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EllMall und Anzeiger. Amtsötalt der König!. Amtshauptmannschaft Großenhain, des König!. Amtsgerichts und des Stadtraths zu Riesa. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa - Für die Revackion oerankworrlich: T. Langer in Riesa. 12. Dienstag, den 20. Januar 1801. 44. AtthsA. Alckcmk >n Riesa wöchentlich viermal: Dienstag, Donnerstag, Sonnabend und Sonntag. — ewonnemenrspreis vierteljährlich i Mark 2ü Pfg — Bestellungen nehmen alle So'icrt vostaiikalten, Postboten die Expeditionen in Riesa und Strehla (E. Schön), lowie alle Boten entgegen. - In erste, welche be> dem auSgebreitetcn Leserkreise eine wirksame Veröfstnt lichung finden, erbitten wir uns bis Montag, resp. Mittwoch. Freitag oder Sonnabend Vormittag- v llbr. — Insertionsprel- die dreigeipaltene EorpuSzeile oder deren Raum 1ü Plg Telegramm-Adresse: „Elbeblatt", Riesa- Geschäftsiielle: Kastanienstrasfe SS. '—— > UM Bekaniitmachuilg, -as Betreten der Elbstrom-Eisdecke betreffend. Die unterzeichnete Behörde sieht sich veranlaßt, dem Publikum zur Ver- meidung von UnglücksMen beim Betreten der Eisdecke des Elbstromcs die mvglichfce Vorsicht anzuempfehlen. Der Ucbergang über den Elbslrom ist nur an solchen Süllen gestalte!, wo sich die Eisdecke über den ganzen Strom er stickt und dais nur am den abgeslecklen Eisbahnen erfolgen. Zuwider handlungen werden mit Geldstrafe bis zu L0 Mk. geahndet. Meißen, am 17. Januar 1891. Königliche .nntshauptmannschaft als Elbstromamt. 383 v. Kirchbach. W. Oertliches und Sächsisches. Riesa, den 19. Januar 1891. — Tagesordnung fiic die öffentliche Stadt- Verordneten-Sitzung, Dienstag, den 20. Januar, NarmittagS 6 Uhr. 1. Rathsbeschlüsse, die G.chalts- veihältnisse der Herren Lehrer der hiesigen Fort- bildungsschulen bete. 2. Berathung über Anschaffung und Unterhaltung von Neltungsgsgenständen für Hoch wassergefahr. 3. Beschlnßfrssan; über Beilegung einer Differenz mit der Berlin-Änhaltischen-Maschinenbau- Akirengesellschaft, anläßlich einer von letzterer e,wirkten Conventionalstrafe. 4. Berathung der Boranschläge auf das Jahr 1891 für die Kirchenärarkasse und die Kirchengemeindekasse. 5. Beschlußfassung über den Ver kauf von Baustellen an H rr» Bruno Goloitz und Herrn Friedrich Hermann Krcßler hier — Der am vorigen Sonnabend Nachmittag hier in einer Kalkoude aufgefundene Tobte ist als der Friedrich Wilhelm Lantzsch aus Gotthelf-Friedrichs- grund bei Nossen recognoscirt worden. Deis lbe ist als Landwehrmann zu einer Reserveübung nach Wurzen «ingezogen gewesen, ist aber am 8. d. von seinem Truppentheil desertut. Es liegt jedenfalls Selbstmord vor und hat der Genannte versucht, die Pulsader am Handgelenk zu durchschneiden, um den Tod zu beschleunigen. — Nach einer vorliegenden Meldung wtrd die königl. Staatsregierung dem nächsten ordentlichen Land tage eine Abänderung der Berfaffungsurkunde und des Wahlgesetzes dahin Vorschlägen, daß die Zahl der städtischen Abgeordneten der Zweiten Kammer von 35 auf 37 und ebenso die Zahl der Abgeordneten der Stadt Leipzig von 3 auf 5 erhöht wird. Ferner hat die königl. StaatSregierung die Absicht, den 23. und 24. ländlichen Wahlkreis Leipzig Land I und II zu einem Wahlkreis zu verschmelzen und den Wahlk e>s, der dadurch frei wird, zu benutzen, um den I I. Wahl kreis, der sich seit 1868 in ganz unverhältnißmäßrger Werse in seiner BevölkerungSzahl gehoben Hal, rir 2 Wahlkreise zu theilen. Dadurch würde vor Allem einer Jntegralerneucrung der Kammer, einer allgemeinen Neuwahl, die wegen der Leipziger Bezirksvcränderung bloS allein doch nicht Wünschenswerth sein kann, vor gebeugt werden. Maßgebend für den Umstand, daß nicht schon dem l-tzten