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— Am 4. Nov. d. I. findet die achte ordentliche Generalversammlung der Actionaire der Aktiengesellschaft „Lauchhammer" vereinigte vormals Gräfi. Einstedel'sche Werke statt. Der hierbei zum Vortrag gelangende bereits erschienene GeschüftSbericht 1878/79 constatirt, daß der Geschäftsgang in der verflossenen Betriebs periode gegen die vorhergehende nach keiner Seite hin eine wesentlich fühlbare Besserung zeigte, daß die schein bar bis auf die Grenze der Möglichkeit gesunkenen Preise anhaltend weitere Rückgänge erfahren haben und daß auch in denjenigen Zweigen deS Geschäftsbetriebes, in denen bisher noch mit befrievigendem Nutzen gearbeitet werden konnte, sich jetzt der allgemeine Rückgang zeigte. Die äußerste Ungunst der Zeitverhältnisse, die starken Ermäßigungen der Preise für die Bestände rc. haben in Folge dessen auch eine Unterbilanz von 223,400 M. 50 Pf., wie sie niemals vorher stattgefunden, ergeben. Nament lich find eS die hohen Abschreibungen, welche einen wesentlichen Theil des Betriebs - Gewinnes von 404,017 M. 55 Pf. absorbiren. Die Abschreibungen betrugen 190,421 Mk. 70 Pfg., die Generalkosten 301,745 Mk. 45 Pfg., die Zinsen 125,004 Mk. 80 Pfg. Von dem AufsichtSrath wird deshalb der Generalversammlung eine Reduktion des Actien-Ca- pitals von 7,500,000 Mk. auf 5,625,000 Mk. und die Ausgabe für jede Aktie von nominell 600 Mk. — zu 450 Mk. — vorgeschlagen. Auf dem gesammten Besitzstand der Gesellschaft waren am 30. Juni d. I. 1805 Mann beschäftigt. Der Umsatz betrug 3,667,851 Mk. 40 Pf. Oschatz, 16. Oktober. Zu der am 15. d. M. in der Aula des hiesigen Seminars stattgefundenen Hauptconferenz der Lehrer des Schulinspectionsbezirkes Oschatz hatten sich gegen 120 Lehrer eingefunden. Nach einem gemeinschaftlichen Gesang und einem Ge bete richtete der Vorsitzende vr. Winkler eine kurze Ansprache an die Versammelten. In derselben sprach Redner von den charakteristischen Zeichen der Zeit. Als solche wurden bezeichnet 1) der Mangel an wil liger Unterordnung unter das Ganze, unter das Interesse dä Gesammtheit, an Pietät vor Eltern und Lehrern, 2) die ungezügelte Sinneslust, das unruhige Jagen nach matenellem Genuß und Gewinn, und 3) das laute Gezänk der politischen Parteien, die unsere Schule aus ihrer Naturalität herausreißen und in ihren Dienst ziehen möchten. Nach beendeter Ansprache und Be grüßung der Ehrengäste hielt Lehrer Kluge (Strehla) einen interessanten und anregenden Vortrag über „die Vorbereitung deS deutschen Unterrichtes in den Ele- mentarclassen." An den theoretischen Theil schloß sich eine Probelection an. Danach folgte ein Vortrag des Cantors Preil (Naundorf) über „Hausfleiß und Haus aufgaben der einfachen Volksschule." Das gebotene Material wurde in 2 Thesen (Zweck, Maß, Art, Con- trole enthaltend), welche mit wenigen Abänderungen angenommen wurden, zusammengefaßt. Drittens sprach Direktor Ahnert (Dahlen) noch über „Zeitverschwendung in der Volksschule". Nach Definition des Begriffes und Schilderung der Erkennungszeichen dieser Feindin meinte er, daß man der letzteren s) durch sachgemäße Ertheilung des Unterrichtes und d) durch richtige Handhabung der Disciplin entgegenwirken müsse. Nach Erledigung des Geschäftlichen wurde die Conferenz mit einem gemeinschaftlichen Gesang geschloffen. Die Sitzung währte von */,10—1 Uhr. Meißen, 16. Oktober. Am Sonnabend Nach mittag ist das halbjährige Kind einer ledigen Frauens person allhier durch Verschlucken eines Gummisaug- hütchens