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46, 24. Februar 1900. Nichtamtlicher Teilt 1573 und Absichten dienstbar gemacht. Eine ganze Menge von Zeitungsartikeln, die sein Verhalten und seine Unternehmungen ins rechte Licht zu stellen bestimmt waren, stammten, wie namentlich R. Koser ermittelt hat, aus des Königs eigener Feder; viele andere sind aus seiner persönlichen Anregung hervorgegangcn, und auch nicht wenige nach seinen bis ins einzelne gehenden Weisungen, zum Teil unter seiner Korrektur, geschrieben worden, lieber die Feldzüge der beiden ersten schlesischen Kriege schrieb der König selbst Berichte, die in der Spenerschen Zeitung unter dem Titel: »Briefe eines Augen zeugen« zum Abdruck kamen. Wer der Verfasser war, wurde natürlich geheim gehalten; auch sprach der König naturgemäß von sich immer in der dritten Person. Es hat über hundert Jahre gedauert, bis diese Thatsache unzweifelhaft festgestcllt werden konnte, und zwar gebührt dieses Verdienst haupt sächlich I. G. Dropsen, der diese Briefe gesammelt und im neunten Beiheft zum Militärwochenblatt von 1876 heraus gegeben hat. Während des siebenjährigen Krieges verfaßte Friedrich eine Anzahl »Relationen«, die zum großen Teil den Berliner Zeitungen zum Abdruck eingesandt wurden. Nicht selten versah der König diese Schriftstücke mit dem Vermerk: »Die Relation drucken zu lassen. Friedrich.« Nach dem Tode des großen Friedrich traf die Berliner Presse ein schwerer Schlag; am 19. Dezember 1788 erließ Minister Wöllner ein Censuredikt, das jede freie Bewegung hemmte; dabei wurde diese Ceusur nicht nur auf die politische, sondern auch auf die wissenschaftliche Litteratur ausgedehnt. Der ganze litterarische Verkehr wurde dadurch aufs schwerste geschädigt; auch kam es zu den lästigsten Chikanen und lächerlichsten Bedenken. »Neulich zur Vermählung der Gräfin Lottum«, schreibt Alexander von Humboldt an einen Freund, »wollte man mir nicht zwei der unschuldigsten Zeilen ein einziges Mal auf ein Paar Strumpfbänder drucken, wenn die Strumpfbänder nicht dem Kammergcricht zur Ceusur vorgelegt würden«. ' Die Presse in den preußischen Provinzen war während des ganzen achtzehnten Jahrhunderts unbedeutend. Das wichtigste Ereignis ivar die Gründung einer Zeitung in der neu erworbenen Provinz Schlesien. Am 22. Oktober 1741 verlieh Friedrich II. dem Buchhändler Johann Jacob Korn in Breslau ein Privilegium auf die Herausgabe einer Zeitung, die von 1742 dreimal wöchentlich unter dem Titel: »Schlesische Privilegirte Staats-, Kriegs- und Friedens- Zeitung« erschien und heute noch als Schlesische Zeitung im Besitze der Kornschcn Nachkommen besteht. 1730 ging die Magdeburgische Zeitung an den Buchdrucker G. G. Faber, dein Schwiegersohn des bisherigen Inhabers Andreas Müller, über und befindet sich noch heute im Besitze der Faberschen Familie. Zu den politischen Zeitungen in Preußen kam bereits im ersten Drittel des achtzehnten Jahrhunderts eine von den seitherigen Zeitungsbesitzern allerdings sehr unangenehm em pfundene Art von Appendix: das Jntelligenzblatt. Wahr scheinlich durch das rasche Aufblühen des Wieringschen Jntelligeuzblattcs in Hamburg war die preußische Regierung auf den Gedanken gekommen, das verheißungsvolle Jnseraten- geschäft sich selbst nutzbar zu machen. Es erschien daher im September 1727 eine Kabinetts-Ordre, der im Juli 1728 eine zweite folgte, durch die die Gründung eines »Jntelligenz- blattes« in Berlin, Magdeburg, Halle, Königsberg, Stettin, Minden, Duisburg und in noch einigen anderen Städten dekretiert wurde. Gleichzeitig wurde den Zcitungsbesitzern bekannt gegeben, daß sie sich für die Folge, bei Verlust ihrer Privilegien, ja unter Umständen noch härterer Strafe, der Veröffentlichung aller Inserate, die sich auf Kauf oder Verkauf, Auktionen, Subhastativnen u. s. w. bezögen, zu ent halten hätten. Hiergegen erhoben die Zeitungsbesitzer als Siebenundsechzigster Jahrgang.