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^ 13, 17. Januar 1912. Nichtamtlicher Teil. «örsenblott j. d. Dtschn. Buchhandel. 699 haben gestern von der . . . .'scben Buchhandlung in Berlin das neue Werk über Pumpenfabrikation mit 16A zur Ansicht be kommen. Darob großes Erstaunen, wie ich dies wissen könne. Ein Ableugnen gab es nicht mehr, und ich setzte den Herren aus einander, daß das Verhalten der Berliner Buchhandlung gegen Treu und Glauben verstoße und unsere buchhändlerischen Ver kehrsvorschriften Übertreten seien. Nicht etwa als Denunziant, sondern aus Selbsterhaltung würde ich die Angelegen heit unserm Börsenvereins - Vorstande zur weiteren Ver- folgung übergeben, da mir alles Material zur Verfügung stehe. Weitere Verlegenheit der Herren. Schließlich teilten sie mir mit, daß der betreffende Buchhändler ihr Verwandter sei und Bücher mit 16 Prozent nur ihnen ausnahmsweise liefere, nicht etwa, wie ich annühme, allen Pumpenfabriken Deutsch, lands mit 15 Prozent Rabatt angeboten habe. Ich möge deshalb die Verfolgung der Firma nicht aufnehmen. Nach Aufklärung dieser Angelegenheit verzichtete ich auf die Klage, da ich mir die Herren nicht zu persönlichen Feinden machen wollte. Was kann man daraus lernen? Nicht nur der Verlag liefert Bücher zu Sortimentsnettopreisen an die Verwandtschaft, sondern auch Sorti- menter prostituieren sich in gleicher Weise. Einen anderen Aus- druck kann ich nicht für diese Handlungsweise finden. Wird ein Kolonialwaren - Kaufmann seinen Verwandten extra Kaffee, Zucker, Reis, Petroleum oder sonst andere Waren zu Einkaufs- preisen oder mit zu geringem Nutzen liefern? Keineswegs. Der Kaufmann rechnet, nur wir Buchhändler rechnen nicht, setzen den Wert des Buches überall herab und diskreditieren unseren Stand. Deshalb rufe ich Verlegern und Sortimentern zu: »Landgraf werde hart!« Liefert Bücher an Bekannte und Ver- wandte nicht unter dem Ladenpreis, sondern bedenkt, daß ihr bei dem heutigen Rabatt nicht davon leben könnt, daß ihr da- durch euren Kollegen die Kundschaft wegnehmt, ihnen das Wasser abgrabt und selbst nichts davon habt. Diese Fälle im Buchhandel mögen zu Tausenden zu finden sein und tragen auch mit dazu bei, das Sortiment zu einem unerfreulichen Geschäft zu stempeln. Ich schließe mit den gleichen Worten wie Kollege Hartmann in Nr. 9 des Börsenblattes: Vicksavt congules! Lissa in Posen, den 16. Januar 1912. Oskar Eulitz. Neue serbische Briefmarken werden demnächst zur Aus- gäbe gelangen. Sie werden die Bilder der bedeutendsten Städte Serbiens tragen. »ine Ausstellung aus Nürnberger Privatbesitz. — sFür den März dieses Jahres wird, nach einer Meldung von Tages zeitungen, in Nürnberg eine interessante Veranstaltung geplant. Kunstwerke des 19. Jahrhunderts, die der Nürnberger Privatbesitz birgt, sollen hier zu einer Ausstellung vereinigt werden. Pers onalnachrichteu. Auszeichnung. — Der König von Spanien hat dem Verlagsbuchhändler und Stadtverordneten Herrn Arthur Meiner, Inhaber der Verlagsbuchhandlung Johann Ambrosius Barth in Leipzig, und Vorsitzenden des Deutschen Verlegervereins, das Ritterkreuz Jsabellas der Katholischen verliehen. Ludwig Wechsler -f. — In Budapest ist vor kurzem der Schriftsteller Ludwig Wechsler im 51. Lebensjahre gestorben. Er hat eine ungewöhnlich fruchtbare Tätigkeit als Übersetzer aus dem Englischen, Französischen und Ungarischen entfaltet und neben Werken von Collins, Ohnet, Bourget, Zola, Herczeg, Mikszath, Jökai u. a. auch weniger bekannte ausländische Autoren durch Übersetzungen in Deutschland einzuführen gesucht. Sprechsaal. (Ohne Verantwortung der Redaktion; jedoch unterliegen alle Einsendungen den Bestimmungen über die Verwaltung des Börsenblatts.) Zur Reform des Börsenblatts. »Die Kuuftbcilage.