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sammen drei Prozent Dividende für 1861 erfolgen werde. — Wir geben diese Berichtigung und überlassen eS Jedem, sein Urtheil über diese Angelegenheit sich selbst zu bitten. , Die erste Sendung neuer Kupferfünfer ist in Plauen eingetroffen, rasch vergriffen worden und — verschwunden. Wenn man freilich jede neue Scheide münze den Kindern in die Sparbüchsen giebt, so muß eS lange dauern, ehe sie ; in Circulation kommt. Preußen. Berlin, 15. Februar. Die ,Pr. A. Z. von heute Morgen enthält den Wortlaut einer Note, welche der preußische Gesandte in Wien al- Antwort auf die kürzlich hier von Oesterreich eingelegte Verwahrung dem Grafen Rechberg gestern erst übergeben hat und bemerk dazu, daß gleich lautende Noten an diejenigen deutschen Höfe abgegangen seien, welche sich dem Schritte der österreichischen Regierung „in identischer Form" angeschloffen hatten. Die besagte preußische Note faßt hauptsächlich die von Oesterreich eingelegte „förmliche Verwahrung" gegen die preußische Auffassung der deutschen Ange legenheiten ins Auge, welche in der vom Grafen Bernstorff auf die Bundes reformvorschläge Sr. Excellenz deS Herrn Ministers Freiherrn v. Beust ertheilten Erwiderung Ausdruck gefunden hat und sagt, die königliche Regierung wolle „nicht verhehlen, daß ihr weder ein begründeter Anlaß, noch irgend eine Berechtigung zu einer solchen Verwahrung vorzuliegen scheint". Auch findet die Note jenen von mehreren Bundesregierungen in identischer Form gethanen Schritt so wenig dem Charakter deS von der k. sächs. Regierung eingeleiteten Meinungs-Austausches über die Bundesreformangelegenheit entsprechend, daß sie nicht weiter auf eine Erörterung der Gegenansichten in der Note des kais. österreichischen Gesandten einzugeheu sich bewogen sehen könne. Auch habe Preußen die Bedeutung derselben früher schon gewürdigt. Es folgen dann Betheuerungen, daß in Erfüllung der Bundespflichten Preußen keiner Regierung den Vorrang lasse und nach einigen Reminiscenz«! über den Verlauf der Dinge zuletzt die Erklärung: „Für jetzt erscheint der königl. Regierung die Unausführ barkeit einer Reform nach den vorliegenden allgemeinen Andeutungen als un zweifelhaft und da dieselben in vollkommenem Widerspruch mit dem Standpunkte stehen, zu welchem sie selbst sich bekennt, so muß sie ihrerseits den Eintritt in Berathungen über eine Reform auf solchen Grundlagen für unthunlich erachten." BreSlau, 11. Febr. Heute ist hier ein junger Christ von 25 Jahren unter genauer Beobachtung des streng orthodoxen Ceremoniels zum Judenthum übergetreten. Alle nach den Bestimmungen des jüdischen Ritualgesetzes an ihn ge richteten warnenden und abmahnenden Vorstellungen waren vergeblich, der junge Mann wollte sich von seinem Vorhaben nicht abbringen lassen. Der Vater des aus einem Provinzialstädtchen stammenden Proselyten soll Jude gewesen und zum Christenthum übergegangen sein. Tilsit, 10. Februar. Die Maserkrankheit grassirt in hiesiger Gegend, namentlich auf dem Lande, in bedenklicher Weise. In Lengwethen mußte die Schule geschloffen werden, weil 87 Kinder an den Masern erkrankt sind ; ebenso erkranken viele an der Bräune und Grippe. Die Ursache der vielen Krankheits fälle wird der so sehr wechselnden Witterung zugeschriebeu. Baiern. Augsburg, 9. Februar. In Folge der hier unter den Kindern grassirenden Masern und des Scharlachfiebers sind nach Einvernehmung der Gutachten von Aerzten und Lehrern sämmtliche Schulen und