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Voiglländischtr Anzeigtr. Amtsblatt für d>w Königliche Bezirksgericht zu Plane», sowie für die Königlichen Gcrichtsämter nnd Stadträthe zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. DremiWebenzigster Jahrgang. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. Dieses Blatt erscheint wöchentlich viermal, und zwar Dienstag«, Mittwoch«, Donnerstag« und Sonnabends. Jährlicher A-ouuement«Prei«, welcher »rissm»- r>»äo zu eatnHlcn ist, auch bei Beziehung durch die Post, 1 Thlr. 26 Ngr. — Annoncen, die bis Vormittags 11 Uhr eingehen, werden in die Taa» darauf erscheinende Nummer ausgenommen, später eingehende Annoncen finden in der nächstfolgenden Stummer Aufnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene LorpuS-Zeile berechnet. Einzeilige mit 2 Ngr. — Für die auswärtigen Königl. Gerichtsämter und Stadträthe, für welche der Boigtländische Anzeiger Amtsblatt ist, bestehen die Geschäftsstellen 'n Pansa bei Herrn Bürgermeister Lehmann, in Elsterberg bei Herrn L. A. Diezel, in Schöneck bei Herrn Eduard Meyer, in Ehltroff bei Herrn Ehaufseegelder-Einnehmer Holzmüller. . »/ SS Dienstag. 18. Februar 1862 — l Zeitungen. Sachsen. Dresden, 14. Februar. Ihre Königliche Hoheit die »! Prinzessin Marie Anna, Gemahlin Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen i Georg, ist heute Mittag ein Viertel auf 2 Uhr von einer Prinzessin glücklich V entbunden worden. Das Befinden der hohen Wöchnerin ist den Umständen nach das erwünschteste und die neugeborene Prinzessin ist munter und kräftig. Dresden, 15. Februar. Heute Mittag >2 Uhr empfing die neugeborne I Prinzessin durch den Bischof Forwerk die heilige Taufe, in welcher Höchstderselben die Namen: Elisabeth, Albertine, Karoline, Sidonie, Ferdinande, Leopoldine, Antonie, Auguste, Clementine beigelegt wurden. Das Befinden der hohen Wöchnerin und der jungen Prinzessin ist das erwünschteste. Die in Dresden an den Schlägen erhobene städtische indirecte Abgabe hat im Jahre 1860 einen Ertrag von 38,317 Thlr., im Jahre l861 einen solchen von 39,422 Thlr. geliefert. Am 8. Febr. ging nach den Dr. Nachrichten dicht bei Tetschen auf der Elbe ein dem Getreidehändler Fischer gehöriges Getreideschiff unter, welches einen Werth von 6000 Thalern barg. Von Dresden aus gingen sofort, nach Eingang eines Telegramms, 30 Personen nach Tetschen ab, um zu retten, was noch möglich ist, denen am 9. in der Nacht noch mehrere thatkräftige Männer zur Unterstützung nachfolgten. Wie dringend nöthig es ist, von den Packträgern die Marke als Garantie- G schein sich aushändigen zu lassen, dafür zeugt ein kürzlich in Leipzig vorge kommener Fall. Ein abziehendes Dienstmädchen hatte einen Packträger mit dem Fortschaffen ihver Sachen beauftragt. Später vermißte sie einen nicht mit ab gegebenen Regenschirm. Leider hatte das Dienstmädchen sich weder die Nummer des Packträgers gemerkt, noch die Garantiemarkc aushändigen lassen. Mit Mühe fand der Inhaber des Packträgerinstituts den Schuldigen unter seinen Leuten heraus, der den Schirm unterschlagen, versilbert und zu seinem Nutzen ver wendet hatte. Also Garantiemarke nicht zu vergessen! Ein Beispiel von der Erhöhung der Miethpreise in Leipzig. Im Jahre 1832 zahlte Handschuhmacher Wohlwerth für ein Gewölbe unter dem Rathhause 70 Thlr. Miethe, 1848 für dasselbe 100 Thlr., 1857 dagegen 200 Thlr., von Michaelis dieses Jahres an bis heute 320 Thlr. Am 9. d. M., als am Geburtstage Gabelsbergers, des Er finders der deutschen Stenographie, traten aus den verschiedensten Ständen un serer Stadt mehrere Verehrer und Freunde der deutschen Schnellschreibekunst zusammen und bildeten, dem rühmlichen Beispiele anderer Städte des König reichs Sachsen folgend, einen stenographischen Berel«, dessen Zweck zunächst darin besteht, die Mitglieder des Vereins zur größeren Vervollkomm nung und Fertigkeit im Stenographiren anzuspornen und zu führen und über haupt diese schöne Kunst durch Lehre nnd Schrift immer weiter zu verbreiten, — /Der Verein, welcher ms jetzt aus 13 Mitgliedern besteht, wird allwöchentlich eine Versammlung abhalten, in