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9« für daS laufmde Jahr, und die Einnahmen, auf welche sie mit einiger Sicher heit rechnen kann, betragen höchstens 30 Millionen. Also sind 570 Millionen auf irgend eine Weise aufzubringen, und wenn man nun auch 250 Millionen durch Steuerauflage beitreiben könnte, so wären doch immer noch 300 Millionen zu beschaffen. Keiu Mensch sieht ein, wie dies geschehen soll, die Herren im Congreß scheuen sich vor dem Decretiren jener Taxen, und verbringen die Zeit mit allerlei Declamationen; keiner will mit dem entscheidenden Worte heraus, am allerwenigsten wagen eS die Repräsentanten auS.dem Westen. Dort sind die meisten Banken ganz faul, baar Geld ist in sehr geringer Menge vorhan den und die Lage bereits derart, daß der Bauer für das Pfund Kaffee sechszig Pfund, einen Buschel, Mais giebt. Sobald die erhöhete Kaffeesteuer eintritt, wird er das Pfund mit zwei Buscheln Korn bezahlen müssen. Man weiß in Washington auch recht gut, daß ein großer Theil des Westens Steuern weder zahlen kann noch will; die vom Kriege direct heimgesuchtcn Gegenden würden dabei ohnehin außer Frage bleiben müssen. Gold bringt nnn nominell dritt halb, in der That fünf bis sechs Procent Prämie, aber das ist erst der Anfang. Die Regierung will ihren Papieren Zwangscours geben. Jetzt befindet sie sich schon in größter Verlegenheit. Sie hat nicht nur alle Einnahmen und aufge borgten Summen verausgabt, sondern ist mit Sold für das Heer und Zah lungen an Lieferanten mit, wer weiß wie vielen, Millionen im Rückstände. Soldaten und Lieferanten verlangen indeß baar Geld und haben dazu ein Recht; aber baar zahlen kann die Regierung nicht, weil sie völlig auf dem Trockenen sitzt. Unter solchen Umständen werden Sie begreiflich finden, daß man hier das Aergste befürchtet und die besonnenen Leute gar nicht absehen, wie man aus diesem Rattenkönig von Wirrwarr aller Art herauskommen solle. Da kein Blatt wagen darf, zum Frieden zu sprechen, so machen sich die gepreß ten Gemüther dadurch Luft, daß sie bei Nacht Maueranschläge an die Ecken oder Thüren kleben. Seit einigen Tagen findet man deren viele mit: „Frieden um jeden Preis!" Ein anderer lautete: „Virginien hat am 1. Januar die Zinsen seiner Staatsschuld ehrlich bezahlt. Wird das auch die Union einst vermögen?" In der That hat das schwer heimgesuchte, immer stolze und rechtschaffene Virginien, trotzdem es Hauptschauplatz des Krieges ist, prompt be zahlt und erklärt, daß es stets seine Verpflichtungen erfüllen werde. Zeitungs-Allerlei. Ein grüner Junge von 17 Jahren in Paris verliebt sich zum Sterben in eine Statistin beim Theater, und da der Vater dem Burschen solche Posten ' ernstlich untersagte, verschafft dieser sich von der Göttin seines Herzens ein , Strumpfband und — verschluckt es. Kein Arzt vermochte das Strumpfband wieder herauszuschaffen, und der dumme Junge mußte am 3. Tage daran sterben. Der tüchtigste und berühmteste Bienenvater in der Welt ist bekanntlich der Pfarrer Dzierzon zu Carlsmarkt in Oberschlesien. Hunderte von Bienen- ! stöcken stehen im Garten am Pfarrhause, wo der Besitzer im Hausrocke seine j Beobachtungen anstellt. Die Bienen sind so vertraut mit ihm, daß er nie von ! ihnen gestochen