erstickt. — Am 14. d. M. */s9 Uhr brach in der mit Stroh gedeckten Scheune des Gutsbesitzers Moritz Robert Bretschneider in Priesen Feuer aus, wodurch dieselbe total zerstört wurde. Es wird bös willige Brandstiftung vermuthet. Dresden. Am Montag Nachmittag ist hier in einem Gasthause ein Vater- und Brudermörder ver haftet worden. Derselbe, namens Kühne aus Eckarts berga bei Naumburg, hat in der Nacht zum 24. Sept. Vater und Bruder todtgeschlagen, seiner Schwester schwere Körperverletzungen zugefügt und aus dem Geldschranke mehrere hundert Mark gestohlen. Der Mensch, der geistig gestört, wenigstens schwachsinnig sein soll, gestand »ach der Verhaftung seine Schauder chat unumwunden ein. Der vor Kurzem im kgl. Ministerium des Innern angestellte Regierungsrath Or. Roscher ist bei einem am Mittwoch Vormittag zwischen ihm und dem Redakteur ter „Zittauer Morgcnzeitung", Billig, in der Nähe oon Zittau auf böhmischem Gebiete stattgefundenen Pistolen-Duell durch einen Schuß in den Unterleib schwer verwundet worden. Als Veranlassung zum Zweikampf werden hie beharrlich wiederholten Verun- glimpfungen bezeichnet, mit welchen Roscher in der , Morgenzeitung" seit einigen Jahren verfolgt worden ist. Döhlen. Am 9. d. M. ist in dem Abbauorte Nr. 230 deS zum königl. Steinkohlenwerke gehörigen Kvniain-Tarola-SchachteS der Häuer Hermann Eduard Eisold V. auS Zaukeroda so unglücklich gefallen, daß er deS andern TagS in Folge Erschütterung deS Ge hirns und Rückenmarkes gestorben ist. Der Ver unglückte hinterläßt eine Frau und zwei Kinder. Losch witz. Hier spielte sich am Sonntag Abend auf dem Wege nach dem „Weißen Hirsch" eme nicht unbedeutende Mefferasiaire ab, wo ein mit seiner jungen Frau Heimkehrender mit mehreren Personen, die be reits vorher wegen Scandalire ns auS einem Restaurant entfernt worden waren, in einen heftigen Conflict ge- rieth. Der Erstgenannte wurde dabei so verwundet, daß er das Bett hüten mußte, während zwei Andere, ein bei einem Loschwitzer Gutsbesitzer im Dienst stehen der Knecht und ein in einem Biergeschäft in Blasewitz thätiger Mann, nicht mindere Verletzungen erhielten. Der Knecht hatte Stiche im Nacken, Kopf und Armen. Brunndöbra. Hier ist ein 4jähriges Kind einem Kartoffelfeuer zu nahe gekommen und von den die Kleider sofort ergreifenden Flammen grausam zu gerichtet worden, so daß an seinein Auskommen zu zweifeln ist. j Kötzschenbroda. In der Nacht vom Montage zum Dienstage ist in der hiesigen Pfarre ein frecher Einbruchsdiebstahl verübt worden. Die Diebe sind zum Fenster in die im Parterre gelegene Wohnstube eingestiegen, haben hier die Fensterladen geschlossen und dann bei Licht alle Schränke und dergl. geöffnet. Ge stohlen haben sie eine goldene Damenuhr nebst goldener Kette, gegen 30 Mk. in Geld, ein Paar Herrenstiefel und verschiedene andere Kleinigkeiten. Löbau. Eine interessante Wettfahrt, welche die Tüchtigkeit unserer Lausitzer Landpferde zeigt, wurde dieser Tage von hier aus unternommen. Der Pferdehändler Hirsch aus Löbau war eine Wette eingegangen, mit einem Einspänner den reichlich 5 Stunden langen Weg nach Niesky in 1'/- Stunde zurückzulegen. Der Gegen stand der Wette waren einige 100 Mark. Als Passa giere nahmen 3 starke Personen auf dem Einspänner Platz und in 1 Stunde 24 Minuten war der Weg zurückgelegt, die Wette gewonnen. Zittau. Unsere Zeit ist den Wundern nicht sehr günstig, schreibt die Morgenzeitung, und wenn sich wirklich hier und da ein solches ereignet, so giebt es böse Menschen, die nicht daran glauben wollen und das