welcher die Mitglieder durch Nachschreiben von Vorträgen eine regelmäßige praktische Uebung haben werden. Zur Aufnahme in diesen Verein sind nur diejenigen fahtff, welche durch ein in stenographischer Schrift abgefaßte- Gesuch bewiesen haben, daß sie mit dem System s« Gabel-- bergerschen Stenographie hinlänglich vertraut sind. Wir meinen, im Interesse der Verehrer dieser schönen Kunst gehandelt zu haben, wenn wir diese kurze Notiz der Oeffentlichkeit übergeben. — Plauen, 15. Februar. Die Verlegung des Butter-, Eier- und Käse markts zu Plauen in das Bänkegäßchen hat unter den, wenn auch körperlich schwächeren, jedenfalls aber zahl- und einflußreichsten, reizbarsten und reizendsten, somit gefährlichsten Theile unserer Bevölkerung, unter der Frauenwelt nämlich, Unzufriedenheit, Erbitterung, ja einen wahren Sturm der Entrüstung erregt, und unsere Pflicht, in dieser Beziehung das Sprachrohr des Publikums abzugeben, ist uns vielseitig nahe gelegt worden. — Wenn es nach dem Ausspruche eine- großen Geschichtsschreibers schon „gedrang zugeht auf dem Markte des Lebens", so geht es allerdings und unbezweifelt auf dem Butter-, Eier- und Käsemarkt im Bänkegäßchen gar zu gedrang zu, und es wäre wirklich zu wünschen, daß bis zur Herstellung des Neustädter Platzes den Crinolinen ein größerer Raum zur Entfaltung, vielleicht auf dem Kloster- oder Topfmarkt, oder in der Eude- gafse gewährt würde, da es vom Interesse einer gesunden Realpolitik geboten sein dürfte, zu den brennenden deutschen, italienischen, morgenländischen und amerikanischen Fragen nicht auch noch eine innere, die Butter-, Eier- und Käsemarktsfrage hinzutreten zu lasten, und dadurch den ohnedieß unentwirrbaren Knaul der Welthäudel unvorsichtig einer gewaltsamen Lösung entgegen zu drängen. Am 10. Februar Abends feierte der Gesangverein „Orpheus" in Plauen im Hotel zum blauen Engel sein Stiftungsfest durch ein Concert, bestehend aus einer Motette für gemischten Chor von Mendelssohn-Bartholdy, einem Quartette aus dem Oratorium „Elias," dem „frühzeitigen Frühling" für gemischten Chor von Hauptmann, den vollständigen Müller-Liedern von Zöllner, zwei Fraum- Chören von Möhring und einem Marsche und Chor für Männerstimmen und gemischten Chor von C. M. v. Weber. Die Leistungen dieses Sängerbundes sind bekannt und errangen auch dießmal allgemeinen Beifall. Nach dem Concerte ergriff der Vorsteher des „Orpheus", Herr Adv. Hähnel hier, das Wort und hob in kräftiger Rede die Verdienste des bisherigen Directors des Orpheus, Herrn Bürgerschullehrer Sachse, der als Cantor nach Roßwein berufen ist, hervor, indem er demselben zugleich zwei große photographische, im hiesigen Axtmann'schen Atelier ausgeführte Tableaux, die Porträts sämmtlicher weiblichen und männlichen Mitglieder des Orpheus enthaltend, dem Scheidenden übergab, woran sich die Ueberreichung eines silbernen Pokals, begleitet von einem sinnigen Gedichte, durch die Vorsteherin des Vereins knüpfte. Mit tiefer Rührung dankte der Gefeierte, indem er zugleich versicherte, wie schwer ihm das Scheiden werde. Ein Souper von mehr als zweihundert Gedecken schloß die Feier. Wir hatten in Nr. 20 d. Bl. auf den Umlauf von Dividendenscheinen von der Thode'schen Papierfabrik auf 1861 auf 2 Thlr. lautend mit dem Be merken aufmerksam gemacht, daß diese werthlos seien, da diese Fabrik für das vorige Jahr eine Dividende gar nicht zahlte. Hierauf bringt das Chemnitzer Tageblatt Nr. 39 eine Berichtigung, wornach unsere Angabe nicht ganz richtig sei. Die Thode'sche Fabrik habe im Jahre 1861 allerdings 3 Prozent Divi dende gezahlt, von denen 2 Proz. auf den am 1. October 1860 und 1 Proz. auf den am 1. April 1861 fallenden Zinstermin zur Auszahlung gelangt seien. Diese 3 Prozent bildeten die Dividende auf das Jahr 1860. Der den 1. October 1861 fällige Coupon — wahrscheinlich der von uns gemeinte -- (allerdings!) sei bis jetzt allerdings noch nicht zur Auszahlung gelangt, sondern soll mit dem dm 1. April 1862 fälligen Coupon zur Aus zahlung präsentirt werden. ES sei Hoffnung vorhanden, daß am 1. April 1862 auf die Heid« Coupon- vom 1. Oct. 1861 und 1. April 1862 z»-