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^ 222, 24 September 1910. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d.. Dtschn. Buchhandel. 10977 in geringem Maße angeschafft werden. (Von diesem etwa 300 Seiten starken Katalog sind übrigens jetzt auch Sonderdrucke der wichtigsten Wissenschafts-Abteilungen für ein Geringes in den Bibliotheken käuflich zu haben.) Zu diesem, der also nur die für die Staatsbibliotheken erworbene technische Literatur des Auslands anführt, soll das neue Verzeichnis eine Ergänzung bilden und führt darum den Untertitel »l'sknigk ^.eesssionb- kataloA 1909» (26 Seiten, gr. 8°.). Bearbeiter desselben ist vr. pdil. A. A. Björnbo, Bibliothekar an der Königlichen Biblio thek in Kopenhagen, der auch die letzten Jahrgänge des großen »Accessionskatalog» bearbeitet hat. Das Verzeichnis ordnet die technische Literatur in: 1. nichtperiodische Werke, nach dem Deweyschen Dezimalsystem, 2. Mitteilungen oder gesammelte Veröffentlichungen von Instituten, Gesellschaften, Vereinen, Aus schüssen usw., nach Städtealphabet, 3. Zeitschriften, alpha betisch. Berücksichtigt sind im ganzen 16 Bibliotheken (12 der städtischen Verwaltungszweige, 3 größere Vereinsbibliotheken und die der jetzt staatlichen Materialprüfungsanstalt, die 1909 noch vom Jngenieurverein betrieben wurde). Bei jedem Titel ist durch eine Abkürzung von 2—3 Buchstaben kenntlich gemacht, in welcher, bzw. welchen dieser Bibliotheken die Schrift zu finden ist. L. Vom Reichsgericht. (Nachdruck verboten.) — Wegen Nach drucks sind am 20. April d. I. vom Landgerichte Altona der Buchdruckereibesitzec Andreas Beig und der Reisende Surke in Pinneberg zu 160 bzw. 60 ^ Geldstrafe und zu einer Buße von 600 als Gesamtschuldner verurteilt worden. Sie haben das früher von dem Nebenkläger, Schriftsteller Schiller-Tietz, heraus- gegebene Adreßbuch des Kreises Pinneberg mit Fehlern und Jrrtümern in der Hauptsache nachgedruckt. Ihre Revision wurde am 22. d. M. vom Reichsgericht als unbegründet v erworfen. Tie Pope-Lammlung der Harvard-Universität. — Es wird vielen Bücherfreunden von Interesse sein, zu vernehmen, daß die berühmte Pope-Sammlung des Amerikaners Marshall C. Lefferts, kürzlich der Harvard-Universität in New Cambridge (Mass.) zum Geschenk gemacht worden ist. Der Name des Käufers wird nicht genannt, man vermutet aber, daß wiederum Pierpont Morgan der Erwerber war. Die Sammlung besteht aus mehr als 600 Bänden und Heften (Broschüren), und da die Bibliothek von Harvard bereits etwa 160 Ausgaben von Pope besitzt, so ist ihre Sammlung von Frühausgaben dieses Dichters jetzt nicht nur die vollständigste in Amerika, sondern wahrscheinlich der ganzen Welt. An Zahl der Ausgaben ist ihr zwar das Britische Museum überlegen; aber diese Sammlung besteht zu einem großen Teil aus jüngeren Ausgaben und Neudrucken, sowie aus Übersetzungen, während die Leffertssche Sammlung ausschließlich aus Frühausgaben besteht. Beispielsweise enthält das Britische Museum von dem »Versuch über die Kritik» die erste Ausgabe (1711), die zweite (1713), die fünfte (1717), die siebente (1722), die Harvard-Bibliothek dagegen die erste, dritte (1713), vierte (1713), sechste (1719) und eine weitere von 1749. Von frühen Ausgaben der »Dunciade» besitzt die Sammlung 26, die von der ersten (1728) bis 1749 reichte, von dem berühmten »Versuch über den Menschen» nicht weniger als 22 Frühausgaben. Der Gründer der Sammlung ist als einer der erfolgreichsten Liebhabersammler Amerikas bekannt. Im Frühjahr 1901 verkaufte er seine glänzende Sammlung von frühen amerikanischen und seltenen englischen Drucken an den »Quaritch Amerikas», den ver storbenen George H. Richmond, um 160 000 Dollars. Den übrigen Teil der Sammlung, soweit er nicht unter der Hand verkauft war oder noch in New Aork versteigert wurde, wurde dem Hause Sotheby zum Verkauf übergeben, das im Juni 1902 für 337 Loose (hauptsächlich ^.lnsrieunL) über 3402 Pfund erzielte. Die überaus reiche Sammlung an Pope-Ausgaben fiel hauptsächlich im Jahre 1900 beim Verkauf der Sammlung des Obersten Grant an Lefferts. Grant, der als eine Autorität auf dem Gebiete der Pope-Forschung galt, hatte viele Jahre besonders Frühausgaben dieses Dichters gesammelt und dadurch den Grund stock zu der noch immer ausstehenden endgültigen Pope-Biblio graphie gelegt, die nun, wie es scheint, bald in Angriff genommen werden kann. Bei der Ausstellung von