angebliche Wunder der Polizei denunciren. Diese bittere Erfahrung sollte auch eine Frau in dem nahen Bergdörfchen I. machen. Es war an einem der letzten Sonntage, als ihr der Gedanke kam, in die Kirche zu gehen und den lieben Gott zu bitten, ihr und ihrem Mann recht bald ein großes Glück, und wenn es auch nur ein Achtel vom großen Loos wäre, zu bescheeren. Nachdem die Frau ihr Gebet vollbracht, öffnet sie das Gesangbuch und — o Wunder! — zwei Hundertmark scheine fallen der frommen Frau in die Hände. In der Freude ihres Herzens denkt sie nicht daran, daß das Gesangbuch nicht ihr, sondern der Hauswirthin ge hört, von der sie's entliehen, erst zu Hause, als sie dem ob des Wunders sehr verwunderten Gatten die beiden Scheine ausgehändigt, erinnert sie sich der Wirthin und giebt ihr das Buch mit Dank zurück. Die stellt's wieder an seinen Platz. Bei dem armen Miethsleuten aber begann nun ein flottes Leben, alte Schulden wurden bezahlt, neue Möbels angeschafft, an Essen und Trinken war kein Mangel, so daß sich, wenn kein neues Wunder sich ereignete, mit einiger Gewiß heit der Tag berechnen ließ, an welchem der unver hoffte Segen ein Ende haben werde. Jndeß geschah Folgendes: Der Hausbesitzer, welcher einen Handel mit Gam betreibt, erhält den Brief eines Geschäftsfreundes, worin sich dieser bitter beschwert, daß die Waare für die am soundsovielten eingezahlten 200 Mark noch nicht angekommen sei. Man erwarte nunmehr um gehende Zusendung, widrigenfalls man rc. rc. Man weiß, wie derartige Briefe zu schließen pflegen. Der Empfänger ist rathlos. Er erzählt seiner Frau die Sache. Es wird Licht. Die wackere Ehehälfte erinnert sich, daß vor einiger Zeit der Briefträger ihr 200 Mk. für den Gatten übergab, daß sie über den Einpfang quittirt und das Geld, zwei Hundertmarkscheine, nach Frauenart in ein Buch gelegt hat. Aber in welches Buch? Endlich entsinnt sich die Frau ves ausgeliehenen Gesangbuches und wie Schuppen fällt es von ihren Augen. Daher das flotte Leben bei len Miethsleuten hinten, daher die neuen Möbels, der Bratenrock des Mannes, das Sonntagskleid der Frau .... Das Ende des „Wunders" rst zu errathen. Das Ehepaar gestand ein, wieso es zu dem Segen gekommen, und daß der Himmel selbst ihm aus der Noth geholfen. Die Polizei aber ist anderer Ansicht und nennt die Sache mit dem häßlichen Namen „Funddiebstahl," wegen dessen sich nunmehr die beiden Leute zu verantworten haben werden. Zöblitz. Vor wenigen Tagen ist der im Jahre 1876 begonnene Bau der von der Kniebreche bei Zöblitz bis nach Kühnhaide führenden Straße im Thal« der schwarzen Pockau beendet und dadurch ein schönes, wildromantisches Thal dem Verkehr aufgeschlossen worden. Diese von den Forstrevierverwaltungen zu Marienberg, Zöblitz und Kriegwald erbaute Straße ist 11 Kilo meter lang und hat einen Kostenaufwand von 80,000 Mart verursacht. Der eigentliche Zweck der neuen Straße ist die Abfuhre der Hölzer von den höher liegenden Waldungen. Burgstädt, 13. Oktober. Auf Veranlassung des kgl. Aintshauptmanns v. Welk in Rochlitz ist im Amtsgerichtsbezirt Burgstädt, wie auch in den übrigen ihm unterstellten Amtsgerichtsbezirken ein Armenver band von den Gemeinden errichtet worden, der den Zweck hat, arme Reisende, die sich ordentlich legitimiren können, an vier Orten des Bezirkes mit je 15 Pfg. Reisegeld pro Mann zu unterstützen, um dadurch die Landplage des Vagabondirens aufzuheben und darf kein Bewohner des betr. Amtsbezirks durchreisenden Fremden bei Strafe von 1 Mk. für jeden einzelnen Fall etwas