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.-ss 149, 1. Juli 1914. Redaktioneller Teil. neuen Gesetze und Verordnungen, Abänderungen, Verträge, bemerkenswerte Rechtsfälle und Entscheidungen, Fachliteratur. Der letzte Abschnitt ist noch sehr unvollkommen, wie überhaupt das ganze Werk der Ergänzung und Mitarbeit der interessierten Kreise bedarf, worauf übrigens der Autor, Herausgeber des »lagenieur-Oonsoil«, im Interesse der weiteren Jahrgänge dieses Nachschlagebuches selbst aufmerksam macht. — Hanois, dos., äutour de la kresse. Oapriee. 3. editioo. 8". 175 Seiten mit zahlreichen Abbildungen und Reproduktionsbeilagen (lübrairie äs I'^etiou eatkoligus, 3 Frcs.). Feuilletonistifche Plaudereien zur Geschichte und über den Stand des Zeitungs- Wesens um die Jahrhundertwende in Belgien, wo bekanntlich die erste Zeitung gedruckt worden ist (ülieucve DzuiinAllon, Antwerpen 1605), im übrigen Europa, in Amerika und China.— ^nnuaira da I'Industrie du Idvre, herausgegeben und verlegt Von Buchdrucker L. G. Laurent (144 Seiten 8°., Preis Frc. 1.5V gebunden). Nach Berufszweigen und Städten geordnet (die vier belgischen Großstädte Brüssel, Antwerpen, Gent und Lüttich voran), enthält praktische Notizen über das Plakatwesen, Eingangszülle, Preisberechnungen, Fachunterricht, Korrekturtabellen, Papierformate und «Gewicht u. a. mehr. Die vorletzte Nummer 2V der vom Oküeo des vuions internationale« herausgegebenen »Via internationale« bringt eine interessante Statistik über die bisher verteilten Nobel preise, nach Fakultäten und Ländern zusammengestellt. Die meisten Preise erhielt Deutschland mit 17, Frankreich folgt mit 15 Preisen. Es folgen in weitem Abstand England mit 7, Holland mit 6, Schweden und Schweiz mit je 5 Preisen, Italien (4), Belgien, Rußland, Vereinigte Staaten (je 3), Österreich, Dänemark, Spanien (je 2), Luxemburg, Norwegen, Indien mit je 1 Preise. Man kann aus jeder Nummer der «Vis internationale« eine Menge statistischen Materials und nützlicher Zusammenstellungen herausholen. So z. B. erfahren wir im gleichen Hefte unter der Überschrift »Auswanderungs möglichkeiten«, daß Europa mit seinen 9 730V00 Quadrat kilometern rund 400 Millionen Einwohner zählt, also rund 40 Menschen aus den Quadratkilometer, während Mittel- und Südamerika mit ihren 20 936 227 Quadratkilometern nur 75 706 287 Menschen, d. h. noch nicht 4 aus den Quadrat kilometer zählt. Die Bevölkerungsdichte ist somit in Europa zehnmal so stark wie in den lateinischen Republiken. Auch der weitere Inhalt spricht für den Wert und die Notwendigkeit dieser einzigartigen, tatsächlich internationalen Zeitschrift: Thompson, Zweck und Arbeit der internationalen elektrotechnischen Kommission; Descombes, Internationaler Nutzen der Wälder; Die Vereine vom Roten Kreuz; Der Tunnel unter dem Kanal; Anwachsen der Budgets der einzel nen Staaten; Ausgaben der Großmächte für die Flotte; Möglichkeit einer internationalen Religion; Weltproduktion von Rohstahl und -Eisen in den Jahren 1909 — 11; Getreide bau in der Welt; Vergleichende radiotelegraphische Statistik; Flug-Weltrekorde; Die Arbeit der internationalen Vereini gungen (Kongresse, Konferenzen, Ausschüsse) usw. usw. Zur Erinnerung an die Genter Weltausstellung des ver gangenen Jahres sind folgende größeren Werke erschienen bzw. angezetgt: 6. vrere, Idvis d'or de I'Lxposition universelle kt internationale de 6and <2 Bde. mit etwa 1800 Seiten und 1000 Abbild., 40 Frcs., Selbstverlag); I»s OonZo Usi^s, 8 Farbendrucke nach dem vielbesuchten Panorama von Matadi und dem Kongofluß auf der Weltausstellung <30 Frcs., E. Mertens); (lasier. 3., et ?. ker^mans, I.alrt Laeisn dans les lAandrss. Ileraoriai de I'Lxposition retrosgeetik orAanisee ä dand KN 1913 3 Bände in 4° mit 333 Tafeln in Licht druck. Subskriptionspreis 125 Frcs. (G. van Oest L Co.) Brüssel. Jos. Thron. Fünfzig Jahre Collection Litolff. Hauschrouik von Henry Litolff's Verlag, Braunschweig. Dem An denken Theodor Litolffs gewidmet. Mit zahlreichen Illustrationen. Kl. 40. (58 S.) 1914. Braunschweig, Henry Litolff's Verlag. In Leinen gebunden. Im Jahre 1864 erfolgte die Gründung der weltbekannten Collec tion Litolff, und die Verlegcrfirina konnte daher vor kurzem ans ein halbes Jahrhundert rastloser und erfolgreicher Arbeit znrückblicken. Vor zwei Jahren (1912) hat der Gründer, Kommerzienrat Theodor Li tolff, die Augen für immer geschlossen, und