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Widerstand geleistet haben, unter Anrechnung von je 6 Wochen auf die Untersuchungshaft zu je 3 Monaten Sssänqniß verurtheilt. Meerane. Ein schwerer Unglücksfall ereignete sich am Donnerstag Vormittag auf der Eisenbohn- st ecke Meerane-Gößnitz. Der als Schneeschaufler an gestellte 2S jährige Handarbeiter Schumann aus Ponitz war auf Götzentholer Flur gerade in dem Augenblicke zwischen den Schienen beschädigt, als der 10 Uhr 40 Min. von Meerane abgehende Personenzug herange saust kam und den arglos arbeitenden Mann erfaßte. Vom Tender wurde der Unglückliche 200 in weit mit fortgeschleift, bis schließlich der ganze Zag über seinen Körper hinwegging, wobei ihm das eine Bein abge trennt würbe. In diesem gräßlichen Zustande fand man den Schumann auf und brachte ihn sofort in das hiisige Krankenhaus. Leipzig, 17. Januar. In einem Hause der Wettinerstraße im Stadttheilc Lindenau entstand am gestrigen Abend in der 8. Stunde in der Wohnung eines Handarbeiters auf bis jetzt unerklärte Werfe ein Stubenbrand. Hierbei erstickten in Folae des Rauches die in Abwesenheit der Eltern eingesä loffsn gewes neu 3 Kinderchen im Alter von L, 3 und 1>/, Jahren. Die kleinen Leichen wurden nach der Fiischoisbiche»- halle des Lindenauer Fiiedhoks überführt. Vennuth- lich haben die Kinder mit Streichhölzchen gespielt und das in der Stube befindliche Bett hrsrbsr in Brand grsetzt. Da die betreffende Familie allein in dem fraglichen Häuschen wohnte, konnie auch von dritter Seite aus Hülfe nicht gebracht werden. Dis heim kehrende Mutter fand die Stube voll Rauch und ihre Kinder todt auf. Leipzig, 19. Januar. Nach einer am schwarzen Bist der Universität befindlichen Bekanntmachung hat das königl. Kultusministerium einen Wur sch dahin zu erkennen gegeb-n, daß die Studirenden der Th ologre mehr als dies seither geschehen ist, sich an den Vor lesungen über Pädagogik betheiligen möchten; ebenso sei n seminaristische Studien nicht zu vernachlässigen. Die theologische Facultät schließt sich dem Wunsche deü hohen Ministeriums an und ersucht die Studirenden, danach zu handrln. Leipzig, 18 Januar. Der 4 Uhr 45 Minuten Morgens hier fällige Schnellzug aus Frankfurt a. M. hat gestern die Droschke Nr. 207 zwischen Ehrenberg und Leutzsch überfahren und vollständig demolut, auch den Gaul gelobtet, während der Kaischer unverletzt davongekommen ist. Tas Vorkommniß selbst war vom Zugpersonal nicht wahrgei omwen worden und erst bei der Ankunft des Zu^cS in Leipzig, wo man ein Stück der Droschke an den Puffern hängend vorfand und an denselben Blut bemerkte, erhirlt das Personal Kennt- niß von dem Unfalls. Wie der Kutscher behauptet, ist dis Bahnbarriere nicht geschloffen und so der Un fall möglich g-wchn. Görlitz. Wegen „Engelmacherei", d. h. fahr lässiger Tödtung kleiner Kinder durch schlechte Pflege, wurde hier vor dem Schwurgericht verhandelt. Ange- klazt war die 67 jährige, mehrfach wegen Diebstahls, Unterschlagung und wegen schwerer Kuppelei vorbestrafte Wittws Johanna Just geb. Opitz. Dieselbe hatte über der Waschküche eines Hauffs eine Stube inne, in w.lcher sie sich gewerbsmäßig mit der „Pflege" außer ehelicher Kinder befaßte. Thatsache ist, daß von neun dieser in Erziehung genommenen Kinder sechs nach kurzer Zeit hintereinander starben. Dies mußte auf