« Die »Vorschläge zur Umgestaltung des Börsenblatts« nennen den besonderen illustrierten Teil, der künftig nach Bedarf bei geheftet werden foll, »Die Kunstbeilage«. Eine allerliebste Ironie. Denn wie diese »Kunstbeilage« aussehen wird, ist leicht zu denken, und die den »Vorschlägen« beigefügte Probe veranschau licht es ja auch schon sehr nett mit den »künstlerisch« illu- fixierten Anzeigen »Der Polizeihund« — »Vom Stift zum Handelsherrn« und »Auf Ihr Wohl, Gnädigste«. (Daß diese Probe fingiert ist, tut nichts zur Sache. Die Wirklichkei wird nicht besser, sondern schlimmer werden.) Auf jeden Fall wird diese »Kunstbeilage« das ästhetische Niveau des offiziellen Organs der deutschen Buchhändler noch mehr heruntersetzen. In ihr wird sich noch mehr als schon bisher im Börsenblatt die minderwertige Literatur mit großen, grellen (und nun noch gar bunten!!) Bildern hervortun können. Und doch wäre es so dringend zu wünschen, daß die nun einmal in Fluß geratene Umgestaltung des Börsenblatts nicht nur den Kassen des Vereins zugute käme, sondern uns auch ein offizielles Vereinsorgan brächte, das im äußeren Eindruck des deutschen Buchhandels ein wenig würdig wäre! Man schließe also — wie früher — allzugroße Schriftgrade aus, ebenso alle Klischees, die nicht Signetcharakter haben. Will man das nicht, so lasse man im Börsenblatt selbst kleine Klischees etwa bis zu 30 gern zu. Die schaden schließlich nicht viel, können sogar in Ausnahmefällen gut aussehen. Auch erfüllen sie alle berechtigten Wünsche. Sie genügen, um ein Bild oder einen Einband zur Anschauung zu bringen. Große Bilder dagegen kommen ja doch nur der Marktschreierei zugute, an der wahrhaftig niemand ein Interesse hat. Will man außerdem den eigentlichen Kunstverlegern ent- gegenkommen und sich eine neue Einnahmequelle erschließen, s« gebe man den »Neuigkeiten des Kunsthandels« eine» Anzeigenanhang bei, der, auf Kunstdruckpapier hergestellt, den scharfen Druck kleiner Autotypien gestattet, aber dann nur für Einzelkunstblätter, nicht für Bücher, offen stände. Einen solchen Anzeigenanhang würden die in Frage kommenden Kunstverleger wohl sogar bei relativ hohen Anzeigen- preisen g e r n benutzen. Dagegen werden seriöse Kunstverleger in der »illustrierten Beilage des Börsenblatts«, so wie sie geplant ist, nicht lange inserieren. Selbst wenn sie es zuerst versuchen, wird ihnen doch die Nachbarschaft von Polizeihunden und »schönen« Damen nicht dauernd verlockend erscheinen! Die seriösen Buchverleger wird man aber ebenfalls durch die geplante »Beilage« dem Börsenblatt noch mehr entfremden, als sie es jetzt schon sind. Und man wird so den Boden schaffen, auf dem eine Börsenblatt-Konkurrenz erstehen kann und wird, die nur die Interessen e r nstHafter Verleger und Sortimenter vertreten will und das werden wird, was das Börsenblatt dann noch mehr wie heute aufhören wird zu sein: das Organ, das den wertvollen Teil des deutschen Buch handels vertritt und repräsentiert. Ich habe mich ähnlich ja schon im Herbst zu dieser Frage geäußert. Aber es schadet wohl nicht, sich zu wiederholen. Und vielleicht wäre es gut, wenn auch andere Herren sich in dieser Sache im Börsenblatt oder direkt dem Vorstand gegenüber äußern möchten. Es ist wirklich doch nicht so ganz unwichtig, ob ein »besseres« oder ein »schlechteres» Börsenblatt als Resultat der Umwandlung in Er scheinung tritt!! Düsseldorf-Grafenberg. Karl Robert Langewiesche. Wir haben bisher weder zu den Reformvorschlägen des Aus schusses für das Börsenblatt das Wort genommen, noch uns zu den verschiedenen Anregungen über die Neugestaltung des Börsen blatts aus dem Leserkreise geäußert. Auch in bezug auf die Vor- schlüge des Herrn Langewiesche möchten wir uns, soweit die Redaktion nicht unmittelbar daran interessiert ist, jeder Kritik ent halten und sie den Lesern und jenen überlassen, die das Ver trauen der Berufsgenossen dazu erwählt hat. Jeder Beruf hat im Grunde genommen das Fachblatt, das er sich selbst schafft. Daran vermögen weder die Reformvorschläge, noch die Be- 91*