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Voiglliindisäitr Anztiger. Amtsblatt für das Königliche Bezirksgericht zu Plauen, sowie für die Königlichen Gerichtsämter und Stadträthe zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. DreiuiWebenziAer Jahrgang. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Planen. Diese- Blatt erscheint wöchentlich viermal, und zwar Dienstag-, Mittwochs, Donnerstag« und Sonnabend». Jährlicher Lbouuement-Prei-, welcher zu entrichten ist, auch bei Beziehung durch die Post, 1 Lhlr. 26 Ngr. — Annoncen, die bis Vormittags 11 Uhr eingehen, werden in die Tag» daraus erscheinende Nummer ausgenommen, später eingehende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Aufnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene Lorpu»-Zeile berechn-t. Einzeilige mit 2 Ngr. — Für die auswärtigen Königl. Gerichtsämter und Stadträthe, für welche der Boigtländische Anzeiger Amtsblatt tst, bestehen dle Geschäftsstellen in Pausa bei Herrn Bürgermeister Lehmann, in Elsterberg ber Herrn E. A. Diezel, in Schöneck bei Herrn Eduard Meyer, in Mühltroff bei Herrn Lhauffeegelder-Einuehmer Holzmüller. Sonnabend. ÄÄ» 8» Februar 1812. Zeitungen. Sachsen. Dresden, 5. Febr. Trotz des noch immer anhaltenden Regens ziehen sich die Wässer allmählich zurück und die schon heute früh auf 7 zurückgegangene Elbe stand Nachmittags 4 Uhr auf 6 E. 15 Z. Infolge dessen sind auch die überschwemmten Wohnungen fast sämmtlich wieder frei vom Wasser und es ist nur noch zu wünschen, daß die zurückbleibende Feuchtigkeit nicht nachtheilige Folgen auf den Gesundheitszustand äußere. Zur Unterstützung der Wasserbeschädigten ist bereits ein Comite zusammengetreten, der sich im Local der Armenversorgungsbehörde morgen constituiren wird. Sehr arg ist der katholische Friedhof mitgenommen worden, indem eine lange Strecke von der Umfassungsmauer desselben einstürzte und die Wastermassen viele Grabmäler und Denksteine verwüstet haben. Auch der neue Kirchhof in Friedrichstadt hat ge litten. Dagegen ist der sogenannte weite Kirchhof (an der Blasewitzer Straße) ziemlich unbeschädigt geblieben. Eigenthümlich benahm sich der Besitzer von „Onkel Tom'S Hütte" im Ostragehege, welcher seine Wohnung nicht verlassen wollte, so dringend ihn auch ein nach Friedrichstadt am Sonntag Nachmittag 5 Uhr fahrender Fischer auf das Gefährliche seiner Lage aufmerksam machte. Der sonderbare Mann wollte mit seineuz kleinen Besitzthume lieber untergehen, als es verlassen. Als üm 8 Uhr derselbe Fischer von der Polizei aufgefordert wurde, die Rettung des Mannes und eines bei ihm gebliebenen Burschen zu unternehmen, war es von Friedrichstadt nicht mehr möglich, da der reißende Strom sich gerade durch das Gehege wälzte. Später sind die Beiden von Neustädter Seite her vom Dache der Hütte mit Gefahr abgeholt worden. — Ein arges Bild der Zerstörung bieten auch die Helbig'fchen Restaurationen; bei der Dampfschiffs-Restauration erstreckt sich die Zerstörung sogar auf das um gebend» Gemäuer. (Uebrigens hat nicht die Elbe allein Verheerungen angerichtet, sondern »S werden dergleichen auch von der Donau, den Rhein, den Main und vielen andern auch weniger bedeutenden Flüssen in den verschiedenen Ge genden Deutschlands gemeldet.) — Seit heute früh 9 Uhr ist der Bahnverkehr nach Wien wieder hergestellt. Die diesseitige Bahnlinie war weder zerstört noch überschwemmt worden, sondern hatte hier und da nur durch Senkungen ge litten. Im Ganzen ist die jetzige Ueberschwemmung 1 Elle unter der von 1845 geblieben. Auf dem Rittergute Hermsdorf bei Königstein starb am 27. Januar der 67 Jahr alte Dienstknecht Karl Müller. Derselbe hat seit dem Jahre 1813, demnach 48 Jahre ununterbrochen daselbst gedient. Gewiß ist dies ein sehr seltener Fall von Dienstbotentreue in jetziger Zeit. In Riesa hatte die Elbe am 3. Vormittags 12 Uhr dem „Elbebl." zu folge die Höhe von 10 Ellen erreicht und räumten die Elbuferbewohner ihre Sachen aus den Parterrestuben. Leipzig, 