fallen, und es wurden daher Ermittelungen eingestellt. Die Wohnung strotzte vor Schmutz, als die Polizei- bchö.de in Begleitung Les Krcisphysikus zur Besichtig ung erschien. In einer unsauberen Wanne fanden sich Haufen Exkremente, schmutzige Wäsche, der Saugpsiopfen und Milchflasche in einem ekelerregenden bunten Durch einander. Das eben gesto bene Kind, ei» vor wenigen Wochen hier in strotzender Gesundheit übergebener Knabe, wurde s cirt. Dabei stellte sich heraus, daß das Kind an keinerlei Krankheit gelitten, daß cs skelett artig abgemagert und buchstäblich den Hungertod ge storben war. Der Sachverständige sagt aus, daß sich die Frau absolat nicht um die Ernährung der ihr in Pflege gegebenen Kinder gekümmert habe und daß offen bar auch die früher nachweisbar gesund überlieferten Kinder, die nach kurzer Zeit starben, an ähnlicher Be handlung zu Grunde gegangen. Der Gerichtshof er kannte auf 1 Jahr Gssängniß und sofortige Verhaftung. Spremberg, 15. Januar. Eine gestern auf dem Tüikendorfcr Revier veranstaltete Jagd nahm rin verhängnißvollcs Ende. Bon einem Treiben zum andern gehend, entlud sich die Flinte deS Gärtners Aug. Zedlack, während er sich bückte, um einen Stroh halm zur Reinigung seiner Pfeif« aufzuheben. Dir Schrotladung ging dem Amt-Vorsteher und Ortsschulzea Kuhle auS nächster Nähe seitwärts in den Rücken, zerschmetterte eine Rippe und schlug gegen die Wirbel säule, woran die Schrote feststtzen. Die Ver letzung ist derartig, daß da« Schlimmste zu be fürchten steht. Gera, 15. Januar. In der gestrigen Ver sammlung von Gläubigern der Geraer Handels- und Kreditbank war der Konkursverwalter Rechtsanwalt Dr. Schlotter noch nickt in der Lage, einen genauen Status anzugeben. AuS seinem Vorträge ging hervor, daß Aktienkapital und Reservefonds nicht mehr vorhanden sind, der Betrag der Kreditoren eine Höhe von 5146 000 Mk. erreicht und sich die Summe, der Debitoren auf nur 3 968000 Mt. stellt. Man nimmt an, daß die Aktionäre alles, die Gläubiger etwa ein Drittheil ihres einaezablten Kapitals ein büßen. Der wiedergewäblte Gläubigerausschuß wurde ! durch dis Herren Bankier Rukolf Oberländer von hier, den Berather des AuSsch-sssS, und Rechtsanwalt Dr. Nienholdt aus Leipzig verstärkt. Das „Geraische Tageblatt" erwartet mit aller Bestimmtheit, daß der Gläubigerausschuß den B-schluß fassen wird, den s Kockursvsnvatter zu veranlassen, die Regrcßklaze gegen i gegen den Nufsichtsrath geltend zu machen. j Blankenberg a. Harz, 17. Januar. Der Betrieb s der Harzbahn ist in Folae von Schneeverwehungen unterbrochen. Auf dem Oberha-ze sind stellenweise haushohe Schneewälle ausi,ethürmt. Das Wild geht in Folge des starken Froäes und des tiefen Schnees massenhaft ein. Zu:n Kocd'sche» Heilverfahren. Endlich ist, wie dis „Post" schreibt, der Schleier von dnn Gehsimniß gefallen, den die ganze zivilisirte Welt seit 5 Monaten mit einer beispiellosen Wissbegierde zu lüften versucht hat. Die letzte Publikation wird b er in Fachkreisen sicher vielfach Uebenaschung hervorgerufen haben, denn das Koch'sche Mittel wurde allgemein für viel kom- plizirter gehalten, als es sich hsrausgesiellt hat. Von > den tausend Veimutbungen darüber, wie Koch das i Gift der Tuberkelbacillen unschädlich gemacht oder ihm s wenigstens seine Lebsnsgefährlichkeit genommen habe, i ist kttne einzige zur Thalsache