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Nr. 149. I; Deutschen Reiche zahlen für jedes Lxen-.plar 30 Mark bez.!? des Dörfenvereins die viergejpaltene Petitzeile oder deren »» 3*36 Mark jährlich. «Nach dem Ausland erfolgt Lieferung:: Raum 15 Pf..'/« 6.13.50 M..'/gS.2SM..'/, 6.50 2N.. für Nicht-»» Gräber Lmpzig oder durchs Kreuzdand. an Nichtinit^'.ieder in N Mitglieder 40 Pf.. 32 M.. SV M.. 100 M. — Beilagen werden »2 Leipzig, Mittwoch den 1, Juli 1914, 81. Jahrgang. Redaktioneller Teil. Aus dem belgischen Buchhandel. in, (II, siehe Nr, 84,) Nochmals die deutsche Musik in Belgien, — Dcutschenhetze, — Jules Huret über Deutschland, — Politische Novitäten, — Fachliteratur, — Statistik der Nobelpreise, — Gebenkschrlften zur Genter Welt ausstellung, Es sei mir gestattet, zu dem im letzten Briefe behandelten Thema »Deutsche Musik in Brüssel« noch einiges nachzutragen, in der Annahme, daß diese schönsten und reinsten Äußerungen des Deutschtums im Auslände den Buchhändler als einen der berufensten Träger des »deutschen Gedankens in der Welt« interessieren dürften, auch wenn dabei nicht ausschließlich von Büchern die Rede ist. Während die Wagner-Aufführungen und die großen Shmphoniekonzerte sich im allgemeinen nur an einen auserlesenen Kreis von Musikfreunden und -kennern wenden, ist der Gesamtheit der großen deutschen Kolonie in Brüssel wenigstens einmal im Jahre Gelegenheit gegeben, sich an volkstümlicher deutscher Musik und Gcsangskunst zu er freuen, Es ist seit einer Reihe von Jahren nachgerade zu einer Tradition unter den großen Männergesangvereinen der Rheinlands geworden, eine Sängerfahrt in das benachbarte, gastfreundliche Belgien zu machen und in Brüssel, Antwerpen oder Ostende Lorbeeren zu pflücken. So haben wir in den letzten Jahren das Vergnügen gehabt, die nach Hunderten zählenden Männerchöre aus Köln, Bonn, Mainz, Duisburg, Mülheim a/Nhein, ja aus Straßburg und Metz bei uns zu empfangen und uns an ihren schönen, anspruchslosen Liedern zu erquicken. Da diese Konzerte gewöhnlich zugunsten der deutschen Wohl tätigkeitsvereine und bei minimalen Eintrittspreisen stattfinden, so schlingen sie tatsächlich ein patriotisches Band um die vielen Tausende hier lebender Deutschen, von denen man viele überhaupt nur bei dieser Gelegenheit zu sehen bekommt. Speziell der hiesige »Schillcrverein«, der im Jahre 1859 im Anschluß an die berühmte Jahrhundertfeier von Schillers Geburtstag gegründete deutsche Unterftützungsverein, dessen Vorstand Schreiber dieses feit 15 Jahren angehört und der als größter deutscher Verein Belgiens über 708 Mitglieder zählt, hat sich um das Zustandekommen und Gelingen dieser Konzerte im Verein mit dem hiesigen »Deutschen Gesang verein« und der »Liedertafel« Verdienste erworben, die dem Deutschtum zu gute kommen. Auch auf die anderen musika lischen Veranstaltungen dieser letzteren Vereine, insbesondere auf die unter großen materiellen Opfern mit schönem Erfolge ausgeführten klassischen Konzerte des »Gesangvereins« sei hier lobend aufmerksam gemacht. Alljährlich werden 2—3 geist liche oder weltliche Oratorien mit unendlicher Mühe und Sorgsalt einstudiert; so fand am 25, April die Aufführung von Händels Meisterwerk »Messias« im Saale der »Kranäs Harmonie« statt, der die deutsche Kolonie ziemlich vollzählig