1. Februar. Infolge der neuen Gewerbegesetzgebung hat der Rath das Regulativ über den gewerbmäßigen Musikbetrieb vom 15. Juni 1859 aufgehobm. Aus dem Rheinland, 4. Februar. Die Ueberschwemmungen des Rheins und seiner Nebenflüsse, welche vorgestern in den oberen Flußgebieten, gestern in unseren Gegenden ihren höchsten Stand erreichten, blieben hinter dem Wasserstande von 1845 nur wenig zurück. Sind nun auch heute die Wasser bedeutend zurückgegangen (am Rhein über 4 Fuß), so haben sie sich doch noch keineswegs verlaufen. Den Schaden zu übersehen und zu würdigen, ist noch nirgends möglich. Im Allgemeinen glaubt man annehmen zu dürfen, daß der selbe in den Ortschaften und Baulichkeiten, die er betraf, verhältnißmäßig noch bedeutender ist, als in den Feldern und Fluren, weil die Ueberschwemmungen im Allgemeinen nicht sowohl mit besonders reißender Schnelligkeit des Stromes daherbrausten, als vielmehr, da der Boden schon sehr feucht war, zu so unge wöhnlicher Höhe anschwollen, und darum auch Gebäude, Mauern, Bahnkörper u. s. w. berührten, welche jeder Wassergefahr fernzuliegen schienen. Besonders haben die Fluchen erstaunlich viel Bau-, Nutz- und Brennhölzer aus fast allen Niederlagen ihres Bereiches entführt; von Verlusten an Menschenleben hört man bis jetzt nur wenig, obgleich natürlich einzelne UnglückSfälle nicht ausgeblieben sind. Gestern waren die Post und die Eisenbahnverbindungen mannigfach ge stört, heute stellt sich allmählich die Ordnung auch in dieser Hinsicht wieder her. Oesterreich. Prag, 29. Januar. Die Statthalterei hat folgende Kundmachung veröffentlicht: Seit dem 28. Dez. ist in keinem Orte des Kron landes Böhmen ein neuer Rinderpestfall vorgekommen, auch ist die vorgeschriebene einundzwanzigtägige Contumazfrist überall ohne Störung abgelaufen; es kann somit in Böhmen die Seuche als erloschen angesehen werden. Im Ganzen wurden seit dem Ausbruche der Rinderpest am 18. Oct. 1861 in sechs zu drei Kreisen gehörigen Ortschaften von einem Viehstande von 1778 Stücken 79 Rinder ergriffen. Hiervon sind 43 Stücke gefallen und 36 erschlagen worden. Nebstbei wurden noch 40 Stücke wegen Seuchenverdacht der Keule geliefert, so daß der Gesammtverlust mit 119 Rindern sich beziffert. Italien. Man schreibt aus Rom unterm 28. Januar. Einer stati stischen Notiz zufolge, welche dieser Tage von dem Jesuitengeneral veröffentlicht wurde, zählte diese Gesellschaft Ende 1861 7231 Mitglieder, worunter 2203 Franzosen. Donaufürstenthümer. Bukarest, 3. Februar. Die Bauern mehrerer Dörfer, in Folge von Umtrieben Revolutionärer in Bewegung, wollen nach Bukarest. Sie haben die sie zurückhalten wollenden Unterpräfecten und Notare erschlagen und den Procurator mißhandelt. Fürst Cusa hat Truppen entgegengeschickt, um die Bauern gewaltsam aufzuhalten. Rustland. Petersburg, 5. Febr. Das Budget weist aus: Ein nahmen: a) ordentliche L69 Millionen, b) außerordentliche vom 1860r An leihen 14^ Mill. Ausgaben: a) ordentliche 294, d) außerordentliche 16'/z Millionen. Amerika. New-York, 23. Januar. Die Expedition des General Burnsides ist im Pamlicosund angekommen und wird Newbern (in Northcarolina) angreifen. — General Prim ist mit den englischen und französischen Geschwadern am 7. vor Vera-Cruz angekommen. Die Anzeichen von der Absicht der Mexi kaner, im Innern des Landes Widerstand zu leisten, haben sich nicht verringert. Vera-Cruz ist von Erdkegeln umgeben; man erwartet von da aus einen An griff auf die Stadt. Neu York, 20. Januar. Die Papierwirthschaft fängt nun an, und wird dauern, so lange eS eben geht. Schatzsecretär Chase ist mit den Bankiers und den Banken zerfallen, die sich zu keinen Vorschüssen mehr herbei lassen können und in ihre« Portefeuilles mehr Schatzscheine als Baargeld in den Gewölben haben. Geborgt bekommt die Regierung nichts, denn ihr Credit reicht dazu nicht an-. Nack dem gegenwärtigen Zuschnitt der Ausgaben, das gesteht sie selber eiu, bedarf sie mindestens einer Summe von „600 Millionen" Dollar»