geworden. Die Hypothese von einer Analogie des Koch'schen Mittels mit der Pasteur'schen Methode der Abschwächung des Krank heitsgiftes hat sich nicht bewahrheitet. Da das eigent liche Prinzip der Wirksamkeit der Pasteur'schen Schutz impfungen ebenso unbekannt ist, wie daS des Koch'schen Mittels, so ill übrigens nicht ausgeschlossen, daß beiden ! ein und derselbe Prozeß zu Grunde liegt, dec heute freilich noch in völliges Dunkel gehüllt ist. Welches s die wirksame Substanz seines Mittels ist, das hat ja Koch s-lbst nicht ermitteln können, ja er hat nicht ein mal bestimmte charakteristische Kennzeichen di-ser Sub stanz bisher auffinden können. Daß die Substanz nicht in die Reihe der giftigen Eiweißkörper, der sogenannten Toxrlbumine, gehört, wie sie Bürger und Fränkel für dis Diphthsritis als den eigentlichen Giflträger, ebenso auch für den Wundstarrkrampf u. A. m. ermittelt haben, darf allerdings wunder nehmen. Denn in diesen Kö Pern glaubte man gerade neuerdings die Erklärung für das Zustandekommen der Infektion und gleichzeitig einen Weg zu ihrer Bekämpfung gefunden zu haben. Koch'S Publikation eröffnet nun wiederum der Wissenschaft ein ganz neues Feld der Thätigksit, dessen Bebauung die Kraft der lebenden und kommenden Generation bakteriologischer Forscher einen unabsehbaren Zeitraum in der Zukunft in Anspruch nehmen wird. Daß es reiche F-üchts tragen wird, erscheint zweifellos, zumal wenn Robert Koch selbst noch fleißig mit Hanv anlegt an dies von ihm unter so günstigen Auspizien be gonnene Werk. Wenngleich Koch die He'kunft und die Zusammen setzung seines Mittels bekannt gemacht hat, so ist seine Herstellung damit noch nicht ohne Weiteres ss gegeben, daß nun jeder Bakteriologe eS machen könnt«. Nrcht jeder Glyzcrinextrakt, den man aus Rein kulturen von Tuberkelbacillen wird Herstellen können, wi-d sich mit der Koch'schen Lymphe decken. Denn Koch hat die Methode der Bereitung, von der allein das Gelingen abhängt, nicht mitgethrilt. Wie weit Koch damit recht gehandelt hat, ist «in« Frage, die wir nicht entscheid«,, wollen; vielleicht steht sie mit staatsmännischen Eirvägungen in Zusammenhang und wird ihr« Lösung durch die staatliche Regelung der Herstellung und Abgabe deS Mittels finden. ES ist übrigens nicht ausgeschlossen, daß di« Flüssigkeit Ver änderungen, die gleichzeitig Verbesserungen sind, in ihrer Zusammensetzung erfährt. Vermischtes. Die Eisverhältnisse in der Unterelbe nehmen neuerdings, so schreibt man aus Hamburg, einen bedenklichen Charakter an. Vsrschi-dsne Segel schiffe treiben hilflos mit Nothsiznalen nach Verlust r der Anker, so die Ba>k „Kinfauns" und „Senator vcrsmann". Ein Vollmastschiff und ein Dreimast- sckooner sind bsi Schaarhöcen an der Elbs gestrandet. Zahlreiche Schiffe haben ihre Anker, Dampfer ihre Schrauben verloren. Die stärksten Schl ppdampfer können von Cuxhaven nicht hinaus, um auf Noth- ! signale Hilfe zu bringen. Kolossale EiSmasfen sind in die Unterelbe getrieben und zu Eisbergen aufge- thürmt. Der Schleppdampfer „Auguste Victoria" sitzt seit Freitag Vormittag 10 Uhr im Eise bsr Blankensee fest; er wollte nach Cuxhaven, um zur Mittelmsersahrt bereit zu sein. In einem Nachbardorfe Würzburgs ver brannten 2 Kinder, 2 andere erhielten starke Brand wunden. Hans, und L-rndwirthschaftliches UmdasRutschcn der Leitern zu verhindern werden