wird, wenn sie auch am Halse und an den Händen dahin kriechen. Er hat die Bienen so in seiner Gewalt, daß sie thun, was er will. Dagegen schützt er sie auch vor ihren Feinden, bewahrt sie vor jedem Übeln Witterungseinfluß und pflegt sie in Krankheiten. (Für die Bienenzucht im , Boigtlande könnte und sollte weit mehr geschehen!) WaS ein Magyar werden will, raucht bei Zeiten. Ein sechsjähriges unga risches Vollblut kam neulich mit brennender Pfeife in die Kinderbewahranstalt! Am Weihnachtsfeiertage spielten Knaben auf dem Bahngeleise bei Münch berg, (bei Hof) indem sie neckend über das Geleis herüber und hinüber sprangen. Da brauste der Eilzug einher, erwischte den Einen und schnitt ihm den Kopf glatt ab. ' Der. Bariton-Sänger Beck in Wien bekommt jährlich 17,000 Gulden (etwas über 11,000 Thlr.) Gehalt und drei Monate Urlaub, um sich in der Welt noch einmal so viel zusammenzusingen. Unsere bairische Nachbarprovinz Oberfranken hat zeither an Ruthen und Weiden für 200,000 Gulden aus Polen bezogen, fängt aber jetzt an, seine Weiden selber zu ziehen und sein Geld dafür zu behalten. In unserem Voigt- laude giebtS tausend und aber tausend Plätze, auf denen man die so nutzbaren Weiden ziehen könnte, wenn man wollte. Geschick und Kenntnisse gehören nicht dazu, nur eine kleine Mühe. V WaS hilft der geschickteste Arzt und die beste Arznei, wenn der Krarcke von gar zu schwierigem Begriffsvermögen ist? Ein Handwerksbursche litt ohn- längst in Leipzig an den Augen und bekommt vom Arzte zwei Mittel, eine- zm äußeren, daS andere zur inner» Verwendung. Allein der Patient verwechselt die Mittel, bestreicht mit dem Purgiermittel die Augen und nimmt die Augen salbe ein — wie soll da ein Mittel «»schlagen, ein Ant helfen? Einer der reichsten Bankier- Europa'- geht mit einem Freunde durch die Straßen von Berlin. Plötzlich bemerkt der Begleiter de- Börsenfürfien ein« < Knaben, der sich an ihn herandrängt und ihm daS Schnupftuch aus der Tasche zieht. Der Begleiter des Bankiers steht still und zeigt auf den fingerfertigen Knaben. „Was ist'-?" fragt der Geldmann. „Er hat Ihnen Ihr Taschentuch gestohlen." „Still, seien Sie ruhig, ich habe auch klein angefangen" lautete die beschwichtigende Antwort. Geehrter Herr Redacteur! (Eingesandt). Lustig knisterte das Feuer im glühenden Ofen, und um ihn geschaart saß ich mit meiner Familie, als eines schönen Abends an meine Thür geklopft wurde und auf mein „Herein!" Nachbar August, der, wenn er etwas auf dem Herzen hat, mich dann und wann besucht, mit einem dicken Foliobande unter dem Arme eintrat. „Willkommen!" — „Vergelts Gott!" die gewöhnliche Be grüßung hatte stattgefunden, mein Nachbar sich in unserm Kreise niedergelaffen, sein großes Buch, das sich jetzt als ein Band des „Familienjournals" erwieß, aufschlagend, zeigte er mir einen darin enthaltenen Aufsatz: „Wohlfeiles Brod" überschrieben. Es wurde natürlich hierüber viel geschwatzt und wir kamen endlich dahin überein, da man in der jetzigen Zeit ohnehin fast nie reine- Rog genmehl erhalten könne, mit dem hier angepriesenen Gemisch einen Versuch zu machen. Roggenmehl mit Reisbrei vermengt, kann doch wahrhaftig wenigstens ebenso gut schmecken, wie eine Zuthat Gerste, Erdäpfel, Erbsen oder wohl gar „Saubohnen", denn selbst diese sollen von gewissenlosen Müllern und Mehl händlern dem Roggenmehle beigemengt werden, und es ist dieß gewiß der deut lichste Beweis, wie diese wenig Rücksicht auf das vornehmste Gebilde der Schöpfung nehmen, da sie dasselbe mit „Schweinefutter" regaliren. Doch zur Sache. — Der Tag, an welchem der Versuch gemacht werden sollte, war da, und auch mein Nachbar August hatte sich eingefunden, die lange Pfeife in den Händen drehend, wie er stets zu thun pflegte, wenn etwas Außergewöhnliches in seinem Leben sich ereignete. — Zwei Pfund Reis und das dazu nöthige Wasser (3 Kannen) waren schon beim Kochen der Mittagsmahlzeit mit zugesetzt worden und hatten durch die Abendfeuerung — denn 5 Stunden muß der Reis kochen — sich in den erforderlichen Reisbrei umgewandelt. Es erfolgte nun das „Einmachen" (Säuern, Kreuzschlagen, Zudecken, später Auswirken) ge rade so, wie es eine jede Hausfrau zu thun gewohnt ist. Nur das um den Backtrog Herumstehen aller Familienglieder, den treuen Nachbar August mit dazu gerechnet, erinnerte an das liebliche Familienbild in der Wechnachtswoche, wo die überaus geschäftigte Hausmutter vom Backtröge aus commandirt: Noch, etwas Butter, so ists gut; langt einmal die Milch dort her u. s. w. Auch Nachbar August war heute mit beschäftigt, lqngte er doch mit der einen Hand — die andere mußte ja die Pfeife halten — selbst Wasser zu, da der Sauer noch nicht die gewöhnliche Weichheit hatte. — Mit größerer Spannung aber hat wohl kaum noch irgend eine Hausfrau der aus dem Ofen kommenden Stolle — und das will doch viel sagen, denn von seinem Gerathcn hängt ja das Glück oder Unglück im ganzen darauffolgenden Jahre ab — als die mei nige heute dem „lieben Brode" entgegen gesehen. Wir dürfen ihr dieß aber keineswegs verargen, da ja selbst Nachbar August die Zeit nicht erwarten konnte und sich, als das Brod kaum erst aus dem Ofen war, wiedereinstellte, um seine Neugierde, die sich schon unter der Thüre mit den Worten: Ist das Brod vom Bäcker geholt? verrieth, zu befriedigen. — Das Brod traf endlich ein. Vier hübsche, dicke, runde Laibe; a) 13, b) 12'/,, o) 11 und ä) 6'/, Pfund schwer, also im Ganzen: 43 Pfund Brod und zwar von 26 Pfd. RoggenmehL und 2 Pfd. Reis. Die Quantität genügte und die Qualität? Ein ziemlich weißes — das dazu verwendete Mehl war 2. Sorte — wohlschmeckendes und kräftiges hausbackenes Brod. Doch, die geehrte Redaction mag sich selbst über zeugen, deshalb erlaube ich mir, ein Stückchen beizulegen. — Sollten diese Zei len einer weiteren Verbreitung Werth und damit Andern etwas gedient sein, so nehmen Sie es gefälligst in Ihr ziemlich allgemein verbreitetes und gern ge lesenes Blatt auf, dann ist auch ein stiller Wunsch erfüllt von meinem Nach bar August. Vom König!. Bezirksgerichte zu Plauen ist am 4. Febr. 1862 1) Friedrich Wilhelm Wohlrab auS Treuen wegen ausgezeichneten Dieb stahls in Berücksichtigung seiner Rückfälligkeit zu einer Zuchthaus strafe von 1 Jahre, 2) Joh. Gottlieb Carl Conrad aus Brex wegen eines ausgezeichneten Diebstahls und 3 einfacher Diebstähle in Rücksicht auf seine Rück fälligkeil zu einer ArbeitShauSstrafe in der Dauer von 7 Monaten, je auf Grund einer öffentlich-mündliche» Verhandlung verurtheilt worden.