^ gegen eine Beeinträchtigung ihrer Privilegien lebhaften Ein spruch; cs kam zu laugen Verhandlungen, doch blieben die »Jntelligenzblätter« bestehen; dagegen erreichten die Zeitungs verleger, daß ihnen wenigstens gestattet wurde, solche Inserate zu bringen, die bereits im Jntelligenzblatte gestanden hatten. Das erste dieser Jntelligenzblätter erschien bereits 1727 in Berlin unter dem Titel: »Wöchentliche Berlinische Frag- und Anzeigungsnachrichteu. Unter Sr. Königl. Majestät in Preußen rc. rc., Unsers allerguädigsten Königs und Herrn, allerhöchsten ^.pprobaticm und auf Dero exsLÜrleo Befehl«. Von 1768 ab hieß es dann einfach »Intelligenz-Blatt«. Es bestand bis zur Mitte des neunzehnten Jahrhunderts und warf dem Staate eine nicht unbeträchtliche Einnahme ab. Bereits zu Ende des achtzehnten Jahrhunderts zahlte der damalige Pächter, Kriegsrat Krapp, jährlich 20 000 Thaler an das Potsdamer Militärwaisenhaus. Der Jnsertionspreis betrug für die 90—94 Buchstaben enthaltende Zeile zwei gute Groschen; doch mußte auch noch ein kleiner Betrag für den Censor erlegt werden, da jedes Inserat der Censur unterlag und vom Censor abgcstempelt werden mußte. Besonders gefürchtet wegen seiner vielen Ausstellungen und Grobheiten war der im letzten Drittel des achtzehnten Jahrhunderts im Berliner Intelligenz-Kontor angestellt gewesene Censor John. Günstiger als in Preußen konnte sich das Zeitungswesen im 18. Jahrhundert in Frankfurt am Main entwickeln, wo nach wie vor ein großer Weltverkehr herrschte. Natürlich standen die Zeitungen auf österreichischer Seite und neigten auch nach Frankreich, so daß sich Friedrich II. 1750 veranlaßt sah, die Frankfurter Zeitungen in Preußen zu verbieten. Die beiden alten Zeitungen, die »Postamtszeitung« und das »Journal«, blieben auch während des ganzen achtzehnten Jahrhunderts die bedeutendsten publizistischen Unternehmungen der Reichsstadt. Die Pvstamtszcitung erschien bereits von 1720 ab viermal wöchentlich und führte seit dem 1. Januar 1748 den Titel »Oberpostamtszeitung«. Der Preis des Blattes betrug vier Gulden jährlich. Das »Journal«, das schon in den letzten Jahrzehnten des siebzehnten Jahrhunderts sehr oft dreimal wöchentlich (am Dienstag und Samstag in kompletten Nummern und an einem anderen Tage, je nach Bedürfnis, als Extrablatt) erschienen war, kam im achtzehnten Jahrhundert mit noch einem zweiten Extra blatt heraus, bis es vom 1. Juli 1796 ab wöchentlich regelmäßig in vier Blättern und mit einem fünften Blatte als außerordentlicher Beilage in Quartformat heraus gegeben wurde. 1722 wurde in Frankfurt ein Jntelligenz blatt gegründet, das anfänglich mit großen Schwierig keiten zu kämpfen hatte. Von größerer Bedeutung als die Errichtung eines Jntelligenzblattes war die Gründung einer dritten politischen Zeitung durch den Buchhändler Franz Varrentrapp. Das Blatt erschien in französischer Sprache unter dem Titel »O'^vank-Oaursur«. Durch den damit er zielten Erfolg veranlaßt, gab Varrentrapp von 1741 ab auch eine Zeitung in deutscher Sprache unter dem Titel »Frank furter Berichte von den Staats-, Kriegs- und Friedcns- angelegenheiten in- und außerhalb Europa« heraus. Auch diese Zeitung entwickelte sich aufs günstigste. Allein 1752 wurden die beiden Varrentrappschen Zeitungen auf Betteiben des Wiener Hofes unterdrückt. Der Einfluß, den die Oberpostamtszeitung in der ersten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts in Deutschland aus geübt hatte, schwand allmählich dahin, und der »Hamburgische Nnpartheyische Korrespondent« wurde bald das einflußreichste Blatt im Reiche. Es entstand aus einem kleinen Wochen blättchen, dem »Schiffbecker Posthorn«, das der Buchdrucker- Holle in Schiffbeck bei Hamburg von 1710 an herausgab. 1712 erschien es bereits zweimal wöchentlich, stellte nach 1714 sein Erscheinen ein, trat aber 1721 aufs neue ins 211