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Voiglliindilihtr Anzeiger. Amtsblatt für die Gerickcköämter und Stadträche zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. Neummdsechszigster Jahrgang. Verantwortliche Reduktion, Druck und Verlag van Marly Wieprecht in Planen. Diese« Blatt erschein« wöchentlich dreimal, und zwar Dienstag», Donnerstag« und Sonnabend». Jährlicher Abonnewent-tzrei-, auch bat Ve-tehung durch di» Post, I thlr. tv Rgr. — Annonce«, die bi- Mittag- 12 Ubr eingehen, werden in die r«g» darauf erscheinende Nummer ausgenommen, später eingehende Annonce,» linden in der nächstfolgenden Rümmer Aufnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene LorpüS-Zeile berechnet. Donnerstag. 150» 23. December 1838. ' Weihnachtsgedanken. Näher und immer näher rücken die Festtage für alles, was sich liebt und theucr ist, immer lauter schlagen die Herzen, immer seliger träumen die Jungen, immer gemüthlicher werden selbst die Alten! Wie wird da im Stillen gesorgt und halbe und ganze Nächte hindurch gewacht und ge arbeitet, um einem andern eine Freude zu bereiten! Und wie glücklich, wie selig fühlen sich da die Herze» im Besitz deS Geheimnisses, das gewiß — eS kann nicht anders sein — das Band der Zärtlichkeit noch fester knüpfen wird zwischen Gatten, Eltern, Kindern, Freunden! O du fröhliche, o du selige, gnadenbringende Weihnachtszeit! Wahrhaftig, hätte uns der Herr weiter nichts auf Erden zurückgelaffen, als daS Fest seiner Geburt, er hätte unendlich viel gcthan, er hätte den Reichthum der Liebe unS als Erbtheil hinterlassen. Aber — „wenn ich Haffe, so nehme ich mir etwas; wenn ich liebe, so gebe ich mir etwas," sagt unser großer Dichter, und auf einem andern Blatte fügt er hinzu: „Todte Gruppen sind wir, wenn wir hassen, Götter, wenn wir liebend uns umfassen." Nun, so mögen die Liebenden immer hin frisch arbeiten an ihrem Reichthum; ist eS ja doch etwas Seliges, im Stillen thätig zu sein für eine geliebte Seele, nur mögen sie nicht vergessen, da- LiebcSband hinaus zu werfen über die Grenzen des Hauses; mögen bedenken, daß in solchen Zeiten der Arme doppelt arm ist, wenn ihn nicht wenigstens ein schwacher Abglanz der allgemeinen Freude trifft. Wir beten an solchen Festtagen für unsere Lieben, für unsere Mitmenschen, die ja alle unsere Brüder sind, und thun wohl, daß wir für sie beten. Aber die rechte Liebe ist das schönste Gebet. ES giebt eine alte wunderschöne Fabel von Pseffel, die wir alle kennen; aber sie paßt recht hiehrr und mag immer noch einmal gelesen werden und die Herzen bewegen, wie sie eS viele tausend Male schon gethan. „Ein Eremit am Libanon, den man als einen Heiligen ehrte, und welchen Gott zum östern schon durch himm lische Geschichte lehrte, lag flehend einst vor Gottes Thron. Da nahte sich in stiller Feier Eboah, Fürst der Seraphim, berührt sein Äug' und spricht zu ihm . „Sieh' jenes Weib im Nonnenschleier und schwarzem här- nen'Bußtalar; sie knieet am ernsten Sühnaltar und ein Gebet des Jsaiden strömt über ihre Lippen hin; und hier — wie sehr von ihr verschieden ist diese junge Städterin! Die Freude lacht aus ihren Mienen, und mit erhitzter Emsigkeit wirkt sie ein bunteS Feierkleid. Sprich, welche betet unter ihnen?" — „Die am Altar," erwiedert er und fällt aufs Antlitz und erröthet. „Du irrst; sie sagt Gebete hin," versetzt der Geist, „und diese betet!" „Sie?" — rief der Klausner, — „ihre Hand wsrkt ja mit ärgerlichem Fleiße ein Kleid." „Für eine arme Waise," sprach GolteS Herold und verschwand." 