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46, 24. Februar I960. Fertige Bücher. 1585 (A siogioj Die Käufer von Pros. Dr. Herm. Schriften sink sichere Abonnenten auf bie neue Aeikschrist Renaissance - Seitschrift für Kulturgeschichte, Heligion uuö Helletristik Herausgeber vr. Jos. Müller Verfasser von: Mormkaikolirismuz. Jährlich 8 Hefte zu Z Mark orö. mit 28°/» Nabalk. I^>. Il^oseggee schreibt barüber im Heimgarken: — durch diese Zeitschrift will der Herausgeber etwas Grosses vorbereiten, aus das heute viele Tausend Menschenherzen warten^ Tine Reform der katholischen Kirche- Mit Spannung erwarten wir die folgenden Nummern- — — — Dei Aussicht auf Abonnement stehen Wrobeheske gern zur Verfügung durch den Kommissionsverlag der Renaissance Lampart er Comp, in Augsburg. f2P767s Aufsehen erregt der neueste Roman in Eckstein's Jllustrirter Nomanbibliothek: Duneker, Dsv«, Hroßstcröt Illustriert von Friedrich Stahl Preis 1 geb. 1 ^ 50 bar 33^/zO/g und 7/6 (auch drosch, u. geb. gemischt). Die „Neue Freie Presse" in Wien schreibt darüber: E' „Ihr jüngstes Wert behandelt das Schicksal zweier Schwestern, die aus einer Kleinstadt nach Berlin kommen, um hier Erwerb zu suchen. Die Beiden sind so verschieden als möglich. Die ältere, Lotte, ernst, weich, träumerisch, hingebend; die jüngere, Lena, lustig, oberflächlich, praktisch. Was kommen muß, kommt. Lotte fällt Herrn Schmittlein, einem jungen Poeten der modernen Schule in die Hände, der seine Laufbahn — es ist das ein guter Witz der Verfasserin — als Commis in der Leihbibliothek seiner Tante beginnt, grundsätzlich für freie Liebe schwärmt und die Che verwirft. Natürlich wird Lotte von ihm verführt und verlassen, lebt aber für ihr Kind tapferen Sinnes weiter. Lena ist „Helle", wie man in Berlin sagt. Sie sammelt Verehrer um sich und beutet einen Bankier aus, ohne ihm etwas zu gewähren. Ob es solche Bankiers in Wirklichkeit giebt? Schließlich fängt Lena noch einen Mann ein, der ihre Schwester geliebt, wird aber nach kurzer Ehe geschieden; ihre weitere Carrisre bergab kann sich der Leser denken. Der Roman, ungemein lebenswahr geschrieben, hat einige polemische Spitzen. Eine davon, ziemlich verhüllt, aber doch deutlich erkennbar, richtet sich gegen den selbständigen Erwerb der Frauen. Lotte und Lena, jede in ihrer Art, sind keine aufmunternden Beispiele. Die andere Spitze sicht blank wie eine Dolchklinge aus. Sie zielt nach der modernen litterarischen Schule. Indirekt durch die Figur des Herrn Schmittlein, der trotz aller hochtrabenden Redensarten, mit denen er um sich wirft, ein gemeiner Charakter ist, direkt durch Bemerkungen, die sie nicht einer Person des Romans in den Mund legt, sondern als Ausdruck eigner Ansicht cinflicht. So sagt Dora Dnncker von der litterarischen Clique, in der sich Schmittlein bewegt: „Die jungen Leute machten einen förmlichen Sport daraus, bei einer Erstaufführung oder einer Vorlesung einander ganz ungeniert die jeweilige „Märtyrerin der freien Liebe" zu zeigen, mit der sie ihren Stoff erlebt, nach der sie ihn gebildet hatten. Es fiel niemandem von ihnen ein, daß dies Gebaren eine schamlose Preisgabe ihres Lieüeslebens sei Wofür waren sie denn Naturalisten, Wirklichkcitsdichter und keine idealen Schönfärber, wie die alte Schule? Sie mußten einander doch beweisen, wie genau sie den Schmutz des Lebens kannten und auf den Centimeter angeben können, wie tief sie in diesem Schmutz herum- gewatct waren. Hätten sie sonst das Recht gehabt, sich Naturalisten zu nennen?" Das ist ein so kräftiger Stoß, daß man ihn von einer Frauenhand kaum erwartet. Dora Düncker führt ihn nicht etwa aus Prüderie, denn sie hat Mut und Verstand genug, ausdrücklich zu betonen, daß Lotte, die aus Liebe fällt, sittlich weit über ihrer Schwester stehe, obgleich man dieser „nichts Positives" nachsagen könne. Das ist jene höhere Moral, die zwar von Männern gern, von Frauen nur dann anerkannt wird, wenn sie Geist haben." Ich bitte um baldige Aufgabe Ihrer Bestellung. Die ersten 10 000 Exemplare werden baldigst vergriffen sein. Neuauflage sehr wahrscheinlich Mitte März. Berlin 57, Bülowstr. 51. Siebenundsechzigsler Jahrgang.. Rich. Eckstein Nächst, H. Rrüger. 214