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ihannover, N. Octbr. (H. G) In nächster Woche werden einige 80 Militärzüge hier eintreffen, bez. durchpasfiren, welche die für die annectirten Län der bestimmten Cavalerieregimenter nnd Artillerie batterien befördern.! . i :Jn einer Correspondenzder „D. A. Ztg." aus Wien, 7. October, heißt es: „Nach der Schlacht bei - Köiüggrätz hieß cS bekanntlich allgemein, daß Benedek vor ein Kriegsgericht gestellt werden solle. Hinsichtlich der betreffenden weitern Vorgänge herrscht ein gewisses Dunkel; Näheres ist nie in die Oeffent- lichkeck gekommen. Ich seudc ihnen deßhalb die folgenden kleinen Enthüllungen, die Sie, was unsere Officiösen auch immer sagen mögen, als genau be trachten dürfen: sie find, wie ich glaube, ein wesent licher Beitrag zum Verständniß dessen, was bei uns im-Laufe dieses. Jahres vorgefallen ist. Benedek, vor das Kriegsgericht gestellt,, verweigerte jede Aus sage, es wäre denn, daß man vorher an allerhöchster Stelle für ihn die Ermächtigung einholte, auch alles das rückhaltslos inittheilen zu dürfen, was zwischen ihm und der höchsten militärischen Stelle des Hofs persönlich verhandelt worden sei. Man fand es in dessen. für. gut, diese Ermächtigung nicht einzuholen, resp. zuertheilen, und somit blieb denn das ganze gegen Benedek eingcleitete kriegsgerichtliche Verfahren aus'sich beruhen." Wien, 9. Octbr. Mittelst Separatzugs wurde, wie bie „Presse" mittheilt, gestern Vormittag 8 Uhr eine Abteilung sächsisches Militair, circa 400 Mann, von hier.nach Linz befördert, wo sie einstweilen be- quartrert werden. Größere Truppensendungen gehen morgen und übermorgen voir hier ab, und soll dem Bernehmen nach die ganze Brigade Kronprinz in Linz ftationirt werden. Wien, 9. October. Ihre königlichen Hoheiten Prinz Georg von Sachsen und Gemahlin haben die früher von den sächsischen Majestäten innegchabten Appartements in Hietzing bezogen. Die „Italia Militare" zeigt an, daß General Ga ribaldi seine Demission als Commandant des Frei corps eingereicht hat, und daß dieselbe durch königli ches Decret vom 29. Septbr. angenommen worden ist/ . > Die italienische Negierung wird den Anfang der neuen Aera damit machen, daß sie die Errichtung von Bildringsanstalten mit Rath und That befördert; es ist auch die Errichtung von 2000 neuen Elemen tarschulen im Reiche beabsichtigt. . Bukarest, 10. October. (W. T. B.) Gutem Vernehmen, nach wird der Fürst Karl selbst nach Konstantinopel gehen, um ein letztes unbedeutendes Hinderniß für die Anerkennung zu heben. Der Tag der Abreise ist noch nicht bestimmt. Paris, 8. Oct. In der Colonie jugendlicher Verbrecher, die auf einer der sogenannten Gold-In seln ber Toulon sich befindet, ist eine sehr tragische Revolte gegen den Directvr ausgcbrochen. Es ent stand nämlich während des Tumultes ein Brand, in welchem 14 der jungen Sträflinge jämmerlich, umka- meu. Da die See sehr hoch ging, so konnten die Behörden von Toulon erst des andern Morgens die nöthigeni Beamten und Wachen zur Hilfeleistung und WiederhcrstellMg der-Ordnung absenden. , . Paris. Wie die „Patrie" meldet, haben sämmt- liche französische, sowie auch einige größere auslän dische Waffenfabrikcn Bestellungen für das neue Hin- tcrladungsgewehr erhalten, so daß die ganze Armee noch vor Ablauf des festgesetzten Termins von zwei Jahren damit versehen werden kann. In den Ministerien herrscht wieder die volle Thätigkeit, namentlich im Kriegsministerium, wo das Project der Heeresorganisation Gegenstand sehr ern ster Beschäftigung ist. Im Principe scheint man über diese Frage sich bereits geeinigt zu haben, und zrvar dahin, daß Frankreich rn Stand gesetzt sein müsse, über eine Million Soldaten für Kriegs-Eventualitä ten verfügen zu können, nur soll noch darüber eine verschiedenartige Anschauung herrschen, ob der Be stand der activen Armee auf 600,000 oder 400,000 Mann fcstzusetzen sei. Die Resultate des Friedensschlusses zwischen Oe sterreich und Italien faßt die „France" folgenderma ßen zusammen: Er befreit Europa von einer Ursache beständiger Agitation. Er erlaubt Italien und Oe sterreich, die jetzt nicht mehr befeindet sind, hinfort nur au die fruchtbaren Werke des Friedens zu den ken; er macht die Politik Frankreichs jenseit der Al pen vollständig frei. Konstantinopel, II. Oct. (W. T. B.) Die Insurgenten auf Kandia sind ins Gebirge ge drängt und von der Land- und Leeseite theilwcise eingeschlossen. Ein Theil derselben will sich unter werfen. Die geflüchteten griechischen Familien kehren nach ihren Wohnorten zurück. — Im Antitaurus haben die militärischen Operationen begonnen. Erlkönigin. (Fortsetzung aus Nr. 81.) „Ich muß Geld haben!" entgegnete ziemlich dreist der Zigeuner, „am Tage läßt man mich nicht zu Euch, darum muß ich des Nachts kommen. Ich muß viel Geld haben, denn ich will auswandern niit den Männern, und dann belästige ich Euch nimmer wie der. „Du bist ein frecher Geselle, Harrold, Du hast meine Güte schon längst gcmißbraucht, heute setzest Du Allem die Krone auf. Ich bin Deiner Zudring lichkeit müde; was habe ich überhaupt mit Dir zu schaffen?" „Ihr vergeßt den Dienst, den ich Euch geleistet," entgegnete der Zigeuner. „Ich habe keinen Theil an deiner Handlung," sagte der Graf mit tonloser Stimme. „Als Du vor vielen Jahren in Wien zu mir kainst, und mir Deine schwarzen Pläne vortrugst, da sagte ich nur: „Wenn Du meinen Vetter hassest, so mögest Du thun nach Deinem Ermessen, mich ginge das nichts an." „Das sagtet Ihr," entgegnete höhnisch der Zigeu ner, „aber was watet Ihr dann? Ihr ginget an Euren Waffenschrank und nahmt eine schöne Büchse heraus, nnd gabt sie mir, — ferner schenktet Ihr mir eine Summe Geldes. „O, mein Gott!" stöhnte der Graf, wie viel soll ich cs beklagen, daß diese meine Handlung von Dir eine so schlechte Deutung erfuhr, und so entsetzlich in ihren Folgen war. Es kam mir g/wiß nicht in den Sinn, mich an dem Morde meines Verwandten