verabreichen. Bom 1. September l. I., zu welcher Zeit der Ver band inS Leben getreten ist, bis zum 1. Oktober sind in den Unterstützungsorten unseresBezirks, in Hartmanns dorf 452, in Burgstädt 347, in Claußnitz 225 und in Göritzhain 140 legitimirte Reisende unterstützt worden, welche einen Kostenaufwand von zusammen 209,Mk. verursacht haben, incl. der Remuneration für die De putieren. — Nicktallein, daß die allgemeine Unsicherheit, welche durch das Vagabondenwesen und das Betteln von Personen, vor denen man sich im Dunkeln hätte fürchten müssen, entstanden war, bedeutend abgenommen hat, eS ist thatsächlich allen Bewohnern der betr. Amts bezirke eine große Wohlthat erwachsen. Die Kosten des Verbandes werden gedeckt durch einen Procentsatz des Einkommensteuererträgnisses. Zunächst hat man 1°/o von dem 39,128 Mk. betragenden Erträgniß der Einkommensteuer im Jahre 1878 erhoben und wird darin fortfahren je nach Bedürfnis Waldenburg, 14. Oktober. Gestern in der dritten Morgenstunde kehrten drei Personen von ihrem Sonntagsvergnügen heim und kamen unterwegs in heftigen Strert, wobei einem der Streitenden von den beiden Andern Schläge und Messerstiche auf den Kopf versetzt wurden, so daß der Ueberfallene stark blutete und im nächstgelegenen Hause einstweilen ausgenommen werden mußte. Die Verwundung soll nicht lebensge fährlich sein ; der eine der Angreifer aber, jedenfalls der Gravirte, soll sich bis jetzt, etwaigen Collisionen mit der Behörde, durch schleunige Flucht entzogen haben, der andere aber noch auf freien Füßen sein. Treuen. Um die Ueberleitung der Herlasgrün- Falkensteiner in die Zwickau-Falkensteiner Bahn herbei- zuführen, den Sccundärbetrieb auf der Strecke Herlasgrün- Falkenstein zu beseitigen und wiederum in den vollen Genuß der früheren Anschlüsse zu treten, will man aus Treuen, Auerbach und Lengenfeld eine Petition an die Regierung richten. Nossen. Das hiesige kgl. Seminar wird am 6. November das 25jährige Amtsjubiläum seines Di rektors Schulrath Bräß ferern. Roßwein, 15. Oktober. Gestern fand in Sqchen des hiesigen Vorschubvereins ein Vcrhörstermin statt, zu welchem sich die Gläubiger sehr zahlreich eingestellt hatten. Herr Amtsrichter Wappler eröffnete die Sitzung und verlas zunächst die Eingabe des Concursvertreters, aus welcher unter Anderem hervorgeht, daß ca. 30,000 M. Baarsumme durch das Kgl. Amtsgericht Roßwein zinsbar und ca. 260,000 M. in sächsischer Rente an gelegt sei. Der Concursvertreter bemerkt, daß wohl letzt im Ganzen 300,000 M. freie Masse vorhanden seien, glaubt aber, daß die von ihm in Aussicht ge stellte Summe von 730,878 M. als freie Masse sich wohl etwas höher stellen wird. Außerdem ging aus diesem Berichte hervor, daß aus der C. G. Brückner'schen Concursmaffe wohl im Ganzen 360,000 M. erlangt werden könnten, da der Cigarrenverkaufeinen befriedigenden Fortgang nehme. Mit der unglücklichen Kohlenwerk- Angelegenheit sei ein Vergleich zu Stande gekommen und diese heikle Geschichte endlich beseitigt. Was aus dem C. F. Kirchbach'schen Concnrs herausspringe, könne noch nicht angegeben werden, weil »och kein Verhörs termin in diesem Concurse stattgefunden habe. Den von C. G Kirchbach angemeldeten Wechfelforderungen, welche eine hohe Summe repräscntiren, ist seitens des Concursvertreters widersprochen worden, weil in der Hauptsache diese Wechsel nur Gefälligkeitsaccepte seien und von Kirchbach doch nur theilwerse gedeckt, jedoch alle für voll angemeldet worden sind. Der Concurs vertreter constattrte unter Anderem, daß im Ganzen