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Vorkehrungen-für de» Zusammentritt der Landesver- tretung getroste»!. Durch die Verlegung der Kreis- direction nach dem sogenannten Kanzleihans auf der Schloßstraße sind eine Anzahl Räume disponibel geworden, die zu Zwecken des Landtags hergerichtet werden. An Stelle der bisherigen Oelbeleuchtung ist Gaseinrichtung getreten. Dresden, II. Octbr. (Dr. N.) Der Unter- commaudant der Festung Königstein, Oberst Andrich, ist telegraphisch zu Sr. Majestät dein Könige nach Karlsbad berufen worden und dorthin abgerelst. Dresden, II. Octbr. Abends. Das „Dresdn. Journ." veröffentlicht eine Bekanntmachung des kgl. preuß. Generalgouverneurs, worin derselbe seine Ge neigtheit ausspricht, leidenden Offizieren nnd Solda ten der kgl. sächsischen Armee, welche ihre Genesung in der Heimath suchen »vollen nnd dazn eine Geneh migung einholen, den Aufenthalt in den Grenzen des Königreichs gleich den bereits zahlreich anwesenden Reconvalescenten gern zu gewähren. Selbst der An wesenheit aus anderen dringenden Privatrücksichten will derselbe in einzelnen, wohl motivirten Fällen eine nachgesuchte Genehmigung nicht vorenthalten. Dresden, 12. Octobcr. Uebcr das gestern Nachmittag stattgefundene Leichenbegängnis des Commandanten der Festung Königstein, Herrn Gene- Halleut. v. Nostitz Exc., können wir Folgendes mit- theikn: Deniselben wohnten der k7 preußische Gcne- ralgouverneur für Sachsen, Herr Generalleutnant v. Tümpling Exc., sowie die zur Zeit hier anwesenden k. preußischen Herren Generalmajore v. Kamiensky und v. Gersdoiff mit ihren Stäben (zusammen 10 Offi ziere) bei. Die k. Landcscommission vertrat Se. Ex- cellenz Herr Generalleutnant von Engel. Unmittel bar hinter dem Sarge schritt ein Schwager des Ver ewigten, von den Generälen v. Tümpling und v. En gel begleitet. An dem Trauerznge nahmen von der sächsischen Besatzung der Festung sämmtliche Offiziere und zwei Jnfanterieabtheilungen (von der Leibbrigade und der Brigade Kronprinz) Theil, welche dem Ver ewigten die Ehrensalven über das Grab gaben. Am Grabe sprachen ein Geistlicher und^ General v. Engel. Während der Trauerzug, dem sich ein zahlreiches Publikum — darunter auch eine größere Anzahl k. sächs. Offiziere a. D., höhere Civilstaatsdiener und Hofbeamte — angcschlossen hatte, die Geistlichkeit der nächsten Ortschaften an der Spitze, nach dem Got tesacker sich bewegte, wurden von einer 24-Psünder- Batterie der Festung 9 Kanonenschüsse gelöst, deren Wiederhall dem ganzen Elbthal Kunde gab von der ehrenden Trauerfcierlichkeit, die einem wackern sächsi schen Krieger, einem treuen Diener Sr. Majestät des Königs galt. Dresden, 13. Octbr. Verschiedene öffentliche Blätter enthalten seit einiger Zeit Nachrichten über die Fricdcusvcrhandlunaen zwischen Preußen und Sachsen, die, bei aller sonstigen Verschiedenheit, doch darin übereinstimmen, daß sie die Schuld an Ver langen Verzögerung des Friedensschlusses und die dadurch für Sachsen entstehenden Nachtheile aus- schließltch den sächsischen Bevollmächtigten und den ihnen ertheilten Instructionen zur Last legen. Nu» haben aber, »vie wir erfahren, die beiderseitigen Be vollmächtigten sich das Versprechen gegeben, über die Verhandlungen, welche bekanntlich erst vor Kurzem wirklich begonnen haben, nach außen hin nichts be kannt »verden zu lassen. Hieraus folgt, daß die Ver fasser jener Artikel über den wahren Verlauf der Verhandlungen nicht unterrichtet sein können, zugleich aber auch, daß wir nicht in der Lage sind, jene Nachrichten durch Anführung der wahren Thatsachcn zu widerlegen. — Wir richten daher für jetzt nur die dringende Bitte an unsre Mitbürger, alle jene Nachrichten chne Ausnahme uur für Das anzusehen, was sie wirklich sind, nämlich Vermuthungen und zum Theil Erfindungen Einzelner, die nach der politischen Tendenz des Blattes eingerichtet werden, in den» sie erscheinen. Die Verhandlungen »verden, nachdem sie nun wirklich begonnen, hoffentlich bald zu einem Ab schlüsse führen, und davon darf jeder Sachse fest überzeugt sein, daß Se. Majestät der König, wenn Er in die Lage kommt, über Ihm vorgclegte For derungen eine Entschließung zu fassen, Sich vor al len andern Rücksichten von der auf das Wohl des Landes nnd von dem Wunsche bestimmen lassen wird, den Druck, der jetzt auf ihm lastet, möglichst abzu kürzen und zu erleichtern. Königstein. In der Nacht von» Sonntage zum Montage ist von der Festung ein in Untersuch ungshaft befindlich gewesener Kanonier, Namens Richter, aus seinem Gefäuguisz ausgebrochen, hat sich mittelst aneinander befestigter Seile an einer Stelle der circa 70 Ellen hohen Felsenwand heruntergelassen und ist entflohen. R. befand sich wegen Diebstahls verdachts in Untersuchungshaft. Derselbe wird steck brieflich verfolgt. Aus Leipzig wird den „Köln. Bl." unter»»» 7. October geschrieben: „Die Details der preußisch-säch sischen Verhandlungen entziehen sich selbstverständlich für jetzt der Oeffentlichkeit: in rechten Fluß wollen diese Verhandlungen nicht kommen. Grundsächlich fordert Preußen die Militairhoheit in Sachsen, es fordert das unbeschränkte Dislocationsrecht von und nach Sachsen, das Recht, feste Positionen rm Lande anzulegen, und dci» Fahneneid der sächsischen Trup pen. Möglich, daß Preußen im Detail gewisse Zu geständnisse macht, welche diese Grundsätze nicht al- terircn, daß cs das sächsische Armeecorps in Frie- dcnszeiten ganz oder theilwcise im Lande garnisoni- ren läßt und den» Könige von Sachsen bei der Er nennung rind dem Avancement der Offiziere, bei der Regelung der Dienstpflicht einen gewissen Einfluß be läßt. Preußen betrachtet Sachsen militairisch aus demselben Gesichtspunkte »vie Schleswig-Holstein: als ein Grcnzland, das zumeist einen» feindlichen Einfall ausgesetzt ist, nnd dessen man unbedingt sich ver sichern muß. Auucxiomstischc Kundgebungen sind nach der Aufhebung des Versammlungsberbots wenig zu erwarten. Annexionisten sind in Sachsen nur die in den Handels- und Jndustrieplätzen zahlreich ange siedelten Preußen und einige wenige malcontente sächsische Advocate»» und Literaten, unter Letzteren namentlich der Redacteur der „Deutschen Allgemei nen Zeitnng", Biedermann. Die sächsische Fort schrittspartei will nicht Annexion an Preußen, son dern engen Anschluß Sachseils an den norddeutschen Bund und Vertretung desselben im norddeutschen Parlament. Eine sehr fortschrittliche Glauchauer Petition verlangt Abtretung der Militairhoheit und Diplomatie, sowie der gemeinsamen Verkehrsangele-