen Geistlichen der Stadt liebte und verehrte die Fürstin so, wie ihn. Sie würde außer sich geraten, daß man gegen dessen Sohn so rücksichtslos vorging! Freilich, vor dem Gesetz sind alle gleich: aber es hätte sich doch am Ende-Herausstellen können, daß es sich nur um eine Unvorsichtigkeit betreffs der Akten handelte — um eine Fahrlässigkeit, die man nicht sofort an die große Glocke zu hängen brauchte, damit nicht alle Nachbarländer von dem Lärm widerhallten. Und was ferner noch zn bedenken war, der Schwiegervater Rothhausens würde gar nicht umhin können, die Sache zu der sinnigen zu machen. Durchlaucht sah nun schon eine unabsehbare Kette von Widerwärtigkeiten aller Art, denn schließlich mußte man Wehlheiden, der gar nicht zu entbehren schien, noch gute Worte geben. Der Minister ärgerte sich wütend. Jedes Wort des hohen Herrn enthielt eine indirekte Rüge für ihn. Und das ärgste war, daß er selbst sich fragen mußt«: „War ich nicht ungeschickt, weil ich voreingenommen war?'^ Aber wie hatte der Fürst heute früh getobt, wie energisch die strengste Untersuchung gefordert! Durchlaucht verlangten jetzt sogar, daß „irgend jemand" in seinem speziellen Aufträge, unter Wahrung der rück sichtsvollsten und schallendsten Formen, dem Oberkirchcnrat Mitteilung wache — und zwar sofort und direkt in „seinem" Aufträge. „Ich werde selbst hinfahren, Durchlaucht!" entschied sich Vibell. Die Fäden der ganzen fatalen Angelegenheit in der Hand zu behalten, das schien ihm aus vielen Gründen jetzt das Wichtigste. Außerdem konnte niemand besser, als er selbst, dem alten Herrn klar machen, daß Werners „unbegreifliche Reizbarkeit" es unmöglich gemacht hatte, die Sach« unter der Hand und möglichst glatt aufzuklären. Ihm selbst war es äußerst unbehaglich zu Mute. Im Geiste hörte er seine Frau immer sagen: „Dazu ist er niemals fähig!" Hätte ihm, dem besonnenen Manne, doch ein kaum selbst erkanntes persönliches Motiv das Urteil getrübt? Und in tiefster Seele nagte leise der Selbstvorwurf. Wie der Fürst nun einmal war — ein Herr voll Eigen wille» und Jähzorn, aber in guten Stunden auch wieder voll Güte und immer sich klar bewußt, daß der Herr selbst den Schaden trägt, wenn er sich unwillige Untergebene macht — so hätte er am liebsten jetzt schon nach allen Seiten wieder einlenken mögen. „Wehlheiden hat sich offenbar nicht klar gemacht, wie wichtig mir diese Erwerbung war," entschuldigte er diesen auch schon — diesmal aber nur, wie Vibell sehr wohl wußte, um mit dem Manne nicht brechen zu müssen. iS»rtI-«»n, soigt.i Hvooo«xroO0O«xxxx>oo 8 ^ o ZWeisstiMUeli- lMkoIie in ausgesucht bester Ausführung, kleidsamen neuen Fq;onS und vortrefflichen Stoffen. S Dtlillm bilüiiie kmsiiilimM. 0 ist. z Mg Msi>»-§st. lst. S. kiM»«ck«is vever, KömLsod.-Kt. 4,?., empfiehlt sich allen Zahnlcideiiden zur Anfertigung von Schattenmischnngsür schattige Flächen, 50 Kilo 3» M.. Kilo «0 Pf. Tepplchdeetmischnng f. Schmuckparterres 50 Kilo SO M.. Kilo 70 Pf. 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