die Pietät gebot, von einer ge räuschvollen Feier des Jubiläums Abstand zu nehmen. Sie hätte im Grunde genommen auch nur eine Gedächtnisfeier für den Verstorbenen sein können, dessen ganzes Lcbcnswcrk die Collection war. Nachträg lich ist nun diese Hanschronik erschienen, und es will uns bedünken, als ob man Theodor Litolff keinen schöneren und würdigeren Denk stein hätte errichten können als diese Schrift, die mit ehernen Lettern von seiner Arbeit und von seinen Erfolgen kündet. Die Firma Henry Litolff's Verlag führt ihren Ursprung auf das Geschäft von Gottfried Martin Meyer zurück, der sich am 28. Juni 1828 in Braunschweig niedergelassen hatte. Es bestand aus einer mit drei Handpressen ausgerüsteten Druckerei und einem Laden, in dem Noten, Bücher und Bilder verkauft wurden. Das Unternehmen wurde für seinen Begründer zur Quelle des Wohlstandes, gelangte aber nicht über eine rein örtliche Bedeutung hinaus. Nach dem im Jahre 1846 erfolgten frühen Tode Meyers führte dessen Witwe Julie Meyer das Geschäft mit Erfolg vier Jahre allein weiter und vermählte sich dann mit dem gefeierten Klaviervirtnosen Henry Litolff, der dem Geschäft 1851 seinen Namen verlieh. Henry Litolff, geboren 1818 in London als Sohn eines aus Colmar i. Eis. stammenden Geigenvirtuosen und einer Schottin, zeigte schon als Kind ungewöhnliche musikalische Begabung und wurde als zwölfjähriger Knabe Moschelcs in Leipzig anvertraut, der ihn zum Pianisten heranbildete. Siebzehnjährig, war er bereits als Klavier lehrer in Melun bei Paris tätig. Ein von ihm in Paris gegebenes Konzert erregte derartiges Aufsehen, das; ihn die Pariser veranlagten, seinen Wohnsitz in ihrer Mitte zu nehmen. Von da an stieg sein Stern am Himmel der Kunst. Große Konzertreisen folgten, vorübergehend auch ein glänzendes Engagement als Kapellmeister ani Stadtthcater in Warschau. So kam Litolff auf seinen Wanderfahrten auch nach Braun- schweig. Der vornehm schlichte, von feinem musikalischen Kunstver ständnis durchwehte Haushalt der Frau Julie Meyer mochte dem Künst ler wie ein ruhiger Hafen nach stürmischer Fahrt erscheinen. Er ent faltete in Braunschweig eine rege Tätigkeit, und seine weitverzweigten persönlichen Beziehungen erschlossen dem Geschäft neue Absatzgebiete. Er veranstaltete glänzende Konzerte, und fast alle damaligen Größen ans dem Gebiete der Musik, z. B. Liszt, Bülow, Nubinstein, Joachim, berührten in jener Zeit Braunschweig. Besondere Freundschaft ver band ihn mit Hektar Berlioz, dessen Tper »Benvenuto Cellini« er ver legte. Er selbst erwies sich als feinsinniger und erfolgreicher Kom ponist, und seine Qpcr »Die Braut von Kynast« fand großen Beifall. Gleichwohl vermochte das unruhige Künstlerblnt ans die Dauer den Aufenthalt in der Abgeschiedenheit von der großen Welt nicht zu er tragen. Immer wieder trieb cs de» Virtuosen hinaus, hinauf aufs Podium, ivo ihm neue Lorbeeren winkten. 1860 siedelte er nach Paris über, wo er allein sich seiner .Kompositionsarbeit ganz widmen zu können glaubte. Dort ist er 1891 gestorben. Das Geschäft befand sich inzwischen in guten Händen. Während Henry Litolff, der glänzende Pianist und Komponist, für das Bekanntwcrdcn und die Ausdehnung dev Firma nach außen sorgte, war sein Adoptivsohn Theodor Litolff eifrig bemüht, namentlich auch durch Verbesserung und Erweiterung der technischen Hilfsmittel das Unternehmen anszugestalten und es zu seiner heutigen Höhe und Weltbedeutung emporznführen. Theodor Litolff ist ein Braunschweiger Kind. Im Alter von 14 Jahren trat er als Lehrling bei Henry Litolff ein, der bald die Fähigkeiten des jungen Mannes erkannte und ihn in der Folge adop tierte. Am 1. Januar 1860 übernahm Theodor Litolff das Geschäft. Der damalige Betrieb erforderte nur ganz geringes Personal. Im Kontor hatte der Inhaber nur einen Angestellten, zu dem 1863 der erste Lehrling Wilhelm Sander trat, der noch heute nach fünfzigjäh riger Arbeitszeit als Prokurist unermüdlich im Dienste des Hauses tätig ist. Die Druckerei beschäftigte 1860 sechs Arbeiter, die täglich rund 700 Seiten hcrstellten. 1861 wurden zwei lithographische Handpressen angcschafft. Der große Erfolg, den Litolff mit der Herausgabe der Lieferungsausgabe von Beethovens Werken hatte, führte 1862 zur Auf stellung der ersten Schnellpresse, wodurch die bisherige wöchentliche Produktion von ca. 4000 Seiten verzehnfacht wurde. Den bereits vor- 1059