Kleinkinder- Bewahranstalten auf drei Wochen geschloffen worden. Von 361 Kindern, welche die letzteren besuchen, find 265 krank. Auch der ConsirmationS - Unterricht ist eingestellt. Oesterreich. Wien, 13. Februar. Rücksichtlich des Concordats sind, wie die „Const. Oesterr. Ztg." heute sagt, definitive Einleitungen getroffen, um mit dem römischen Stuhle in Verhandlungen zu treten. Es handelt sich dabei vornehmlich um die gemischten Ehen, die Kinder-Erziehung und den Uebertritt von einer christlichen Confession zur andern. Der Cardinal-Erzbischof von Wien selbst soll die Hand geboten haben, bei diesem Geschäfte mitzuwirken. (?) Auch eine Wiener Correspondenz des „Dr. I." versichert, daß die österr. Regierung eine Revision des Konkordats beabsichtige, daß Rom hierzu bereitwillig die Hand geboten habe und daß die Verhandlungen darüber nahe bevorstehend seien. Wien, 12. Februar. Die ungarische Statthalterei hat, den Beschluß der früheren Stadtrepräsentanz aufhebend, das österreichische Gcwerbegefetz in Ungarn wieder eingeführt. In Aussig haben 20 Patronats-Vertreter, welche das Vermögen von 150 Kirchen verwalten, wegen der Uebergabe des Kirchenvermögens an die Geistlichkeit eine Besprechung gehalten. Nach einer sorgfältigen Berathung aller hier zu berücksichtigenden Vorsichten wurde, ohne die Entscheidung der betreffen de» Patrone präjudieiren zu wollen, der Beschluß gefaßt, an die Patrone eine Vorstellung zu richten und zugleich den Anttag zu stellen, die Uebergabe de- AirchenvermögenS so lange zu verweigern, bi- im Wege der Gesetzgebung mittel- eine- Reichsgesetzes dem Patronate die nothwendigen Garantten zugesichert werden. Italien. In den letzten vier Wochen ist von Genua und Neapel eine große Anzahl revolutionärer Sendliuge nach der Donau und der Balkanhalbinsel ab-egangen. Dieselben bestehen meist an- Ungarn, Rumänen, Polen und an deren Slaven, aber auch auS Griechen, Italienern und Franzosen. Sie haben den Auftrag, vorzugsweise Serbien, die Moldau und Walachei, Bosnien, Bul garien und überhaupt die christlichen Völkerschaften in der Türkei für eine all gemeine Erbebung gegen die Pforte vorzubereiten. Sie sind gut mit Geld mitteln versehen und zum Theil für ihre Aufgabe eigens abgerichtet worden. Weitere Sendungen solcher Agenten sollen folgen. Frankreich. Paris, 11. Februar. Ich beeile mich, ihnen die frohe Nachricht mitzutheilen, daß wir auch in diesem Jahre eine SenatSrede PlonplonS haben werden, welche die des vergangenen Jahres vervollständigt. Die 36 Blutegel, welche man dem Prinzen während seiner Krankheit setzte, haben ihre Pflicht gethan und dem kostbarsten Organ Sr. Kaiserlichen Hoheit die nöthige Ruhe wiedergegeben, um noch einmal Europa in Staunen zu versetzen. — Nachdem der Prinz den vergeblichen Versuch gemacht hatte, in der Adresse des Senats einen Passus einzubringen, welcher der Tendenz seiner vorjährigen Rede entsprach und das Bedauern des Senats ausdrücken sollte, daß der Papst die Rathschläge Frankreichs bisher zurückgewiesen, wird er dieß jetzt in Form eines Amendements thun, welches zwar keine Aussicht hat, von vem Plenum ange nommen zu werden, ihm aber, wie gesagt, eine Gelegenheit geben wird, in einer von seinem Freunde About verfaßten und von ihm auswendig gelernten Rede die Welt durch seine erstaunliche Gedächtnißgabe zur Bewunderung zu zwingen. Das Amendement soll folgendermaßen fonnulirt sein: „Der Senat beklagt tief, daß der römische Hof die von Frankreich in der Depesche vom 18. Jan. formulirten Vorschläge