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43, 21. Februar. Nichtamtlicher Theil. 659 von Bruchstein aufgeführt. Die große Ausdehnung des Gebäudes, welches in allen seinen Theilen sehr schöne Verhältnisse besitzt und mit entsprechender Sorgfalt ausgeführt ist, bietet einen ebenso impo santen als gefälligen Anblick, ohne den Charakter eines Fabrikgebäudes zu verleugnen. An den Mittelbau schließt sich auf der nördlichen Seite das Turbincnhaus an, und ans der südlichen Seite liegt in einem tcrrasscnartigen Anbau derDampskcsscl und cinckleincHolzremise." — Gern folgten wir dem kundigen Führer durch die einzelnen Räume der großartigen Fabrik, die er in dctaillirter Schilderung in einem gleich interessanten wie instructiveu Bilde uns vor Augen zu sühren versteht. Allein diese kurz zu resumiren würde nur zu einem unzu länglichen Register führen; wir müssen uns daher darauf beschrän ken, nur die interessanten am Schluß der Schilderung befindlichen Notizen noch mitzutheilen; sie lauten: „UebcrdemPapicrsaal ist ein geräumiger Schiassaal für die Mannschaft angelegt, die im Hollän dersaal beschäftigt ist. Da im Holländcrsaal Tag und Nacht fort gearbeitet wird und die ganze Mannschaft in zwei Schichten gctheilt ist, so gewährt diese Einrichtung nicht nur den Vorthcil eines Zeit gewinnes für die Arbeiter, sondern sie gestattet zugleich dem Auf seher sich zu überzeugen, ob die Arbeiter die zur Ruhe bestimmte Zeit auch dazu verwenden. Dieben dem Schlafsaal sind zwei Kran kenzimmer eingerichtet für ledige fremde Arbeiter, die daselbst die nölhige ärztliche Behandlung und Pflege finden. In dem dritten Stockwerke des Mittelbaues sind Wohnungen eingerichtet für ledige und vcrheirathcte Arbeiter; diese Wohnungen haben einen von dem Fabriklocale ganz abgcspcrrten eigenen Eingang und eine besondere Treppe und Dachboden, damit durchaus keinerlei Störungen im Betrieb durch die Bewohner veranlaßt werden können. Die jähr liche Production in den feinsten Sorten Papier, die hier nur ge macht werden, erreicht das bedeutende Gewicht von 10,000 Zoll- ccntncrn. Um von dem Wechsel des Wasserstandcs nicht abhängig zu sein und die Fabrik ohne Unterbrechung in Thätigkcit zu erhalten, sind nachträglich drei Dampfmaschinen in dieselbe cingeführt. Eine dieser Maschinen treibt die Papiermaschine, während die beiden anderen bei eintrctendcm Wassermangel den Holländern zu Hilfe kommen/' lieber die vierteMaschinen-Papiersabrik des Hauses Flinsch, die zu Cos Pud cnbci Leipzig, köunenwirkurzsein, da das „Gedenkbuch" im Wesentlichen nur Folgendes darüber mittheilt: „Die durch Hrn. Gustav Flinsch, Senior des Hauses Ferdinand Flinsch in Leipzig, von Johann Christian Ferdinand Ebcrt am 1. Februar 1852 erworbene Pa pierfabrik Cospuden liegt an der Patschkc, einem Nebcnflüßchcn der Elster, zwei Stunden von Leipzig entfernt, inmitten einer von herrlichem Wald und saftigen Wiesen cingeschlosscnen Landschaft. Die Fabrik zählt zu den ältesten Deutschlands; sic wurde imJahre 1575 erbaut und ihrem Gründer, Wolf von Schönbcrg zu Knauthain, von der damaligen kurfürstlich sächsischen Regierung weitgehende Gerechtsame verliehen. Das in verschiedenen Beziehungen interessante Privi legium ist noch vorhanden (und wird vom „Gedenkbuch" wörtlich mitgethcilt als ein auch für dieGeschichte der Papierfabrikation wich tiges Document). Sowohl die Wasserkraft als auch die maschinel len Einrichtungen der Anlage sind von dem jetzigen Besitzer wesent lich gehoben bezw. umgestaltet worden. Statt zwei Holländern arbeiten zur Zeit drei. Von den früher vorhandenen 2 Schöps- Hütten ist eine entfernt und an deren Stelle eine Cylindcr-Papicr- maschinc errichtet. Die Fabrik erzeugt Filtrir- und Tabakspapiere, Pappen und Packpapiere, unter letzteren auch das wasserdichte s. g. Leder-Papier, sämmtliche Fabrikate in mustergültiger Qua lität. Ihre tägliche Arbeitsleistung beläuft sich durchschnittlich auf 10 Centncr." lieber die große Schriftgießerei in Frankfurt a. M. müssen wir uns begnügen Folgendes anzuführen: „JudenGießereien, welche Pch durch geschmackvolle, wahrhaft künstlerische