Pope-Ausgaben, die im Jahre 1888 im Anschluß an die Pope-Gedenkfeier in Twickenham Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel 77. Jahrgang. stattfand, waren noch weniger als 100 Erst- und Frühausgaben dieses Dichters vorhanden, ein Beweis der außerordentlichen Seltenheit der Ausgaben, die in der genannten Sammlung nun mehr vereinigt sind. Auch aus anderen Gründen ist übrigens der Wert seltener Pope-Ausgaben sehr gestiegen, und die Bücher der obigen Sammlung, die Oberst Grant zumeist noch um wenige Schillinge erwerben konnte, wurden bei der Versteigerung seiner Sammlung mit ebenso vielen Pfund bezahlt. (Nach: vl'ds 1'ini68.») Adreßbuch für Island. — Im Jahre 1907 erschien, heraus gegeben von Rechtsanwalt Sveinn Björnsson in Reykjavik, das erste Handelsadreßbuch für die ferne dänische Insel Island, die heute 83 000 Einwohner hat. Es liegt jetzt in zweiter, erweiterter Ausgabe vor 162-s-lckII Lsitsn. 8". kreis Zod. L>. 6.— und hat durch seinen praktischen Inhalt allgemeinen Wert. Der Text ist in dänischer Sprache abgefaßt. Nach Aufsätzen über Islands Verfassung, Schiffahrt und Handelsumsatz mit statistischen Zahlen über ihre Entwicklung, von Kontorchef Einarsson im isländischen Ministerium, folgen Adressenverzeichnisse der Beamten, Minister, Richter, Arzte, Geistlichen, der Schulen und Fachschulen in Reykjavik und ihrer Lehrer, der Landesbibliothek, des Landes archivs, der Landesingenieure, der Post- und Telegraphenbeamten und der Konsuln. Daran schließt sich als Hauptinhalt das Ver zeichnis der Händler und Gewerbetreibenden alphabetisch nach Branchen. Wir finden 15 Zeitungen und Zeitschriften, 8 Buchbinder, 9 Buchdruckereien und 8 Buchhändler. Von den Buchhändlern haben 4 in Reykjavik, 2 in Akureyri, je 1 in Jsafjördur und Seydisfjördur ihren Wohnsitz; wohl eine der ältesten Vuchhand- lungsfirmen ist Fridbjörn Steinsson in Akureyri, bei der als Gründungsjahr 1859 angegeben ist. Endlich sind nach den Ausfuhrartikeln (Eiderdaunen, Wolle, Schaffelle, Seehundsfelle, Trikotagewaren, Hammelfleisch usw.) geordnet, Listen der Exportfirmen gegeben. Ebenso willkommen ist der Auszug aus einigen isländischen Gesetzen über Handel und Zölle, sowie die Frachttarife der Reedereien zwischen Kopenhagen— Leith—Island und Norwegen—Island. — Als Anhang ist ein reich haltiger Anzeigenteil hauptsächlich norwegischer Firmen beigefügt. L. Eine BücherauSfteUung in Manila. — Vom 22. bis 28. Juni d. I. fand in Manila die erste Bücherausstellung statt, die die Hauptstadt der Philippinen bis jetzt gesehen hat. Sie war ursprünglich nur auf zwei Tage berechnet, doch war das ihr von seiten der Bevölkerung entgegengebrachte Interesse so groß, daß sie auf eine ganze Woche ausgedehnt wurde. Die Ausstellung, die in den Räumen der »kdilippinss I-ibrar^» stattfand, war aus schließlich auf Bücher aus dem fernen Osten beschränkt, worunter zahlreiche Seltenheiten zu verzeichnen waren. Unter den Reise werken war beispielsweise der sehr seltene »Lxtraeto Llistoria.1 cks 6omeroio» (Madrid 1736) vertreten, der nur für Beamte der spanischen Regierung in einer Auflage von 100 Stück hergestellt worden war; ferner San Augustins »6ou<illi8ta.» (Madrid 1698); San Antonios »Öronioa.8» (Sampalve 1733—44); Thevenot, »Voia,A68« (Paris 1696); Le Gentils »Vo^aZe» (Paris 1769—91); Mallat, »1,68 ?di1ippin68», mit dem sehr seltenen und wertvollen Atlas; Jagor, Reisen in den Philippinen, mit der spanischen Über setzung; verschiedene Ausgaben von Rizals, des berühmten phi lippinischen Führers »Noli ms tanZers«, darunter die wertvolle erste Auflage (Berlin, 1886); desselben Verfassers: »^iIidu8tsri8mo»; ferner zahlreiche Handschriften, Hefte, Broschüren u. s. f. über die Philippinen und ihre Geschichte. Unter den chinesischen Büchern befand sich das sehr seltene Buch »Lmda^ to 6dina» (London, 1668), und Hauptmann Calthrops (unter dem Titel »Ido doolr ok ^ar» erschienene Übersetzung des berühmtesten chinesischen Kriegs schriftstellers. Viele der Bücher waren aus privaten Kreisen zu diesem Zweck geliehen, ein Beweis, daß die kdilippino lüdrar^ in Manila Freunde besitzt und mit einer kräftigen Entwicklung in der Zukunft rechnen darf. Bei dieser Gelegenheit darf übrigens noch bemerkt werden, daß in Manila noch verschiedene andere Bibliotheken von verhältnismäßig nichtunerheblicher Bedeutung vor handen sind. Schon in der spanischen Zeit besaßen die zahlreichen 1427