3 e i t u a g e n. Dachsen. Leipzig, 21. Dez. Der-Besuch unserer Universität wahrend der letzten acht Halbjahre stellt sich dar, wie folgt: Sommer 1855 : 808 Studenten, Winter 1855—56: 809, Sommer 1.856: 782, Winter 1856—57: 811, Sommer 1857 : 828, Winter 1857— 58 : 850, Sommer 1858: 839, Winter 1858—59: 878. Unter den 878 Studenten des jetzigen Winterhalbjahres sind 221 Theologen, 309 Juristen, 192 Mediziner, 30 Chirurgen und Pharmaleuten, (künftige Apotheker) 43 Chemiker, Physiker rc, 20 Philosophen, 21 Philologen rc. Meißen zählt diesmal 9617 Einwohner, 432 mehr als im Jahre 1855. Meerane, 18. Dezember. An verschiedenen Stellen geriethen heute auf der Bahn während der Fahrt BaumwolleNballeu, welche auf offeneu Lowries verladen waren, in Brand. Es darf dies nicht Wunder nehmen, wenn man bedenkt, daß bei der zur Zeit üblichen Anheizung der Locsmo- tiven durch Rußkohlen bei einem vielleicht für dieses Material noch nicht paffend genug eingerichteten Roste die Hellen Funken oft in Massen a«S der Oeffe auf und neben den Zug fallen. Abends mag ein solcher Feuer regen einen herrlichen Anblick gewähren. DaS Angenehme einer solchen Erscheinung fällt jedoch weg, wen» sich rqmbonirte Baumwollenballen, wie heute, bei einem Zuge und noch dazu aus offenen Lowries befinden. Der Wachsamkeit deS Zugspersonals gebührt der Dank der Passagiere, dasselbe vermochte aber natürlich nicht zu verhindern, daß letztere durch wiederholte Löschversuche an dem rechtzeitigen Eintreffen am Orte ihres Reiseziels ab gehalten wurden. Glauchau, 17. Dezbr. Der durch dir Ueberschwemmyng innerhalb der Schönburgischen Herrschaften verursachte Schaden beläuft sich überhaupt auf die Summe von 288,534 Thlr. 29 Rgr. 9 Pf., wovon 13,206 Thlr. 7 Ngr. 5 Pf. daS Amt Stein, 24,175 Thlr. daS Amt Hartenstein mit dem GerichlSbezirke Lielau und Niederhaßlau, sowie Alberova, 10,784 Thlr. 12 Ngr. das Amt Lichtenstein, 28,107 Thlr. 8*/, Ngr. daS Amt Waldenburg einschließlich der Stadt Waldenburg, 30,741 Thlr. 22 Rgr. das Amt Hinterglauchau; 36,838 Tblr. 5*/z Ngr. das Amt.Forderglauchau einschließlich deS Gerichtsbezirks Thurm, jedoch ausschließlich der. Stadt Glauchau, und 144,732 Thlr. 4 Ngr. 4 Pf. die Stadt Glauchau betroffen. Hieraus dürfte sich, vorzüglich wenn noch in Betracht gezogen wird, daß in Glauchau nahe an 300 Gebäude, darunter über die Hälfte Wohnge bäude, theils völlig zerstört, theilö mehr oder minder beschädigt worden, bei Ermittelung duffer Schäden aber nur der Zeitwerts) in Ansatz gekommen, auf die dadurch bedingte ArbeitSstörung aber in keiner Weise Rücksicht genommen worden, ergeben, daß die Stabt Glauchau am schwersten be troffen worden. Die bis jetzt eingegangrnen und vertheilten UnterstützuugS- summcn betragen: für die Stabt Glauchau 21,000 Thlr., für den Amts bezirk Waldenburg 2322 Thlr. 5 Ngr. 2 Pf., für den Amlsbezirk'Hitner- glauchau 1563 Thlr. 2 Ngr. 5 Pf. und für den Amtsbezirk Forderglauchau einschließlich von Thurm 1884 Thlr. 29 Ngr. 8 Pf., für den Amtsbezirk Hartenstein einschließlich von Nieberhaßlan 134 Thlr., in Summa al^ 26,904 Thlr. 7 Ngr. 5 Pf., und erreichen noch nicht ganz den zehnten Theil des ermittelten Schabens. Dabei ist aber zu gedenken, daß in Glauchau für die dasigen Verunglückten, darunter von Leuten, die selbst sehr erhebliche Schäden erlitten, eine Gesammtsumme von nahe an 4000 Thlr. gesammelt worden ist. Plauen. Hauptverhandlung vor dem K. Bezirksgerichte de« M. Dezember Vormittags 10 Uhr weder Friedrich Rudolf Morgner SckS Treuey, wegen gewaltsamen DicbsishlS.