Herstellung der Typen, sowicumVerbesserungdcsverwendctenMaterials während der letzten vier Jahrzehcnde höchst schätzenswerthe Verdienste erworben haben, zählt in erster Linie die von Friedrich Dresler L Rost-Fingerlin in Frankfurt a. M. im Jahre 1827 gegründete Firma, welche in den Jahren 1855 bis 1858 von Carl Meyer betrieben wurde, zu An fang 1859 aber in den Besitz des Handlungshauscs Flinsch in Frank furt a. M. kam und von diesem in größter Ausdehnung fortgesetzt wird." — Nach interessanten Mittheilungen über die um 1836 in der damaligen Dresler'schcn Schriftgießerei üblichen Manipulationen, fährt das „Gcdenkbuch" dann folgendermaßen fort: „Wie ganz anders stellt sich dieselbe Gießerei heute, wo wir sie nach einem Zwischenraum von 32 Jahren unter dem neuen Besitzer Flinsch zum zweiten Male durchwandern, unfern Blicken dar. Wir begegnen nicht nur einer größeren Anzahl vvn Stempelschncidern, sondern sehen auch eine Meugc der früher durch Menschenhände besorgten rein mechanischen und zeitraubenden Arbeiten mit größter Schnelligkeit und Präcision durch Maschinen verrichten. Verbesserte Meßinstrumente zeigen dem Stempelschneiderjede Abweichung in der Größe. Die Kupferstücke für die Matern werden auf einer Schleif- und Polirscheibe maschinenmäßig zubereitct. Sie erhalten dann unter einer Ein schlagmaschine mit Kniehebelbewegung den Abdruck des Stempels (Patrize) genau an der gewünschten Stelle und in ganz gleich mäßiger Tiefe. Die Mater wird mit einer Justirnadel, mittelst deren män den hundertsten Theil einer Linie zu messen vermag, untersucht und die Justirmaschine, eine kleine mit Support versehene Drehbank, beseitigt im Nu alles überflüssige Kupfer. Auch der Prozeß des Gießens hat eine völlige Umwandlung erfahren und sich zu einer früher kaum geahnten Höhe der Vervollkommnung erhoben. Die in Amerika zuerst angeregte, im Jahre 1844 durch Eduard Hänel in Berlin verbesserte und ein Jahr später durch Friedrich Dresler und F. A- Brockhaus in Leipzig weiter vervollkommnete Typen-Gießmaschine hat den früheren Handguß vollständig ver drängt, da dieselbe alle Schriftlichen in ungleich schärferer Aus prägung und größerer Masse liefert. Von diesen Schnell-Gieß maschinen sind 66 in Thätigkcit; darunter befinden sich 46 eigener und 20 amerikanischer Constructiou, letztere ebenfalls verbessert und auf den höchsten Grad von Leistungsfähigkeit gebracht. Von den Maschinen eigener Constructiou werden 26 durch Dampf, 20 durch Menschenhände betrieben. Sie erzeugen alle Grade von Brotschriften, und zwar die durch Dampf bewegten die massenhaften Güsse, die übrigen die weniger umfangreichen Aufträge der Kunden. Auf den 20 amerikanischen, durch Menschenhände bewegten Ma schinen werden Einfassungen, Titel-, Zier- und Schreibschriften, von Cicero bis 5 Cicero aufwärts angefcrtigt. Jede einzelne Ma schine liefert 1500 bis 2000Güsse die Stunde. Die täglicheLeistung der 66 Maschinen beläuft sich durchschnittlich auf 20 Centuer. Die noch vorhandenen alten Gicßöfen sind mit Pumpen (Spritzen) ver sehen. Letztere dienen zur Ausführung kleiner Arbeiten, deren An fertigung auf der Gießmaschine nicht lohnend sei» würde. In ähn lichen Fällen wird wohl auch uoch der Handguß angewendet. Unge achtet der zahlreichen Maschinen und der Benutzung von Dampf kraft bei andern Hilfsmaschinen beschäftigt die ganze Gießerei nach Wie vor über 200 Arbeiter ständig. Dieselbe beschränkt sich übri gens nicht bloß auf den Schriftguß, sondern sic hat auch, thcils zum eigenen Gebrauch, theils für die Kunden eine mechanische Werkstätte gegründet, die alle wichtigen Maschinen und Utensilien für Schrift gießer, Buchdrucker und zur Stereotypie liefert, von der einfachen Ahlspitze oder dem Gießlöffel aufwärts bis zur Schnellgießmaschine und der Einrichtung ganzer Buchdruckereien. Ein anderes Gebiet ihrer Thätigkcit umfaßt die Messinglinien-Fabrikation, mit maschi nellen Einrichtungen zum Schneiden der Bahnen und zum Theilen und Adjustiren systematischer Stücke. Eine weitere Abthcilung ist die Gravir-Anstalt, in der die umfangreichsten Aufträge ausgeführt 87*