beigewohnt hat. Von anderen großen Schöpfungen unserer deutschen Komponisten sind in den letzten Jahren u, a, fol gende vom »Gesangverein« ausgefllhrt worden: Fünf Kantaten von Bach; die O-äur-Messe von Beethoven; Bruchs »Glocke«, »Odysseus«, »Frithjof«; »Die Schöpfung- und »Die Jahreszeiten« von Haydn; »Paulus«, »Elias« und «Erste Walpurgisnacht« von Mendelssohn; das »Requiem« von Mozart; »Das Paradies und die Perl«, »Adventlicd« und »Der Rose Pilgerfahrt« von Schumann; »Vom Pagen und der Königstochter« von Volbach; »l,a Vita dluova« von Wolf- Ferrari, Bei der oft mangelhaften Beteiligung namentlich der männlichen Vereinsmitglieder sind die Verdienste des Vereinsdirigenten Felix Welcker um so höher anzurechnen. Auch aus der Heimat erhalten wir, abgesehen von den bereits erwähnten Sängerfahrten, immer wieder willkommene neue musikalische Anregungen, Das Leipziger Soloquartett für Ktrchengesang hat kurz nach Ostern in der protestantischen Museumskirchs zwei Konzerte mit demselben Erfolge wie vor zwei Jahren ausgeführt (der Reinertrag wurde ebenfalls zu wohltätigen Zwecken verwandt); vor einigen Jahren hatten wir die jugendlichen Sänger des Berliner Domchors hier usw. Die in meinem letzten Briefe angekündigte Manifestation zu Ehren Kufferaths fand am ersten Mai-Sonntag, im An schluß an die letzte (35,) Ausführung Parsifals im Foyer der Königlichen Oper statt. Es braucht Wohl kaum gesagt zu werden, daß die ganze musikalische Welt, einschließlich der Darsteller und Darstellerinnen der Wagnecschen Opern zugegen war: Kapellmeister Lohse, Asahe, Guide, der Bürgermeister der Stadt Brüssel, Vertreter der Regierung, Diplomaten, Journalisten, Der Direktor des König!, Konservatoriums hielt die Festrede und betonte dabei, daß sämtliche Wagner- scheu Opern mit Ausnahme von zweien in französischer Sprache zum ersten Male in Brüssel aufgeführt worden sind Zur Erinnerung an die Brüsseler Parsifal-Ausführungen wurde außer der bereits erwähnten Medaille von De Vreese eine Festschrift veröffentlicht, die nur den Teilnehmern an der Kundgebung zugängig war und nicht in den Handel gekommen ist. Sie wurde in einer Auflage von 500 Exemplaren gedruckt und führt den Titel: »bin eommsinoratlon äs In Premiers rspressntatlon äs karsikal au Ibeatrs roz-al äs la Llonnais ä Hruxsllss, l»s 2 janvisr 1914«. Sie enthält eine neue Studie Kufferaths über das Bühnenwcihesestspiel und dessen bisherige Ausführungen, reichen Bilderschmuck (Por träts, Reproduktionen der Inszenierung, der Medaille, als Titelbild Wagners letztes Porträt aus Venedig in vorzüglicher Heliogravüre-Ausführung), sowie die Liste der 368 Teilnehmer an der Kundgebung, unter denen wir zu unserer Verlvunde- rung und Betrübnis höchstens zehn deutsche Namen finden, darunter denjenigen unseres neuen deutschen Gesandten Herrn von Below-Saleske, dessen künstlerische Neigungen und Fähig, keilen geschätzt sind, des österreichischen Gesandten, je eines deutschen Musikalien-, Kunst- und Buchhändlers und einiger Künstler, In Hinsicht auf die große Bedeutung Kufferaths als Musikkritikers, die ich im vorigen Briefe heroorgehoben Habs, und mit besonderer Rücksicht darauf, daß sein Werk fast aus schließlich der deutschen Musik gewidmet ist, dürste die nach stehende Bibliographie der von Kufferath in den letzten 1057