nicht günstig ausgenommen hat." Ueber die mexikanisch- venetianische Frage verlautet natürlich noch immer nichts Bestimmtes, dagegen ist es Thatsache, daß alle Correspondenten, welche mit Preßburcaus in Verbin dung stehen, den Auftrag erhalten haben, die Sache nicht zu vernachlässigen, sondern so viel Lärm als möglich damit zu machen. Sie finden daher nach diesen Correspondenzen des Erzherzog Maximilian dargestellt, wie er Tag und Nacht spanische Grammatik treibt und sich kaum die nöthige Zeit zum Essen nimmt. Dagegen liegen freilich Berichte aus Vera Cruz vor, nach welchen das Land große Widerstandsmaßregeln trifft und bereit sein soll, die Armee auf 70,000 Mann zu bringen. (Die Mexikaner werden keine große Helden- thaten verrichten). Man sieht in Paris das nominelle Gelingen der Rentenconversion schon jetzt als nahezu gewiß an, d. h. die überwiegend große Mehrheit der 4'/zpro- centigen Nentenscheine wird die freiwillige Conversion annehmen. Hiermit wird wohl die „Ehre" gerettet, aber auch sonst nichts gewonnen werden. Das ein zige definitive Resultat wird in der Vermehrung des Nominalkapitals der Schuld um zwei Milliarven bestehen. Eine effective Vermehrung derselben durch eine nahe directe Anleihe von etwa 500 Mill. Frs. dürfte ebenso wenig zu vermeiden sein; in competenten Kreisen wird sie schon jetzt als gewiß ange sehen. . Die Patrie enthält folgende Note: Wie man versichert, hat Erzherzog Max die ihm von den mexikanischen Abgeordneten gemachten Vorschläge in ernste Erwägung gezogen, vor allem aber auf Erfüllung folgender Bedingungen bestanden: „Die Bevölkerung Mexico's muß ihren freien Willen kund thun, eine liberale Monarchie im Lande zu errichten. Sie muß frei und aus eigenem Antriebe ihre Absicht über die Wahl des Souverains kund geben. Diese Wahl bedarf der Gutheißung Europa's." Belgien. Brüssel, 13. Februar. Nachrichten aus Paris zufolge hat der südstaatliche Commissar Slidell Herrn Thouvenel eine Note überreicht, wodurch die Unwirksamkeit der Blocade der Sonderbundshäfen mit Angabe von 400 Schiffen nach Namen und Tonnenzahl belegt wird, welche die Sperre durchbrochen haben. Es wird daher verlangt, Frankreich solle die Blocade nicht anerkennen. Herrn Lhouvenel's Antwort ist nicht bekannt. England. London, 10. Februar. Nach allem, was verlautet, wird die Vermählung der Prinzessin Alice mit dem Prinzen Ludwig von Hessen im Juli dieses Jahres vollzogen werden. Anfangs hieß es allgemein, sie sei bis nach Ablauf des Trauerjahres verschoben worden, aber die Königin will es anders. „Es soll alles genau so bleiben, wie mein Mann es angeordnet hat" — das sind die eigenen Worte der hohen Frau, — „man überlasse mir die ganze Schwere der Trauer nm den Geschiedenen, dessen ganze Liebe ich besessen habe, sonst soll alles, alles genau so sein, wie er es gewollt hat." Rußland. Aus Warschau, 11. Februar, wird der Bresl. Zeitung geschrieben, daß in der Nacht zuvor mehrere Verhaftete aus der Citadelle nach Sibirien, Orenburg rc. in aller Stille tranSportirt worden seien. Unter diesen Deporttrten befanden sich Krajewski und Ehrenberg, ferner der zweite jüdische Prediger Aramstück. Vom Königl. Bezirksgerichte zu Plauen ist in öffentlicher Sitzung vom 14. Febr. 1862 der Hutmacher Gottfried Hermann Minner zu Plauen wegen eines bemdigten, wider die Mobiliarversicherungsgesellschaft zu Oldenburg ge richteten, BettugSversuchS im WerthSbetrage von mehr als 50 Thlr. zu einer ArbeitShauSfirafe von 1 Jahre 2 Monaten verurtheilt worden.