Landtage eine diesbezügliche Vorlage zugegangen, war die Erwägung, daß damals die Einverleibung der Vororte Leipzigs noch nicht voll endet war und daß andererseits die Regierung die Volkszählung abwarten wollte, um die Ergebnisse der selben bei der neuen Abgrenzung der Wahlkreise zu -benutzen. — Alle die vielen Wetterpropheten, welche für dies Jahr einen gelinden Winter prophezeiten, haben mit ihren Voraussagungen gründlich Fiaeco gemacht. Der Verlaus des WinterS ist sonst in Deutschland gewöhn lich so, daß Perioden eigentlichen Frostwelters und solche mit höherer Temperatur mehrfach mit einander abwechseln, sodaß auf eine ununterbrochene Reihe von Frosttagen, die sich auf eine Woche, wohl auch auf zwei bis drei Wochen erstreckt, immer wieder eine an nähernd eben so lange Reihe solcher Tage folgt, deren Mittlere Wärme über dem Gefrierpunkce liegt. Ganz anders gestaltet sich der Winter ober diesmal. BiS jetzt stellt er eine einzige umfängliche Kälteperiode dar, die nun schon acht Wochen umfaßt und nur schnell vorübergehend durch etwas milocre Temperatur unter brochen worden ist, oenn es haben bisher nur der 2. bis 4. Dezember, dann der 21. uxd 22. Drzember und zuletzt der 13. Januar em Tagesmittel über Null aufzuweisen g-habl. Der jetzige Wrnler e.laugt daher durch seine Beständigkeit uuv Dauer eine groge Aehnlichkeit mit dem Winter von 1870/71. Wenn nun während dec bereits ve stoffene« Wmterzcil sich das G.-biet hohen Luftdruckes har.ptsächttch un Nord osten und Osten unseres Erdiyciles aufhicll unb bei seinem Verweilen m je>.en Geg norm vo.zugswe.se von dem großen sibirischen Hvchoruck- und Kattegevute aus gespeist wurde, w-shalb auch brl uns zum größte» Th-ile die verhällnrßinaßlg tivckenen Wende der Ost- jelic die Herrschaft behielten und die Schneedecke m Deutschland lange Zeit nur gering blieb, jo ist doch zuletzt insofern eine Aenderung emgelrelen, al- im öst lichen Euopa der niedere, dag gen über Großbritannien der Hohe Druck zu finden ist. Damit ist nun sie nord westliche Luftströmung zur vorherrschenden geworden. Diese ist zwar ebenfalls k-lt, sie bringt dabei jedoch von den großen Wasserflächen oes Atlantischen Ozeans und der Nordsee, selbst vom Eismeere her eine reich liche Menge WafferbampfcS mit, die sich über dem Festlande als Schnee nieder schlagt. So haben wir namentlich m dec vergangenen Woche, besonders auch vom Sonnabend zum Sonntag sehr starken Schneefall erlebt, sodag die Commumcallon dadurch sehr kl schwell ist. Hier mußte gestern früh die Pferdebahn den Ver kehr Mil dem Schlitten eröffnen und ko..nle erst später wieder die Wagen eiastrllen. Wre Wclierlu»oige uns verschiedenen Anzeichen annehmcn, durste bas Schnee wetter roch cinr^e Zeil anbauern; zu difu chlen je» bann aber eine schnelle E Höhung der Temp.raiur mit Eintritt von Rege«. Es lafjl sich lin Inte-esse der Bewohner unse>es Elbth-lls s-idstveestänbllch nur wünschen, vast blc Wi>kliake,l orcsen Prophezeiungen nicht entspreche, ba sonst bei »er Starke d-.s EtverstS unb ben überall aufg-stapelten Schncemassen sehr leicht die schlimmste» Folgen entstehe» könnten. — Untersuchungen, w.lcher ein Mitarbeiter der „G enzdvt.n' über die Weh.kraft der ländlichen und der slaoiifchen Brvölkerung angcstelll Hal, haben et- geoen, vag rn ven Städten ourchsch.rttlich in jedem Jahre uu> 3,8 w^fs.n,ahige Manner auf jebeS Lausend »er Bevölkerung entfallen, auf dem platten Lanbe einschließlich der Städte, tue Kuren etgenen Stadtkreis btlbe», nicht weniger als 9 8. Die Land bevölkerung wäre demnach für bte Wehrkraft der Nation fast o-eimal m.hr we.lh als die stabtrfche. — Mit seiner Namensunlrrschiift vr öfjcntlrcht W. Marr rn der „Abw.hr" folgende Mitthellungen: „Bei dem letzten Schneiderst e.k in Hamburg wurden tm Ganzen, unb zwar nur unt l den armen a.beilern, 4858,08 Mk. UnterstützungSgeloer für die Slr.ikenben gcjumm-lt. Vo» biefer an und für sich grwrß nicht großen Lumme erhuil die Stieikkourmisfion UN „Br- solbung" 2196,37 Mk., bleiben 2661,71 Mk übrig. Von diesem übrig gebliebenen Rest wurden noch abge zogen sü. „Druckkosten, Porto rc." 1209,49 Mk, mit hin verblieben für die aimen streikenden Schnetderge- slllen 1452,22 Mk." Macr bemerkl dazu: „Ich gebe Each Zahlen! Widerlegt sie, wenn ihr könnt. Ihr wollt den armen streikenden Proletariern helfen, aber 75 Procent strckt ihr in euere eigene Tasche!" * Gröba, 18. Januar. Das vergangenen Sonn tag vom ev.-luth. Männer- und Jünglings- ver ein zu Riesa an seinem zahlreich besuchten A.-Milienabende zur Vorfühung gebrachte Schauspiel: „Ein Tag vor Weihnachten" erfreute sich der giößten Aufme ksamkeit und wohlverdienten Beifalls, um so worsiverdienter, als die Aufführung selbst unter Auf wand von vielen Kosten und Opfern an Zeit und Arbeit zu einer so gelungenen geworden ist. In Rück sicht darauf, daß die Wirkung gerade dieses Stückes eine veredelnde und ergreifende zu nennen ist, hat sich der ev.-luth. Jünglingsverein zu Gröba ver anlaßt gesehen, bei seinem am Donnerstag, den 2 2. Januar Abends 8 Uhr im hiesigen Gasthofe abzuhaltenden Familienabende dasselbe durch den Riesaer Brudcrverein der hiesigen Einwohnerschaft vor- füh,en zu lass n. Daß es in der Woche geschehen muß, thut dem Vereine selbst sehr leid, allein es waren auf weil hinaus die Sonntage schon besetzt! So er geht an alle Freunde der Sache und des Vereines nur hierdurch die freundliche Einladung, an gedachtem Tage sich recht zahlreich einfinden zu wollen. Schriftliche Einladungen werden aus besonderen, bebaue,lichen G ünden nicht mehr ausgesendet. Die Versicherung aber dürfen wir den Kommenden geben, daß sie mit voller Befriedigung den Saal wieder ver lassen werden. Möge ein zahlreicher Besuch die Opfer des Riesaer Vereins belohnen! Dresden, 17. Januar. Heute früh wurde in seiner im Erdgeschoß gelegenen Schlafkammer auf der großen Plauenschm Straße ein 17jähri-er Fleischerge- selle erstickt vorgesunden. Gestern war in dem Raume ein sog. Carbon-Natron-Ofen gesetzt und geherzt worden, dem wahrscheinlich derart Gase entstiegen sind, daß der Tod des jungen Meeschen eintreten mußte. Der 22 Jahre alte Sohn des Meisters schlief in derselben Kammer. Man traf ihn arg betäubt an, doch hat er sitz inzwischen soweit erholt, daß er außer Gefahr ist. De, königl. Staatsanwaltschaft wurde nach er folgter polizeilicher Aufhebung sogleich Mittheilunz gemacht. Löbau, 16. Januar. Heute früh hatte der Ar beiter Karl August Hermann aus Wcndisch-Paulstoif, 43 Jahre alt unb Familienvater, das Unglück, beim Nachj-Hen der Transmissi»» in der Kloß'schcn Ch.nit- steinschleiferer, von der Riemenscheibe erfaßt und zer drückt zu werden, so daß in Folge Quetschung des Brustkorbes und des Kopfes der Tod sofort eintrat. Marren berg. Am 15. Januar Nachmittag verunglückte auf der Haltestelle Gelobtland ei» Bremser dadurch, baß er beim Besteigen eines schon in Beweg ung befindlichen GülerzugeS von einem Fußtritt ab glitt und unter die Wagen fi-l. Der Verunglückte wurde nach dem hiesigen Krankenhause gebracht, wo ihm ein Bein abgenommen werden mußte. Netzschkau, 1v. Januar. Vom königl. Landge richt zu Plauen wurden die schon vielfach vorbestraften KabeßegungS-Ärbeiter Orczyk aus Jnowrazlaw und Johann Baitnitzky aus Ossowrtz, welche am Abend des 8 November 1890 in Psufsengrün dem Gemeinde vorstand daselbst aus Anlaß einer zuvor flartgefundenen Schlägerei theils durch Bedrohung, therls durch Gewalt