in der Regel unten eiserne Spitzen eingsschlazen, ober angeschuht oder oben Krallen ober Haken vorge sehen. Für gewöhnlichen Gebrauch im Freie» ist das gut, nicht aber in Gebäude», wo die Dielung, der Asphalt oder Cemsntbod' r nach und nach zerstochen wird. Es giebt da für alle Fälle etwas Billigeres ! und Praktischeres. Man v rs he unten die Leitern mit : kleinen Kautschukplatten; da wüb nichts zerstochen und ' niemals wird eine Leiter rutschen. — Trocknen geleimte ! Gegenstände zu sehr aus, so berstet der Leim und die ! Stücken fallen auseinander. Ties kann durch einen geringen Zusatz von Calciumckloüv sehr leicht verhütet werden. Das bewahrt den Leim vor einer allzu großen Austrocknung. — Die Einrostung von Holzschrauben und deren Abdrehung bei nachmaliger Lösung verhindert man am besten durch Eintupfsn in Graphitschmiere vor der Eindrehung. Läßt sich eine Schraube durch aus nicht zurückdrehsn, so ist etwa Minute lang cirr glühendes Eisen auf den Kopf derselben zu halten; der Bolzen dehnt sich aus und läßt sich nach dem Erkalten leicht zurückvrehen. — Jever Bolzen, jede Schraube, jede Mutter sollte immer vor Einbringung mit etwas Graphitschmiere versehen werden; diese ver harzt und vertrocknet nicht, verhindert somit ein Feft- r fressen und erspart bei nachträglicher Lösung viel Zeit ; und Mühe. (Leipz Tageblatt.) Holzwürmer zu Vertilger!. Eia altes be kanntes Mittel ist Terpentin. Eine Hausfrau schreibt: „Jüngst rieb ich mit feinem Terpentinöl einige polirte Möbel ab; unter diese» befand sich auch er» Tisch, in welchem der Holzwurm seine Arbeit begonnen hatte. Ich goß auf die Tischplatte etwas Ott, und zu meinem Erstaunen kam eine Menge häßlich grauer Würmer aus den Löchern gikrochen. Am nächsten Tage sah ich wieder nach und in verschiedenen Löchern, aus welchen sie noch nicht auSgekrochen waren, staken dis Bösewichter vertrocknet. Nun halte ich immer Umschau, und wo sich eine verdächtige Stelle zeigt, drücke ich mit einem ölgetränkten Schwämmchen darauf, reibe natürlich mit einem srinen Läppch-n wieder nach." Bei Anwendung deS Terpentins ist aber große Vorsicht geboten, da es sehr leicht sich entzündet. Vornahme der Arbeit also nur bei Tag. Neueste Nachrichten und Telegramme. Paris, 18. Januar. Aus Buenos-Ayes wird gemeldet, der Gesetzentwurf, betreffend dis zweiprocsntige Steuer auf die Guthaben in den Privatbanken sei von beiden Kammern genehmigt worden. — Nachrichten aus Chile besagten, daß dis aufständische Bewsgunz weiter um sich greife. Paris, 19. Januar. D-c Thermometer zeigte heute iu Maxon 14, in Tours 15, in Toulouse 20, in Serif (Algerien) 12 und in Perpignan 9 Grad unter Null. In deu südlichen Departements sind mehrere Flüsse zugefroren, was seit ca. 30 Jahren nicht dec Fall gewesen ist Wien, 18. Januar. Anläßlich deS erfolgten Ab lebens des hiesige» , türkischen Boischafters Saadullah Pascha gingen zahlreiche Kondolenzschreiben auf der türkischen Botschaft ein. London, 18. Javuar. Ei» Telegramm deS „R'Uter'fchen BureauS" ou- Mex ko sagt, die Gerüchte von einer beunruhigenden Lage in ter Republik Guate mala seien unbegründet, der Präsident von Guatemala, BarillaS, habe pttsönlich nach Mexico telezrophirt, daß überall im Lande Flieden herrsche uod daß er nicht daran denke, vor dr« Ablauf seiuer Amttrauer den. Präsideiitsi^osten nieder zu l.'grn.